Volltext Seite (XML)
Chrouit des Tages. — Im Reichstag wurde die Aussprache über Genf nit einer Rede des Reichsaußenministcrs Tr. Stresemann üngeleitet. — Ter Reichspräsident v. Hindenburg wurde bei den vefreiuugsfciern in Köln «nd Bonn bvn der rheinischen vevölkcruug mit größter Begeisterung begrüßt. — Die ReichSrcgicrung hat ihre Steuervorlage in der Keife geändert, daß die Umsatzsteuer nicht auf 0,0, sondern ,ur auf 0,7Vs Prozent ermäßigt wird, während die Wein- teuer vollständig aufgehoben wird. — Ter Reichspräsident hat dem König von Dänemark inläßlich des Ablebens der Kvnigin-Muttcr Luise sein Bei- eio ausgesprochen. Hindenburgs Nheinlandbesuch. Die Befreiungsfei er in der Kölner Messe halle. Im Mittelpunkt der offiziellen Befreiungsfcier der Rheinlands stand der Festakt in der großen Kölner Messehalle, die lange vor Beginn der Feier bis auf den letzten Platz gefüllt war. Vor dem Podium hatten die Ä)argierten der Kölner- und der auswärtigen Uni- »ersitätcn mit ihren Bannern Aufstellung genommen. Zm Hintergrunds des Podiums hatten sich Abord nungen des Reichsbanners aus dein ganzen Reiche mit ihren schwarz-rot-goldenen Fahnen aufgestellt. Unter >en von der Stadt Köln geladenen Ehrengästen befan- »en sich der bayerische, der badische und der oldenbur- sische Ministerpräsident, sowie die namhaftesten Ver- reter des Wirtschaftslebens und der weltlichen und kirchlichen Behörden, unter ihnen der Kölner Erz- »ischof Kardinal Schulte, der Landeshauptmann der Nheinprovinz Dr. Horion, die Regierungspräsidenten <nd die Oberbürgermeister der großen rheinischen Städte und viele andere. Nurz nach 11.15 Uhr be trat der Reichspräsident mit seiner Begleitung den Saal. Bei seinem Erscheinen wurden ihm stürmische Ovationen dargebracht. Eröffnet wurde die Feier mit nnem Orgelvortrag, dem Gesangdarbietungen folgten. Darauf ergriff Oberbürgermeister Dr. Adenauer zu einer Ansprache das Wort, in der er einen geschichtlichen Keberblick über die Leiden der jahrelangen Besatzungs- ;eit gab und die Bemühungen um die Befreiung der Kölner Zone schilderte, wobei er besonders betonte, »aß ohne London und Locarno diese Befreiungsfeier nicht möglich gewesen wäre. Der Oberbürgermeister »egrützte dann die Vertreter der Regierungen und der Parlamente, und vor allem den Reichspräsiden ten. „Der jubelnde Willkommensgruß, der ihm aus »em Munde ungezählter Tausender entgegenscholl", so Ährte Dr. Adenauer aus, „galt nicht allein der hohen Würde Hindenburgs als Staatsoberhaupt, er galt auch »em Manne, dem Treue und Hingabe an Paterland und Volk die ernste und vornehmste Pflicht ist, dem Herold und Künder wahrer Vaterlandsliebe, wahrer Volksgemeinschaft." Nach dem Oberbürgermeister sprach Innenminister Severing, der die Pflicht aller deutschen Länder »etonte, den Rheinländern, die noch unter der fremden Herrschaft leiden, zu helfen und ihnen ihr schweres Los zu erleichtern. Der Minister versprach, daß, so weit Preußen in Betracht komme, schon in den nächsten Lagen die in Aussicht gestellte Hilfe eine greifbare Form annehmen werde, besonders auch für die Winzer «erde die Hilfe einsetzen. Die Rede des Reichspräsidenten. Als darauf der Reichspräsident v. Hindenburg »as Wort ergriff, brachen die Anwesenden in nicht »ndenwollende stürmische Jubelrufe aus. Nach einem Dank an die Stadt Köln für den freundlichen Empfang fuhr der Reichspräsident fort: „Schmerzlich bewegt gedenken wir unserer Brüder im übrigen Teile dieses sonst eine stolze Einheit bildenden Landes, die noch weiterhin die Last fremder Besatzung tra. ,c» müssen: wir grüßen sie treuen und dankbaren Herzens in der Hoffnung, apch mit ihnen bald in Frei- hcit wieder vereint zu sein. Warmen Herzens und in un auslöschlicher Dankbarkeit gedenken wir in dieser Stunoe aller, die in der schweren Not der vergangenen Fahre Le be», Freiheit und Heimat Hingaben oder aufs Spiel setzten, «in nicht dem Vaterland und seiner Ehre untreu zu werbe». Alle diese Opfer sind nicht vergeblich gebracht worden: ste haben der Welt gezeigt, daß das Volk am Rhein fest und un beugsam seine Volksgemeinschaft behauptet. In dem schweren Erleben der letzten Jahre hat uns der mässe »lose Kampf, den deutsche Männer urch Frauen an der Ruhr wie am Rhein um ihr Deutschtum, um ihr Recht und ihre Freiheit kämpften, die tiefe Ucberzcugung ge geben, daß Deutschlands Sendung noch nicht erfüllt ist unv sein Weg -nicht im Niedergang endet. Wie sic, die diesen Kamps so tapfer bestanden, wollen wir nns alle zu diesem Glauben an deutsche Zukunft bekennen, die das Land am Rhein wieder in Freiheit mit dem übrigen Dcutschlanv kraftvoll vereint. Und weiter lassen Sie «ns hoffen, daß das dentsche Volk auch über den inneren Zwist nnd die Fehde des Tages hinweg durch eine» neue» Geist brüderlichen Verstehens emporgctragcn werde zur Einigkeit nnd zu star» kem gemeinsamen Empsindcn seines VolkstnmS." Die Rede wurde zeitweise minutenlang durch stürmische Beifallsrufe und Händeklatschen unterbrochen. Im Anschluß an die Worte des Reichspräsidenten wurde von den Festteilnehmern begeistert das Deutschland lied gesungen. Die Kundgebung ist durch die Elber felder Funkstelle auf sämtliche deutschen Sender über tragen worben. Hindenburg-Spende für den Kölner Dom. Preußens Gaben an die Nh ei »Provinz. Am Abend fand im Gürzcnichsaal ein Festmahl, gegeben von der Stadt Köln, statt, an dem die in Köln weilenden Minister und Ehrengäste teilnahmcn. Reichs- ! Präsident von Hindenburg saß an der Ehrentafel zwi sä>en Oberbürgermeister Dr. Adenauer und Kardinal Schulte. Oberbürgermeister Dr. Adenauer brachte den Trinkspruch ans das oeutschc Vaterland ans. Unter großem Jubel der Versammlung teilte er mit, daß der )i c i chsp rä si d e n t aus seinem Dispositionsfonds die Summe von 100 000 Mark für dis Wiederher- -tellungsarbeiten am Kölner Dom zur Ver fügung gestellt hat. Weiter sprachen der Reichs minister für die besetzten Gebiete Marx und der preu- gische Ministerpräsident Braun, der dem Oberbürger meister Dr. Adenaner eine Vase überreichte als äuße res Symbol des Dankes Preußens an die rheinische Bevölkerung. Ferner wurden dein Oberprüsidenten der Nhcinprovtnz 500 000 Mark zur Verfügung gestellt, um mehreren tausend Kindern aus der befreiten Zone und dem noch besetzten Gebiet im Sommer eine sechs- vöchcntliche Erholungsfürsorgc zu ermöglichen. Zum Schluß trank der bayerische Ministerpräsident Held auf die baldige Befreiung der noch besetzten Gebiets. Rach Aushebung der Tafel begab sich der Reichsprüsi- vent mit seiner Begleitung zum Alten Markt, wo ihm ein Faüelzug dargebracht wurde. Politisch«; Mrmdschau. — Berlin, den 23. März 1926. — Tas Befinden des früheren Reichskanzlers Feh- k cenbach verschlechtert sich dauernd. j — In einer sozialdemokratischen Parteiversammlung in Lresden-Stricsen wurde ein Antrag auf Ausschluß der zwölf Ktsächsischen Landtagsabgeordneten, die der Mehrheitsgruppe im Sächsischen Landtage angehörcn, angenommen. ' * :: Revision des Stcuerprogramms. Nach einer Rücksprache mit den Regierungsparteien hat die Reichs regierung ihre Steuervorlage in der Weise geändert, daß die Umsatzsteuer nicht auf 0,6, sondern nur auf 0,75 Prozent ermäßigt, die Weinsteuer — ebenso wie die Schaumweinsteuer — vollständig aufgehoben und die Erhöhung der Biersteuer! bis zum 1. Januar 1927 verschoben werden soll. Außerdem soll bei der Vermögenssteuer eine Erleichte rung für die »einen Vermögen eintrsten. An der vollständigen Aufhebung der Luxussteuer zum 1. April wird sestgehalten. Rundschau im Auslande. ; Die dänische Königin-Mutter Luise ist im Schloß j Umalienborg bei Kopenhagen im Alter von 75 Jahren einer f Lungenentzündung erlegen. j k Der Präsident der chinesischen Republik hat das ! Nücktrittsgesuch der Pekinger Regierung, die nach dem blutt- ! zen Zusammenstoß zwischen den Truppen und den Stuben- f ten ihre Aemter zur Verfügung gestellt hatte, nicht ange- l nommen. * Ter Streit um die Rückgabe der deutschen Kolonien. : * In der französischen Presse findet zurzeit eine inter- ! essante Erörterung über die Rückerstattung der deutschen Kolonien statt. Dabei wird mit großem Mißvergnügen ver- ! merkt, daß England immer von der Rückgabe der unter > französischer Mandatsverwaltung stehenden Gebiete Kamerun ! und Togo spricht, aber selbst keine Opfer bringen will. Das f Pariser Blatt „Somme Libre" betont den hohen Wirtschaft- - lichen Nutzen dieser beiden Kolonien für Frankreich. Wenn, - >o schreibt das Blatt, die Nationen der Welt Deutschland ! vor seinem Eintritt in den Völkerbund ein Opfer bringen ! wollten, so könne sich das friedfertige und hochherzige Frank- ! reich dieser allgemeinen Stimmung nur anschließen (!), aber i Frankreich wolle nicht allein die Kosten j zahlen. (!) Sicher werde England sich bereit erklären, : feinen Anteil an Togo und Kamerun abzutreten, aber cs i handele sich nur um zwei Fünftel des französischen An- i teils. Von Südwest- und Ostafrika werde von den Eng ländern nicht gesprochen. Wenn ma» Deutschland ein Opfer ; bringen wolle, so könne dies nur unter der Bedingung ge- < scheheu, daß Deutschland mit Togo und Kamerun auch die , übrigen Gebiete feines früheren Kolonialreiches zurücker- i hatte. Diesmal müsse sich England entschließen, auch seinen - Anteil a» der Operation zu bezahlen. - Pariser Aufregung über den Bericht Houghtons. j r Ter aufsehenerr^ende Bericht, den der amerikanische j Botschafter in London, Houghton, dem Präsidenten Coolidge über die „hoffnungslose Lage in Europa" erstattet hat und in dem die Hauptschuld an dem Scheitern der allgemeinen Ab rüstung dem französischen Militarismus bciaemessen wird, ist den Franzosen offenbar ganz erheblich auf die Nerven ge fallen. Tie Pariser Presse richtet auf Houghton die schärfsten Angriffe und sagt, es sei ein in den Annalen der diplomati schen Geschichte unerhörter Vorgang, daß ein vertraulicher ' Bericht mit solcher Ueberstürzuna der Oeffentlichkeit Preisge geben worden ist. Der Bericht selbst enthält nach der Dar stellung Pariser Blätter „verleumderische Behauptungen" - gegen die französische Politik. Frankreich werde so darge stellt, als ob es, in Waffen starrend, auf die Staaten der Kleinen Entente sich stütze und sich durch diplomatische Winkelzüge der Abrüstung entziehen wolle. Ter Völkerbund werde in dem Berichte mit dem Fluche der Lächerlichkeit beladen. „Journal des Tebats" verbindet mit einem ver nichtenden Urteil über Houghton, den es einen „Agenten Deutschlands" nennt, eine nicht minder scharfe Kritik an dem Verhältnis der Vereinigten Staaten, die mehr und mehr sich anschickten, Europa wirtschaftlich und Politisch nicderzu- zwingen. Der Reichspräsident in Bonn. Hindenburg Ehrendoktor der Bonner Universität. Nach der machtvoll verlaufenen Kölner Feier traf am Montag vormittag der Reichspräsident, von unge heurem Jubel empfangen, in Bonn ein. Die ganze , Stadt war auf den Beinen. Die Begrüßung Hiuden- burgs erfolgte durch Oberbürgermeister Dr. Falk, Vom Bahnhof aus bewegte sich der Zug der Autos durch die überaus festlich geschmückte Stadt zum Rat haus, wo sich der Reichspräsident in das Goldene Buch der Stadt eintrug. ' Von dort aus begab sich Hindenburg mit seinem ! Gefolge zur Universität, wo ihm der Rektor, Geheim- i rat Professor Dr. Dyroff, im Namen der rheinischen Friedrich-Wilhelm-Universität, Prof. Dr. Famel für die landwirtschaftliche Hochschule Bonn Poppelsdorf und der Prodekan der philosophischen Fakultät, Prof. Dr. Spietboff, huldigten. Der letzte Redner yab bekannt, ' daß die Philosophische Fakultät Nonn im Eulpernehmen mit der Juristischen Fakultät beschlossen habe, dem Reichspräsidenten von Hindenburg de» Doktor der Staa t sw t s sc » sch r. i t e » ehre»bald er rii ver leihe». Gleichzeitig hat der Reichspräsident die Ehrewmttg.licdschast der Bonner Studentenschaft angenommen. Der Reichspräsident dankte in einer herzlichen Ansprache. Er sei zwar, erklärte Hindenburg, durch Alter und Amt berufen, mit den Alten zu leben und zu wirken, er wolle aber hoffen und glauben mit der deutschen Jugend, die die Zükunft und die Kraft der Nation ist. Anschließend daran gab die Stadt Bonn den: Reichspräsidenten ein Frühstück in: Hotel KünigShvf. SchlutzdierrsL. 121 Mill. NM. Ansfuhr-Neberschns; im Februar. — Berlin, 23. März. Der deutsche Außenhandel ist auch im Februar, wie in den beiden Vormonaten, aktiv. Der Ausfuhrüberschuß im Februar beträgt ins gesamt 67 Mill. RM., im reinen Warenverkehr 121 Mill RM., gegen 87 Mill. RM. im Januar und 36 Mill. NM. im Dezember. Dbcrschlesische Gedenkfeier». — Oppeln, 23. März. Die fünfjährige Wieder kehr des Äbstimmungstages in Oberschlesien wurde in ganz Deutsch-Oberschlesien feierlich begangen. An einigen Orten wurden die Feiern am Vorabend durch Fackelzüge eingeleitet. Unter größter Beteiligung aus allen Kreisen der Bevölkerung wnrden an, Sonntag Umzüge veranstaltet, die mit Kundgebungen auf den Marktplätzen endeten. Eine Zentralgedenkfeier für die ganze Provinz wird in Oppeln erst am 28. März unter Beteiligung von Mitgliedern der Reichs- und Staats regierung stattstnden. i, Das Volksbegehren in Süddentschland. — Stuttgart, 23. März. Im Wahlkreis Würt- temberg-Hohenzollern haben sich 480 032 Per sonen am Volksbegehren beteiligt. In Hessen haben sich in die Listen für das Volksbegehren nach amtlichen Feststellungen 325 756 Personen eingetragen. Stresemann über Genf. Tic Rede des ReichSaußenministers vor dem Reichstag. — Berlin, den 22. März 1926. In Anwesenheit des Reichskanzlers Dr. Luther, des Reichsaußenministers Dr. Stresemann und der übri gen in Berlin anwesenden Mitglieder des ReichSkabt- netts hat der Reichstag heute mit der großen außenpoli tischen Aussprache begonnen. Das Haus und die Tri bünen waren bis zum letzten Platz gefüllt. Auf der Tagesordnung standen die Haushalte des Reichskanzlers und des Auswärtigen Amtes. Damit verbunden waren der kommunistische Mißtrauensantrag sowie die drei Anträge der Deutschnationalen, der Pölktschen und der Kommunisten auf Zurückziehung des deutschen Auf nahmegesuches für den Völkerbund. Gleich zu Beginn der Sitzung gab es eine Ueber- raschung. Nicht der Reichskanzler hielt die große ein leitende Rede, wie allgemein vermutet wurde, sondern Außenminister Dr. Stresemann hatte es übernommen, die Haltung der deutschen Delegation bei den Bölker- bundsverhandlungen in Genf zu begründen und das Programm für die Fortführung der bisherigen Politik zu formulieren. Reichsaußenminister Dr. Stresemann ging tn seiner Rede zunächst auf die Vorgeschichte von Genf ein. Er stellte insbesondere fest, daß das Kabinett Marx seinerzeit grundsätzlich seine Bereitwilligkeit zum Eintritt tn den Völkerbund erklärte, aber sogleich auch die Frage desständtgenNatSsitzes aufwarf. Deutschland wandte sich dann an die zehn im Rat vertretenen Mächte und suchte durch Befragen fcstzustellen, ob seine Forderung eines ständi gen Ratssitzes ihre Zustimmung finden würde. Die Antworten lauteten zustimmend. Ter Rat des Völkerbundes selbst äußerte auf !tne deutsche Anfrage ebenfalls den Wunsch, mit Deutschland im Rat zusammen zu arbeiten. In Locarno wnrden dann Vereinbarungen über den Artikel 16 erzielt. Deutschland lieh sein EintrittLgesuch abgehen, und es wurde eine Sitzung )e« Völkerbundes einberufen, deren Zweck die Ausnahme Leutschlands war. Deutschland hat sich nach Neberwinduug schwerer grnno» lätzlicher Bedenke« zum Eintritt i» den Völkerbund ent- ichlossen. ES hat sich nicht danach gedrängt, es ist zwei mal gerufen worden. Nachdem die Mächte selbst die Z«ge- hörigteit Denlschlandö zum Völkerbund zur Kernfrage der öoearnoverträge gemach, hatten, entstand für sie die Pflicht, Mes z» tu«, was das Inkrafttreten der Locarnoverträg« ermöglichte. Nmso seltsamer war eS, das, turz nach den, Ersuchen Deutschlands offizielle Mitteilungen über eine Re° ionstruktion des Völkerbundsrates anftanchtcn und daß drei Mächte Anspruch auf versprochene ständige Ratssitze erhoben. Ter Minister schilderte dann die Situation, wie sie sich bei Eintreffen der deutschen Delegation in Genf darstellte. Lte VölkerbundSversammlnng stand allgemein unter dem Eindruck, daß die Aufnahme Deutschlands das einzige Ztell der Versammlung sei. Gegen die Ansprüche Spaniens, Brasiliens nnd Polens hatte sich starker Widerspruch erhoben, der am stärksten in der öffentlichen Meinung Eng lands selbst war. Tie schwedische Regierung hatte der deut schen Regierung und anderen Staaten offiziell mitgcteilt, daß sie gegen jede Vermehrung der ständigen Ratssitze stimmen würde. Tie deutsche Delegation hat von dem Augenblick an, als ihr das Begehren anderer Mächte nach ständigen Ratssitzen bekannt wurde, aufs stärkste gearbeitet, um ihren Standpunkt zur Geltung zu bringen. Tas Ergebnis des diplomatischen Meinungsaustausches war die Besprechung der Locarno-Mächte vor dem Zusammentritt des Nates in Genf. Bei diesen Verhandlungen war die Situation von vornherein erschwert durch de» Sturz des Kabinetts Briand. In der Diskussion in Genf ist, so betonte Dr. Strese mann mit Nachdruck, der deutsche Standpunkt mit all« Entschiedenl-rit vertreten «nd kein Zweifel darüber ge lassen worden, das, «ine Vermehrung der R ais sitz« di« Zurücknahme des deutschen Auf- nah möge suche« znr Folg« habe» würde. Wir habe» nn« nicht prinzipiell ablehnend den Wünschen «ach einer Vergrößerung de« Rates gegenüber Verhalten, ab« betont, daß diese Frage erst ihre grundsätzliche Regelung ,m Rate selbst finden müsse. Ter Minister kam dann ans den Vorschlag zn sprechen, den die Mächte Deutschland in Gens als „Koiiz siivn" mach ten und wonach Tentschland seinen ständigen Ratssitz cr- halicn, glcichz.itia aber eine Ncrmcbrnna der nicht-