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Weißeritz-Zeitung : 03.03.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192603038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19260303
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19260303
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-03
- Tag 1926-03-03
-
Monat
1926-03
-
Jahr
1926
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 03.03.1926
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Beilage zur Weiheritz-Zeilung Nr 52 Mittwoch, am 3. März 1926 92. Jahrgang hielt, sofort die Polizei zu alarmieren, vielleicht auch dachte er, er Am anderen Morgen sah er in Gesellschaft Meier Lands leute auf der Hotelterasse und erzählte diesen sein Abenteuer. .Dem Neste müssen wir sofort einen Besuch abstatten!" sprachen sie. Zwad verspürte er wenig Lust, doch sein Widerstand half nichts. Das Nest war leer. Eine alte Dienerin starrte die drei ver ständnislos an. Sie mutzte von nichts. Der große Krieg brach aus, und nie hat Harry Lenz er fahren, was aus Bellevue und feinen Bewohnern geworden ist. sausen Sie allein hier?" fragte Harry Lenz. Mit meiner Tochter, Signore. Mein Mann ist tot. Das Meer da unten nahm ihn mir." Sie traten in ein Zimmer, das eine abgewohnte Eleganz verriet. Die Lust darin war geschwängert vom ermüdenden Duft der Blumen, die in zahlreichen Glasvasen auf Tischen und Konsolen standen und deren verbrauchtes Master gelb schimmerte. ^Es ist zum Ersticken hier! Lassen Sie die Abendlus herein!" Die Frau öffnete «in Fenster, wandte sich lächelnd ihrem Gaste zu und sprach: .Nun nehmen Sie Platz, Signore. Sie sollen es gemütlich haben bei uns." * Dabei rückte sie einen »verblichenen Gobelinsessel näher an den Tisch. .Kann ich nicht erst mein Zimmer sehen? Ich möchte mich gern etwas vom Reiseslaub säubern." Sie gin.g zur Tür und rief: .Marietta!" Lin Mädchen gab Antwort, Schritte erklangen auf der Treppe, und Marietta stand neben ihrer Mutter auf der Schwelle. Lin Blitz durchzuckte den Gast. Marietta! Die Schönheit selbst stand vor ihm! So etwas lebte in dieser Abseitigkeit, an statt eine Zierde der verwöhntesten Salons zu sein. .Sie werden im Zimmer meiner Tochter wohnen, Signore", sprach die Frau. .Marietta, führe den Signore aus sein Zimmer!" Harry Lenz wehrte ab: .Es Ist ganz ausgeschlossen, daß ich Signorina aus ihrem Zimmer vertreibe! Lher kampiere ich in diesem Sessel." Er ging aus sie zu und gab ihr die Zand. Lächelnd versetzte sie: .Oh, Signore, glauben Sie nicht, daß ich so verwöhnt bin!" Er ließ sich in den Sessel fallen. .Signorina, Ich sitze! Mein Protest gegen Ihr Borhaben! Stehen Sie davon ab, sonst haben Sie entweder das zweifelhafte Vergnügen einer für Sie vielleicht langweiligen Unterhaltung die ganze Nacht hindurch oder das andere, mich in diesem Stuhl« entschlummern zu sehen." Sie trat einen Schritt näher zu ihm heran, .Menn ich Sie nun recht sehr beitt«, mir zu folgen?" sprach sie und sah ihn an mit einem Blick, der ihm ins Herz schlug, daß sein Blut in Aufruhr geriet. .Signorina!" — er stand neben ihr — .führen Sie mich hinaus!" In diesem Augenblicke war ihm klar, daß er vor einem Er lebnis stand. Später saß Harry Lenz mit den beiden Frauen am Abend tisch. Der Mein war süß und schwer, der Dust der Blumen be rauschend, so -atz ihn bald eine peinliche Müdigkeit befiel. dem die Menschen abstammen, und seitdem hat die Nesi einen Tisch im Kopf, der rückt beständig hin und her. .Gut," sagt« ich schließlich, .der Schönere gibt nach!" And ich veranstaltete eine spiritistische Sitzung, oder wie man auf deutsch sogt: eine Seance. Vorher sah ich noch schnell in der Grammatik nach, wie Guten Tag auf französisch heißt, damit ich mich nicht blamiere, falls der Napoleon wirklich kommt. Hoffent lich Ist er gerade anderSwo beschäftigt, denn ich habe da kürzlich ein Buch gelesen .Napoleon und die Frauen," und ich mutz sagen: er ist kein Verkehr für meine Nesi. Aber vielleicht hat er sich nach seinem Tode gebessert. Ich habe ja auch die Absicht, das zu tun. Also die Resi, mein Freund Marl und sein Dackel Lumpl kamen abends zu mir. Ich befahl dem Lumpl, sobald er den > Napoleon riecht, soll er ein Zeichen geben. Durch Heben seines - linken Hinterbeins. Dann rückte ich den Tisch in die Zimmer- mitte, machte dunkel, und die Resi schreit .au", weil ich sie ge- I zwickt halte. Denn, wie das Sprichwort sagt: Je dunkler, desto munkler. And weil mich die Nase so juckte, flüsterte ich: .Rest, ich spür schon was, ich glaub er kommt!" Und richtig, auf einmal fängt der Tisch an sich zu bewogen. Mir liess eiskalt über den Rücken, denn mein Tisch ist sonst ein wohlerzogenes Möbel, und ich wünsche nicht, daß er sich das Spazierengehen angewöhnt. Denn wenn ich einmal einen Brief zu schreiben hätte, und mein Tisch macht« derweil einen TogeS- auSflug — nein, idazu habe ich ihn nicht gekauft! .Brr!" machte ich, "damit der Malefiztisch einhielte, und ärgerte mich, daß ich nicht wußte, wie .Brr" auf französisch heißt. Aber der Tisch schlepperte weiter, und plötzlich wisperte die Resi mit einer Grabesstimme, als ob der Geist im .Hamlett" unpäßlich geworden wäre: .Mir fühlen deine Nähe, seliger Geist, wer bist du?" And nach einer Weile, in der der Tisch den reinsten Foxtrott getanzt hatte: .Es ist der Sokrates." .Sokrates dort?" ries ich. .Falsch verbunden! Läuten Sie ab." Jetzt «wurde die Resi sehr böse. Sie behauptete, ich verscheuche die Geister. Wer ick erwiderte kalt: .Solange ich die Miete zahle und nicht der Sokrates bestimme ich, wer hier erscheinen darf!" Wir unterhielten uns eine Stunde über diesen Punkt, und wie ich wieder zu Mort kam, sagte ich: .Versuchen wirs noch einmal!" Wir saßen also wiederum da wie die Oolgöhen — es war wirklich schade um die schöne Dunkelheit — und auf einmal — das Haar sträubte sich mir — hebt der Lumpl das linke Hinterbein. Gesehen habe ichs nicht, aber gehört. Und schon saust der Tisch im Zimmer umher, von einer Ecke in die andere, holterdipolter, und ich nahm mir vor: beim nächsten Pferderennen laste ich ihn mitlaufen! Di« Resi aber stöhnte: „Diesmal ist es der Napoleon!" Da nahm ich all mein Französisch zusammen und redete ihn an: .Bon jour, madame. Lau de Lologn«, rien ne va pluS chambr separöe, Louis quatorze!" Und weil der Tisch gar nicht aushörke. in meinem Zimmer Karussell zu fahren, "drehte ich kurz entschlossen das Licht an, und — >do sahen wir die Bescherung: Der Lumpl war mit seiner Leine an das eine Tischbein angebunden und zog den Tisch im Zimmer umher. Das linke Hinterbein halte er nicht aus Spiritis mus oshoben. sondern nur, weil er so stubenrein ist, der aute Hund. Mein Zimmer aber ist seit dieser spiritistischen Sitzung wie verhext. Gestern zum Beispiel, wie ich von dem feucht-fröhlichen, Iungoefellenabend nach Haus« kam und mich aufs Sofa legte, ritt das Sofa mit mir im ganzen Zimmer herum. Fünfmal bin ich heruntergefallen, und wie ich aufwachte, saß ich angezogen im Kleider schrank. Und da kann nur der Spiritismus dran .schuld sein — oder die Spirituosen? Ein Nachtquartier. Reiseabenteuer aus dem Süden. Nach einer wahren Begebenheit erzählt von Albert Liebold- Leipzig. Es war in Flume, der schönen Stadt an der blauen Adria. Ermüdet von langer Reise, folgte Harry Lenz dem Weibe, das ihn im Hafen ansprach und ihm Quartier bot. Nichts Ungewöhn liches lag darin, viele Reisende kommen dort täglich auf diese Weise gut und billig unter. Das Hous stand abseits der Stadt auf einer Anhöhe. Der Meg dahin war steinig und schlecht. Er endete vor einer Ruin«, und die beiden schritten durch einen halbverfallenen, übermauerten Eingang, dessen feuchtdumpfiger Geruch an die unterirdischen Ge mächer mittelalterlicher Burgruinen erinnerte. Der Gang führte in einen kleinen, rasenbewachsenen Hof, und hier stand ein weitz- getünchtes Häuschen mit überyängendem Dache: .Bellevue!" So nannte daS Weib ihr Heim. könnte durch allerlei Verhör« unliebsam lange in der Stadt zurück s gehalten werden. Schließlich — sie hatten ihren Lohn, und er s verlor nichts. Da ich noch einige Tage in Fiume zu bleiben gedenke", sprach er, .hoffe ich, bei besserer Verfassung noch deS öfteren das Vergnügen zu haben, mit Ihnen zusammen zu sitzen. Für heut« gestatten Sie mir wohl, daß Ich meinem schweren Kopf noch et was von der köstlichen Abendluft hier auf Ihrer stillen Höhe zu kommen laste, ehe ich mich zu Bett lege. Ich will zwar nicht auf- dringlich erscheinen, aber es wäre mir eine große Freude, wenn Signorina mir diese kurzen Minuten durch ihre Gesellschaft ver schönen wollte." .Gern, Signore!" gab sie lächelnd zurück. And sie gingen. Aber aus Minuten wurden Stunden, Stun den voll Seligkeit. Alle Müdigkeit war dahin. In den Küssen des Mädchens lohte alle Glut des Südens, die dem ungewohnten Nordländer Seele und Sinn zu verwirren vermag. Das HouS. lag völlig finster, als beide zurückkehrten. Marietta! Wieviel Glück Du mir gabst!" Dann ging sie von ihm. Er aber konnte keine Ruhe finden. Wie lange er grübelnd gelegen hatte, wußte er nicht, als im Hause allerlei Geräusche aus wachten: gedämpftes Sprechen, Klir ren und hastiges Hin- und Herlaufen. Dann wurde di« Haustür geöffnet und wieder geschlossen. Jemand ging "davon. Auf ein mal waren Lie Geräusche dicht vor feiner Tür. Er stellte sich schlafend, und die Tür öffnete sich leise. Der nächtlich« Besucher stand einen Augenblick lauschend, legte dann irgend etwas unters Bett und verschwand wieder. War Rkarietta noch einmal bei ihm gewesen? Er griff unters Bett, und ein plötzlicher Schreck ließ seinen Herzschlag stocken: Getränkte Tücher, feuchte Lappen, Chloroform! Nun war er sich klar über sein Bellevue! Ls galt, keine Minute zu verlieren. Er versuchte die Tür zu verriegeln, aber! es war nicht möglich, auch kein Schlüssel steckte daran. Er hattet das alles in seiner Berliebtheit vorher nicht bemerkt. Während des Ankleidens zitterten ihm di« Hände. Konnte der Sturz ausl einem Himmel des Glücks so plötzlich und tief sein? Konnten so viel Schönheit und Schlechtigkeit in einem Menschen beieinander wohnen? Er prüfte die Pistole. Nur jetzt Ruhe, Besonnenheit! Sein Geld trug er auf der Brust. Die klein« Reisetasche — Gott, mochte sie mit dem wenigen Inhalt zum Teufel gehen! Wie gut, daß er sein Gepäck bereits nach Abbazia vorausgeleitet hatte! So erwartete er den Feind, und er kam bald. Di« Tür ging auf, und auf der Schwelle stand das bestürzte Weib. .Aber Signore, was machen Sie?" rief sie verwundert. .Das frage ich Sie, was hier mitten in Ler Nacht vorgehen soll!" herrschte er Lie Erschrockene an. .Ich verstehe Sie nicht!" heuchelte ste. .Was ist daS La?" Er stieß mit Lem Fuße Lie Lappen bei seite. .Signore!" Der Ausruf war Schrei, und Las Meid hielt sich am Türrahmen fest. Harry Lenz wollte ste beiseite schieben und hinaus. Allein im selben Augenblicke polterte ein Mann Lie Treppe empor und rief: .Was ist los?" In Ler Türöffnung stand «in Gesell« mit wild flackernden! Blick, vielleicht irgendwo aus Lalabrien gebürtig. Di« Situation war Harry Lenz völlig klar. Er wußte, Latz er «in Gefangener war und, hier nur durch letzte Gewalt und ein gut Teil Glück herauskommen konnte. Es ging um Tod und Leben. So "leicht sollten sie es nicht haben. .Wollen Sie mir AujklSrung geben?" sprach er. : .Was machen Sie für Skandal?" versetzte der Mann. .Legen Sie sich ins Bett und stören Sie andere Leute im Schlafe nicht!" .Mit Ihnen habe ich nichts zu tun!" .Das werden wir sehen!" gab der Anbekannte zurück und griff in Lie Tasche. Aber schon krachte ein Schuß . . . Harry Lenz war seinem Gegner zuvor gekommen. Mut schoß aus dessen Arm, und feine Pistole fiel herab. Blitzschnell stieß ste Ler Aeberfalkne unters Bett. Das Weib stürzte in die Knie. .Mörder!" schrie ste in hy sterischem Krampf. In höchster Erregung rief Harry Lenz den beiden zu: Aus der Tür, oder der nächste Schuß endet Euer verfluchtes Leben!" Sie schlichen beiseite. .Oeffne die Haustür!" befahl er "der Frau. Sie warf ihm den Schlüssel zu. .Rein nein, Du gehst und öffnest "selbst!" . Die Pistole zum Schuss« bereit, so stieg er hinter beiden die Treppe hinunter. Das Weib öffnet«. .Da hinein!" befahl er und wies auf die Tür Les Zimmers, wo sie ihn empfangen und so köstlich bewirtet hatte. Sie gingen. Er ober stürzt« hinaus in Lie Nacht, den Berg hinab, den wenigen Lichtern Ler Stadt zu. Ein Rätsel: Mo war Marietta gewesen? War sie nur en- agiert und davon geschickt worden, nachdem sie ihre beabsichtigte Wirkung auf ihn ausgeübt hatte? Vielleicht war es der Gedanke an sie, Ler ihn davon zuttick- Vom Monat Marz. „Merze", wie man ihn schon im frühen Mittelalter nannte, und den Karl der Große zum lM, Mar bei den alten Römern Jahres und als solcher dem Gott den ältesten Zeiten indes noch nicht als Kriegsgott, sondern als Frühlinasgottheit feierte daher den ersten März Wafflnspiele^ "" fröhlichen Tänzen und Das leise Grünen, das im März merklich fortschrei tet, bringt auch viel harte Arbeit mit sich. Für die Witterung im März hat der Landmann eine Menge vo>l Wünschen. Es soll nicht zu trocken, aber auch ,a nicht zu naß sein. Ferner soll der März Wind bringen und Staub. Denn „Mnrzenstaub" bringt Gras und Laub" und „Märzenstaub ist Gold gleich,' ein Loth ist einen Dukaten wert." Nebel darf es dagegen nicht ge ben. „Soviel Nebel dich im Märzen Plagen, soviele Gewitter in hundert Tagen", heißt cs, oder auch: - „Wieviel Nebel sind im Mürz, soviel Güsse im Jahr ohne Scherz". So ist die Witterung im Mürz also auf ! alle Fälle bedenklich, wie denn auch ein bitteres Sprüch lein sagt: „Zu Anfang oder zu End, Der März seine ' Gifte send't." In Feuersnot. A Skizze von R. Frielingsdorf. Schwarze flächt umhüllt Las Dorf. Tiefes Schweigen liegt mich über Lem großen Sägewerk, Las sich mit "seinen riesigen Holz stapeln eng zwischen LaS Dorf und Len nahen Wald schmiegt. Heute herrscht «in« seltene Finsternis. Kein Sternlein lugt Lurch Len Licken Wolkenvorhang. Ein kalter Wind singt in Len Lüften sein «intönig Lied. Kreuz und quer Lurch Lie Stapel Ler zer schnittenen Baumriesen geht Ler Wächter mit seinem Hunde. Was ist es nur, LaS ihm heut« so schwer auf Ler Seele liegt? Er kennt Loch sonst keine Furcht. Biele hundert Nachte hat er hier schon sein verantwortungsvolles Amt versehen, auch in jener schweren Zeit, La die Holzdiebe ihm das Leven so sauer machten. Immer hat er seinen Posten brau --- l seinem treuen Harras ist es ihm stets gelungen, acn leiernden Gefahren der Nacht zu begegnen. Schwer und atembekleminend drückt es ihm Las Herz ab, etwas Angewisses, HeimtiickÜches. And immer wieder, wenn er es mit seinem melancholischen West falenblut entschuldigen will, fühlt «r doch selbst, daß er gegen die unheimische Ahnung nicht Herr wird. "Auch Ler Hund Üs so un ruhig heute. Jetzt jault er gar leise und schnüffelt mit hoch- erhobener Nase in der Luft herum. Was hat Las Tier nur? Es zerrt an Ler Leine. Willig folgt Ler Wächter in Ler Richtung, di« ihm fein kluger Begleiter weist. Er führt Ihn hin zur großen Säge, Lie tagsüber Lie großen Stämme in Bretter zerschneidet. Doch jetzt — grundgütiger Gott — jetzt merkt auch er es — Brandgeruch ist in "der Luft. Wer er sieht nichts. Er geht um die Säge herum. Der Geruch wird stärker, aber immer noch ist nichts zu sehen. Der Hund winselt erbärmlich. Jetzt, im Schein der oufblihenden Lampe sieht der Wächter auch leichte Rauch schwaden aufsteigen — aus Lem Boden. Er schaut hinunter. Da — ja wahrhaftig, da unter dem Bretterbelag ein Funkeln. Das Sägemehl hat sich entzündet. Wie «in Blitz durchzuckt ihn Liese Erkenntnis. Mit einem Blick überschaut er Lie Größe der Gefahr. Wie gehetzt rast er zur Sirene und setzt sie in Be wegung. Schauerlich tönt das Heulen in die schweigende Nacht. So muß der Ruf zum jüngsten Gericht in die Gräber dringen und Li« Toten furchtbar wecken. And während die Sirene immer noch ihren Hilferuf zum schlafenden Dorfe hinüberheult, schaut Ler Wächter hinter sich. Allmächtiger Gott! Bei der großen Säge züngelts empor. Gierig leckend» Flammen, vorn Winde entfacht, kriechen an Li« Holzstöß« heran. Beißenden Rauch trägt der Wind herüber. Jetzt werden auch Lie da orüben im Dorfe wach. Gellend klagt LaS Brandhorn durch die stillen Straßen. In fliegender Hast aber stürzt Ler Wächter zum Brandherde zurück. Er braucht den Dörflern nicht m«hr zu melden, wo Lie Brandstelle ist; denn schon verrät sie leuchtendes Rot, das gespenstisch zum Himmel aufsteigt. Jetzt aber, "da die Gefahr riesengroß vor ihm steht und nicht mehr geheimnisvoll im Dunkeln lauert, weicht der Albdruck von -eS Wächters Brust. Jetzt kennt er nur noch seine Pflicht. Mit fliegenden Händen reißt er im Wächterhaus zwei Handfeuerlöscher herunter und stürzt damit zur Brandstelle. Zischend faucht der Inhalt des ersten Apparates in die wachsende Glut, die heiß zu ihm herübersengt. Ha, wie nun Ler Qualm ihm beizend in Mund und Augen dringt. Nichts "kann er mehr unterscheiden. Wohl sieht er, daß er vor sich einen Teil der Flammen erstickt, aber der furchtbare Qualm verdeckt alles. Zunehmende Hitze und ein grau siges Knacken und Prasseln verkünden ihm, daß das Feuer weiter um sich greift. Kühn aber schreitet er weiter hinein in das zün gelnde Verderben, und jetzt hott der mutige Mann auch das Herannahen der Feuerwehr. Aber er sieht nichts mehr. Allzu nahe hat er sich dem Brandherde gewogt, selbst sein treuer HarraS Hot ihn im Stich gelassen. Mitten im qualmenden Rauche steht «r, und wenn es ihm gelingt, Lie Augen einmal eine kurze Spanne zu öffnen, steht er rings um sich durch den Rauch die Flammen kecken. And welch eine Glut! Barmherziger Gott, schon sengt sie Lie Kleider an! And Ler erste Löschopparat ist leer. Das Atmen will kaum mehr gelingen. Kratzender Hustenreiz zerreißt ihm die Gurgel. Herrgott, gib Kraft! Mit eiserner Faust schlägt er den zweiten Apparat aus den Boden. Wieder zischt der Inhast heraus. Sv, jetzt vorgehalten und dann hindurch, geradeaus in Lie Flammen hinein, nur nach irgend einer Seite heraus aus dieser Hölle. Krach! Das war ein Holzstoß, gegen Len er gerannt. Schon halb von den gierigen Flammen zerfressen, "ürzt der Stapel nun -völlig zusammen. Ein Funkenregen knattert hoch. Mehr Nnks! Wenn er doch, nur einmal s«hen könnte, ob nicht irgend- »oher der Wasserstrahl der Feuerwehr in die Flammen zische, damit er Loch die Richtung wüßte in Ler er Rettung suchen könnt«. Schon glimmen Li« Kleider, versengt schrumpften Lie Haar« «Lammen und schmerzend springt di« Haut und treibt brennende Blasen. Da kommt für einen Augenblick die Verzweiflung über Ihn. In namenloser Qual gedenkt er seines Weibes und Ler Kinder. Dann aber reißt ihn der Gedanke an sie und sein Pflichtgefühl wieder hoch. Festen Schrittes, ein Gebet auf den glühenden Lippen, schreitet er weiter. Und plötzlich, da gerade vor ihm, knattert eS los. Endlich ist die Feuerwehr fettig ae- worden, endlich zischt ein Wasserstrahl in die lodernden Flammen «nd gerade ber .zu ihm. .Gott, dir sei Dank!" Trotz Qualm und Feuersnot öffnet er einen Moment Li« tränenden Augen: Ja, da geht Ler Weg zur Rettung! And ob auch alle Glieder schmerzen, hier, umlohk von Flammen, In beizenden Rauchschwaden faltet er ergriffen die Hände und dankt Lem Höchsten. Dann springt er geradeswegs den Rettern entgegen. Hellauf schreien Lie Feuerwehrleute, als sie plötzlich aus den Flammen einen brennenden Menschen hervorstürzen sehen. Zwanzig Hände fangen ihn hilfreich auf. Wasser! Master! — Weich gebettet findet er sich wieder. Verwundert schlägt er Lie Armen auf. Kopf und Hände "schmerzen furchtbar, sie sind in Licke Verbände gehüllt. Er ist daheim, In seinem Bette. Und jetzt kommt ihm auch die Erinnerung wieder an Lie furchtbare Nacht, die er durchlebt. Leise beugt sich sein Weib über ihn und schaut ihm unter Tränen glücklich in Li« Augen. Jetzt tritt auch Ler Eägewerks- besiber heran und drückt ihm sanft di« verbundene Rechte. Er halte am Bette gewartet, bis -er Treue erwache. .Ihnen "danke ich «s, daß Lie Feuerwehr über Len Brand noch Herr werden konnte, ohne Ihr treues Ausharren wäre ich heute «in ruinierter Mann. Ich werd« Ihnen Las nie vergessen!" Der Treue will ihm antworten, aber immer noch ists ihm, als zerkratze beißender Rauch seinen Schlund. Drum läßt er sein« Ragen nur "dankbar "hinüberleuchten zu seinem Weibe und zu feinem Brotherrn, dann aber voll glücklicher Tränen hinauf zum Himmel, an dem jetzt leuchtend di« Sonn« strahlt. And leise KommtS von seinen Lippen: .Ich habe mein« Pflicht g«tan. Gott fei Dank! l7- Wie ich Tlsch'r»«^ Schuld an Ler ganzen Geschichte ist mein« Braut, die Resi; »«wollte durchaus den Napoleon I. sprechen,. Sie Hal ihn was Wichtiges zu fragen. Nämlich, st« wohnt« neulich einer spiri- »Mchen Sitzung bei, und La erschienen der Reihe nach Friedrich Len Große, Iulius Cäsar, Plato, Las Mädchen aus der Fremde, ! Schopenhauer, Till Eul«nspi«gel, Mohamm«d und Ler Affe, von >
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