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Beilage zur Weitzeriy-Zettung M. 51 Dienstag, am 2. März 1926 92. Jahrgang ^_^^M^S8MSNW»»»WWWW^-^^S«««M»»S«S»«vn>^>- -- nss«SWS» Aus Stadt und Land. ** Gröblicher Tod. Wie man aus Soest (West falen) meldet, ist unweit Overhagen ein Landwirt aus tzerringhausen von einem D-Zug überfahren und auf der Stelle getötet worden. Der Körper war völlig zerstückelt. ** Ein Gäuscheu oder eine — Ente? In Esch- mege brachte eine Gans statt eines Eies ein lebendes Gänschen zur Welt. Der eigenartige Fall wurde dem Zoologischen Institut der Tierärztlichen Hochschule in Hannover zur Untersuchung vorgelegt. Es fragt sich nur, ob diese Gans nicht eme Ente war? ** Gestörte Weinlese auch in Leipzig. Im Alten Theater in Leipztg kam es bei der Aufführung „Der fröhliche Weinberg" zu Lärmszenen. Es wurden unter anderem Stinkbomben und faule Eier geworfen. Nach dem zweiten Akt drohte der Direktor, von seinem Haus- recht Gebrauch zu machen, wenn die Kundgebungen nicht aufhörten. Erst dann beruhigten sich die aufge regten Besucher allmählich. ** Die Rechnung »Hue vas Bierzentuerschwein. Bon einem Gastwirt in Blonshofen (Schwaben) mären Einladungen zum Schlachtfest ergangen. DaS Fleisch dazu sollte sein eigenes vier Zentner schweres Schwein liefern. Das Borstentier mußte wohl von der Absicht seines Besitzers Wind bekommen haben, denn es entwischte und stürzte in die Jauchegrube, wo eS erstickte. Da das Fletsch nun natürlich ungenießbar geworden war, mußte das Schlachtfest noch in letzter Stunde abgeblasen werden. ** Di« Londoner Sunlight-Aabrik eingeöschert. Durch ein riesiges Schadenfeuer ist bei London die Port Sunlight-Fabrik völlig dem Erdboden gletchge- macht worden. Der Brand kam im sechsten Stockwerk, in dem Hunderte von Tonnen Oelkuchen lagerten, zum Ausbruch. Ganze Tonnen dieses leicht brennbaren Ma terials wurden durch die Lust geschleudert. Die 200 Arbeiter konnten glücklicherweise noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Der entstandene Schaden ivird aus 600 000 Goldmark veranschlagt. ** Blutig« Wirklichkeit. Im Stadttheater tn Tours (Frankreich) handhabte bei einer „Carmen"-- Aufführung der Darsteller des Jose den Dolch so un geschickt, daß die Inhaberin der „Earmen"-Rolle erheb liche Stichwunden erlitt. K ** D«r Rekord all«« Rekorde. Nach einer Mel dung aus Madrid befindet sich in einer Klinik in Saragossa eine 28jährtge Frau, die seit fünf Jahren weder Speisen noch Getränke zu sich nimmt und künst lich mit Einspritzungen von 2 Kubikzentimetern Nah rung erhalten wird. Der Fall wurde bisher vielfach angezweifelt. Er ist jedoch jetzt ärztlich einwandfrei festgestellt und soll auf dem nächsten Kongreß in Stock holm eines der Hauptthemen bilden. — Schreckliches Flugzeugunglück. Bei Sturzflügen unweit Turin stürzte ein großes Bombenflugzeug ab und verbrannte vollständig. Die beiden Insassen wurden bis zur Unkenntlichkeit verkohlt aus de« Trüm mern hervorgezogen. ** 164 Verbrecher verhaftet Nach einer Meldung aus Rom ist in der Provinz Palermo eine Verbrecher bande, insgesamt 164 Personen umfassend, sestgenom- men worden. 45 Verbrechern gelang noch rechtzeitig die Flucht. Der Bande liegen über hundert Verbrechen, davon mehrmals 30 Morde, zur Last. — Berlovuug »er Erzherzogin Margaret«. Ein« Wiener Meldung teilt die Verlobung der österreichi schen Erzherzogin Margarete, Tochter des Erzherzogs Salvator, mit dem ungarischen Großindustriellen Ba ron Arnim Goedel mit, der in Ungarn und Rumänien der Besitzer ausgedehnter Waldungen und der Besitzer eines der prächtigsten Budapester Paläste ist. — Aast zwei Millionen Mark vernntrent hatte ein griechischer Bankdtrektor, der nunmehr in Agram festaenommen werden konnte. Bei der Leibesvisitation fand man bei ihm noch Schecks im Werte von mehreren Millionen Drachmen und in bar eine Million griechi scher Valuta vor. — Snapp vor »er Hinrichtung begnadigt. Vom Standgericht in Lemberg sollte ein wegen Meuchel morde» zum Tode verurteilter Landwirt erschossen wer den. Der Deliquent saß bereits in der Armensünder zelle und wartete mit Schrecken auf den grausigen Augenblick der Urteilsvollstreckung. Knapp vor der festgesetzten Stunde traf telephonisch die Mitteilung von der Begnadigung ein, sodaß die Hinrichtung noch recht zeitig unterbleiben konnte. * * Di« Rew Yorker Straßenbahn verschwindet. Dem Beispiele der amerikantfchen Hauptstadt Washing ton folgend, die unlängst Pferde und Pferdefuhrwerk aus den Hauptstraßen verbannte, beabsichtigt jetzt New Mork sogar die Ausmerzung aller Straßenbahnen, die sich als größtes Hindernis für einen schnellen Verkehr erwiesen haben. Für den Fall, daß die Stadt berechtigt ist, die Lizenzen ftir die Bahnlinien zu kassieren, haben schon Verhandlungen zwischen den Autobus- und Bahn- Gesellschaften begonnen mit dem Ziel, eine Verschmel zung in die Wege zu letten und die Straßenbahnen freiwillig verschwinden zu lassen. * Eines der wertvollsten Bilder der Corinth-Ausstel lung, das Trojanische Pferd, im Jahre 1924 gemalt, ist in das Eigentum der Nationalgaleri« in Berlin übergegangen. * * Merkwürdige Folgen der Regentage. Aus B ä - renstetn (Sachsen) wird gemeldet: Neuerdings hat sich infolge des starken Regens an der Nordostseite des Basaltberges eine mächtige, etwa 80 Meter lange und 25 Meter hohe Basaltwand vom Massiv des Berges losgelöst. Der abgelöste Fels droht in die Tiefe zu stürzen. ES haben sich die Massen bereits 4 Meter gesenkt. j ** Ehrung der „Brem«u"»Besatzung. Wie aus > Bremen gemeldet wird, hat der englische Botschafts- , rat dem von der Amerikasahrt zurückgekehrten Kapitän > des deutschen Lloyddampsers „Bremen" im Namen des i englischen Königs einen silbernen Pokal überreicht. . An dem feierlichen Akt nahmen Vertreter des Norddeut- < schen Lloyd, der Reichsmarine, der Kommandeur des z Bremer Reichswehrbataillons, der englische Konsul in Bremen und der Marineattachö von der Berliner englischen Botschaft teil. ** Aufwertungstragödi«. Ein Landwirt in ' Priemhausen (Kreis Naugard) hatte letzter Tage s eine Aufwertungsentscheidung erhalten, über deren Höhe - er sich dermaßen erregte, daß er sich vom Hause ent- fernte und seitdem verschwunden rü. Als die beiden Töchter den Vater Nicht finden konnten, sprangen sie in ihrer Verzweiflung in die Jhna. Sie konnten aber von einem anderen Landwirt gerettet werden. Der Vater ist immer noch nicht gefunden. Man. glaubt, daß er sich das Leben genommen hat. - Beschlagnahmte Schmugglerwar«. Im Hafen von Ruhrort wurde auf einem Schiff eine große Menge unverzollten Kaffees und Tabaks beschlagnahmt. Als man die Landwohnung des betreffenden Schiffer« untersuchte, förderte man weitere Ware zu Tage. Ein Pole, der die Ware absetzte, wurde verhaftet, ebenso der Schmuggler, der da« Geschäft seit etwa einem Jahre betrieb. ** Unter schwerem «erdacht. Großes Aufsehen hat es in Berlin erregt, daß die Kriminalpolizei be auftragt wurde, gegen einen Landgerichtsdirektor beim Landgericht lll, der kurz nach Weihnachten von Star gard tn Pommern nach Berlin versetzt wurde, Unter suchungen anzustellen. Es wird gegen den LandgerichtS- dtrektor die Beschuldigung erhoben, von Etnbruchsdleb- stählen tn Kolberg und Stargard, die von seiner Frau vorgetäuscht sein sollen, um aus diese Weise erheb lichere Versicherungssummen an sich zu bringen, gewußt zu haben. Der Oberstaatsanwalt in Stargard leitet mit Unterstützung zweier Kriminalkommissare der Lau- deskriminalpolizü Stettin die Untersuchung, die be reits zur Verhaftung des Beschuldigten geführt hat und zwar in Kassel, als sich der Landgerichtsdirektor dort zur Mutter seiner ersten Frau begeben wollt«. Auch seine Gattin befindet sich in Poltzeigswahrsam. Eine Haussuchung, die in der Wohnung des Landge« richtsdirektors vorgenommen wurde, hat angeblich ein« Fülle von Material gebracht. Aus vorgefundenen Pa pieren ist »u ersehen, daß sich der Landgerichtsdirektor tatsächlich tn finanziellen Schwierigkeiten befunden hat. Jedenfalls wird man den weiteren Gang der Ermitte lungen abwarten müssen, um zu beurteilen, wieweit die Beschuldigungen zutreffen. Der Fall steht bisher tn Moabit einzig da, weil bisher noch kein Richte« wegen krimineller Anschuldigungen in Untersuchung gezogen wurde. * * Schnettbauverfahre« in Berli«. Von der Berliner Baupolizei ist die versuchsweise Verwen dung einer neuen Bauweise genehmigt worden, die dazu beitragen soll, die Wohnungsmisere rascher als bisher zu mildern. Das neue, im Auslande bereits seit einiger Zeit bekannte Verfahren verwendet zum Bau Platten aus Eisenbeton mit Einlagen von einem Ausmaß bis zu 10 Meter Länge und 4 Meter Höhe. Nach Fertigstellung der Platten ist, wie es heißt, die Möglichkeit gegeben, ein kleines Haus oder zwei bis drei Wohnungen innerhalb 24 Stunden (!) im Roh bau serttgzustellen. Die Herstellungskosten sind, wte die Unternehmer erklären, um 30 bis 40 v. H. billiger AS im Ziegelbau. Ein Einfamilienhaus aus zwei bis drei Zimmern, Küche, Kammer, Nebengelaß und Bad Stellt sich angeblich auf 9500 Mark. Wie sich das neue Verfahren bewährt, bleibt abzuwarten. Zunächst sollen einige hundert Häuser an verschiedenen Stellen der Neichshauptstadt erbaut werden. * * Kampf mit einem Butten. In Neustettin hatte ein Fleischermeister einen 16 Zentner schweren Bullen zum Schlachten gegeben. Das Tier riß sich plötzlich los und lief in die Wohnung des Schlachthof- direktors, wo es das ganze Mobiliar zertrümmerte. Vas wütende Tier mußte schließlich, um ein größeres Unglück zu verhüten, von einem Poltzeibeamten vom Vach aus erschossen werden. * * Schwere Ausschreitungen in einer Bersamm- lnng. Zwischen Angehörigen der nationalsozialistischen Arbeiterpartei und Kommunisten kam es in Essen IRuhr) tn einer Versammlung zu argen Ausschrei tungen, bei denen Totschläger und Schlagringe eine Rolle spielten. Sechs Personen wurden nicht unerheb lich verletzt. * * Brauneberg statt Dusemond. Das unweit vernkastel gelegene romantische Dorf Dusemond an der Mosel hat seinen Namen geändert und nennt sich jetzt Brauneberg. Der Brauneberg, an dessen Fuße das Dorf liegt, ist eine der besten Lagen des ganzen Mosel-Weingebietes, und der „Brauneberger Juffer" ist ein Wein, dessen Name Weltklang hat. Der größte Teil dieses Berges gehört mit seinen Weingärten Be sitzern des neuen Dorfes Braunebergs * Nnter dem stürzenden Schornstein begraben. Aus der Hütte Michelville, tn dem unweit der luxemburgischen Minette-Metropole Esch gelegenen fran^ »ösischen Billerupt, stürzte der 80 Meter hohe Schorn stein der Hochöfen 3 und 4 mit großem Getöse in sich zusammen. Die Zahl der Opfer beläuft sich auf schätzungsweise zehn Tote und ebensoviel« Verwundete. * * Hotetbrand in Bremen. Im Hotel „Europäi scher Hof" in Bremen brach ein Brand ans, dem der ganze Dachstuhl zum Opfer fiel. Menschen kamen glück licherweise nicht zu Schaden. * * An voller Fahrt gegen einen Baum. Ein mtt zwei Harburger Herren besetztes Auto raste tn Lüne- i - i ! I i ourg gegen einen Baum. Der Kraftwagen stürzte um und beide Insassen wuxden mehr oder minder schwer verletzt. In der Erregung über das Unglück jagte sich der Kraftwagenführer eine Kugel in den Kopf und ' .metzle sich lebensgefährlich. ** astig« Krieg andcnken. Von der französische« Heeres! »mng waren er Stadt Amiens als Kriegs erinnc.ung ein deutsi er Tank und zwanzig deutsche Geschi tze geschenkt wc rden. Der Stadtrat will diese Krieg Erinnerungen nun verkaufen, da sie ihm lästig geworden sind. ** Zita klagt a». Ilm vor dem Untersuchungs richter ausführliche Aussagen tn der Klage wegen des Verkaufs der österreichischen Kronjuwelen zu machen, ist die frühere Kaiserin Zita in Paris eingetroffen. Es werden mehrere Personen des Betrugs beschuldigt, die im Jahre 1921 dem verstorbenen Kaiser Karl, als er in Geldverlegenheiten war, die Kronjuwelen ab kauften. ** Die zahlenmäßig stärkst« Polizcitruppc »«« W«K wird New Bork erhalten, da der dortige Polizeipräsi dent die Absicht hat, die Mannschaften von 11000 ans! 25 000 zu erhöhen. " Henry Ford als Textilindustrie»-». Der yord- Automobtllrust in Detroit errichtet, laut New Korker Kabelbericht des „Konfektionär", eine große Fabnk zur Erzeugung seines Eigenbedarfes in Wolltuchen und Polsterzeug, um sich so von fremden Lieferanten un abhängig zu machen. Auch di« Rohstoffkeschaffung hat der Fordbetrieb in eigene Hand genommen und nach Rußland eine Probeorv«r über 40 Tonnen Flachsfaser gelegt. Klein« Nachrichten. * Di« jetzt im Umlauf befindlichen FüNkiavseunigstücke will die Reichssinanzverwaltung wegen der zahlreich vorge- kommenen Fälschungen Anziehen und durch neu« au» Nickel ersetzen. .* Vorläufiger Schätzung zufolge beläuft sich die Zahl der Besucher der Grünen Woche in Berlin auf über 50 000. Auch der Reichspräsident stattete der Ausstellung einen Be such ab. O * Die Prämie von 500 000 Mark der Prsutzisthen Klafsenlotterie fiel auf die Losnummer 285 683. * Laut einer Meldung au» Köln soll am 1. Mai die Eröffnung des dortigen Flughafen» für den internationalen Luftverkehr erfolgen. * Ein feit kurzer Zeit in Königswinter in Stellung befindliches Dienstmädchen stürzte vom Drachenfels ab und War sofort tot. * Die Jahrhundertschau der deutschen Malerei in Wie« ist in Wien eröffnet worden. * Bei einer großen Explosion in der Posener GoS- fabrik erlitten 25 Personen erhebliche Verletzungen: * In den Gewässern von Toulon wurde bei den fran zösischen Flottenübungen das italienische Segelschiff Garri- baldt von einem Torpedo getroffen. Die Besatzung trug keinen Schaden davon. * Nach einer Londoner Meldung haben die Arbeit geber der Maschinenindustrie für den 13. März die Aus sperrung von einer halben Million Arbeiter angedroht. » Die Zahl der Sterbefälle in Deutschland betrug i» «tzten Jahre rund 860 000 Personen. Diese Ziffer verteilt ßch aus das männliche und weiblich« Geschlecht fast zu gleichen Teilen. * Alles organisiert sich! In Berlin haben si» sitzt sigar die Nacht-Wursthändler, die sogenannten „Wurfs- naxen", zusammengeschlossen. » Beim Spielen auf dem Fohrdamm wurde in Berlin- Lharlottenburg ein sechsjähriger Knabe von einem Last» »uto überfahren und getötet. * Am 13. März wird vor dem Großen Schöffengericht m Potsdam die neue Verhandlung gegen di« Gräfin Boch ner wegen Urkundenfälschung in Verbindung mii Betrug stattfinden. * Vom 28. Februar bi» zum 4. März findet anläßlich der Leipziger Messe ein regelmäßiger Sonderflugdienst zwi schen Leipzig und Berlin statt. * Im Bomann-Museum in Telle ist ein LönS-Archi» Ungerichtet worden. Es ist bereits eine große Sammlung von Bildern, Büsten und Reliefs des unvergeßlichen Heids- dichterS zusammengebracht. * Wegen starken Nebels war während der letzten Tage der Schiffsverkehr von und nach Hamburg vollkommen lahm- gelegt. * Soeben neu erschienene österreichische WohltätigkeitS- brtefmarken bringen verschiedene Darstellungen der Nibs- lungen-Sage. X Sin «mateurweltmeister in Deutschland. Der eng lische Olympiasieger Mitchel, der auch Weltmeister im Halb schwergewicht ist, wird Mitte März in Bremerhafen und Bremen gegen Müller-Köln und Klein-Hannover kämpfen. X Roch ein Berliner Sechstagerennen im März? Wie wir erfahren, soll nun doch noch ein Berliner Sechstage rennen im März vor sich gehen. Als Termin sind die Tage vom 25. bis 31. März in Aussicht genommen. Allerdings kann das Nennen nur dann stattfinden, wenn die Veran stalter eine Einigung mit den Radrennbahnen Olympiabahn und Treptow erzielen, da diese bereits ab 14. März Sonu- tagSrennen vorbereitet haben.