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Chronik des Tages. — In Anwesenheit des Reichspräsidenten fand im Reichstag eine erhebende Gedenkfeier für die Gefallenen des Weltkrieges statt. — Ter österreichische Bundeskanzler Dr. Ramek wird im Laufe dieses Manats zum Besuche der Reichsregicrung nach Berlin lammen. — Dem „Dail» Telegraph" zufolge ist die Mehrheit der englischen Minister gegen eine Vergrößerung des Völker- bundsrates über Deutschland hinaus. — Ter deutsche Botschafter in Rom, Freiherr von Neu rath, ist zur Berichterstattung in Berlin cingetroffen. — Die Mutter Schlaaeters ist nach längerer Krankheit In L>chö»nu im Wiesenthal gestorben. Klärung der Lage. Nur noch wenige Tage trennen uns von der Er öffnung der außerordentlichen Tagung des Völker bundes, auf der die vielerörterte und heißumstrittene Aufnahme Deutschlands vollzogen werden soll. Gleich zeitig damit soll Deutschland auch Sitz und Stimme im Völkerbundsrat erhalten. Dadurch würde sich die Zahl der ständigen Mitglieder des Nates auf fünf erhöhen: Deutschland, England, Frankreich, Italien und Japan. Daneben gehören dein Rat noch vier nichtständige Mit glieder an, die alle drei Jahre neugewählt werden. Zur Zeit haben Belgien, Schweden, Spanien und die südameriranische Republik Uruguay diese nichtstän- vigen Sitze inne. Wenn cs nach dem Wunsche Frank reichs und der unter seinem Einfluß stehenden öst lichen Vasallenstaaten ginge, dann müßte gleichzeitig mit der Gewährung eines Ratssitzes an Deutschland »uch eine grundlegende Aenderung in der Zusammen setzung des Rates stattfinden. Als „Gegengewicht ge gen die deutsche Ratsstimme" soll Polen in den Rat fineinbugsiert werden. Um dieses Manöver zu ver schleiern, wollen die Franzosen auch den Spaniern and gegebenenfalls auch noch Brasilien eine ständige Vertretung im Genfer Rat zugestehen. Diese Erweiterung des Völkerbundsrates sollte, voblgemerkt, gleichzeitig mit der Aufnahme Deutsch lands, vorgenommen werden, d. h. eine für die Zukunft überaus wichtige Angelegenheit wäre noch rasch er ledigt worden, ehe Deutschland in der Lage gewesen sein würde, seine Stimme in die Wagschals zu werfen. Mit vollem Recht hat sich die Reichsregierung sofort gegen diese illoyalen Absichten energisch zur Wehr ge setzt und dabei die Zustimmung aller gerecht denkenden vülkerbundSmitglieder gefunden. Andererseits hat auch »er polnische Anspruch die Billigung verschiedener Staa ten gefunden, sodaß sich zur Zeit zwei Mächte- zruppen einander gegenüberstehen. Für die Zutei lung eines ständigen RatSsitzeS an Polen sind Frank reich, Italien, Spanien, Jugoslawien, Polen, Brasi lien und neuerdings auch der tschechische Außenminister Benesch, dagegen Schweden, Norwegen, Dänemark, Hol land, die Schweiz, Litauen und Finnland. Ungeklärt «ar bis vor wenigen Tagen noch die Haltung Eng lands und Japans. Im Gegensatz zu der englischen Oeffentlichkeit, die von einer Aufnahme Polens in den Rat eine unerträgliche Verstärkung des französischen Einflusses im Völkerbund befürchtet, mußte man aus Grund verschiedener Aeußeruugen Chamberlains an nehmen, daß die englische Regierung schließlich doch einer Zuwahl Polens zustimmen würde. Unter dem Druck der öffentlichen Meinung Englands scheint sich neuerdings eine Wandlung in der Einstellung der matz- zebenden Stellen vollzogen zu haben. Bisher ist zwar noch keine endSültige Entscheidung des Kabinetts ge- faNen, indessen hat sich die Mehrheit der Minister — so weiß der diplomatische Berichterstatter des Londoner Regierungsblattes „Daily Telegraph" zu berichten — »afür entschieden, daß erstens wegen der folgenschweren Bedeutung der gesamten Frage der englische Standpunkt nach gründlicher Erwägung durch einen Kabinettsbe schluß klargestellt werden solle, und daß zweitens die Behandlung aller Ansprüche auf Ratssitze, außer dem Anspruch Deutschlands, bis zur ordentlichen Völker- bundsversammlung im September vertagt werden müßte, ohne Berücksichtigung der Beweisgründe, die sich zugunsten einer Vergrößerung des Völkerbundsrates anführen lassen können. Endgültig könne gesagt wer ben, daß Polen im März keine Aussicht auf Erlangung eines Ratssitzes habe. Wie der „Daily Telegraph" weiter berichtet, wird die Entscheidung der englischen Regierung sofort den Regierungen bekanntgegeben werden, die mit dem eng lischen Standpunkt übereinstimmen und vor allem je nen Regierungen, die, ehe sie sich für ihre Politik ent scheiden, erst die Meinung Englands kennen wollten. Die japanische Regierung gehört unter anderen zu diese». Eine Klärung der englischen Haltung wird «uch eine ähnliche Stellungnahme Japans zur Folge haben. Da auch der schwedische Vertreter im Dölker- vundsrat, Außenminister Unden, mit aller Entschieden heit eine Vermehrung der Ratssitze ablehnt, so kann die polnische Forderung schon heute als erledigt gelte». Der Volkstrauertag. Die Kundgebung im Reichstag. Der Volkstrauertag wurde in der Reichshauptstadt mit sieben großen Gedenkfeiern für die Gefallenen des Weltkrieges würdig begangen. Die offizielle Trauer- seier, an der sich die Spitzen der Reichs- und Staats behörden beteiligten, fand im Reichstag statt, der würdigen Trauerschmuck erhalten hatte. Als äußeres Zeichen der Trauer waren die Tribünen mit Trauer floren ausgeschlagen und von der Rückwand herab riefen »rei riesige silberne schwarzumflorte Lorbeerkränze die Erinnerung an unsere gefallenen Helden wach. Zu »etden Seiten des Präsidentensitzes brannten auf schwarz behangenen Postamenten je sechs Rtescnkerzen. In der Ehrenloge hatte Reichspräsident von Hindenburg Platz genommen. In seiner Begleitung befanden sich «eichswehrminister Dr. Geßler, der Chef der Hee resleitung, Generaloberst v. Seeckt, der Ehef der Ma- cineleitung, Admiral Zenker, und die Vizepräsiden ten des Reichstags, Dr. Rteßer und Dr. Bell. Auf )er RcaierunaSvank lab man das Reickskabinett fast sollständig mit Reichskanzler Dr. Luther an der Spitze, ferner die Vertreter der Länder. Auf der Reichsrats-Estrade hatten die Vertreter der Kirchen l»d konfessionellen Organisationen Platz genommen, auter ihnen der Fürstbtschüfliche Delegat, Weihbischof Deitmer. Hinter den Estraden und zu beiden Selten der Rednertribüne hatten die Chargierten der Student tenschaft mit umflorten Bannern Ausstellung genom^ neu. Im Saal selbst, der bis auf den letzten Platz ge stillt war, sah »ran Parlamentarier aller Parteien. > Nach ergreifenden musikalischen Darbietungen des üosleckschen Bläserchores und des Erkschen Männer- zesangvereins ergriff der Präsidcut dcS Bolksbundcs „Deutsche Kriegsgräberfür- sorgc", Pfarrer Siems, das Wort. Er gedachte zunächst des verstorbene» Reichs-! vräsideuten Ebert, dessen Todestag sich znm ersten Male jährte, als eines treuen und energischen Mit arbeiters des Volksbundes, um dann den Reichspräsi denten v. Hindenbttrg zu begrüßen. Dann führte cr^ ins: i „Der echte wahre Trancrtag ist wahrhaftigstes Gefühl nnigster Dankbarkeit, aber auch das Gefühl mn-> tiger, und starken B o r m ä r t S s ch r c i t c n s im Sinne derer, die man betrauert. Und nun: Bolkstrauerl Da steht rin ganzes großes Volk da an einem Tage und verhüllt sein »>anpt in, Gedenken an das, was ewiger unersetzlicher Vcr- Inst ist, aber auch im Gedenke» an einen ewigen nnd unver- Nerbarcn Segen. Selig sind die Toten, die in heiliger Pflichterfüllung starben. Für die Freiheit und Gröbe des deutschen Volkes sind sie hinausgezogen, haben sie gestritten, sind sie gefallen. Ein Volk, das solche Helden zu seinen Sühnen zählen darf, hat ein Recht, an sich selpst zu glauben. Ohne irgendeinen Unterschieb der Partei, des Alters, der ltonsession, der Klasse und der Bildung liegen unsere Ge fallenen da. Rnr eines gab es für sic: Sic waren Deutsche. Cs geht nicht an, daß das ekle Gewürm der Zwietracht durch das Deutsche Reich Aletcht. Wir wollen, ja wir müßen sein ein einig Volk von Brüdern. Darum muß der Bolkstraucr- wg kommen; ein Tag im Jahre, der dem ganzen deutschen Volke ohne Unterschied der Partei, der Konsessiv« und der Klasse gehört, ein Tag für alle, die sich Dentfchc «ennen, und cs noch als eine Ehre ansehen, deutsch zu sei«. Der Volks trauertag soll nicht im Herbste liegen, dem Zeichen dcS Fallens und Vergehens, sondern an der Schwelle zwischen Winter und Frühling, in der Passionszeit, in der Zeit bit- teren Leidens, aber auch in der Zett des Frühlingsahnens. DaS ist -ie letzte und vielleicht wichtigste Mahnung unserer Toten. Ohne Sclbstbesinnnng und Läuterung kein neues Aufsteigen! Erst wenn diese innere Läuterung unseres Vol kes begonnen hat, erst bann, deutsches Volk, bist Du Deiner Toten wert." Zum Schluß der erhebenden Feier intonierte der Koslecksche Bläserchor, während sich die Versammlung zu Ehren der Gefallenen erhob, einen Trauermarsch, der unter dem klirrenden Zusammenschlagen der Rapiere und dem Senken der umflorten Benner in das „Lied vom Guten Kameraden" ausklang. Der Rundfunk hatte die Gedenkfeier im Reichs tage aus alle Sender übertragen, so daß zum erstenmal die große Trauerkundgebung für unsere unvergeßlichen Toten durch die Aethcrwellen allen Deutschen zu Ge hör gebracht wurde. Auch im Reiche wurden überall würdige Feiern veranstaltet. Fahnen auf Halbmast, Trauergottcsdienste in den Kirchen und Glockengeläut mahnten eindrucks tief zum Gedächtnis der Gefallenen. Die Beteiligung der Bevölkerung an den Trauerfeiern auf den Ehren friedhöfen war allenthalben außerordentlich stark. So gestaltete sich der Volkstrauertag zu einer erhebenden Kundgebung für unsere toten Helden. - Vf W M !-§„ Politische Rundschau. — Berlin, den 2. März 1926. — Tie heutige Rede des Reichskanzlers Dr. Luther im Hamburger Rathaus wird um 6,45 Uhr nachmittags über die deutschen Rundfunksender verbreitet. * :: Die Bayerische Bolkspartei gegen entschävi- gungslose Enteignung der Fürstenhäuser. In der Sitzung der Landesvorstandschaft der Bayerischen Volks partei wurde entschieden gegen eine entschädtgungs- lose Enteignung der Fürstenhäuser Stellung genommen und einstimmig der Versuch zurückgewiesen, durch eine reichsgesetzliche Regelung einen von der Volksvertre tung in Bayern geschaffenen Rechtszustand rückwirkend anzugreifen. :: Besprechung der Parteiführer mit dem Reichs kanzler. Am Montag fanden Besprechungen der Partei führer der Regierungsparteien mit dem Reichskanzler statt. Zur Beratung standen die gegenwärtig akuten innerpolitischen Fragen. Außenpolitische Fragen wur den dagegen nicht erörtert. :: Die deutsch-spanischen Berhandlungen über die Erneuerung des Handelsvertrages sind in Gang ge kommen, schreiten aber nur langsam vorwärts, da die Spanier schwer erfüllbare Forderungen stellen. Es wird ferner bekannt, daß die Spanier nicht geneigt sind, das bis zum 18. Mai bestehende Handelsprovisorium über den Termin, hinaus zu verlängern, vielmehr den neuen Handelsvertrag bis dahin abgeschlossen wissen wollen. Rundschau im Auslande. ; Tcr französische Senat hat die gesamten Steuer- Vorschläge des Kabinetts Briand angenommen. ; Bei der Kammerersatzwahl im Departement Marne (Mittelfrankreich) wurden die beiden Kandidaten des Links- kartells gewählt. Der Protest der Sudetendeutschen k In allen deutschen Städten der Tschecho-Slowakei sanden am letzten Sonntag große Kundgebungen der Su detendeutschen statt, die sich zu einem machtvollen Bekenntnis für die deutsche Muttersprache gestalteten. In den meisten Versammlungen wurde eine Entschließung angenommen, in der schärfster Protest gegen di« tschechische Sprachenordnung i erhoben wird. Die Entschließung betont, daß die Verord nungen einen Bruch des Rechts und der Verfassung dar- stellten. Es heißt dann weiter: „Wir weigern uns, die Verordnung als gültig anzuerkennen. Einig in dem Wil len. da- uns anaetane ttnreckt mit allen Mitteln rn be. festigen, fordern "wir die Volksvertreter zu rücksichtslosem Kamps in schärfster Form auf und geloben ihnen dabei opferbereite Gefolgschaft." Tie Kundgebungen nahmen über all einen ruhigen Verlauf. Lediglich in Teplitz kam es zu Zusammenstößen, als die Teilnehmer der Kundgebung ent- gegen dem Verbot der tschechischen Behörde einen Üntzug ver anstalteten und unter Absingen des Deutschlandliedes und der „Wacht am Rhein" durch die Stadt zog. Eine stark« Gendarmerieabteilung drang schließlich mit gefälltem Balo nett (!) auf die Menge ein und trieb die Demon stranten auseinander. Ernstliche Verletzungen waren nicht zu verzeichnen. Amerikas Antwort auf Mussolinis Drohreden. DaS S ch u l d c n n b k o m m e n wird vorläufig nick« verabschiedet. ; Tie Drohungen Mussolinis haben jenseits des Ozeans ein Echo gefunden, das dem italienischen Diktator nicht be sonders angenehm in den Ohren klingen mag. Nach einer Meldung aus New Mork bestehen wenig Aussichten, daß das amerikanisch-italienische Schuldenabkommen noch während der gegenwärtigen Session dcS Kongresses der Senatskommission wieder zugehcn wird, sodaß der Abschluß des Ab komme n sei ne st arkeVerzögerung erfahren dürfte. Die Gegner der baldigen Ratifizierung des Abkommens mit Italien sind sowohl unter den Demokraten wie vier den Republikanern des Senates zu suchen. Eberts Todestag. Eine Kranzspende der Reichsregierung. Am 28. Februar jährte sich der Todestag des ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert zum ersten Male. Aus diesem Anlaß wurden am Grabe Eberts auf dem Bergfriedhof in Heidelberg zahlreiche Kränze nieder- »elegt, darunter der große Lorbeerkranz der Reichsregierung mit einer Schleife in den repu blikanischen Farben, weiter Kränze der Preußi schen, Hessischen und Badischen Regierun gen, sowie der Stadt Heidelberg. Am Nachmittag veranstaltete das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold eine Gedächtnisfeier an der Grabstätte Eberts. Die Berliner Abteilungen des Reichsbanners begingen den Todestag Eberts mit einer großen Ge denkfeier auf der Treptower Spielwiese, zu der sich eine vieltausendköpfige Menschenmenge eingefunden hatte. Vertreter des Zentrums, der Demokraten und der Sozialdemokraten würdigten in kurzen Ansprachen die Verdienste des ersten Reichspräsidenten um das deutsche Volk. In Elberfeld wurde ein Ebert-Gedenkstein ent hüllt. Der Feier wohnten die Spitzen der staatlichen und städtischen Behörden bei. Der Gedenkstein ist ein Granitfindling aus dem Fichtelgebirge, über 100 Zent ner schwer und rnnd 3 Meter hoch. Die große Verwaltungsreform. Die Pläne des Reichsinnenministers. Im Haushaltsausschuß des Reichstags hielt der neue Reichsminister des Innern Dr. Külz program matische Ausführungen über die geplante Vcrwaltungs- reform. Einleitend forderte er eine klare Abgrenzung der Zuständigkeit der einzelnen Neichsressorts gegenüber den Aufgaben des Reiches- der Länder und der Ge meinden. Eine planmäßige Arbeitsteilung sei unbe dingt notwendig. Spruchreif sei die Verwaltungs reform. Die Hauptarbeit müsse dabei in Ländern und Gemeinden geleistet werden. Der Minister teilte mit, daß ein Gesetzentwurf zur Schaffung des Reichsver waltungsgerichts und ein Gesetz über die Reichseinheit auf dem Gebiete des öffentlichen Rechts vom Reichskabinett in einer der nächsten Sitzungen verabschiedet werden solle. Notwendig sei ferner eine Verbesserung der tech nischen Organifativn der Behörden und ihrer Zusam menarbeit. Durch die Bureaureform soll mit manchem alten Zopf aufgeräumt werden. Eine ge meinsame Geschäftsordnung der Ministerien stehe vor dem Abschluß. Der Minister forderte ferner eine zweck mäßige Verwaltung der Bürgermeistereien nach de« Grundsätzen der Arbeitsteilung und des Austausches. Zum Schluß faßte der Minister seine Auffassung Über- Rechte und Pflichten der Beamten dahin zusammen, daß die Erhaltungdes Berufs- beamtentums im Rahmen einer materiell, persön lich und dienstlich gesicherten Stellung des Beamte« mit Rechtsanspruch auf Pension und Hinterbliebenen- versorgung auch in der Republik staats not wendig sei. Der Beamre selbst müsse sich dem Staate und der Staatsform innerlich verbunden fühlen. Wer die Re publik und ihr Symbol schmähe und verächtlich mache, fei unwürdig des Dienstes an, Volke. Ohne die Mei nungsfreiheit zu beschränken, soll der Beamte in der Kritik von Regie rungsmaßnahmen und von Beschlüssen der Volksvertretungen maßvoll sein und Takt und Würde bewahren. Das neue Beamten recht soll den Pfltchtenkreis der Beamten nach neuzeit lichen Begriffen regeln und seine Rechte so sichern, daß auch der Schein jeglicher Willkür vermieden wird. Ein Beamtenverwertungsgesetz soll den» Beamten einen mitbestimmcndcn Einfluß auf die Gestaltung sei ner persönlichen Angelegenheiten sichern. Ein Dienst- strafgcsetz wird Verfehlungen und Ucbergriffe von Beamten mit Strenge, aber unter Wahrung der nötigen Rechtsgarantien ahnden. Die Gesamtarbeit des Be amten mntz unter den beiden Gesichtspunkten erfolgen, daß die Beamten Diener der Gesamtheit, nicht einer Partei sind, und daß alle Arbeit Dienst am Gemein wohl ist. Der Fall Jürgens. — Berlin, den 1. März 192«. «uS dem Preußischen Landtag. Bor Eintritt in die Tagesordnung beantragte Abg. Pieck (Komm.) unter Hinweis auf die Verhaftung des La«d»e- richtsdirektors Jürgens, daß ans die Reichsregierung d«- htn eingewirkt werde, daß sämtliche Verfahren vor dem staatsgerichtshof -um Schutze der Republik, an denen Jür gens mitgewirkt hat, wieder ausgenommen und einer Nach prüfung unterzogen werden. Ter Redner verlangte, daß sein Antrag als erster Punkt auf die heutige Tagesordnung ge-