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Beilage zur Weitzeritz-Jetlung Nr 18 Sonnabend, am 16. Januar 1926 92. Jahrgang _ „ , — , <» »*«>»«»»--«BSMSSSNSZc.«.' eine^rn'-— , i'"nri'i'«P»WSM»»»»^S««z Aus Stadt und Land. «rrocr zwei Raobnbeesultc am hetiiihtc» Tag Ein 21 jähriger Bursche übersiel in der Varnimstraßc in Berlin einen Zigarrenhändler im Laden und versetzte dem Mann mehrere Hammerschlüge ans den Kopf. Da der Uebcrfallene die Geistesgegenwart hatte, noch rasch die Nachbarschaft zu alarmieren, sah sich der Räuber genötigt, Hals über Kopf zu fliehen. Die Polizei konnte den Täter bereits nach kurzer Zeit ausfindig machen und verhaften. — Ein zweiter Ueber- fall erfolgte in Wilmersdorf, wo ebenfalls ein junger Bursche einer 75 jährigen Greisin die Handtasche mit ihrer gesamten Barschaft entriß und unbekannt entkam * * Verhaftung eiucs Gelsenkirchener Defraudanten in Berlin. Ein Buchhalter hatte bei der Gewerkschaft Orange in Gelsenkirchen Ende November 1925 .10 000 Mark veruntreut, und seitdem war es ihm gelungen, kch den Nachforschungen der Kriminalpolizei zu entzie hen. Nunmehr ist der Gauner in Berlin der Kriminal- pvltzei in die Finger gefallen. Dresdner Brief. Dresdner Allerlei. Ein neu angeircienes Jahr bedeutet neuen Aufschwung. Alle Kräfte erheben sich zu neuem Schwung, der Geist zu höherem Flug, leider nur bildlich, da unsere schönen Wasserflugzeuge mit Eintritt des Winters von ihrer Haltestelle unterhalb «Antons, verschwunden sind, wir armen DreÄner also nicht mehr «fliegen können. Aber mit kategorischem Imperativ drängt sich dem Dresdner alles andere auf, was ihm das Leben an Genüssen und Lebensverbesserungen bietet. Tanze! Turne! Käufe! Züchte Geflügel! Iß Kaninchen- sleisch, und was der Gebote unserer Zeil mehr sind. Du muht, wenn dir Leben und Gesundheit lieb ist, nur — woher das Geld zur Ausführung all dieser Befehle kommen soll, steht nicht dabei. Abgebaut — entlassen! Die Schlagworte des neuen Jahres! 0, 1926, du hast für viele Dresdner bitter angefangen! Am Silvester, wo das alte Jahr feuchtfröhlich zu Grabe getragen wird, traf manche Kündigung, manche Einziehung eines gewinn bringenden Auftrags, manche Abbestellung von Waren in den Familien ein. Wie soll es nun werden? Bange Frage, auf die das eben begonnene Jahr Aufschluss geben soll. Da kommen täglich Dutzende von Bettlern an die Tür, Schamhast bringen sie kaum einige Worte hervor, stammeln ihren Dank, wenn eine Gabe gereicht wird. Leute bieten ihre Waren an, Gewürze, Schnürsenkel oder was eS sonst sein mag, - und die mildtätigsten Menschen werfen endlich erbost die Tür zu und brummen: „Wenn ich allen abkausen wollte, müsste ich endlich selbst betteln gehen!" Und trotzdem, — tanze! Aufreizende Niggermusik, eng an-^ einander gedrängt die Paare im wiegenden Schritt des modernen Tanzes. Ach, die Jugend will leben, sich freuen! Und die Leute im gefährlichen Alter von 40—55 nicht minder. Sie wollen nicht alt werden! Dame», die man nicht mehr nach der Zahl ihrer Jahre fragen darf, trippeln in hauchdünnen Strümpfchen und kurzem Seidenkleid durch den Ballsaal und poussieren; den Jüng sten zum Trotz. Denn es steht ja in der Bibel: Und es soll nicht aufhören! Aber warum der Dresdner Jugend ihre Feste verkümmern? „Mer Ham ja so weiter nischt!" Dies geflügelte Wort kann man mehr oder weniger hochdeutsch nur zu ost als Entschuldigung hören. Da wird für das große Gauklerfest geworben. Eintritt 25 M., — ein Bicrteljahrhundert! Aber die bittere Pille ist ver zuckert, indem für die ersten Tausend Karten nur 8 M. festgesetzt sind. Eine seltsame Bestimmung, die es ermöglicht, dieses bevor zugte Tausend nach Belieben zu erweitern. Um wieviel vor nehmer kündigt sich da der große Presseball an, der ja eigentlich den Reigen der diesjährigen Feste eröffnet. „Gold und Silber" ist die Devise. Aber keine Angst, meine Damen und Herrn! Goldne Kleider und silberne Fracks sind beileibe nicht damit ge meint. Eine Schleife, eine Blume, ein flimmernder Schultersqsal sind genügende Abzeichen, denn bei der Dekoration unserer Aus stellungsräume in Silber und Gold wirken als Gegensatz bunte Farben der Kleidung viel angenehmer, als wenn auch die Gäste -nur die gleißenden Metalle wählen würden. Diesem festlichen Auftakt folgen dann die Dresdner Bereine und Bereinchen und nur zu gern wird dem Befehl: Tanze! Folge geleistet. Die Sportvereine dagegen werben für höhere Reale als nur Sie Freude des Augenblicks. Volksgesundheit, ein Gegengewicht den mechanisierten Berufen mit ihrer teilweisen Ausbildung des Körpers, ein Aufatmen nach getaner Arbeit bei Sport und Spiel, das ist es, was sie anstreben. Und die Schulen Kämpfen für Ein- - führung des täglichen Turnunterrichts, der unsere Jugend kräftig und schön machen soll. Funke rund! Aber nicht mit schlechtgebauter Antenne, womit du dem schwarzen Mann, dem längst nicht mehr gefürchteten Essenkehrer, sein Handwerk erschwerst! Ach, ihr Bastler und Selbsthersteller, da habt ihr manches auf dem Gewißen! R eurer Wohnung könnt ihr Drähte legen, bauen was ihr wollt, voraus gesetzt, daß ihr es die Post wißen laßt, aber wer sich an die Seffentlichkeit wagt und sei eS nur auf das Dach, der unterliegt öffentlicher Aussicht — das laßt euch gesagt sein. Ob die Herren Bastler aushören können, ist ihr eigner Schaden, auf den Dächern aber schaden sie anderen. Nun, dafür wird mit neuen Bestimmungen unsere rührige Polizei schon sorgen, die immer dort eingreifen muß, wo die Menschen sich als unerzogen und rücksichtslos beweisen. Warum können sie immer noch nicht das Wort «Du mußt!" in „Ich will!" mnwandeln? Regina Bertholds Glinftisif Wcltqk'trfiveelnte. Ueber die Weltgekreideernte des Jahres 1925 hat das inter nationale Landwirtschafts-Institut in Rom aus Grund von Zah len aus allen wichtigen Getreidegebieten der Erde, mit Aus nahme weniger kleiner Staaten, die nicht ins Gewicht fallen, Berechnungen angestellt, die ebenso interessant wie bedeutungs voll sind. Die Hauptgctreideproduktion liegt auf der nördlichen Erdhälste. Von ihrer Getreideernte sind (in Doppelzentnern) fol gende Mengen vorhanden: Weizen 963,6 Millionen, Roggen 452,4 Millionen, Gerste 313,4 Millionen, Haier 622,4 Millionen. Einschließlich der Getreideernte der südlichen Erdhälste stehen nach Hlbzug des Eigenbedarfs der Produktionsländer 250 Millionen Doppelzentner Weizen für die Ausfuhr zur Verfügung. Da der Gejamlbedarf der Zuschußgebiele auf etwa 180 Millionen Doppel zentner geschätzt wird, bleiben noch 75 Millionen als Reserve. Aehnlich günstig sind auch die Zahlen für die Roggcnernte. AuS ihr, ebenso auch aus der Gerste- und Hascrernle bleiben »ach Ab zug des Wellbedarfs große Reservebestände. Dieser starke Ge- trcidevorrat muß sich in bezug auf die Weltwirtschaft sehr bald günstig auswirkcn. * * Roch gut abgelaufe«. Wie man aus Breslau meldet, lösten sich unweit der schlesischen Grenzstation Olsau 30 Wagen eines Güterzuges und rannten mit aller Wucht gegen einen Personenzug, der voll besetzt war. Der Aufmerksamkeit des Stationsbcamten ist es jedoch zu danken, daß sich die Reisenden noch rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten. Der Zug ist vollständig in Trümmer gegangen. * * Kühner Fluchtversuch. In Breslau sprang bei einer Gerichtsverhandlung ein angeklagter Arbeiter plötzlich über die Schranken der Anklagebank und suchte Vas Weite. Ein Teil der im Gerichtssaal anwesen den Zuhörer nahm für den Ausreißer Partei und machte Anstalten, die Justizbeamten an der Verfolgung des Mannes zu verhindern. Schließlich gelang cs den noch, den Flüchtling wieder einznfangen. Die Folge dieses Zwischenfalles ist nun, daß künftig die Bres lauer Justizwachtmeister mit Gummiknüppeln aus- zestattet werden. Eine Mutter samt drei ihrer Kinder nieder- gestochen. Maskierte Räuber drangen in Noskowo bei Schwarzenau (Kreis Gnesen) in die Wohnung eines Streckenwärters und stachen, da sie nicht genug Geld oorfanden, die Fran des Streckenwärters, eine Mutter wn acht Kindern, nieder. Alsdann mordeten die Täter drei der Kinder auf unerhört grausame Weise hin. Die Räuberbande hat unerkannt das Weite suchen können. * * Meldungen über eine sehr sonderbare Krank heit kommen aus Pollnow und anderen Orten des pommerschen Kreises Schlawe. Wie verlautet, handelt es sich um eine Art Ischias, die namentlich die Hand gelenke und die Finger erheblich in Mitleidenschaft zieht. Es sind bereits Fälle angezeigt, in denen die Er krankten nicht mehr imstande waren, die Finger zu krümmen. Die Acrzte stehen vor einem Rätsel. Ob die Annahme zutrifft, daß es sich um eine Nachwirkung der vor zwei Jahren in der dortigen Gegend ausgetretenen TYPHusfällc handelt, ist noch nicht geklärt. * * Rückkehr zur Petroleumlampe. Durch Be schluß der Stadtverordnetenversammlung in Pollnow (Pommern) wurde der Preis für elektrisches Licht von 50 auf 60 Pf. heraufgesetzt. Durch diese Maßnahme haben die Verbraucher teilweise beschlossen, wieder zur Petroleumbeleuchtung zurückzukchren. Geschäftsleute haben errechnet, daß sie bei der Petroleumbeleuchtung 25 bis 50 Mark im Monat ersparen. * * Bo« neuem in Haft. Durch das Urteil des Schwurgerichts Stettin waren wegen Ermordung des belgischen Leutnants Graff die früheren Polizeiwacht meister Kaws und Engler zum Tode verurteilt worden. Kaws und Engler flüchteten am 10. September 1924 zusammen mit anderen. Während Engler wieder er griffen werden konnte, war Kaws entkommen. Er wurde nun im November in Graz (Steiermark) fest genommen und von neuem ins Gefängnis eingeliefert. * * Trotz des Hochwassers blüht der Schmuggel in Kleve (Rheinland). Dort wurde eine mehrköpfige Bande festgenommen, die größere Mengen Tabak, Kakao, Kaffee usw. mit sich führte. — Bei Kevelaer wurden zwei Banden verhaftet, die u. a. über 1 Zent ner Kaffee über die Grenze schmuggeln wollten. * * Früh übt sich . . . In Sterkrade (Rhein land) drangen zwei zwölfjährige Knaben und ein drei zehnjähriges Mädchen nachts in ein Galanteriewaren geschäft ein und stahlen mehrere Pakete mit allen mög lichen Sachen. Ein Junge teilte dem Bestohlenen am nächsten Tage mit, daß er gesehen habe, wo die Diebe die gestohlenen Sachen versteckt hätten. Der Junge wurde als Mittäter der Polizei übergeben. * * Ein schauriger Fund wurde von Bahnarbeitern bei der Eckeseyer Brücke in Westhofen (Westfalen) gemacht. Auf den Schienen fanden sie einen mensch lichen Kopf. Der Rumpf des Toten lag weit davon entfernt. Ob Selbstmord oder ein Unglücksfall vorlicgt, konnte nicht festgestellt werden. f Ein Bischof für Danzig. Die „Germania" läßt sich aus Rom melden, daß der Papst die bisherige Apostolische Administratur . Danzig in ein Bistum verwandelt habe. Die Pfarrkirche in Oliva wird zur Kathedrale erhoben. AIS ersten Bischof hat der Papst den bisherigen Apostolischen Administrator, den Grafen O'Rourk, eingesetzt. Gras O Ronn entstammt einer ursprünglich irländischen Familie. Er wurde 1876 im Minsker Lande als Sohn eines Gutsbe sitzers geboren. Er war Geistlicher in Wilna und Peters burg und erhielt 1917 die Leitung des GencralsekretariatL der Diözese Minsk. 1918 wurde er Bischof in Riga; er verzichtete jedoch freiwillig auf diese Stellung. 1922 wurde er zum Apostolische» Administrator in Danzig ernannt. Strafen für betrunkene Krastwagenftthrer Auch in Deutschland ist zuweilen schon viel schlimmes Unheil durch betrunkene Ehauffcure verschuldet worden. Im großen und ganzen wird ja eine Gefängnisstrafe im Maßstabc des angerichteten Unglücks ihre Wirkung tun. In England jedoch geht man noch weit schärfer vor. Man hat dort jetzt einem Anträge zugestimmt, wonach neben der gerichtlichen Bestrafung den be- treffenden Chauffeuren der Führerschein auf sehr lange Zeit zu entziehen ist. In besonders schwer gelagerten Fällen wiirdc sich auch in Deutschland die Anwenduna dieser Maßnahme auf einen längeren Zeitraum als bis her empfehlen. * * Uebcr die «»gewöhnliche» Hochwasserschäden an Mosclgcbiet wird noch mitgctcilt, daß die Zahl der rernichtcten Weingärten ganz beträchtlich ist. Der Vcr- nist ist um so empfindlicher, weil die Wiedereinpflan- zung der zerstörten Rebstöcke erst nach fünf Jahren wieder einen Ertrag verspricht, aber die arbeitsfrei!- digen und zähen Mosel-Weinbauern würden diesen Schaden sicherlich durch Mehrarbeit wieder gutmachen. Gefährlich wird die Sache erst dadurch, daß die Haus and Gartenschädcn und die ungeheure wirtschaftliche Notlage den Moselweinbauern diese Arbeit gar ntchk »ehr ermöglicht. Selbst die bescheidensten Barmittel ' für Neuanlagen und Ausbesserungen fehlen. Ganz , besonders schwer hat das Städtchen Kochem gelitten, oas auch bet früheren Hochwassern meist schwer mit- ! genommen wurde. Diesmal aber drang das Hochwasser in 80 Proz. aller Häuser des Städtchens ein. Hier und in vielen anderen Weindörfern hat sich der Bevü^ . kerung infolge des Schadens eine bedenkliche Nieder- > geschlagenheit bemächtigt, die auch in Kundgebungen ' an die Regierung zum Ausdruck kommt. * * Acrzte, Vic nicht mehr „pumpen". Nur noch gegen Barzahlung behandeln die Aerzte die Kassen mitglieder der Ortskrankenkasse in Weilburg (Hessen), ! weil in der Kasse eine fürchterliche Ebbe herrscht. Die von einigen Aerzten ausgeklagte Forderung von 11 000 Mark ist mangels Masse nicht vollstreckbar. Die Gieße- ! ner Universitätsklinik soll auch zu den Gläubigern f der Krankenkasse gehören. . Die »»glücklichen wirtschaftlichen Verhältnisse ' haben den Chef der Rosin-Aktien-Gesellschaft in Slpolda (Thüringen) in den Tod getrieben. Der Verstorbene hatte sich in der letzten Zeit große Sorgen über die Krise gemacht. Er hinterläßt eine alte Mutter. * * Die Untersuchung über die Todesfälle im Gerarer Krankenhaus, die im Dezember v. I. angeblich durch erfolgte Einspritzungen vorgekommen sind, hat > ergeben, daß ein Verschulden der Aerzte nicht vorliegt. ! Von der Berliner Universität soll zur Ausarbeitung f eines nochmaligen Gutachtens über die möglichen Ur sachen ein Sachverständiger vorgeschlagen werden. * * Mit gestohlene» Schecks wollte ein 2 3 jähriger i Volontär einer Chemnitzer Firma sich einen guten ! Nebenverdienst verschaffen. Der „hoffnungsvolle" junge > Mann sollte im November v. I. 5000 Mark zur Bank j bringen, zog es aber vor, damit zu verduften und das > Geld durchzubringen. Nun stellte es sich auch heraus, ! daß er noch mehrere Schecks gestohlen hatte. Beim Ein- ! kauf von Brillantringen bei einem dortigen Juwelier erregte ein junger Mann, der einen Gutschein einer Automobilfirma in Zahlung geben wollte, Verdacht. Er wurde als der flüchtige Volontär erkannt und ver haftet. * * Zu Tode gestürzt. Durch Schädelbruch und RüS- gratknickung erlitt in Klein-Wanzleben (Prov. Sachsen) eine Kriegerwitwe, Mutter von sechs Kindern, einen so fortigen Tod. Die Frau war in einer Zuckerfabrik als Arbeiterin tätig und fiel beim Herausreichen von Stroh aus dem Strohboden rücklings aus der Luke auf das Steinpflaster. " Mit dem Fuhrwerk vor den Zug geschleudert. Ein Biehhandlungsinhaber geriet in Wintersreuth bei Helenbrunn (Bayern) mit seinem Fuhrwerk in den nach Wunsiedel fahrenden Zug. Er wurde unter den Zug geschleudert und so furchtbar zugerichtet, daß der Tod aus der Stelle eintrat. * * Entsetzliches Explofionsunglück. Laut einer Meldung aus Fukmoka (Japan) entstand in einem Kohlenbergwerk bei Takamnatsu durch die Entzündung . von Gasen eine folgenschwere Explosion. Vier Ar beiter fanden den Tod, mehrere wurden verletzt. Als eine aus 15 Mann bestehende Rettungsabteilung vorzudringen versuchte, gab es neue Explosionen, durch die die Rettungsmannschaften in Stücke zer rissen wurden. * Beim Rangieren ist in Breslau ein Hilfsheizer zwi lchen die Pnsfer geraten und totgequetscht worden. * Polnische Beamte forderten in dem Ort Przhlek Nalh die Schlüssel zum evangelischen Bethaus, das die Deut schen bereits seit 71 Jahren in Besitz haben. Der Altartisch. ! aas Kreuz und die Leuchter wurden von den Polen weg- ! genommen. Alsdann nahmen sie eine Versiegelung des Bet- -auses vor. * Eine Delegation von 100 führenden mexikanische« Geschäftsleuten tritt, läut New Uorker Kabelbericht des „Konfektionär", eine fünfmonatige Rundreise durch Europa ! und Amerika unter den Auspizien der mexikanischen Han- ! aelskammervereinigung an. ! - Haut einer Pariser Meldung sind bei den lieber- i N?^?"U'U"ge» in Mexiko allein 2» Dörfer völlig zersiört. ! 7000 Menschen sollen den Tod gefunden haben. Sonntagswortc. Die jüngste Zeit war wieder einmal auffallend ! reich an Naturkatastrophen aller Art. Mit Schrecken hat man weit und breit ihre ungewöhnlich schweren Fol gen wahrgenommen. Man hat sich in diesen Wochen schlimmster Heim- ; suchungcn wieder lebhaft des Dichterwortes erinnert: ! „Das waren Tage ohnegleichen, die nie vergißt, wer sie durchlebt, es Ivar, als ob ein sichtbar Zeichen der Ewigkeit herabgeschwebt." Katastrophen gibt es nicht nur im Leben der Na 'tur, sondern auch im Leben der Völker nnd des Einzel mcnschen. Die ungewöhnlich schwere Blutwelle, die sich hcutzntage in ungezählten Familientragödicn, in Selbstmorden und sonstigen Verbrechen gegen das Lebe« tagtäglich durch die Zeitungen wälzt, ist ein erschüttern des Beispiel, wie sehr sich die seelischen Katastrophen verschlimmern. Man spricht mit Recht von einer Mvrd und ! Selbstnwrd-Epidemie. Entnervten Menschen der heu- > tigcn Zeit genügt schon der geringfügigste Anlaß, in j den Tod zu gehen. Man hat den seelischen Halt vev- ' loren, weil man oft das Gewissen verloren hat. Das Nllerschmerzlichste ist, daß unsere Zeit, eben weil diese Schrecken sich mit einer unheimlichen, grauenhafte» Regelmäßigkeit abzuspielen pflegen, den entsetzliche« Ernst dieser fnrchtbaren Entartung kaum noch recht begreift. Unserer schwerkranken Gegenwart fehlt die enge Bereinigung mit dem Christentum. Nur von d« Rückkehr zur göttlichen HeilSlehrc haben wir eine Wie,, dergcsundung zu erwarten.