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Beilage zur Weitzeriy-Zeitung S1. Jahrgang Donnerstag am 27. August 1925 Ri. >99 ! Wirtschaft für die Arbeitslosen eintrltt, die sich in Zeilen stadt, Arnstadt und Erfurt statt. An den beiden letzte» schlechter Konjunktur für die Zeiten guter Konjunktur bereit- K Michael. Ins lussch^ »»schuh >1 Ire das Tie virsjöhrige» Herbftübnnacn der ReichSwehl pom 9. bis 1b. Sevteinb.er xwisckcn Nudol. ' finden vom 9. bis 1b. - jentliche jugeben, er und. :m noch kehr er- sreistaat letriebs- Monat lekriebs- auf ins- r Kraft werden, g gegen afnahme fsanstalt Hwerten luch von ir. Auf Gemeinde t dieser lung ließ te Sach- llen und ang der Ortungs- Aussicht, urhauses »teiligten chaft die zwischen ung mit Strecke ten. Es zetteten, ird. an der tu «g,- walSe ung«- ntrilt uni« P«»« deckten, betrug jährlich sicher mehr als 30 Millionen Mark. Mas das Fehlen des Betriebskapitals heute für das Hand werk und damit auch rückwirkend für die gesamte Volks- wirtschaft bedeutet, zeigt allgemein die Preispolitik des Hand werkes. Tatsächlich gehen die Preise für handwerkliche Leistungen und Lieferungen vielfach über die durch Geld entwertung und Steuerlasten bedingte Höhe hinaus. Es ist leicht, das mit Schärfe zu rügen, aber es ist schwer, dem Handwerk einen anderen Weg zu zeigen, um aus der gefähr lichen Kredit- und Kapitalnot herauszukommen. Die Banken scheiden als Kreditgeber ohne weiteres aus. Und die Ge nossenschaften find durchweg noch nicht kapitalkräftig genug, während die Sparkassen nur zögernd und vorsichtig und nur gegen ausreichende Deckung Kredit gewähren. So bleibt für das Handwerk nichts anderes übrig, als die Preise hinaus zusetzen, um so die Verluste an Betriebskapital in der In flationszeit wieder hereinzubringen. Es hat nun viel Mühe gekostet, den Kredit von 30 Milli onen Mark für das Handwerk freizumachen, obschon es gewissen ausländischen Schiebern seinerzeit nicht schwer ge fallen ist, trotz der Kreditsperre durch die Reichsbank Milli onen aus Reichs- und Staatsmitteln zu erhalten. Und was i das Absonderliche ist: der vor Monaten bewilligte Kredit ist bis heute dem Handwerk noch nicht überwiesen worden. Es scheint, daß hier wieder.einmal ein Bürokratenstück geleistet worden ist, das seinesgleichen sucht. Es war vereinbart worden, daß die Reichspost aus dem Postscheckgeldern 30 Millionen Mark abzweigen sollte, um sie der Seehandlung zu überweisen, die sie dann der Zentralgenossenschaftskasse und Ler Genossenschaftsabteilung der Dresdner Bank zuleiten sollte. Wie nun bekannt geworden ist, hat die Reichspost zwar die Abzweigung und Ueberweisung vorgenommen, der Seehandlung aber den Verwendungszweck der 30 Millionen Mark nicht mitgeteilt. Tatsächlich sind diese 30 Millionen ! S Mark nun anderweitig vergeben worden, so daß die Neu- : Kauffüllung unbedingt erfolgen muß. Der Beschluß des Reichs- I M-'ages erging im April. Inzwischen sind nahezu vier Monate - I verflossen, ohne daß das Handwerk des spärlichen Kredit- ! Isegens teilhaftig geworden ist. Gewiß, nicht jeder Kredit- ! ! anspruch hätte sich damit befriedigen lassen, denn das gesamte , Handwerk ist nahezu ohne Ausnahme kreditbedürftig. Es ! hält schwer, die für Lohnzahlungen bestimmten Summen recht- j zeitig beizubringen, weil das Handwerk seinerseits auch heut " noch Kredit gewähren muß, was wieder zum Teil erklärt, , daß das Handwerk durch höhere Preise mit dem Kredit un- j vermeidlich verbundenen Zinsverlust einzudecken versucht. Ob und wann dem Handwerk die 30 Millionen Mark endlich zufliehen, steht noch nicht fest. Die beteiligten In stanzen haben ein Interesse daran, den Mißgriff nicht zur öffentlichen Kenntnis gelangen zu lassen. Der volks wirtschaftliche Schaden, der dadurch entstanden ist, ist freilich auch durch die schärfste nachträgliche Rüge nicht wieder guk- zumachen. Für und wider die Arbnlslostiw r ficherung Im Rahmen der .Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung I der Arbeitslosigkeit' haben sich Vertreter der beteiligten I Interessentengruppen und Männer der Sozialwissenschaft ge- I troffen, um über ein vom Reiche zu erlassendes Arbeitslosen- i Versicherungsgesetz zu beraten. Der Plan einer Arbeitslosen- I Versicherung ist schon mehrere Jahre alt. Es handelt sich dabei I um folgendes: Zeder gegen Arbeitslosigkeit versicherte Arbeit- I nchmer erhält eine regelmäßige Unterstützung, wenn er keine l anderweitige ähnliche geartete Beschäftigung zu finden ver- I mag. — Die Arbeitslosenversicherung gilt vielen als die I Krönung des von Deutschland seit Jahrzehnten betriebenen I sozialpolitischen Werkes. Darüber, daß eine solche Ver- I sicherung in hohem Grade erwünscht ist, braucht kaum ein I Mort verloren zu werden. Es liegt in der Natur der Wirt- I schäft, daß sie nicht zu allen Zeiten alle verfügbaren Arbeits- l Kräfte gebraucht. Innerhalb des gleichen Jahres pflegen die I Zeit der Feldbestellung und der Ernte sowie die Wege- und I Häuserbau-Saison den größten Teil der wirtschaftlichen Re- I servearmee aufzusaugen. Im Winter dagegen pflegt die I Arbeitslosigkeit im Allgemeinen znzunehmcn. In einem pe- I wissen Turnus wechseln aber auch Jahre der Hochkonjunktur I mit solchen schlechten Geschäftsganges ab. Um in Zeiten I lebhaften Warenabsatzes die Produktion steigern zu können, I müssen Arbeitskräfte verfügbar sein, die in Zeiten schlechten , I Warenabsatzes keine Beschäftigung finden können. Darum I Ist es eigentlich eine Selbstverständlichkeit, daß die moderne / Ler MittclstaudSlredit. Der Reichstag hat vor einigen Monaten auf Ankag des volkswirtschaftlichen Ausschusses beschlossen, für das Hand-' werk einen Kredit in Höhe von 30 Millionen Mark an- zuweisen. An und für sich war diese Summe nicht sehr hoch, zumal das Handwerk als Kern des Mittelstandes am härte sten durch die Inflation geschädigt worden ist. Gerade im Mittelstand war es üblich. Ersparnisse in Pfandbriefen, in Hypotheken und bei Sparkasten anzulegen. Diese Merke sind zum größten Teil vernichtet, damit aber auch die Summen, die als das eigentliche Betriebskapital des Hand werkes anzusehen waren. Wie gering die vom Reichstag bewilligten 30 Millionen Mark im Verhältnis zu dem Kapi talbedarf des Handwerkes sind, geht beispielsweise daraus hervor, daß die Schulze-Delitzsch-Genostenschaften vor dem Kriege allein mit einer Gesamthaftsumme der Mitglieder in Höhe von 270 Millionen Mark ausgestattet waren und der Geschäftsumsatz einer jeden unter den Genostenschaftskasten, die in der Hauptsache den Kreditbedarf des Handwerkes UebungStagen werden General Reinhardt, der Gruv Nenkommandeur aus Kassel, und General v. SeA der Chef der Heeresleitung, den Uebungen beiwohnen ES handelt sich um die dem Wehrkreiskommando in Stuttgart unterstellten Reichswehrtruppen. " Mit etwa 60000 Mark gestSchtet ist ein Ei» gutkassenverwalter aus Elberfeld. Da die in Frag« ? kommenden Buchunterlagen in der Hauptsache vev nichtet worden sind, ist eine genaue Keststemurg da veruntreuten Summe nicht möglich. ** Die »evende Kacket. Sine im Essener Polt- zeigefängnis untergebrachte Frau steckte nachts ihr« Kleider in Brand, um sich so das Leben zu nehmen Als die Kleider lichterloh brannten, begann die Frau, da ihr anscheinend der Entschluß wieder leid tat, ei» jämmerliches Geschrei. Von den herbeigeeilten Be amten wurde das Feuer erstickt. Die Gefangene hatte jedoch sehr schwere Brandwunden erlitten, sodaß st« sofort ins Krankenhaus gebracht werden mußte. ** Autounglück in M-Glad-ach. Sin mit drei Personen besetztes Auto rannte in M. -Gladbach gegen einen Straßenbahnmast. Hierbei wurde das Auto völlig zertrümmert und einer der Insassen ge tötet. Die beiden anderen Insassen erlitten schwer« Verletzungen. ** Ein Großfeuer zerstörte in Monschau bei Aachen die große Spinnerei der Firma Kloeters. Der fünfstöckige Hauptbau brannte völlig aus. Durch de« Brand werden viele Arbeiter erwerbs- und brotlos. Die Entstehunasursache ist noch nicht ermittelt. Der Schaden ist sehr groß. ** Bei dem katastrophalen Unwetter, das in der vorigen Woche über die Gegend von Konzell (Nieder bayern) hereinbrach, wurde auch die Konzeller Ober- Mühle völlig überschwemmt. Den Besitzer, einen Vater von fünf Kindern, erfaßte die fürchterliche Flut unl riß ihn mit fort. Er konnte bisher noch nicht ge funden werden. Das ganze Tal gleicht einem grohW See. Der Eisenbahnbetrieb ist noch immer gespenft: " Durch -tue« Zufallsfchuß Vie eigene Schwester getütet. Beim Zimmerretnigen fand eine Amu i» Duisburg einen Revolver. P " Schuh und sie Schwester der Frau troffen nieder. H 'M Unrecht. Im vergangenen Winter wurden die Prophezeiungen minde stens in den Kreisen der Bibelforscher geglaubt, daß kein Schnee fallen werde. Der Januar und Februar hat sie Lügen gestraft. Am 3. Juni 1921 erklärte in Leipzig Herr Rutherford, der neue Papst der Bibelforscher, daß im Frühjahr 1923 eine herrliche Zeit beginnen werde, das Tausendsahrreich. Da werde es keinen Tod, keine Krankheit, keine Häßlichkeit mehr geben; Aerzte, Apotheken und Begräbnisgesellfchaften würden dann überflüssig sein. Auch sollen 1925 die .Bioelforscher' zur Wiederherstellung der Welt in den Himmel entrückt werden. Das Frühjahr ist vorüber. Abraham, Isaak und Iakob sind nicht gekommen, um, wie die Botschaft lautete, den neuen, leicht gangbaren Weg der Heiligung einzuschlagen. Jetzt sagen sie schon vorsichtig: «Wir können mit Sicherheit eine deutliche Kund gebung der Gnade Gottes für das Ende des Jahres oder bald darauf erwarten. «Man merkt die Absicht', sich einen Aüsweg zu sicyern. Die deutsche Oesfentlichkeit hat ein Recht, diese Tatsachen im Zusammenhänge zu betrachten. Immer wieder finden sich ja Menschen, die im besten Glauben den Russellianern Gefolgschaft leisten, immer wieder wird viel Begeisterung für diese unglücklich« amerikanische Sache aufgebracht. Man vergißt immer wieder, daß doch die Kirche das Wort des Evangeliums, auf das sick die Russeiianer so gern beziehen, durch die Jahrhunderte getragen hak. lind wer sich an die Bibel holten will, der hole sich bei den Männern Rat, die trotz aller Angriffe sich dock als vertrauens würdige Hirten und Führer des Bölkes bewährt haben. Zum mindesten soll man sich nicht von den Führern der Bewegung auf falsche Spuren setzen lasten. An ihren Prophezeiungen offen bart sich der wahre Geist der Bewegung. Wer so leichtfertig — um schlimmere Ausdrücke zu vermeiden — mit den Anschauungen seiner Mitmenschen umgeht, dem sollte man doch dort nicht trauen, wo es sich um die letzten und heiligsten Lebensfragen handelt. ** Gründlich« ReinfaN durch falsche Sparsam keit. Bor wenigen Lagen erschien am Bahnhofs- schatter in Pirmasens (Rhempfatz) ein Mann, ru» mit einem — außer Kurs gesetzten 20-BMonenfchet» eine Fahrkarte für eine längere Bahnfahrt zu kaufen. Der Mann fiei aus allen Wolken, als er erfuhr, oaj die Scheine dieser Art bereits außer Kurs find, um somehr, als er zu Hause noch eine größere Anzahl dieser Scheine verwahrt batte. Der bitterlich Ent täuschte erklärte, daß er keine Zeitungen lese und des halb nicht unterrichtet gewesen sei. Die Sparsamkeil am falschen Platz hat sich also wieder einmal gan- übel gerächt. ** Flugzeugabsturz in einen See. Ein Flugzeug der Linie Wien—Linz-Salzkammergut, das von St. Wolfgang in der Richtung auf Hallstatt abflog, ist in folge zu steiler Landung am Hallstätter See verunglückt Das Flugzeug stürzte an einer flachen Stelle in de« See und rippte um. Die Passagiergondel wurde ein» gedrückt. Die Insassen und der Flugzeugführer, in» gesamt fünf Personen, wurden durch den Salinen- meister Schoefbaerker aus Hallstadt glücklich ans Lant gebracht. ** Das Bahnnnglück -ei SenS durch Unachtsam keit verschuldet. Es ist jetzt durch die nähere Unter suchung festgcstellt worden, daß das Eisenoahnunglüä bet Sens (Frankreich) auf die Unachtsamkeit von zwei Bahnwärtern zurückgeführt werden muß. Der ein« der beiden Bahnwärter hat seinen verhängnisvolle« Irrtum bereits zugegeben. Die Zahl der Verletzten wird neuerdings mit 35 angegeben. ** Bei der Explosion eines Schiitzengrabenmörseri in Camp Grant (Illinois) wurden, einer Nq» Docker Kabelmeldung zufolge, sechs Soldaten in Stücke gerissen. 15 Soldaten erlitten beträchtliche Vev- lctzunaen. Einen halben Liter Petroleum ««Sgetrnnkr» hat in einem tschechoslowakischen Landstädtchen ei« junges Mädchen, da es von ihrem Bräutigam fort» dauernd bestohlen wurde. Das selbstmörderische EK periment erwies sich jedoch als weniger gefährlich und so konnte die Lebensmüde wieder gerettet werde«. Sprechsaal. (Ohne Berankworkllchkett der Redaktion) Me Ruffellianer und das Jahr 1925. Wer über die Zukunft spricht, findet immer gläubige Hörer. Man kann ja nie wissen, was da kommen mag. Erfüllt sich etwas, was man Vorhergesagt, so ist die Begeisterung groß: trifft es nicht ein dann findet man schon eine Ausrede um sich dem zu entziehen. Nach diesem Grundsatz haben die amerikanischen Führer Ler Sekte, Lie sich «Ernste Bibelforscher' nennen, seit Jahrzehnten erfolgreich geyandelt. Zunächst sollte 1914 das glückselige Tausendjahrreich auf- gerichtet werden. Später sagte man, man habe für 1914 die Schrecknisse deS Endgerichtes erwartet — vor Tische hieß es f anders! Dann sagte man, es seien 4 Jahre Vorbereitungen für : die Ernte eingeschoben. Mittlerweile starb Herr Austel, der die ! Welt mit diesen Anschauungen beglückt hatte, und nach dem man f seine Anhänger am besten Ruffellianer nennt. Auch 1918 ist kür ! Deutschland kein Jahr behaglichen Wohlergehens und himmlischer f Seligkeit geworden. Im Gegenteil, die große Not kam erst. 1920 trat Herr Balzereit auf und versicherte, im Jahr« 1924 j würden die großen Kirchensysteme ihren Untergang finden. Gegen : die Kirche sind die Ruffellianer nämlich besonders aufgebracht, ' und merken nicht, daß sie selber ein Kirchensystem aufrichten, dem I alle Mängel anhaften, die sie an den europäischen Kirchen tadeln. ' Für die evangelische Kirche Sachsens wurde das Jahr 1923 eine - Schicksalsprobe. Sie hat bestanden. Herr Balzereit hatte also Scherz und Ernst. * Tödlicher Aukonnmll. Einer Vrcslauei Meldung zufolge ist der Fabrikuesitzcr Kusche jun. Heidertdvrf, bei Petcrswaldau das Opfer eines schwerer Autonnfallö geworden. Sein Wagen überschlug sick in einer Kurve, Kusche wuroe getutet, während sein- Frau mit schweren Schädelbrüchcn nach Heidersdorj gebracht werden mußte. Der mitfahrcnde Bankbeamtl Walter Ludwig aus Breslau kam mit einem schwerer Oberarinbruch und leichten Kupfverletzungcn davon. ** Amundsens Schiff „Maud" ist auf dem We« nach San Franzisko, wo es verkauft werden soll, io Nome (Alaska) eingetroffen. Nachdem der norwegisch« Bizckonsul im Namen seiner Regierung von dem Schiff Besitz ergriffen hatte, kam im Auftrage der Bereinigten Staaten ein Gerichtsbeamter mir einem Arrestbefchl über 600 Dollar an Bord. Dieser Betrag wurde von einer vergesellschaft für die vor der Abfahrt de, „Maud" im Jahre 1922 an Bord gelieferten Oelvor- räte gefordert. Der norwegische Btzekonsul leistet» jedoch für den Betrag Sicherheit, sodaß das Schiff freigcgcben wurde. Sinnsprüche. darai^sckuld^,n>> ^"schen,'grollen, - "nb kmmer beid, für dcu e^ wird plötzlich entsetzlich schwer sur ocuienigcn Menschen, der von beiden zurü-kbletbL ) T o l -st o t. ieder leicht durch diese Welt geschritten, -uer gut zu danken wusit', und wnsite gut zu bitten. Marie von Ebner-Eschenbach» Im Blick kommt die Seele ans Fenster. .. Bau L«. -1 halten. Bei -er praktischen Durchführung der Arbelkslosen-Ber- slcherung bereitet der Begriff -er «Arbeitslosigkeit' erhebliche ' Schwierigkeiten. Wer ist eigentlich arbeitslos? Die Ant- ' wort erscheint einfach: Wer keine Arbeit findet. Die Er fahrung hat jedoch gelehrt, daß manche Menschen ein be sonderes Talent darin besitzen, keine geeignete Arbeit zu finden. Menn der Arbeitslohn nicht wesentlich höher ist als die Arbeitslosenentschädigung, so ist für arbeitsscheue Per- j sonen der Anreiz zum Auffinden von Arbeitsgelegenheit nur gering. Auch ist es schwer, festzustellen, ob eine als Ersah gebotene Tätigkeit «gleichartig', « ähnlich geartet' oder «gleichwertig' ist. Ein arbeitssamer Mensch übernimmt be reitwillig Obliegenheiten, die ihm bisher ziemlich ferngelegen haben: ein arbeitsscheuer Mensch dagegen legt einen sehr strengen Maßstab an die ihm angebokene Ersahbeschäftigung. Die oft gehörte Behauptung, daß die Arbeitslosenversicherung eine Prämierung -er Faulheit und der Indolenz sei, enthält , einen berechtigten Kern, ist jedoch zweifellos stark überkleben, j Auf die Dauer läßt sich die Arbeitslosenversicherung nur bei j einem allgemein hohen Stand der Arbeitsmoral ohne Schaden für Volk und Wirtschaft durchführen. Eine Mehrbelastung gegenüber dem bisherigen Zustand würde bei Einführung der Arbeitslosenversicherung nicht zu befürchten sein. Bisher wurden Arbeitslosenunterstützungen charitativen Charakters gewährt, für welche die Mittel natürlich auch aus den Er trägen der Wirtschaft bereitgestellt werden mußten. Die Ein führung einer Arbeitslosenversicherung würde den Arbeits losen einen Rechtsanspruch auf Entschädigung gewähren und vielleicht Anlaß geben, eine Aenderung in der Aufbringung -er nötigen Mittel eintreten zu lasten. Bei der Durchführung der Arbeitslosenversicherung muß streng darauf Bedacht ge nommen werden, daß wirklich nur die ohne eigene Schuld arbeitslos Gewordenen und arbeitslos Bleibenden Renten erhalten, und daß eine dolose Ausnutzung der sozialen Wohl tat nach Möglichkeit verhindert wird.