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Dresdner Journal : 18.02.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189102184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18910218
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18910218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-02
- Tag 1891-02-18
-
Monat
1891-02
-
Jahr
1891
- Titel
- Dresdner Journal : 18.02.1891
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1891 Mittwoch, den 18. Februar, abends O40 DresdnerIolmml bieten, derartige Verhältnisse die gefügten Dreibund einen Riß zn bewirken, um sodann tück- sial» Hrn. ng-- snitz ierg. mit ider. sons bri Hern rJ.) Karl ckau. geb. in se Hr. («s iann rütt- Frl. eorg Iden. Iden. in »I) rner, mit Aussicht auf Erfolg die öffentliche Meinung und die Regierungskreise in die Bahnen einer abenteuer lichen Politik, die eine gewaltsame Lösung der Balkan fragen in ihrem Sinne zum Gegenstände hätte, hinein kLr Vr««ävn vivrt*Ij»UrIioU > II. SO kt., d«i a»a L««r1. <t«nt»ed«n vrorl«! DUrrtiot» » 1t ; »n»„rU»tb äs« <t«ut«obvn Laiei»»« tritt ko»t- noä 8tan»paI»u»vi»U»8 Kin»». Lioretna tiurnwsrn: 10 kk. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Otto Banck, Professor der (Literatur- und Kunstgeschichte Isür 6an L»um ou»or gaspaitsnsa /«U« icioiner bicbrikt SO kk. Hadar ,,Lia^v«Laclt" äi« Leila b0 l's Lei Adellen- unä LiUeraiat« «at»pr. Aat»ol»1»tk LreoUvluen r LAglicb »itltll»ru»l»n»a äsr 8ono- n koiert»^ »davä«. l'arnipravU-ltaivitln««: Hr. ILVL. Dresden, l8. Februar. Panslawisten als politische Friedensstifter. ** Der Besuch des Erzherzogs Franz Ferdinand von Österreich am russischen Kaiserhofe war in den letzten Tagen Gegenstand eingehender Erörterungen in einem Teile der europäischen Presse, die trotz des offiziösen, äußeren Charakters dieses Besuches darin den Beginn einer neuen, von den Grundideen der Friedensliga mehr oder weniger abweichenden Politik der europäischen Großmächte erblickt zu haben glaubte. Es kann allerdings nicht in Abrede gestellt werden, daß derartige Gegenbeweise der aufrichtigen Freund schaft zwischen den Herrscherfamilien, der vorüber gehende politische Gegensätze der staatlichen Inter essen keinen wesentlichen Abbruch thun, unter gewissen Verhältnissen nickt ohne politische Bedeutung sein können, und daß die derzeitige Lage der Dinge wohl darnach ist, um den müßigen Konjekturalpolitikern slawistischen Strömung in Rußland steht nun im offenkundigsten Widerspruch mit den neuesten Dekla mationen gewisser russischer Pub izisten über die Vor teile, die Österreich-Ungarn auS der russischen Freund schaft ziehen könnte, wenn eS sich zu dem Aufgeben der seitherigen Politik als ein Glied der FriedenSIiga zuhetzen. ES ist nicht das minderwertigste Verdienst der Friedensliga, die allgemeine Lage in der Weise auS- grstaltet zu haben, daß die Bäume der Panslawisten sowohl der österreichischen als auch der russischen Farbe in absehbarer Zukunft nicht in den Himmel wachsen können. Man hat eben dafür gesorgt, daß ihnen die Bedingungen zum üppigen Wachstum entzogen werden. Das Zurschautragen der austrophilen Gesinnungen steht den russischen Panslawisten im übrigen so schlecht zu Gesicht, daß kaum jemand dieselben als gute politische Münze in Rechnung zu ziehen sich beeilen dürfte. Sie tragen viel zu deutlich das Zeichen der politischen Bauernfängerei an der Stirn, als daß sie auf irgend welche politische Faktoren einen mehr oder minder zu veranschlagenden Eindruck machen könnten. Was die zur Zeit maßgebenden Kreise in Rußland anbelangt, so liegt nicht das mindeste Anzeichen einer gegenteiligen Ansfassung der durch den Besuch des österreichischen Erz herzogs angeblich beeinflußten politischen Gesamtlage vor. die jüngsten Maßregeln, betreffend die Organi sation der einheimischen Gerichte, da dieselben eine «»berechtigte Einmischung Englands in die innere Verwaltung «LpptenS darstelltev. Amtlicher Teil. Bekanntmachung, betreffend die Gewährung von Beihülfen auS der Friedrich - Wilhelmstiftung für den Kurort Marienbad in Böhmen. Nach A 4 und 8 5 des Statut- über die vor gedachte Stiftung ist das Finanzministerium berechtigt, alljährlich bis Ende März drei Personen, welche die Marienbader Heilquellen und Bäder gebrauchen wollen, aber die Kosten einer solchen Kur auS eigenen Mit teln nicht zu tragen vermögen, zu Gewährung von, auS StiftungSmitteln zu bestreitenden Beihülfen, welche statutenmäßig entweder in freier Wohnung oder einer Geldunterstützung oder beiden zugleich bestehen können, bei dem Vorstande der Stiftung zu präsentiren. Zu dem Ende werden diejenigen zum Ressort des Finanzministeriums gehörigen Beamten, welche zum Gebrauche einer Kur in Marienbad in diesem Jahre eine solche statutenmäßige Beihülfe zu erhalten wün schen, hierdurch aufgefordert, ihre diesfallsigen Gesuche längstens bis zum 15. März dieses Jahres Anher ein zureichen. Dresden, den 14. Februar 189l. Finanzministeriu m von Thümmel. Wolf. Nichtamtlicher Teil. Tetegvcrphische WacHrichten. Hamburg, 18. Februar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) DaS bei Norderney gesunkene Schiff ist zufolge einer Meldung des Oberlotsen Wessels auS Blexen vermutlich der Dampfer „LcnuS", welcher am 15. Februar von den Jhmuidev nach Hamburg abging. Paris, 18. Februar. (Tel. d DreSdn. Journ.) Der „Figaro" hebt hervor, daß besonders die Maler Bougereau und Detaille für die Beschick ung der Berliner Kunstausstellung selten- fran zösischer Künstler sich ausgesprochen hätten. Auch der Botschafter Herbette sei wärmstens dafür ein- getreten. Infolgedessen habe sich eine Jury kon stituiert, welche allr nach Berlin zu sendenden Bilder prüfe. Etwa fünfzig der bekanntesten Maler sagten ihre Brteiligung zu. Moskau, 17. Februar. (W. T. B.) Se. K. u. K. Hoheit der Erzherzog Kranz Ferdinand hat heute abend 1V Uhr die Rückreise über Warschau nach Buda-Pest angetrrten. Bei der Verabschie dung sagte der Erzherzog zu den ihn bis zum Bahnhof geleitenden Würdenträgern, der herz liche Empfang in Rußland werde ihm unvergeß lich bleiben. Cetinje, 17. Februar. (W. T. B) Eine größere Zahl bewaffneter Malissoren, welche über die Grenze in der Richtung auf Dulcigno in Montenegro einfielen, kamen in Kampf mit be waffneten Montenegrinern, wobei 2 Montenegriner schwer verwundet, von den Malissoren einer ge tötet und einer verwundet wurden. Die Regierung wird von der Pforte Genuglhuung verlangen Serajewo, 18.Februar. (Tel.d.DreSdn.Journ) Gestern nachmittag wurde in Travnik ein heftiger Erdstoß von Nordost nach Sükwest verspürt, der 4 Sekunden dauerte. Kairo, 18. Februar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der hiesige diplomatische Vertreter Frankreichs überreichte gestern einen offiziellen Protest gegen Tagesgeschichte. * Berlin, 17. Februar. Se. Majestät der Kaiser fuhr heute morgen nach dem Generalstabsgebäude und machte von da auS einen Spaziergang durch die An agen deS Tiergartens bis zur Wohoung deS Staats- ekretärS Frhrn. v. Marschall, woselbst der Monarch >en Vortrag desselben entgegennahm. Im Schlosse olgte dann noch eine Reihe weiterer Borträge. — über M'BkkyvMnngen der Vereinigung der Steuer- und Wirtschaftsreformer ist noch mit zuteilen, daß die Versammlung die gestern mitgeteilte Resolution zu dem Thema „Zolleinigungen und die deutsche Landwirtschaft" nach längerer Diskussion ein stimmig annahm Zugleich wurde der Zusatz angenommen, daß die deutsche Landwirtschaft, wenn man ihr nur den nötigen Schutz an- gedeihrn lädt, sehr bald in der Lage sein werde, den Gesamt - getreide- und Vichbedars Deutschland- zu decken, so daß e» sehr bald nicht mehr notwendig sein werde, Getreide und Vieh auS dem Auslande zu beziehen — Den zweiten Gegenstand der Ver handlung bildete die Vertretung der Landwirtschaft, be züglich deren Referent und Korreferent, Rittergut-besitzer Al fieri und LandeSökonomierat Robbe eine Resolution dahin be antragten, dah man eine Stärkung der Stellung der landwirt schaftlichen Zentralvrreine al- provinzielle Hauptvertretung-- organe der Landwirtschaft für wünschencwert halte und zwar durch Umbildung derselben oder ihrer Vorstände zu Land- wirtschaft-kammern mit dem Rechte begrenzter Leistungen der La dwirte ihre- Bezirks nach Analogie der Handels kammern. Den LandwirtschaftSkammern würde die Ausgabe zu fallen, die technischen und volkswirtschaftlichen Gefamtinteressen der Landwirtschaft innerhalb ihrer Bezirke wahrzuurhmen, da- BereinS- und Genossenschaftswesen zu fördern und zu dotieren, insbesondere aber die Behörden durch thatjächliche Mitteilungen, Anträge, Jahresberichte und Erstattung von Gutachten bei Er füllung ihnr Ausgaben zu unterstützen. — Auch diese von der Versammlung angenommene Resolution erhielt einen, und zwar vom Grafen Arnim Muskau beamragten Zusatz, nach welchem dabei zu erwägen sein würde, ob und inwieweit den zu schaffenden Landwirtschastskammern eine Mitwirkung an den vo» kokSuSlr»r>xeu »»»Mträir Lonum—ioaLr ä« Vrvxtuer ävurual«; L»»bar» N«rU» Vt«» I^tpit, v«»«t Le,«!»» ». <- B«rU» Vt«»-N«md»rU- kr»U L«tx»j,-knmtl1Uer «. «. Ntiucd«»: Huck, L/o««,' Louäou I«rUu kniukkdrr ». N.-«ii»rtU»rl! Daud« 4 Co, v«rU»: ZnvakickenckouL, »r««I«o: H«l «Eor«r: c Le/»a«t«', Lills «. ».! ck. Laect F Vs. Ler»i»g«d»rr LSoigl. Lrpoäition 6e, Vrvsckoer vr«äeo, Lviu^«r«Lr. SV. k«ru»xr»<:l»-Aa^bIu»»: Ur. 12-b. aus keinen Grund zum Verlassen der Frie densbahnen des Dreibundes, wohl aber viele Gründe gegen einen derartigen, von auswärts viel leicht anzustrebenden Wandel haben. Einer solchen Auffassung der Stellungnahme der habsburgischen Monarchie in der Gesamtheit der politischen Fragen widerspricht keineswegs der Umstand, daß cs inner halb der zahllosen nationalpolitischen Lager in den beiden Hälften derselben nicht an „Vertretern der öffentlichen Meinung" fehlt, die entgegen den, vor aller Augen liegenden staatlichen Interessen eine Änderung in den Beziehungen der österreichisch-ungarischen Mo narchie zu Deutschland und dem russischen Reiche mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln anzustreben allezeit bereit sind. Man würde jedoch irre gehen, wenn man den Auslassungen dieser Politiker als Leit gedanken den aufrichtigen Wunsch, Rußland und Oesterreich-Ungarn durch die Bande innigster Inter essengemeinschaft und der daraus sich ergebenden Freundschaft aneinander gekettet zu sehen, zu Grunde legen wollte. Nein —, so stehen die Dinge keines wegs. Die jungtschechischen und großkroatischen Daß der russische Kaiserhof seinen hohen Gast in jeglicher Weise ehrte und alles vermieden hatte, war von den politischen Weitermachern als eine Nachwirkung der seit herigen Gespanntheit in den politischenWechselbeziehungen Rußlands und Österreich-Ungarns hätte verwertet wer den können, läßt nur den guten Willen erkennen, die persönlichen Beziehungen zum österreichischen Kaiser hofe so freundschaftlich als möglich auSzugestalten und sie von den Einwirkungen der politischen Gegensätze, soweit dieselben zur Zeit noch nicht zum Austrage ge langt sind, frei zu erhalten Wir wollen in der Deu tung deS überaus ehrenden Empfanges, der dem künf tigen österreichischen Kronprinzen von feiten des rus sischen KaiserhofcS zu teil geworden, noch einen weite ren Schritt wagen: gewiß hätte eS anläßlich dieses Empfanges keinen derartigen Überfluß an entgegen kommenden Freundschaftsbeweisen gegeben, wenn die leitenden Kreise in Rußland nicht die Ueberzeugung hätten, daß eine friedliche Auseinandersetzung mit Öesterreich-Ungarn bezüglich der anzustrebenden Lösung der Balkanfragen nicht nur möglich, sondern auch wünschenswert sei. Alle weiteren, die Stellungnahme der maßgebenden Kreise in Rußland zu dem besagten Ereignisse „klar- stellenden" Deutungen der einen politischen Wetter umschlag im großen Stile ankündigenden Preßpolitiker tragen das Gepräge der Erfindung an der Stirne und treiben als solche nur Wasser auf die Mühle jener politischen Existenzen, deren Geschäfte es durch aus erheischen, daß die friedliche Ausgestaltung der Lage, die den berechtigten Interessen aller an den ihrer Lösung noch harrenden großen Fragen beteiligten Mächte sichere Aussicht auf weitgehende Befriedigung bietet, durch immerwährende Infragestellung deS Be standes der Friedensliga gestört werde. „Diplomaten" glauben im Ernst nicht an die Mög lichkeit einer friedlichen Ausgleichung der Gegensätze in der russischen und österreichischen Balkanpolttik —, sie glauben daran nicht, weil sie einen derartigen Ausgleich — nicht wünschen. Nach ihrer Ansicht sind wohl nur die berüchtigten „Kosakenhufe" im stände, die endgiltige Lösung der Balkan fragen, allcrdingS in einem den Interessen der habs burgischen Monarchie entgegengesetzten Sinne —, eine anderweitige Lösung wäre diesen „österreichischen Poli tikern" nicht erwünscht — herbeizuführen. Wenn ihre Wortführer im Reichsrate und in den Landtagen demungeachtet der österreichischen Diplomatie die Wiederherstellung der engen Freundschaft mit Rußland anS Herz legen, so geschieht es ja ausschließlich nur zu dem Zwecke, um dadurch die Bande zu lockern, die Österreich-Ungarn mit Deutschland und Italien ver binden. Daß den parlamentarischen Vorträgen dieser Politiker über die Wunderwirkungen der russisch-öster reichischen Allianz, die den FriedenSbund der drei mitteleuropäischen Großmächte in der Beeinflussung der allgemeinen Lagen abzulösen hätte, dieser Hinter gedanke zu Grunde liegt, darüber ist alle Welt einig und ganz besonder- die Schüler der Panslawisten Danilewsky, Katkow, Aksakow, die in Rußland die öffentliche Meinung im Sinne einer ähnlichen „Aus einandersetzung" mit Österreich-Ungarn bearbeiten. Zur Ehre dieser letzteren sei eS indes bemerkt, daß, während die unterschiedlichen Waschatys innerhalb der Pfähle der habsburgischen Monarchie es nicht verschmähen, unter dem Deckmantel einer eifrigen Förderung der russisch-österreichischen Freundschaft den Krieg zwischen diesen beiden Mächten herbeizusehnen, ihre russischen Gesinnungsgenossen es unter ihrer Würde zu halten scheinen, an derartigem Gaukelspiel Anteil zu nehmen; sie machen kein Hehl daraus, daß sie sich immer noch zu dem politischen Glaubensbekenntnisse des verstor benen I. Danilewsky bekennen, daS die Liquidation der habsburgischen Monarchie als da- Endziel der Bestrebungen aller gesinnnngStüchtigen Slawophilen zum ersten Gebote hat. Dieser Grundton der pan ihren politischen Randbemerkungen zu dem besagten Besuche des dereinstigen österreichischen Thronerben zu unterstellen. Gleichviel wird sich der unbe fangene Beurteiler der Dinge, auch ohne erst durch offiziöse Berichtigungen im Glauben an die Unwan delbarkeit der Politik der Friedensligamächte bestärkt werden zu müssen, angesichts derartiger nicht dem wahren Thatbestand entlehnten und angepaßten Fol gerungen dieser Politiker keineswegs beirren lassen, wenn er nur ruhigen Blutes ihren wahren Wert mit dem Prüfstein der unverrückbaren Gesichtspunkte der Friedensliga untersucht. Die Erhaltung des allgemeinen Friedens und zu gleich eine allmähliche im Rahmen der Verträge und unter freundschaftlicher Ausgestaltung der gegenseitigen Beziehungen anzustrebende Ausgleichung der politischen Gegensätze, — daS sind doch noch immer die beiden großen Leitidern deS Friedensbundes, und nur be schränkte Politiker oder durch ihre nationalen und politi schen Vorurteile geblendeten Publizisten dürften es wagen, die seitherigen Erfolge der Politik der Frie- deusligamächte nach diesen beiden Richtungen hin in entschließen wollte. — Dlefe Publizisten verfolgen bei Abrede zu stellen. Diese Erfolge kommen aber, so- diesen Kundgebungen gleichfalls den Zweck, im fest- weit die Balkanfragen im Vordergründe der der- -- -- zeitigen allgemeinen Lage stehen, zunächst Öster reich-Ungarn zu gute, dessen Leiter somit durch- Lunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 17. Februar: „Die lustigen Weiber von Windsor." Komisch phantastische Oper in drei Aufzügen von Otto Ni colai. Die gestrige Ausführung dieser lebenskräftigen Oper, welcher ein zwar kleiner aber dankbar empfänglicher Hörerkreis beiwohnte, ging unter Leitung des Hrn. Hofkapellmeisters Hagen musikalisch sehr belebt ohne schleppende Tempi und matte Rythmisierung, tadellos sicher in den Ensemblesätzen und vorzüglich im Orchester von statten, da alle Mitwirkenden voll frischer Lust bemüht waren in Gesang und Spiel möglichst Bestes zu leisten. Frl. Friedmann singt jetzt die Partie der bürgerlich behäbigen, humoristischen Frau Fluth, deren derbes Naturell ihrer stark begrenzten Spiel- begabuny wohl zusagt; sie löst die lohnende Auf gabe mit so munterer Laune, mit Temperament und künstlerischem Geschmack, und wendet dazu in der Gesangsbehandlnng soviel behende Leichtigkeit und hübsche Pointierungen auf, daß sie nach unseren Wahrnehmungen mit dieser Leistung einen Höhe punkt ihres Könnens erreicht. Hr Decarli beherrscht al- Falstaff nicht den charakteristischen Grundton der Komik, welche diese „Tonne von einem Mann" nmgiebt, aber seine Darstellung ist als Ganzes sehr sicher, in manchen Nuancierungen wirksam und frei von allen Über treibungen, zu denen gerade hier manche Lockung vor- lieat. Neu in ihren Rollen waren Hr Hofmüller uvv Frl. Bossenberger (AnnaReich), welche letztere sich mit der schauspielerischen Seite ihrer Partie noch nicht vertraut gemacht hat und im Duett mit Fenton, in dem die Liebenden verwunderlich viel Muße zum Solfeggieren finden, um eines kurzweiligeren Eindrucks willen mehr Wärme entfalten muß. Hr. Hofmüller erfreute uns als Fenton durch seine frische und feine Gesangsausführung; nur sei der Sänger gebeten, die vielen bogenrunten Armbewegnngen etwas einzu schränken. Die tüchtige Mitwirkung des Frl. Löffler (Frau Reich) und des Hrn. Jensen, welcher in seiner belebten, ausdrucksvollen Darstellung des eifersüchtigen Hrn. Fluth einen überaus gewinnenden Eindruck macht, ist von vielen früheren Vorführungen der Oper her bekannt Jessamine. B»n H. v. Goetzendorfs-Grabom-ki -v (Fortsetzung.) XIV. Jessamine Aran: hatte zu allen Zeiten ihr liebes, altes Aramhall jedem anderen Aufenthalt vorgezogcn, aber noch niemals war sie so gern und freudig heim- gekehrt, wie in diesem Jahl Sie hatte eine Empfin dung, als ob alles Böse und Schmerzliche, was ihr in der Welt draußen begegnet, verblassen und von ihr abfallen müsse, sobald sie die Landstraße verlassen und den Fuß auf den weichen, fommergrünen Parkrasen von Aramhall gesetzt! Die Übrigen — MrS. Random hatte sich auch dazu gefunden — waren es gleichfalls zufrieden, sich in der reinen, frischen Landlust vom Städtestaub frei- baden und ein Stillleben nach eigenem Geschmack und Bedürfnis führen zu können. WaS Roland Harvay anging, so wurde es jeder mann bemerkbar, daß er klarer und verständnisvoller als sonst um sich schaute. Jcssamine beobachtete ihn scharf und unablässig; ihre Gedanken beschäftigten sich Tag und Nacht mit dem „Wie?" der Heilung, welche die Londoner Ärzte bei der Abreise ihres Patienten als sicher in Aussicht gestellt. Mrs. Random korrespondierte unausgesetzt mit Sir Warwick und machte vor ihrer Nichte kein Hehl daraus. „Er ist so ziemlich der einzige Freund, den wir „draußen" noch haben," sagte sie gelegentlich „WaS das besagen will, vermagst Du kaum zu be urteilen, da Du nickt weißt, wie man von Dir und Roland Harvay in der Gesellschaft spricht Es kur sieren die sonderbarsten, romanhaftesten Geschichten, kann ich Dir sagen, und vermutlich wird sich über kurz oder lang noch die Feder irgend eines modernen Schriftstellers über Dich hermachen." Jessamine antwortete nicht. Mrs. Randoms Rede hatte sie auf besondere Gedanken gebracht. Sie sagte sich, daß ihr Leben in der That einem Roman gleiche, und begann darüber nachzusinnen, welches Ende die Feder eines geschickten Schriftstellers diesem Roman wohl geben werde, geben könne Dabei kam ihr ein Einfall, der die Röte der Erregung in ihre Wangen trieb und ihr Herz zittern machte: „Wie, wenn eS gelänge? DaS Leben übertrifft oft den kühnsten Roman." „Woran denkst Du, Jessamine?" fragte in diesem Augenblick MrS Random, welche ihre Nichte be ¬ obachtet hatte und über die plötzliche Erregtheit der selben erstaunt war. „An die schöne Aussicht auf einen einsamen Nack mittag, Tante, wenn Du die Wahrheit hören willst. Ich gedenke, mich Eurer Partie nach der Elm-Höhe nicht anzuschließen, sondern mit Edith Murphy, die durch ihre rheumatischen Schmerzen gleichfalls zum Zurückbleiben vcrurteilt ist, einmal wieder nach alter Ärt zu musizieren." „Recht schön! Ich wage nicht, Dir zu wider sprechen, da Du ja stets Deinem eigenen Kopf zu folgen pflegst," entgegnete die Witwe etwas pikiert. „So müssen denn unsere Gäste versuchen, sich ohne Dich zu amüsieren." „Das werden sie, Tante, dessen bin ich gewiß." * * Zu ziemlich früher Stunde rückte die kleine Gesell schaft, gefolgt von einem gut besetzten Fouragewagen, nach der „Elmhöhe" auS, wo das Diner „auf dem Teppich der Natur" eingenommen werden sollte. Die drei Zurückbleibenden, MrS. Murphy, Jessamine und Noland Harvay, gaben ihnen bis zum Parkthor da» Geleit und schlenderten dann langsam auf den schönen Gartenwegen zum Haus zurück. Der junge Lehrer sah gar nicht mehr sehr leidend aus; seine Wangen trugen bereits wieder eine leichte Röte und in die blauen Augen war Glanz und Leben zurückgekehrt. Aber sein Öhr blieb unempfänglich gegen die Anreden der Freunde und sein Mund ver schlossen, wie durch einen bösen Zauberspruch. Auch heute schlenderte er gleichgiltig zwischen Jessamine und MrS Murphy hin und ließ, ihres Gespräches nicht achtend, seine Augen träumerisch umherschwcifen. Jeffa
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