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Hochschulspiegel
- Bandzählung
- 1980
- Erscheinungsdatum
- 1980
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- A 812
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770833978-198000009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770833978-19800000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770833978-19800000
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Projekt: Bestände der Universitätsbibliothek Chemnitz
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- -
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-
Zeitschrift
Hochschulspiegel
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Band
Band 1980
-
- Ausgabe Nr. 1, Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, Februar 1
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- Ausgabe Nr. 5, März 1
- Ausgabe Nr. 6, März 1
- Ausgabe Nr. 7/8, April 1
- Ausgabe Nr. 9, April 1
- Ausgabe Nr. 10, Mai 1
- Ausgabe Nr. 11, Mai 1
- Ausgabe Nr. 12, Juni 1
- Ausgabe Nr. 13, Juli 1
- Ausgabe Nr. 14, Juli 1
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Band 1980
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F 35. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus ... Eine langjährige, brüderliche Freundschaft verbindet uns heute mit dem Lande Lenins. Das sowjetische Ehren mal in Treptow ist zum Symbol der opferreichen Befreiungstat der Sowjetunion geworden und wird jährlich von Hunderttausenden Bürgern unserer Republik und aus aller Welt besucht. Befreiungstat der UdSSR eröffnete uns eine glückliche Zukunft 8. Mai 1945 — 8. Mai 1980. 35 Jahre des Aufbaus und unserer sozialisti schen Entwicklung; 35 Jahre Frie den in Europa. Was ereignete sich damals, am 8. Mai 1945, und in den darauffol- genden Monaten und Jahren? Wie sahen, beurteilten und wie erlebten wir diese Ereignisse als junge Men schen, die überwiegend vom faschi stischen Gedankengut vergiftet wa ren, und wie beurteilen wir sie heute? Viele aus meiner Generation waren noch im letzten Kriegsjahr in die faschistische Wehrmacht einge zogen worden, um „gegen den Bol schewismus zu kämpfen“ und an der „entscheidenden Schlacht für den Sieg des Großdeutschen Reiches“ teilzunehmen. Aber der Glaube an die Unbesiegbarkeit des faschisti schen Deutschlands war bzw. wurde durch die Ereignisse in den Jahren 1944 und 1945 erschüttert, so daß der Befehl „Kampf bis zur letzten Pa trone“ von vielen nicht befolgt wurde. Das bedeutete Gefangen schaft oder desertieren. Gefangenschaft bei den Russen? Nach »Möglichkeit nicht! So dachten wir damals. Aber die Rote Armee war schneller als wir bei unserer Absetzbewegung in Richtung We- sten. Und so war für mich am 5. Mai der Krieg zu Ende. Was werden sie mit uns machen? Geht es ab nach Sibirien? Das waren unsere wesentlichsten Gedanken in den ersten Tagen und Wochen un serer Gefangenschaft. Wie schnell begannen wir aber auch anders zu denken. So am 8. Mai, als die Wachkommandos den Sieg feierten und uns in kamerad schaftlichem Ton oftmals zuriefen „Hitler kaputt“. Wir wunderten uns, warum sie nicht einmal „Deutsch land kaputt“ riefen. Später wurde ich mit vielen an deren zum Abbau und Abtransport von Schienen eingesetzt. „Warum lassen sie uns die Schienen nicht?“ fragten wir uns. Wir dachten nicht mehr so, als wir nach Monaten Schienen auf zerstörten Gleisanlagen im jetzigen Polen bis hin nach Brest verlegen mußten. Erst dort wurde uns bewußt, was die faschistische Wehrmacht zurückgelassen hatte. Unvergessen bleibt mir die Fahrt durch das völlig zerstörte, geister haft wirkende Warschau. Heute ordne ich auch unseren Einsatz zum Aufbau der zerstörten Eisenbahnbrücke bei Neustrelitz anders ein, nämlich als einen der ersten Schritte der Roten Armee zum Wiederaufbau unserer Wirt schaft. Voraussetzungen zu schaffen für eine Wiederbelebung der Wirt schaft im besiegten Deutschland, betrachtete die Rote Armee als eine ihrer wichtigsten Aufgaben. Be sonders deutlich wurde mir das, als ich nach der Entlassung aus der Gefangenschaft im Januar 1946 meine Eltern und Schwestern infolge ihrer Umsiedlung in Thale wieder fand und dort ab 1. April meine Lehre in den Eisen- und Hütten werken beginnen konnte. Dieser ehemalige Rüstungsbetrieb stand zunächst auf der Reparationsliste, wurde dann jedoch in eine Sowjeti sche Aktiengesellschaft umgewan delt, um damit vielen Arbeitern und jungen Menschen Arbeit bzw. eine Lehrstelle zu sichern. Vereinigungsparteitag im April 1946. Im Betrieb fand eine Kundge bung statt, an der auch wir Lehr linge teilnahmen. Symbolisch reich ten sich zwei Männer die Hand, und es wurde ein Tuch mit den Buch staben SED hochgehoben. Wir kannten weder die Politik der KPD noch der SPD und konnten deshalb zunächst auch keinen Sinn in der neuen Partei finden. Da war aber unser Lehrmeister, ein Kommunist, schon in der Weimarer Republik, der viel mit uns sprach, besonders mit uns, die wir infolge Umsiedlung und Gefangenschaft erst mit 18, 19 oder 20 Jahren die Lehre begannen. Kom munistische Anschauungen und die uns anerzogene faschistische Ideolo gie prallten aufeinander! Was für Geduld hatte unser Meister, und wie gut verstand er es, uns allmählich die Ziele der Kommunisten zu ver deutlichen! Später wurde ich als Vertreter der Lehrlinge gewählt. Ich bekam kon kret zu spüren, wie schwer es ist, im Interesse aller gegen die unter schiedlichsten Interessen einzelner aufzutreten und gerecht- zu handeln. Es war meine erste gesellschaftliche Funktion. Dann folgte die Wahl in den Ge werkschaftsvorstand und der Auf trag, mit einem anderen Leitungs mitglied, einem Genossen, die Ge werkschaftsbibliothek in Thale wieder aufzubauen. Viele Abende haben wir zusammen gearbeitet. Uns übergebene Bücher mußten gesichtet und sortiert werden. Vieles erfuhr ich dabei von diesem Genossen, so auch, wie die sowjetischen Genos sen der Betriebsleitung die Partei und Gewerkschaft unterstützen, welche Bedeutung die Wettbewerbs bewegung hat. So wurde mit mir und anderen jungen Menschen diskutiert und gearbeitet. Einige von uns fanden bald den Weg zur Partei, wenn auch mit unausgereiften Vorstellungen, jedoch mit der Überzeugung, für ein neues Deutschland einzutreten und es mit aufzubauen. Dr. Alfred Neubert, Sektion Fertigungsprozeß und Fertigungsmittel Das Muttergedenken Bin wieder dein innegeworden, Mama, deines tränenvoll schönen Augenpaars und jenes von Kind auf vertrauten Panamahuts und darunter deines schon dünneren Haars. Geduld und Zartsinn, leicht nachgedunkelt im Sturmjahr um unsere Moskauer Stadt — beinah sind sie wie ein schützendes Helmdach um deine Haarkrone, ergraut und glatt. Alle Granatsplitter fremder Batterien, alle Rohre, aus denen man auf Russen schoß, du Gute, sie hatten stets dich zum.Ziele - doch schlitzten sie deine Gewandfalten bloß. Ich seh die Schäden, ich faß sie ins Auge, hast du sie auch gestopft und geflickt, die derben Risse, die groben Schrammen - barbarische Merkzeichen des Kriegs ... So laß mich, du Liebe, heißen Atems, voll zärtlicher Regung, die tief mich ergreift, küssen die arme, fahlgraue Haarsträhne, deine Schulter, von feindlicher Kugel gestreift. Als wir im Fenster des Truppentransportzugs den Fahrwind schluckten und wallenden Rauch die Strecken maßen, Stationen zählten bis zu des Bunkers feurigem Bauch - da standen Tag und Nacht wie Skulpturen aus Wind und Stahl am Verlauf der Bahn unablösbare Bataillone von Müttern, die uns sorgend und wach ansahn. Ich kann euch nicht auseinanderhalten noch unterscheiden nach Leistung und Rang; doch du — wie ganz Rußland — barmherzige Mutter tust deinen Dienst und forderst nicht Dank. Dieses Wort „Mutter" langhallend und kurz, im Weltkreis der Heimat geht's auf und ab: vom Kleinkind in seinem wackligen Bettchen bis zum toten Krieger in sein Grab. Und keinerlei Abschied kann uns mehr trennen, halt ich die teuren zerarbeiteten Hände dein — als hielt ich Mutter Rußlands Hände — und schließ sie in meinen Händedruck ein. Jaroslaw Smeljakow (UdSSR), geschrieben 1945 Deutsche Nachdichtung: Hugo Huppert Die Entwicklung unserer Hochschule ist untrennbar mit den engen, brüder lichen Beziehungen zu unseren Partnerhochschulen in der Sowjetunion ver bunden, mit denen wir auf der Grundlage von Freundschaftsverträgen seit Jahren erfolgreich in Erziehung, Ausbildung und Forschung Zusammenar beiten. Unser Bild zeigt unsere Studenten im Gespräch mit Mitgliedern einer Komsomoldelegation aus dem Nowosibirsker Elektrotechnischen In stitut, die anläßlich der FDJ-Studententage an unserer Hochschule weilte. So wuchs bei uns die Freundschah zum Lande Lenins „Für euch ist der Krieg aus, eßt euch satt!* 1 Ende April wurde ich als sieb zehnjähriger Flak-Kanonier im Raum von Spremberg von der Sowjetarmee eingeschlossen. Bei dem Versuch, zusammen mit anderen Soldaten aus dem Ring der Roten Armee auszubrechen, verlor ich die Verbindung zu meiner Ein heit und wurde versprengt. Ich schloß mich älteren Soldaten an, die viel erlebt hatten und den Krieg ebenso haßten wie ich. Nachdem wir mehrere Tage ohne ausreichende Nahrung im Wald übernachtet hatten, schlug ein aus Schlesien stammender Zivilist, ein Umsiedler, der die russische Sprache beherrschte und uns im Wald ge funden hatte, vor, er wolle mit der Sowjetarmee Verbindung aufneh men, und wir sollten uns ergeben. Bedingt durch die jahrlange Be einflussung durch die faschistische Ideologie, waren die meisten miß trauisch, auch ich. Wir hatten Angst vor einer Begegnung mit Soldaten der Roten Armee. Wenige Tage später teilte uns der Schlesier mit, daß die wenigen so wjetischen Soldaten, die sich in Züllsdorf, einem großen Straßen dorf in der Nähe von Torgau, be fanden, bereit seien, uns in Empfang zu nehmen. Unsere Waffen sollten wir im Wald zurücklassen. Nach längerer Beratung beschloß un sere Gruppe von acht Mann, dem Schlesier zu den Sowjetsoldaten nach Züllsdorf zu folgen. Wir waren alle voller Zweifel und hatten große Angst. Am 1. Mai 1945 trafen wir auf sowjetische Soldaten. Diese erste Begegnung zeigte, daß wir uns rich tig entschieden hatten. Ein junger Sowjetsoldat fragte mich und meine Kameraden nach dem Alter, wie lange wir Soldat seien und wo wir gekämpft hätten. Er sah mich nachdenklich an. Plötz lich machte er eine Bewegung zum Hals, die mir einen großen Schrek- ken einjagte. Da ich die dazugespro chenen Worte nicht verstand, dachte ich, ich sollte aufgehängt werden. Er hatte aber gemeint, wir sähen alle so schmal aus, und wir sollten erst mal so lange essen, bis es uns bis zum Hals steht. Wir bekamen dann tatsächlich zweimal reichlich zu essen und bedankten uns tiefbe wegt. Danach meinte der sowjetische Soldat: „Für euch ist der Krieg aus! Besorgt euch Zivilsachen, fragt nach Arbeit bei einem Bauern, und eßt euch satt! Lange kann der Krieg nicht mehr dauern. Wenn die Lage besser ist, dann geht nach Hause!“ Diese humane Behandlung hat mich tief beeindruckt. Ich habe sie nie vergessen und weiß, daß damit meine innere Wandlung begann. Ich fand Arbeit bei einem Bauern in Züllsdorf und erlebte dort den 8. Mai 1945, die Befreiung vom Fa schismus. Am 14. Mai beschloß ich, in meine Heimatstadt Chemnitz zurückzu kehren. Ich traf dort am 16. Mai ein. Mutter und Schwester empfin gen mich, mein Vater war noch in Gefangenschaft. In den Apriltagen des Jahres 1945 war ich mit 16 Jahren der älteste in einem Sanitätstrupp von 5 Jugend lichen. Die Autobahn Röhrsdorf— Plauen war im Raum Rabenstein zur letzten „Frontlinie“ zwischen amerikanischen Truppen und Rest verbänden der faschistischen Wehrmacht geworden. Noch in diesen letzten Tagen des Krieges gab es Tote und Verwun dete. Die Verwundeten wurden von uns auf einem zweirädrigen Karren direkt von der Frontlinie ins dama lige Feldlazarett Marmor-Palast gebracht, wo sie zum Teil sofort auf einem groben Holztisch operiert wurden. Später ebbten die Kampf handlungen ab. In der damaligen Stadt Chemnitz zeigten sich immer mehr weiße Fahnen, die Bevölke rung hatte vom Krieg genug. Immer mehr deutsche Soldaten strömten, aus der arg zerbombten Stadt kommend, der Autobahn brücke in Rabenstein zu, wo sie von den amerikanischen Soldaten zu nächst von Uhren und anderen Wertsachen befreit und dann gefan gengenommen wurden. Wie viele von ihnen schmachteten wohl später in Bad Kreuznach? Warum eilten sie so schnell in ihr neues Unglück? Ihr Argument wär einhellig: Die Russen kommen. Viele von ihnen, die sich noch ihre ehrli che Meinung bewahrt hatten, sagten: „Gnade uns Gott, wenn sie auch nur einen Bruchteil von dem an uns Rache nehmen, was wir in Rußland angerichtet haben.“ Deshalb die heillose Angst, die sich natürlich auch auf uns über trug. War doch unser „Feindbild“ von faschistischer Ideologie fest ge prägt: Die Russen, das sind Barba ren, Untermenschen, die blindwüti gen Haß auf alles Deutsche haben. Dieser Eindruck wurde uns ständig in Wochenschauen und in der Ta gespresse vermittelt. Er wurde da durch verstärkt, daß ich in den damaligen Wanderer-Werken in Siegmar-Schönau aus ihrer Heimat zur Ausbeutung deportierte sowjeti sche Menschen nur in abgerissener Kleidung, ja in Lumpen gehüllt, unterernährt und mit Bartstoppeln im Gesicht gesehen hatte. Gar oft waren sie gezwungen, aus Abfall ¬ kübeln etwas Eßbares herauszusu chen. ■ : Man kann sich nun wohl lebhaft vorstellen, wie uns zumute war,; als die ersten sowjetischen Armeefahr zeuge sichtbar wurden. Die bange Frage: Was geschieht jetzt? schwebte über uns allen. Der erste LKW hielt an. Rotarmisten mit la chenden Gesichtern, die ganz und gar nicht wie „Untermenschen“' aussahen, sprangen herab. ‘Immer wieder hörten wir „Krieg kaputt, Hitler tot!“ Und dann geschah das für uns Unfaßbare. Vom LKW her aus wurde an die umstehenden aus-’ gehungerten Frauen, Kinder und Jugendliche (Männer trauten sich nicht heran) Brot verteilt. Das war der erste Riß in . dem kurz vorher noch festgefügten Bild, über den „erbarmungslosen Feind“. Wei tere „Mosaiksteinchen“ über das wahre Bild des sowjetischen Men schen kamen hinzu. So die sprich wörtliche Liebe der sowjetischen Soldaten zu den Kindern, ihre aus gelassene Lebensfreude bei Musik und Tanz, die Hilfe der sowjetischen Menschen beim Ingangsetzen der Wirtschaft, beim Neuaufbau des Schulwesens ■ und nicht zuletzt beim Prozeß des großen Umdenkens unse rer Bürger. So wuchsen auch bei uns im Laufe der Zeit echte Gefühle der Freund schaft gegenüber den Menschen des Landes, das uns von Faschismus und Barbarei befreit hat. Heinz Steinert, Sektion Mathematik Die Begegnung in Züllsdorf und das damit beginnende Umdenken haben meinen weiteren Lebensweg entscheidend mitbestimmt. Über die Antifa-Jugend und den FDGB fand ich im Februar 1946 unter dem Einfluß meiner Mutter und einiger Freunde meinen Platz in den Reihen der KPD. Ähnliche Begegnungen haben auch vielen anderen jungen Menschen, die vom Faschismus in die Irre ge führt worden waren, geholfen, einen geachteten Platz im gesellschaft lichen Leben unserer sozialistischen DDR einzunehmen. Werner Neubert, Sektion Marxismus-Leninismus
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