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Hochschulspiegel
- Bandzählung
- 1980
- Erscheinungsdatum
- 1980
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- A 812
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770833978-198000009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770833978-19800000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770833978-19800000
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Projekt: Bestände der Universitätsbibliothek Chemnitz
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Hochschulspiegel
-
Band
Band 1980
-
- Ausgabe Nr. 1, Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, Februar 1
- Ausgabe Nr. 4, Februar 1
- Ausgabe Nr. 5, März 1
- Ausgabe Nr. 6, März 1
- Ausgabe Nr. 7/8, April 1
- Ausgabe Nr. 9, April 1
- Ausgabe Nr. 10, Mai 1
- Ausgabe Nr. 11, Mai 1
- Ausgabe Nr. 12, Juni 1
- Ausgabe Nr. 13, Juli 1
- Ausgabe Nr. 14, Juli 1
- Ausgabe Nr. 15, August 1
- Ausgabe Nr. 16/17, September 1
- Ausgabe Nr. 18, September 1
- Ausgabe Nr. 19, Oktober 1
- Ausgabe Nr. 20, Oktober 1
- Ausgabe Nr. 21, November 1
- Ausgabe Nr. 22, November 1
- Ausgabe Nr. 23/24, Dezember 1
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Band
Band 1980
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- Titel
- Hochschulspiegel
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Jörg Vetter Die Persönlichkeit Ich sitze im Bahnhofsrestaurant in E. Eingehend mustere ich die Gesich ter der Gäste in der unsinnigen Hoff nung, einen Bekannten zu entdecken. Mein Blick bleibt am Ecktisch ganz hinten links hängen. Dort lärmen drei auffällige Typen, die eines ge meinsam haben: eigentümlich wild gewachsene Vollbärte. Bartwuchs und Haartracht meines Visavis ähneln denen eines alten russischen Popen. An der Schmalseite lümmelt ein be brillter junger Mann, der an seiner Zigarre kaut. Man könnte ihn für einen „Studierten“ halten. Wohl der Auffallendste sitzt — nein, befindet sich — zwischen dem Popen und dem „Studierten“. Auffallend, weil er den linken Arm auf den Tisch und darauf seinen schwarzen Lockenkopf gelegt hat, Weil er mit der linken Hand ein gefülltes Sektglas umklammert, das durch seine unkontrollierten Bewe gungen in Gefahr gerät. Der Pope entfernt es aus der Gefahrenzone des Lockigen, doch schon fingert dieser wieder nach dem Kelch und um Na? ... He? ... Ich bin doch eine Persönlichkeit.“ Auf seiner Stirn perlt Schweiß, die starren Augen blicken wild umher. Steif hebt er die Beine und schlenkert sie auf die Bank. An den Tisch treten zwei Männer. Satzfetzen dringen zu mir herüber — knappe, zurechtweisende Worte. Schräg von unten stiert der Schwarze die beiden an. „Ihr seid ruhig! Habt an meinem Tisch gar nichts zu mel den. Los, verschwindet, ihr Wichte!“ Dabei zieht er die Beine an, und seine Hände fuchteln ziellos vor den Ge sichtern der Männer. Ich muß lachen. — Die fuchtelnden Hände, die angezogenen Beine, ein Kleinkind mit Bart. — Sein Körper beginnt zu zittern. Dennoch springt er behende von der Bank, packt die Männer im Nacken und versucht, ihre Köpfe zusammenzustoßen. „Be greift, ihr Hornochsen, zieht Leine, sonst mach ich euch Beine!“ schließt ihn fest, was seine Tischge nossen sichtlich belustigt. Um das Schauspiel zu wiederholen, nehmen sie ihm das Glas noch einigemale fort.: Immer wieder greift der Lok- kenkopf danach, instinktiv, hart näckig. Plötzlich reißt er den Kopf in die Höhe, führt das Glas unsicher an die Lippen, trinkt es mit einem Zuge aus und schreit: „Ich bin eine Persönlich keit, begreift ihr das!“ Er sinkt in seine Ausgangsposition zurück, um Augenblicke, später erneut emporzu- torkeln. „Was habt ihr gesagt? .;. Bisher haben der Pope und Be brillte nachsichtig grinsend zuge schaut, jetzt greifen sie ein. Es gelingt ihnen, den Trunkenen zu beruhigen. Die drei brechen auf. Der Lockenkopf schwankt zum Tisch seiner Widersa cher. Dort öffnet er seine Börse und läßt alles Geld auf den Tisch fallen: „Sauft, sauft für mein Geld! Ich bin' eine ... gro ... ach Scheiße!“ Er stolpert zum Ausgang. In der halbgeöffneten Tür verharrt er, dreht sich ruckartig um, geht zum Tisch zurück und sammelt wortlos seine Habe wieder ein. Frank Lieberwirth Das Nest Wahrlich, meine Mutter hätte einen besseren Sohn verdient, einen, der zupackt, die Treppe wäscht, das Geschirr und endlich eine Frau nach Hause bringt. Ja meine Mutter hätte schon einen besseren Sohn verdient. Aufgezogen hat sie mich, mir gezeigt, wie man den Löffel in die Hand nimmt, zur Zeit A-a sagt, und was die Großmutter an der Nase hat. Noch jetzt trage ich Hemden, von ihr gekauft. Und ihre Sorge spüre ich wie einen alten wolligen Mantel, abgewetzt und vielleicht etwas eng. Wahrlich, meine Mutter hätte einen besseren Sohn verdient! Eine Seite Lyrik und Prosa, £ 5 das ist natürlich nur ein klei- = s ner Einblick in die Arbeit des £ £ Zirkels schreibender Studen- £ = ten und Mitarbeiter. Mit der £ £ heutigen Veröffentlichung £ £ stellen wir wiederum Arbei- " £ ten vor, die aus der Antholo- ■ £ gie „Ich fand eine freundliche 5 £ Tür“ des Zirkels entnommen £ £ wurden. So unterschiedlich £ 3 wie die Arbeiten, wird auch £ S der Eindruck beim Lesenden 5 £ und Hörenden sein. Zustim- £ £ mung oder Kritik werden sie £ £ herausfordern. • ■ = • £ „Hochschulspiegel“ wird in £ £ einer der nächsten Ausgaben £ £ über die Vorhaben des Zirkels £ £ schreibender Studenten und £ = Mitarbeiter in Vorbereitung £ £ des V. Festivals der Freund- 3 E schäft ausführlich berichten. E mm M • M niiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiii Ingeborg Klippel Selbststudium Roswitha Mittelstädt Die Bärin Ich bin die Bärin. Ruhelos streif ich umher. Mancher erschrickt, wenn ich ihn,beobachte auf seinen falschen Wegen, und nennt mich deshalb falsch. Scharf sind meine Krallen und meine Augen sehen gut. Bösartig nennen mich jene, die-mich treffen wollten und selbst getroffen wurden. Ich lese und begreife nicht: Lese noch mal und begreife langsam. Entreiße endlich dieses Stück Holz der nervösen Verspieltheit meiner Finger und ziehe einen Strich unter die gewichtigen Wörter. Nicht,-damit ich morgen noch weiß, daß ich begriffen habe. Eher, damit andere sehen: Ich habe ge lesen. Der Stift holpert. Der Strich wird krumm. Von Hand'wäre er sicher ge lungen. Aber so zog er sich schneller entlang dieser abgenutzten Zahlen. Die Stiftspitze, angesetzt bei Zehn. Warum bei. Zehn und nicht bei Null? Warum beginnt gerade hier das abgenutzte Stück dieser verblassenden Skala? Warum sind die Spuren ungezählter Striche so deutlich? Eingedrückt in Holz und Metall. Noch ein paar Zentimeter ist'das so, dann ein Stück Un versehrtheit, ein wenig Geradlinigkeit und wieder Spuren des Verschleißes bis hin zur Dreißig. Dreißig Zentimeter holprige Linie, entlang an Finger abdrücken und farbigen Punkten oder Flecken, schmutzigen und sauberen Stellen. Ein Stück Materie, einst in saubere, klare Formen gebracht, nun neu ge formt, abgenutzt vom vielen Benutztsein. Es stimmt, ich mag auch den Honig. Doch nehme ich nicht den lässig dargebotenen. Ich, erkämpfe ihn mir. Denn ich bin die Bärin. Unsichtbare Fallen und starke Schlingen brauchtet ihr, um mich in euren Zoo zu sperren. Mal peinlich genau parallel zu anderen Dingen gelegt, mal achtlos beisei te geschoben. Und abgenutzt, weil nützlich gewesen. Ein Tuch kann ober flächliche Spuren aufnehmen, aber nicht Kanten glätten. Kann die Zahlen wieder deutlicher werden lassen, manche aber auch ganz wegwischen. Ich brauche sie nicht, diese Zahlen. Ich messe keine Striche nach. Ziehen muß ich sie. Für mich und andere, gerade Striche sollten es sein. ■ ' ' ‘3 Ich lege wieder den Stift ans Holz,, ziehe das Grün immer weiter. Lang sam, sehr langsam, aber dafür einigermaßen gerade, gelingt mir eine kräf tige Linie. Gelingt an der schwächsten Zahlenstelle, nahe der Dreißig. ». Dann lege ich es weg, dieses Lineal. Leg es weit weg, aber so, daß ich es gerade noch erreichen kann. Illlllllllllllllllllllllllllllllllll Und schlage die neue Seite auf. Hans Georg Lutze Abschweifende Vorlesungs gedankensplitter 1. Sie, in der zweiten Bankreihe 2. Er, in der dritten Bankreihe 3. Der da vorn SIE: Na, der Stoff, auf alle Fälle saust heute wieder auf die Schnelle. Technologisch fachbezogen int’ressant auch, ungelogen — aber mir wird nichts geschenkt, denn ich wurde umgelenkt. Wollten schließlich, so zum Spaße, alle Mädchen meiner Klasse Tierarzt werden, doch man spricht: soviel Tiere gibt’s gar nicht! Hab mich damit abgefunden,' mit Belegen mich geschunden — ist ja gut, sie haben recht! Ingenieur ist auch nicht schlecht. ER: Optimierung! Letzter Stand! Theorie ist int’ressant! Haben wir schon Mittwoch heute? Viele fehlen! — Leute, Leute! Woran das wohl liegen könnte? Klar, es liegt am Wochenende, das für alle offenbar wieder mal verlängert war! Rechts — mein Nachbar schläft so schön (nach der Disko zu verstehn...) Was ich schließlich noch feststell — der da vom ist viel zu schnell! Prüfung mündlich in dem Fach? Denk darüber gar nicht nach. DER DA VORN: Ein paar Bankreihen sind leer! Frage mich, wieso, woher... Hab noch höchstens zehn Minuten — Stoff muß ‘runter! Muß mich sputen, logisch und didaktisch bleiben, deutlich an der Tafel schreiben. Können zeigen und nicht kleistern.. 1 Möcht die Leute doch begeistern für die Optimierungsfragen, um es einmal so zu sagen. Die dort sitzen, sind die Leiter schon von morgen und so weiter. Dazu braucht man hohes Wissen. Leider muß ich oft vermissen das Int’resse, ungeteilt, während meine Übung eilt. Der dort in der Reihe drei schaut recht schräg nach Reihe zwei, ganz genau der netten Kleinen, die da mitschreibt, nach den Beinen,’ statt Quotienten zu erfassen — na, der könnte’s vielleicht lassen. Dabei soll man ruhig lesen! (Bin ich selbst auch so gewesen?) Und der.schaut und schaut und schaut, ziemlich innig und vertraut... Keine Frage, offenbar gibt das bald ein Ehepaar — eine Matrix voller Kraft! Zeit ist um. Für heut geschafft. Thomas Heinsch Die Macht der Frösche Wie durch ein Wunder waren die Frösche der tyrannischen Wasser schlange habhaft geworden. Sie schleppten die Gefangene in Fesseln und geknebelt auf den Richtplatz. Dort erwartete sie bereits der Scharfrichter mit seinem Beil. „Wir müssen erst Gericht halten!“ verlangten die gutmütigen Laub frösche aus den Bäumen. Die Wasserfrösche forderten den Tod der Wasserschlange, da sie manches Gemetzel unter ihnen ange richtet hatte. „Sie kann keine Verteidigungs rede halten; entfernt den Knebel!“ kam es von den Grasfröschen, die den Wasserfröschen schon lange ihren Laichplatz neideten. Aber auch ohne Knebel schwieg die Angeklagte arrogant und blieb reglos liegen. „Wir haben sie gelyncht!“ entsetz ten sich die erschrockenen Unken. Daraufhin durchschnitten die Frösche mit einer Schere die Fesseln der vermeintlich Toten. Seitdem ist die Wasserschlange der fettgefressene Präsident der Froschrepublik. So geht es immer,’ > wenn der Kleine das Beil hat, aber die Schere benutzt. Thomas Heinsch Wie die Mathematik entstand oder von der Notwendigkeit erweiterter Verwaltung Es gab einmal einen Ameisenhaufen^ der befand sich im Aufbau. Um die Arbeit abrechenbar zu gestalten, „wurde-festgelegt/daß für . jedes halbe Dutzend der als Baumaterial herbeigeschleppten Fichtennadeln eine zusätzliche Nadel-auf einem--eigens dafür; hergerichteten Sammelpunkt ab gelegt werden müsse. , ■ • So verfuhren die Ameisen auch und konnten-nun die Resultate ihrer Ar beit abzählen und abrechnen. Im nächsten Jahr gab es-zwei Ameisenhaufen: einen Wohnhaufen und einen Abzählhaufen. Der Abzählhaufen wär inzwischen aber zu groß und unübersichtlich für solche Zwecke geworden. Um die Arbeit abrechenbar-zu*gestalten, wurde festgelegt,' daß für jedes halbe Dutzend der zusätzlichen - Nadeln - für jeweils ein halbes Dutzend der als Baumaterial • herbeigeschleppten Fichtennadeln eine zusätzliche Na del auf einem weiteren Sammelpunkt abgelegt werden müsse; Mit diesem Verfahren, die Abzählnadeln abzuzählen,' gelang es den Amei sen, die Resultate ihrer Arbeit erneut abzurechnen. Im nächsten Jahr gab es drei Ameisenhaufen: einen Wohnhaufen, einen Abzählhaufen für "die Nadeln auf dem Wohnhaufen und einen. Abzählhau fen für die Nadeln auf dem Abzählhaufen für die Nadeln auf dem Wohn haufen. Der jüngste Abzählhaufen war inzwischen aber zu groß und un übersichtlich für seinen Zweck geworden. Um die Arbeit abrechenbar zu gestalten, wurde festgelegt, daß für jedes halbe Dutzend... Also gab es dann nach Jahren n H 1 Ameisenhaufen, wobei n eine Na türliche Zahl ist, aber es gab null Ameisen, die noch hätten auf bauen kön nen, und das ist schon weniger natürlich. / . . ... . Regina Röhner Leg noch etwas Holz auf, ein paar Scheite, daß die Wärme uns durchdringe, Morsch war der alte Baum und trug selten Früchte. Einen Kirschbaum haben wir gepflanzt,' und später, viel später, wenn er fällt, werden uns're Kinder Bäume pflanzen. Leg noch etwas Holz auf, ein paar Scheite, ich hab Kinder und auch Kirschen gern. Gabriele Berthel Trampolin ich bin der sich aus eigner Kraft emporschnellt gelernt ist gelernt ikarus schau ich steige ich kann alles mir kann keiner freudensprünge bocksprünge seitensprünge stets weiß ich wo die grenzen sind (des federnden sichren quadrates) ich bin immer auf dem sprung ich habe den springenden punkt entdeckt ich springe keinem über die klinge ach so weich fängt mich mein netz die erde hat mich wieder auf und nieder her und hin treues braves trampolin iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinniiiiiiiiH
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