Carl Maria von Weber (1786—1826) war dem Märchen und dem Elfenreich, dem Lande der Träume und Dämonen verfallen wie kein zweiter Romantiker. Seiner Phantasie stand die Kraft zu Gebote, die Visionen und inneren Gesichte, die Traumerlebnisse und Sehnsüchte,das Fernweh und die Ahnungen einer sich ver zehrenden Seele genau -so in Töne zu bannen wie die Naturerlebnisse, die Mond nacht und Wald, Felsenschlucht und Bergeshöhe in ihm hervorriefen. Weber hat die Frische und Ursprünglichkeit der Frühromantik, die ihm unter allen Meistern dieser Epoche einen besonderen Rang einräumt. Worte können die holde Süße und Wehmut der Töne, ihre Zartheit und zugleich den unverwelkli- chen Glanz nicht schildern, die gerade in der Oberon-Onvertüre von keinem Uenischen, der ein fühlendes Herz besitzt, überhört werden können. In Weber bat die Romantik wohl jene Aussage gefunden, die am deutschesten war. J. P. Th. Die F-Dur-Sinfonie opus 76 war bislang bekannt als Anton Dvofäks ..Dritte“. Das war eine Täuschung und Nachlässigkeit des Verlegers. Die Sache ist nicht einfach: Ursprünglich besaß die F-Dur-Sinfonie eine niedrigere Opuszahl, denn sie war be reits in den Sommermonaten des Jahres 1875 entstanden und erhielt erst nach träglich (1888, im Jahre der Drucklegung) die hohe Bezifferung. Dvorak b itte inzwischen allerdings manches verändert, verbessert (dynamische Bezeichnungen) und retuschiert (Instrumentation). Für eine gerechte Beurteilung des Werkes ist es von größter Wichtigkeit, den zeitlichen Abstand zwischen Enstehung und Her ausgabe zu wissen. Die Uraufführung fand am 25. März 1879 durch das Orchester des Tschechischen Theaters unter der Leitung von Adolf Cech statt. Inhaltlich gehören die drei ersten Sätze durch ihre ungewöhnliche Verhaltenheit des Aus drucks zusammen; der vierte steht mit seinem musikantischen Uebersichwang allein, er überragt und krönt die Sinfonie. Heiter, idyllisch und frohgemut beginnt der Anfangssatz, in dem drei Themen aufklingen, von denen das erste besonders liebevoll in der Durchführung verarbeitet wird. Das „Andante“ ist von Felix Weingartner treffend als „lyrisch-melodisches Intermezzo bezeichnet worden. Sehr entfernt, ohne die typische Kontrastierung, kündet sich die später von Dvorak oft verwendete „Dumka“ an. Eine Serenade? Ein Rondo? Beides ist richtig. Melancholie und Sehnsucht prägen den Charakter des zweiten Satzes, dem sich unmittelbar („Ganz kleine Pause und dann gleich weiter” steht in der Partitur) ein „Allegretto scherzando“ mit einer kurzen Ein leitung anschließt. Drei Teile folgen einander: Heiter und tändelnd der Anfang, humorvoll-tänzerisch der Mittelteil mit einem munter-beschaulichen Trio, dem sich eine wörtliche Wiederholung des Anfangsteiles anschl-ießt. Das Finale — zweifellos der bedeutendste Satz der Sinfonie — schwankt zwischen F-Dur und a-moll, das erzeugt Reibung und Spannung. Leidenschaft, Stolz und auch Trotz ergeben einen fast dramatischen Grundklang. Zauberhaft schön in ihrer Innigkeit erklingt eine von den Klarinetten angestimmte As-Dur-Episode. Trompeten und Posaunen beschließen fanfarenhaft jubelnd die leider allzu selten zu hörende Sinfonie.