ERLÄUTERUNGEN Finale, Faschings-Capriccio von Th. Blumer. Blumer, geb. 1882 in Dresden, ist Schüler seines Vaters (Kammermusikus) und des Dresdner Konservatoriums (Rischbieter, Draeseke). Nachdem er einige Jahre als Kapellmeister am Hoftheater in Altenburg wirkte, siedelte er wieder nach Dresden über, um sich ganz der Komposition und der pia- nistischen Tätigkeit zu widmen. Zuerst fand ein im Jahre 1908 durch Schuch im Opernhauskonzert aufgeführtes Orchesterwerk: „Karnevalsepisode“ Be achtung. Die Staatsoper brachte auch ein Musiklustspiel: „Der Fünfuhr tee“ (1911) zur Uraufführung. Viel gespielt werden Blumers Kammer-Kompo sitionen, von denen das Bläsersextett wohl das erfolgreichste ist. In den „Lustigen Blättern“ las der Komponist das folgende, Finale be titelte Gedicht, welches ihm die Anregung zu diesem Orchesterwerk gab (1911). Finale. Das ist der lachende Karneval Im Flimmer von tausend Kerzen Die Mädels zielen mit Pfropfenknall Nach heißen Jünglingsherzen. Und wenn verrauscht ist Fest und Ball Und Tanz und Rausch und Gejohle, Das Beste wäre für manchen — ein Knall Und ein Herzschuß aus der Pistole.... Fanfaren aus der Entfernung und ein Harfenläufer leiten zur schwung voll rauschenden heiteren Karnevalsmusik über. (Capriccio ist ein Stück launigen Charakters.) In den folgenden, deutlich sich abgrenzenden Tonbildern kann man etwa die musikalische Schilderung einzelner Liebes- und Scherzerlebnisse eines in den Faschingstrubel hineingerissenen Menschen erblicken. Graziös erzählt z. B. eine Schalmei (Oboe) zu Harfen- und Hornklängen; oder das ganze Orchester berichtet von einem Aufflammen und wieder Verflüchtigen von Leidenschaften. Im Marschrhythmus zieht ein Maskenzug vorüber, im Ländler- und Walzerzeitmaß schweben lustige Menschen, dazwischen gibt es besinnliche Momente. Das Fanfarenmotiv in Verzerrung kündet gegen Ende sogar von Ueber- sättigung, Abkehr; denn das Leben hat noch andere Aufgaben. Der feurige Schluß im Zeitmaße des Anfangs aber ist ein nochmaliger Sieg der Lust. Capriccio für Violine und kleines Orchester von Blumer. Dieses kleine, melodiefrohe, technisch brillante Violinkonzert ist von Havemann, dem es gewidmet ist, zur Uraufführung gebracht worden. Ruhig, fließend beginnt das Solowaldhorn mit dem romantischen zweiten Thema, während das erste und wichtigste Thema erst mit der Solovioline eintritt. Graziös schwingt es sich in die Höhe, dann herab zum tiefsten Violinton g und wieder hinauf. Es gibt eine regelrechte Durchführung (Verarbeitung) der beiden Themen, wobei außer der Violine auch noch andere Instrumente, wie Oboe uiid Klarinette, solistisch heraustreten. Besonders reizvoll ist ein Animato-Abschnitt (belebt), in welchem Horn, Harfe und Violine Zusammen wirken, von nachschlagenden Holzbläsern begleitet. Ein kleiner und ruhiger Nebengedanke taucht noch auf, aber lange hält es der Komponist in der Beschaulichkeit nicht aus. Mit neuer Triebkraft hebt die leidenschaftliche Bewegung wieder an und steigert sich zum glänzenden Abschluß.