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Kongreßsaal Deutsches Hygienemuseum - Dresden Spielzeit 1961/62 Donnerstag, den 8. März 1962, 19.30 Uhr Freitag, den 9. März 1962, 19.30 Uhr Ausführende: nee 'tatunaniß Dirigent: Siegfried Geißler Solist: György Garay, Budapest Violine Programmfolge: Joseph Haydn: Sinfonie Nr. 92 G-Dur (Oxford-Sinfonie) W. A. Mozart: Konzert für Violine u. Orch. A-Dur Nr. 5 Paul Dukas: Der Zauberlehrling Dimitri Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 9 Es-Dur Preis DM -.20 Zur Einführung: 1788 hat Joseph Haydn (1732-1809) die Sinfonie in G-dur komponiert, die er für würdig hielt, sie anläßlich seiner Doktorpromotion im Juli 1791 in Oxford selbst zu dirigieren. Sie ist wegen dieses Anlasses unter dem Na men der »Oxford-Sinfonie« in die Musikgeschichte eingegangen. Haydn war damals eine musikalische Weltberühmtheit. Seine Ernennung zum Ehrendoktor von Oxford war nur ein äußeres Zeichen dafür, daß man ihn in England kannte und schätjte, wie man ihn auch schon in Paris zu den Großen rechnete und in seiner Heimatstadt Wien verehrte. England verlieh ihm die Doktorwürde, weil man sein musikalisches Können dem philosophischen Denken gleichstellte und in seiner Musik gerade ganz be sonders das Walten eines großen Geistes spürte. Damals um 1790. wurden in der Musik ganz andere Seiten ihres Wesens bewundert und hervor gehoben, man schätjte sie dann besonders hoch, wenn sie geistvoll, witjig, sprühend von rhythmischer Kraft und ausgewogen in ihrer Form war. Da mals hatte man ein Ohr für den Zuschuß der Vernunft zur Gestaltung der Musik — daß man sie ausschließlich vom Gefühl her beurteilte, geschah erst viele Jahrzehnte später im 19. Jahrhundert. Man nimmt heute an, daß die Trompeten und Pauken anläßlich der Feier in Oxford von Haydn dort- selbst hinzugeschrieben worden sind, daß die ursprüngliche Fassung sie jedoch nicht enthielt. Die beiden Instrumente geben dem Werk an be stimmten Stellen einen festlichen Glanz, den man bis heute beibehielt. Der erste Satj (Allegro spitituose - Hinweis auf das Geistvolle!) beginnt mit einer kurzen langsamen Einleitung. Das erste Thema beginnt nicht, wie eigentlich üblich, in der Tonart des Stückes, sondern hier mit dem Domi nantseptakkord. Das war für damals unerhört, und es gab leider auch schon damals Leute, die sich darüber aufregten wie heute einige über Hindemith. Das zweite Thema ist ein Stakkatothema, die Streicher stoßen dabei ihre Bögen. Es ist von größtem Genuß, zu hören, wie Haydn in der Durch führung mit beiden Themen umspringt. Welche Fülle von Möglichkeiten sein Geist ausdachte! Trotjdem bleibt der Klang immer durchsichtig und schlank. Der zweite Satj ist ein melodienreiches Adagio mit Veränderungen des thematischen Materials. Das Menuett ist derber, volkstümlicher, mit kühnen Dissonanzen, mit der Überraschung einer ganzen Pause fürs ge samte Orchester, mit einem Trio, das, der ursprünglichen Herkunft gemäß, den Holzbläsern Raum gibt. Der Schlußsatj ist ein Rondo. Vorgeschrieben als Zeitmaß ist Presto, also höchste Geschwindigkeit. Das Thema über einen Orgelpunkt ist sehr chro matisch — dieses Einsehen der Halbtöne war für damals ebenfalls kühn. Auch in diesem Satj besticht die bewunderungswürdige Verarbeitung, der Aufwand an Geist, der seinen Zeitgenossen der Auszeichnung wert war. Die Oxford-Sinfonie ist mit Recht die würdige Gegengabe Haydns an jene Universität, die seinen Geist ehrte. Johannes Paul Thilman Wolfgang Amadeus Mozart schrieb im Jahre 1775 eine Gruppe von fünf Violinkonzerten, von denen das letjte (A-Dur, KV 219) heute erklingt. Zu jener Zeit war der 19jährige als Konzertmeister im Hoforchester des Salz burger Erzbischofs angestellt und schrieb daher diese Konzerte vermutlich für den eigenen Gebrauch, da man von ihm natürlich auch solistische Leistungen auf seinem Dienstinstrument verlangte. Obwohl Mozart schon als Kind gut Geige spielte, wandte er sein Interesse späterhin doch mehr und mehr dem Klavier zu, für das er auch kennzeichnendeiweise bis zu seinem Lebensende immer bedeutendere Konzerte schuf, während uns an Violinkonzerten nur diese frühen Werke vorliegen (zwei weitere Konzerte