Auch als Dirigent war Beethoven zweitweilig tätig. Zahlreiche Zeugnisse berichten von solchen Aufführungen. Erschütternd die Schilderung, wie nach einem erfolgreichen Konzert mit eigenen Werken der taube Meister auf das jubelnde applaudierende Publikum aufmerksam gemacht werden mußte. Diese Aufführung wurde zum letzten Auftreten Beethovens als Dirigent. Auch als Improvisator trat er in seinen letzten Lebensjahren kaum noch vor die Öffentlichkeit. Wie sehr bei Beethoven das Improvisatorische mit der Kompositionsarbeit Hand in Hand ging, darüber berichtet uns Thomas Mann ausführlich in seinem Roman „Doktor Faustus.“ Am 28. März 1801 fand in Wien eine Theateraufführung „zum Besten der Primaballerina des Hoftheaters, Signora Maria Cassentini“, statt. Als Erst aufführung erklang unter anderem Ludwig van Beethovens Musik zu dem Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“, das der Meister nach der Idee und dem Text des italienischen Tänzers Salvatore Yigano kompo niert hatte. Das gesamte Werk umfaßte eine Ouvertüre und 16 Einzelnum mern. In einer Wiener Zeitungskritik stand nach der Uraufführung zu lesen: „Die Musik gefiel nicht. „Auch der literarische Vorwurf wurde negativ beurteilt. Beethovens Musik sei zu gelehrt, hieß es, der Komponist habe wenig Rücksicht auf den Tanz genommen, und für ein Ballett, für eine Unterhaltung sei alles zu groß angelegt. Aber auch Positives war zu vermerken, das allerdings nur von einigen Tanz kennern bemerkt wurde. Heinrich von Collin, der Verfasser des Trauerspiels „Coriolan“, für das Beethoven die Musik komponierte, berichtete über einige Neuerungen des italienischen Ballettmeisters: „Diesen seltenen Sieg, welchen der neue Ballettmeister über den älteren hinwegtrug, hatte er der Zurück führung seiner Kunst von den übertriebenen, nichtssagenden Künstlich keiten des italienischen Balletts auf die einfachen Formen der Natur zu danken. „Nicht Gliederverrenkungen, mühsame Stellungen und vielfach ver schlungene Tänze, die keinen Eindruck der Einheit zurückließen“ beherrsch ten mehr den Bewegungsablauf der Bühne, denn im Vordergrund standen plötzlich „Handlung, Tiefe der Empfindung und reine Schönheit der Dar stellung.“ Die Worte aus Goethes „Prometheus“-Fragment dürfen wir ohne Ein schränkung auf Beethovens Leben, Wirken und Wollen übertragen: „Liier sitz’ ich? forme Menschen nach meinem Bilde, ein Geschlecht, das mir gleich sei!“ Heute wird fast ausschließlich nur die Ouvertüre des Balletts gespielt. Leider! Man sollte eine Wiedererweckung des gesamten Werkes einmal wagen.