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"»"0 vlv rpstkjjk^ stellen sowohl die körperliche als auch die geistige Dflege für die Rhein- und Ruhrkinder übernehmen und daß somit ermöglicht wird, daß den Kindern, einer lei welcher Konfession sie angehören, sowohl der Sckul- yemmeno. Man hat zu den primitivsten E genommen, und dieser Zustand her auf Hebe- und Transportmaschinen nähme drohte, wurden wesentliche 20 " Freilich, auch die Schatten dürfen wir nicht übersehen. Böse (Verachte gingen herum über Fälle ehelicher Untreue bei Kriegersfrauen,' deren Männer im Felde ihr Leben einsehten, und bei Kriegerswitwen. Waren diese Gerüchte alle unbegründet? Es war in Ordnung, daß diese Frauen unterstützt wurden, damit sie keine Not. zu leiden hatten. Da gab es aber auch solche, die dabei faul wurden, ihre Pflichten vernachlässigten. Bei der Jugend machte sich mehr und mehr das Fehlen der Bäter und die Einschränkung des Schulunterrichts bemerkbar. Viel ist über die Zuchtlosigkeit der Zugend geklagt worden, besonders der schulentlassenen, bei der manchmal auch der allzu große Verdienst mit seinen verhängnis vollen Wirkungen dazu kam. Vergessen wir aber nicht, daß die Haupt schuld daran doch die Erwachsenen und die allgemeinen Nöle trifft. Und doch sollte dies alles nur ein Vorspiel sein zu dem, was wir am Ende und nach dem Krieg erlebt haben, was wir nur als sittliche Verwilderung bezeichnen können. Die Hoffnungen auf den guten Einfluß der heim kehrenden Krieger, von denen zweifellos mancher draußen eine innere Läuterung erlebt hat, sollte sich leider als trügerisch erweisen. Es ist die Folge jeden Krieges, daß er verrohend wirkt. Viele Soldaten hatten draußen das Arbeiten verlernt und den Unterschied von mein und dein vergessen; Diebstähle und Raubanfälle vermehrten sich im deutschen Vaterland in erschreckender Weise. Geschlechtskrankheiten nahmen überhand. Eine schrankenlose Vergnügungssucht und Tanzwut bemäch tigte sich vieler Tausender. Mit wilder Gier stürzte man sich auf die Ge nüsse, die man lange entbehrt hatte. Daß es so schlimm kam, dazu hak auch der verlorene Krieg und vor allem die Revolution beigetragen, die bei vielen den letzten Rest von Ehrbarkeit und Sittenstrenge aus gelöscht, alles Aukoritätsgefühl untergraben und im Kampf gegen die Kirch« die Gottesfurcht und Frömmigkeit in vielen Herzen vernichtet hat. Doch das alles gehört mehr in die Zeit nach dem Kriege. Ich bin am Ende. So haben wir in unserer Kirchgemeinde Dippoldis walde in Stadt und Dörfern die schwere Zeit des Weltkrieges 1914—1918 durchlebt. Wir wollen nicht Klagen über all das Schwere, was uns auf erlegt worden ist. Wir wollen Gott danken, daß er die Stürme des Kampfes von unseren heimischen Fluren ferngehalten und durch alle Nöte -och immer wieder durchgeholfen hat. Er helfe gnädig weiter, damit aus all dem Schweren ein Segen erwachse für uns, für unser ganzes Volk und Vaterland! Er lasse aus der Tränensaat eine Freudenernte reifen und führe uns und unsere Kinder einer besseren glücklichen Zukunft entgegen! Das walte Gott! Dippoldiswalde, im Zahre 1921. Johannes Mosen, Pastor.