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Witt« GsmsalstttL-berchüch k Obttschlefi««. B««the», 11. Juni. Der Detriebsrätekongveß am Sonntag ist von den radi kalen Elementen gesprengt worden. Nachdem die gemäßigten Elemente zum Auszug gezwungen worden waren, beschloß der Rumpfkongreß einstimmig den Generalstreik. Die Ar beitsgemeinschaft der Gewerkschaften erläßt einen Aufruf an die oberschlefisch« Arbeiterschaft, in dem es heißt: .Der Kon greß kam aber zu einer Beschlußfassung nicht, weil der seil Tagen vorbereitete Plan, ihn gewaltsam zu spren- gen, durchgefiihrt wurde, wobei die Verbandsfunktio- nSre mißhandelt worden sind. Die Gewerkschaft«» lehnen es ab, die Verantwortung für diejenigen zu tragen, die in den letzten Tagen dauernd zum Streik auffordert«». Die Verbände fordern ihre Mitglieder dringend auf, im eigenen und im Interesse ihrer notleidenden Familien bet der Arbeit zu verbleiben oder die Arbeit wieder aufzunehmen, um in Ruhe das Ergebnis der zentralen Lohn- Verhandlungen in Berlin abzuwarten." Di« Landtagswahl in Oldenburg. Oldenburg, 11. Juni. Bet der gestrigen Wahl zum oldenburgischen Landtag wurden insgesamt 179 000 Stimmen abgegeben. Davon ent fallen auf die Demokraten 33 000, Zentrum 37 000, Deutsche Volkspartei 35 000, Sozialdemokraten 46 000, Deutschnatio- nale 13 600, Kommunisten 10 900. U.S.P. 3500. Die Sitze im oldenburgischen Landtag verteilen sich danach voraussicht lich wie folgt: Demokraten 9 Sitze, Zentrum 9, Deutsche Volks- Partei 9, Sozialdemokraten 11, Deutschnationale 3, Konunu- nisten 2 oder 3 und U.S.P.D. keinen. Nach diesem vorläufi» gen Ergebnis werden die Demokraten zwei Sitze gewinnen und die Deutsche Volkspartei 3 Sitze verlieren. 500 000 Mark für ei« Menschenleben. Herne, 11. Juni. Am 8. Juni wurde eine Frau Kleino von Franzosen schwer verletzt. Tags darauf ist sie ihrer Verletzung erlegen. Der französische Kommandant hat, den Angehörigen eine Ab» finoungssumme von 500000 Mark angeboten, deren Annahme aber abgelehnt wurde. Über den Grund der Erschießung ist bisher noch nichts bekannt geworden. Die Anleihe für Oesterreich. In einer Pressekonferenz teilte der österreichische Finanz. Minister vr. Kienböck den Pressevertretern das endgültige Ergebnis der im Rahmen des Genfer Werkes durchgeführten ausländischen Anleiheaktion in seinen Einzel heiten mit: Die österreichische Anleihe wurde in den einzelnen Län- Lern in folgenden Teilabschnitten untergebracht: Oesterreich 3 807 700 Pfund Sterling, Belgien 294 100, Tschechoslowakei 3 573 000, Frankreich 2 659 000, Holland 250 000, Italien 1 905 000, Schweiz 972 700, Schweden 760 000, Vereinigte Staaten 5100 000, Großbritannien 19 002 000 Pfund Ster ling, zusammen 32 623 500 Pfund Sterling. Außerdem gewährt die Schweizer Regierung eine Anleihe von 20 Millionen Goldkronen, und von der spanischen Regierung wurden 26 Millionen Goldkronen in Aussicht gestellt. Die Völkerbundanleihe ist mit 100 Prozent garantiert; die Emis- sionstermin« in den verschiedenen Ländern fallen in die Zeit zwischen dem 9. und 15. Juni.. Aus der Anleihe werden die bisherigen Anteile zurückgezahlt. Für Zwecke der österrei- chischen Finanzgebarung verbleibt danach ein Betrag von rund 5 Billionen österreichischer Kronen. Inland u«» Ausland. Beisetzung Schlageters. Nachdem die sterblichen Ueber- reste Schlageters in seiner Heimat, in Schönau, ein getroffen waren, sand vor dem Rathause, vor dem der Sarg unter einer Fülle von Kranz- und Blumenspenden aufgebahrt war, eine eindrucksvolle Trauerkundgebung statt, bei der der Bürgermeister Pfeiffer den Heim- gegangenen rühmte, der sein Leben nicht mit dem Verrat seiner Kameraden an die Franzosen habe erkaufen wollen. Nach der Feier wurde Schlageter auf dem Friedhof beigesetzt. Anter fremdem Willen. Detektivroman von Avals Stark. (4. Fortsetzung.) Magdas Gesicht verlor das starre, maskenartige Aussehen und fast zärtlich blickte sie auf ihre Stief schwester. Sie liebte das muntere, trotz ihrer Haus frauenwürde kindisch verwöhnte Weib, wie alle im Hause sie liebten und lieben mußten. Vielleicht, wenn Anna weniger oberflächlich gewesen wäre, wenn sie Las Wesen ihrer Stiefschwester verstanden und deren Zuneigung erwidert hätte, vielleicht daß dies das Auf keimen der Bitterkeit und Verdrossenheit in Magdas Herzen verhütet hätte. Aber Anna hatte schon mit 19 Jahren geheiratet, es fand sich also wenig Ge legenheit zur vertrauten Aussprache. Und über dies, wie hätte dies verwöhnte Schoßkind des Glücks die Gefühle ihrer Schwester verstehen können? Auch jetzt fiel es Magda nicht ein, sich der an deren anzuvertrauen, obgleich ihr Herz nach einer Aussprache lechzte, obgleich sie Jahre ihres Lebens dafür gegeben hätte, in diesem Moment eine ein- »ige Freundin zu besitzen, an deren Brust sie sich hätte auSwetnen können. Nie war ihr das Gefühl der Verlassenheit so klar zum Bewußtsein gekommen, als an diesem Lchge, wo sich so viele um sie drängten, ihr die Hände zu schütteln und ihr Glück zu wünschen. So viele Bekannte und nicht einen einzigen Freund! Mechanisch streichelte sie die Hände Annas, welche sie neckisch umschlungen hatte, und der Klang ihrer Stimme schlug an ihr Ohr, ohne daß der Inhalt der kede ihr zum Bewußtsein kam, denn ihre Gedanken «eilten weit weg. Sie kam erst wieder in die Gegen» vart zurück, als Anna aufsprang und mit munte- wm Lachen hinter den grünen Blättern verschwand, oährend Hartung, welcher eingetreten war, ihren Platz etnnahm. . Hartung war betrunken. Das war sonst nickt ARlsl« i« Freiheit. Der kommunistische deutsche Reich«, tagscwaeordnete Höllein ist, nach Echo de Paris, am Sonnabend tn Freiheit gesetzt worben. Er ist an die deutsche Grenz« ge schafft worden. Die schwierig« Kuponfrage. Die alliierten und die tür- Asch«» Sachverständigen berieten Sonntag abend vier Stundenlang über die Kuponfrage, ohne zu einem Er- aebnis zu gelangen. An den Beratungen nahm Hassan Bey und zeitweise auch Ismet Pascha teil. Die Bevollmäch- tigten beschlossen, ihre Regierungen von dem gegenwärtigen Stand der Verhandlungen über die Kuponfrage teleMaphisch zu unterrichten. Bischof Freiselbt s. In Petersburg verstarb der Bischof der deutsch-lutherischen Kirche, Frei- feldt. Gr amtierte in ihr seit 1871 und stand seit 1902 an der Spitzen der gesamten evangelisch-lucherischen Kirchen in Rußlcmb. Pierre Loii s Der berühmte fran-öfische Romanbichter Pierre Loti Ist «ach kurzer Krankheit im Alter von 78 Jahre« auf seiner Besitz»»«« in Henbaye geftorbe«. Er war «in Schriftsteller, der der gesamten Welt an- gehörte. Seitdem sein Roman „Ptcheurs d'Islande" im Jahve 1886 von der Königin Elisäbech von Rumänien unter dem Namen „Christ-Fischer" ins Deutsch« übertragen wuÄ«, wurden seine Romane in der ganzen Welt gelesen. Er war 1867 in die französische Marine ein- getreten und macht« den Feldzug nach Lonking mit, und später den Boxeraufstand in China, was ihn in den Stand setzt«, 1902 den ebenfalls in der ganzen Welt gelesenen Ro man .Die letzten Tag« von Peking" zu schreiben. Eine große Anzahl Roman«, die in ihrer düsteren Stimmung und übertriebenen Zierlichkeit in der Form ihren Autor den Dichter der Decadence verwandt erscheinen lassen, liegen zwischen diesen Romanwerken, di« mehr oder weniger in Deutschland bekannt wurden, so »Madame Chrysantheme", „Japoneries d'automne", „Au Marocki", Fantümes d'Ori- ent", „L'exilöe", „Jerusalem", „Der Roman eines Spahis", „Die Wüste" und der vor ganz wenigen Wochen in einer Pariser Zeitschrift erschienene Roman eines jungen Offiziers. Während des Weltkriege« befand sich Lott bei der ftanzösi- schen Flott«. Oie Eroberung des Nordpols auf dem Luftwege. Au« der Adventsbay auf Spitzbergen erfährt da» Nor- wegische Telegramm-Büro: Der «ohlendampfer Flint mit der Unterstützungsexpedition für Amundsens Nord pol fing und das Marineflugzeug Fr am sind jetzt dort eingetroffen. Die Flugzeuge liege« jetzt längsseits der Flint, und es werden die Vorbereitungen znm Fluge gegen Norden getroffen. Der Dampfer wird die Flugzeuge nätigeusalls nach Kingebay bringen und von dort möglicherweise nach der Dänen-Insel, wo eine Basis eingerichtet werden soll. Die deutsche Amundsen-Hilfsexpedition hat den Hamburger Hafen mit dem norwegischen Dampfer „Merkur" verlassen. An Bord befinden sich zwei erfahrene Piloten, Neumann und Löwe, die mit einem eigens hierfür gebauten Iunkersflugzeug Amundsen aufsuchen und ihm Hilfe bringen sollen, falls er nicht innerhalb der in Aus- sicht genommenen Zeit auf seinem Fluge von der amerikani- scken Arktis über de" N^d'w" >n Gnißb'rocn eintrifft. Als meteorologischer Beobachter nimmt Professor Wegener an der Hilfsexpedition teil. Amundsen wird seinen Nordpol- flug voraussichtlich am 20. Juni antreten. Sport. Hamburg deutscher Fußballmeister. Der Kampf um die deutsche Fußballmeisterschaft ist am Sonn tag im Berliner Stadion mit 3:0 (1:0) zugunsten Hamburgs ! entschieden. Der norddeutsche Meister war dem Gegner in jeder Hinsicht überlegen, das Zusammen- und Stellungsspiel war weit aus besser, größere Schnelligkeit und besseres Schußvermögen eine Gewohnheit, in diesem Punkte war er gewöhnlich ehr mäßig. Aber heute hatte er wohl nicht anders önnen. Jeder der Herren hatte mit dem jungen Ehe- aann anstoßen wollen, und er mußte höflichkeitshalber i Zeschetd tun. Ueberdies waren die Weine, welche tm z maucyzlmmer kredenzt wurden, schwer und ihm un gewohnt. ! ... Der Alkohol hatte ihn nicht schöner und nicht l jünger gemacht. Die fleckige Röte auf seinen Wangen ; ließ die fahle Gesichtsfarbe der übrigen Partien um ; so schärfer hervortreten, unterstrich förmlich die ein- s gefallenen Schläfen und die trotz aller Kosmetik vor- ! handenen Runzeln an den äußeren Augenlidern und , um den Mund. Nie hatte dieser Mann so verlebt und greisenhaft ausgesehen, wie in dieser Stunde, da er, unter dem Einfluß seines Rausches seine sonst korrekte Haltung verlierend, mit zitternden Händen Magda umschlang und an sich zu ziehen versuchte. Sie wehrte sich. „Nein, laß mich, Karl." Er lachte heiser und zynisch. „Hüb' tuch nicht so, Schatz. Jetzt gehörst du ja doch mir." „Er nimmt Besitz von dem, was er. sich erkauft hat," fuhr es ihr durch den Sinn. Ihr ganzes Selbst gefühl, ihr ganzer Stolz empörten sich gegen diesen Vorgang. Ueberdies empfand sie angesichts dieses vor Leidenschaft verzerrten Greisenantlitzes, dessen wein dunstiger Atem ihr ins Gesicht schlug, einen unüber windlichen Ekel. Mit rascher Bewegung machte sie sich frei und stieß ihn zurück. Aber dieser Widerstand reizte ihn nur zur Wie derholung seines Angriffs. Stumm rangen sie mitein ander, sie, um ihn fernzuhalten, er, sie zu umschlingen, an sich zu ziehen und zu küssen. Keiner bemerkte, daß in der Tür eine schlanke Gestalt auftauchte, die angesichts der beiden Ringenden auf der Schwelle stehen blieb und mit haßerfüllten Blicken Hartung I maß. Jetzt spannten sich die Sehnen des jungen Man- I nes, seine Finger schlossen und öffneten sich krampf- warm vorhanden und, ein nicht zu unterschätzender Umstand, dl«: Mannschaft war viel kräftiger al» di« L« BeÄluer und nutzte diesen Vorteil, jedoch nur in erlaubter Hinsicht, auch weidlich au». Di« erst« Hälft« stand vollkomme« 1» 8«ichen der Hamburger, da Berlin jede» Zusammenspiel vermissen ließ und auch im entscheidenden Moment immer zu spät kam. Der Hamburger Torwächter bekam in der ersten halbe« Stund« fast gar nicht» zu tun, so dokumentiert« sich die U«berl«gr»- heit der Hamburger. Das erst« Tor fiel auf einen Durchbruch Harder», den Berlin» Verteidigung frei laufen ließ, auch der Torwächter Hutter konnte das Verhängnis nicht ab wende«. Dann zeigte auch Berlin Ansätze von Zusammenspiel und wurde einige Mal« dem gegnerischen Tor gefährlich Hamburg erreicht« drei Ecken, denen Berlin nicht» entgegensetzte. Rach de« Wechseln wurde da, Spiel etwa» offener. Berlin kam oftmals gut durch, ohne jedoch durch da» zusammenhanglos« Spiel der Stürmer etwa» «r» reichen zu können, besonder» Lux versiebt« viel. Da» zweite T»r fiel in der 23. Minute durch guten Schuß von Bveuel, Berlin kam dann zur einzigen Eck«, nachdem di« Mannschsst umgestellt und Klautzsch nach vorn gegangen war. Der Sieg war den Hambur gern nicht mehr zu nehmen, und kur- vor Schluß stellt« Schneider da» Ergebnis noch auf S: 0, und damit hatte der H. S. V. M« erstenmal di« deutsche Fußballmeisterschaft gewonnen, nach der Ent täuschung tm Vorjahr« für ihn doppelt erfreulich. Eine« aus gezeichneten Leiter hatte da» Spiel in Brucker (Stuttgart). , s ... - -»/-w» «Kb-— :»/ «Ui - ».^ »-W'/' .V» » Aus aller West. Kellnerstreik i« Benthe«. Au« Beuchen wird gemeldet: Dl« Hotel- und Gastwirtsanaestellten fast sämtlicher Hotel», Kaffees, Restaurant» »»sw. befinden sich tm Streik. Di« Arbeitgeber forderten von den Kellnern «in« Abgabe von zwei Prozent ihres z«hnproz«nttgen Trinkgeldes an bas Küchenpersonal, was d« Kellner ablehnten. Sin kostbare» Geschenk an die italienisch« Ratio«. Die ser Tage überreichte der Kommandant Giovanni Treccani dem Könige von Italien die berühmte Bibel von Borgo d' Este, die er der italienischen Natton zum Geschenk gemacht hat. Er kaufte sie vor zwei Wochen in Paris für den Preis von 3 300 OM Frank. Die Bibel gilt als größtes Met - st erweck der Illüstrations- und Miniatur kunst des Mittelalters. Sie wurde seinerzeit ftlr den Herzog Borgo d'Lste von Ferrara im Jahre 1456—S0 angefertiat. Die bedeutendsten Maler Italien« nahmen daran teil. Sie enthält 6M ganzseitige Illustrattonen und viele hundert halbseitige. Das Werk besteht aus zwei Bänden. Fliegende Löwe«. Reisen im Flugzeug bereiten täglich neue Ueberraschung. Menschen jeder Alters- und Gesell schaftsklasse bedienen sich des Flugzeuges. Neulich flogen aber sogar Sprößlinge des Wüstenkönigs von Brüssel nach Paris. Der bekannte Pariser Mtenageriedirektor und Tier- bündiger Marcel hatte in Brüssel drei junge Löwen gekauft und beschlossen, die Tiere auf dem schnellsten Wege ohne Grenz- und Reiseschwierigkeiten nach Paris zu befördern. Das konnte nur das Flugzeug bewerkstelligen. Kurzerhand wurden die drei jungen Bestien in kleine Käfige gesteckt, und fort ging die Reise durch die Lüste. Eine große Menge Neu gieriger hatte sich auf dem Pariser Flugfeld eingestellt, um dem Empfang der vierbeinigen Gäste beizuwohnen. Aus Eitelkeit verhungert. Eitelkeit und die unnatür lichen Forderungen der Mode sollen an dem Tode zweier junger Mädchen schul- sein, von denen kürzlich der franzö- fische Arzt vr. Legrand in einem Vortrag vor der Psycho- therapeutischen Gesellschaft in Paris sprach. Er führte aus, daß viele Frauen schwer -arunter leiden, daß sie sich gedanken los den Forderungen extravaganter Modekünstler unter werfen. Diese verlangen nämlich, daß eine elegante Fra« „wie ein Brett" sein muß, eckig in allen Linien des Körper» und flach vorn und hinten. Die beiden unglücklichen Mäd chen, die starben, sind buchstäblich verhungert, weil sie fast überhaupt nichts mehr aßen, um schlank zu sein, und so die moderne Linie in ihrer Figur zu erlangen. Legrand behauptet weiter, daß die Schlankheits- mode bei vielen Französinnen, die von der Natur gerundete Figuren haben, einen sehr bedenklichen Zu st and der Unterernährung hervorgerufen hat, und daß die Frauen, die sich so aus Eitelkeit kasteien, dann den Krank- heitsbazillen sehr viel leichter zum Opfer fallen. Haft, und mit zwei raschen Schritten stand er neben dem Brautpaar, die Arme weit ausgestreckt, als wolle er die beiden auseinanderreißen, als wolle er Hartung umklammern und erwürgen. Plötzlich stieß Hartung einen lauten Schrei aus, seine Arme lösten sich und er sank zurück. Im ersten Augenblick fühlte Magda nichts anderes, als daß sie frei sei, dachte sie an nichts anderes, als daß eine Pause im Kampf eingetreten sei, daß sie vorläufig die ekle Umarmung abgewehrt hatte. Ein Blick des Dankes flog zu dem Manne hinüber, welcher sie durch lein Dazwischentreten befreit hatte. Es war jener junge Kellner, der an der Tafel den Unwillen der Majorin erregt hatte. Im nächsten Augenblick fuhr aber auch sie mit einem Schrei in die Höhe. War das eine Täuschung ihrer erregten Phantasie oder floß wirklich Blut, Helles, rotes Blut vom Halse Har tungs herab über den Kragen und die Hemdbrust, ein breiter, roter Bach, der sich zuletzt in dem roten Plüsch überzug verlor, wie e»n Strom im Meere. Der doppelte Schrei hatte die Gesellschaft auf geschreckt. In wenigen Augenblicken war das Zimmer mit Leuten angefüllt, die ratlos und verwirrt die Szene betrachteten. Sanitätsrat Kopp war der erste, der die Fassung Wtedergewann. Aber als er sich Hartung näherte, überzeugte ihn der erste Blick, daß hier jede Hilfe zu spät komme. Die Augen starrten weit geöffnet und gebrochen leer in die Weite, und kein Atemzug hob mehr die Brust. Der Arzt langte nach der schlaff herab hängenden Rechten, um sie sofort wieder sinken zu las sen. Keine Spur eines Pulses mehr, der Tod war mit Blitzesschnelle eingetreten und was ihn h-rbeigefüh^. darüber konnte kein Zweifel herrschen. In der rech- ten HalSseite des Toten steckte ein Dolch, de sen Grifs nebst einem kleinen Stück der blanken Klinge dort über der Haut hcrvorragte, wo der rote Blutstrom seinen Anfang nahm.