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Oie Stunde -er Wirtschaft. Bon unserem wirtschaftlichen Mitarbeiter. Di« Denkschrift der deutsliM Industrie Uber eine Garantie der produktiven Stände zugunsten des Anleihe dienstes für Neparationszweckc ist ja nunmehr im Wortlaut bekannt und dem öffentlichen Urteil prcisgegeben. Sie ver dient nicht nur als politische Maßnahme, sondern als ge» wichtiger Schritt im Rahmen des deutschen Wiederaufbaues gewertet zu wevden, denn sie stellt praktisch nichts anderes dar, als einen Versuch der Wirt, schäft, sich endlich von der Politik freizumachen und an die Stelle politischer Hemmungen und zerstörender Einwirkun gen, di« Anerkennung wirtschaftlicher Gesetze und Bedürf- niffe zu bringen. Die Vertreter der deutschen Wirtschaft haben mit dieser Denkschrift den notwendigen Ausgleich rauschen den beiden herrschenden Anschauungen gesunden, oer des Auslandes, das di« deutschcWirtschaft blühe und großen Ertrag bringe, und der des Inlandes, insbesondere der Politiker, daß Deutschland dem Ruin nahe sei. Dieser Ausgleich kristalli siert sich zu der Erkenntnis, daß die Grundlagen der deutschen Wirtschaft gesund und auch heute noch hohen Ertrag versprechen, weiter bestehen, daß aber unter der Einwirkung fortschreitender politischer Eingriffe und einseitig interessierter Beeinflussung und Beschränkung von außen ihre Arbeit und Produktionsbedingungen un erträglich« geworden sind und an diesen Grünblauen nagen statt'sie ausnutzen zu lassen. Das führt denn eben auf der andern Seite zu der Erkenntnis, daß die Wiedekein- s chartun g pri v a t w i r ts cha ft l i ch e r Initiative und wirtschaftlicher "bc, der Abbau des Staats gedanken« und des mit der Staatsbürgerschaft ohne weiteres verbundenen Lebenshaltungsanspruchs zugunsten des Leistungsprinzips, daß weiter die Wiedereinschal- tung' der Sparsamkeit und die rücksichtsloseste Ausschaltung jeglich« wiHWtstlich nicht unbedingt notwendigen Ver wendung von Atzveitskrast, Material und Kapital, diese Wittschüst wieder rentabel gestalten müssen und bei Er- Haltung des Vermögensstandes und Bestreitung des er- forderlichen Unterhaus der Mitglieder immer noch die Mög lichkeit umfangreicher Abgaben besteht. Das Ausmaß dieser möglichen Abgaben kann heute nuts geschätzt werden, beim allzuviel« Faktoren, so die Minderung unseres Bolksvermögtzns durch Kriegs- und NychkriegSgeschehen, sowie der zur Sanierung der Wirt schaft notwendige Aufwand, können heute nur erraten und errechnet, aber nicht mit Sicherheit beurteilt werden. Es ist immerhin Grund zur Zuversicht und zu natio- nalem Stolze, daß gerade die urteilsfähigsten und zugleich durch' die Erfahrungen der letzten Jahre sicher in ihrer Berech nung vorsichtigsten Kreise der deutschen Wirtschaft immer noch mit Jahre »Überschüssen vonOOObis 1OOO Millionen Goldmark in absehbarer Zeit glauben rechnen können, nachdem schon so viel verloren ist. Aber es Muß unbedingt zu allererst darauf verwiesen werden, daß diese Schätzung, daß die ganze Bürgschaft gebunden ist an Garantien, die eine völlige Umkehr unserer ge- sankte'n inneren Politik, insbesondere der Wirt schaft». oder Sozial- und Finanzpolitik bedeuten. Einen V«zicht auf die Fehler und Mißbildungen, die man fälsch lich als die Errungenschaften der Revolution vielfach glaubt bezeichnen zu sollen. Es ist sicher, daß dieser Verzicht nicht ohne Kämpfe zu Haden sein wird und es tut not, auf die Gefahr, wenig vaterländischer Motive bezichtigt zu werden, zu fordern, daß hier kein faules Kompromiß zustande kommt. Es ist sicher, daß die Politik die Abgabe eines be trächtlichen Teile» ihrer Rechte und das Zugeständnis ihrer Unfähigkeit und ihrer Fehler auf wirtschaftlichem Gebiete soweit al» möglich vermeiden und einschränken wird. Gs ist ebenso klar, daß sie hierin in den natürlichen Privatinteressen der Dielzuvielen, für die der Abbau der bisherigen Richtung den Verzicht auf die Futterkrippe oder auf weitgehenden Einfluß bedeutet, einen Rückfall finden wird und daß die Opposition gegen eine neue Politik besonders genährt wevden wird aus den Hunderttausend«» und Millionen, für die die Umstellung unseres Wirtschastsgebahvens und die Wiedereinführung wirtschaftlicher Grundsätze und Gesetze zunächst Arbeits losigkeit oder sonstigen schweren Verlust bedeutet. Das lenkt den Blick auf diese Opfer, die natürlich zu nächst die Erfüllung der Bedingungen für das Angebot der Wirtschaft allen in Deutschland bringen wird. Wenn aber sich eine eiserne Hand findet — und diese eiserne Hand kann. nur aus der Wirtschaft kommen —, die jetzt rücksichtslos eine rein wirtschaftliche Linie der deutschen Politik befolgt und mit den der Wirtschaft gegebenen und die der Politik weit übersteigenden Mitteln das Beharren auf dieser Linie er zwingt, werden diese Opfer das Grundkapital der wieder erstarkenden deutschen Wirtschaft sein. Es sieht heute so aus, als wenn die deutsche Industrie, so oft in ihren Taten be deutsam für die ganze Weltwirtschaft, wieder einmal den Weg gewiesen hätte, und aus ihrem Vorschlag die Lösung des Reparationsprobems und des deutschen Problems und damit auch neues Heil für die Weltwirtschaft erblühen "'nn. Die drei Hemmungen, die dem Plane drohen, sn der Widerstand der Herrschenden oder berufsmäßigen Politik, der Widerstand eigennütziger oder anders eingestellter Volks genossen und die Sabotage durch allzu profitsüchtige Mit- glisder der produktiven Stände selbst. Die Waffe gegen alle drei bietet nur die Einheitsfront und Festigkeit -er schaffenden Stände. Bisher war es stets ein Traum, an diese zu glauben. Die Zukunft hängt davon ab, ob dieser Traum jetzt Erfüllung wird. Oer Wortlaut -esLn-usirie-Ange-otes Das Präsidium des Reichsverbandes der Deutschen In dustrie veröffentlicht jetzt den Wortlaut des Schreibens, das es am 25. Mai an den Reichskanzler gerichtet hat. Aus dem Wortlaut des Schreibens, dessen Grundzüge wir bereits mit teilten, sei noch das Folgende wicdergegeben: Nach dem Vertrage von Versailles haften für die Re parationen ausschließlich Vermögen und Ein nahmequellen des Reiches und der Länder. Eine Verhaftung des Privateigentums hat gemäß Völkerrecht- llichen Grundsätzen nicht stattgcfunden. Der Zugriff des Staates auf seine Bürger, insbesondere die Wirtschaft, ist eine rein innerdeutsck)« Angelegenheit; die unmittelbare Haftbarmachung gegenüber dein Auslande ist ausgeschlossen. Die industrielle Wirtschaft bekennt sich jedoch zu der für jeden Bürger selbstverständlichen Verpflichtung, für das im Staat verkürnerte Vaterland bis an die Grenze der Tragfähigkeit I cinzutreten. Das Ziel aller Bemühungen ist die Meder- gewinnung der politischen und wirtschaft lichen Freiheit. Deshalb kann eine Bereitschaft zur Uebernahme von großen Sonderkosten auch durch die In dustrie nur ausgesprochen werden, wenn gleichzeitig das Gesamtproblem der Reparationen sowohl nach außen wie auch innerhalb Deutschlands eine wirklich« L ö s un g erfährt. Eine erfolgversprechende Haltbarmachung der ftaat- ltchen Pfandobjekte kann nur vor sich gehen, wenn die Reichs- und Staatsbetriebe nach privatwirtschaftlichen Grundsätze« regeneriert und dauernd betrieben werben. Rach Meinung der Industrie wirb es möglich sein, auf biesem Wege aus diesen Betriebe« i» absehbarer Zeit jährlich etwa 600 Millionen Goldmark bei günstiger Entwicklung der Wirtschaft ein« Mil liarde und mehr heraus,«wirtschafte«. Die Garantie der Wirtschaft für die Erfüllung ihrer Zusatzbvrgschaft kann — trotz größter Bedenken — nur in einer Ver pfändung ihrer Sachwerte liegen. Das Prä- fidium des Reichsverbandes der Deutschen Industrie ist der Ansicht, daß die Wirtschaft unter Anspannung aller Kräfte neben den sonstigen schweren Lasten unter Er füllung einer Reihe von Voraussetzungen jährlich eine Alfatzgarantie von SOO Mtlltonrn Gvldmatk auf die Dauer vou SO Fahren übernehme« sollte. Dev Kapitalwevt einer derartigen Jühreslristung überschreitet die Hälfte des gegenwärtige« Verkaufs- Wertes desjenigen gesamten private« immobilen Besitzes, welcher als Pfand dienen muh: Die industrielle Wirt- schäft erklärt sich bereit, 4 0 Prozent der genann ten Garantiesumme zunächst ohne Rücksicht auf das normale Kräfteverhältnis der Wirtschaftsgruppen zu übernehmen. Der Beteiligungsmaßstab der verschiedenen Wirtschafts- gruppen muß sich in Zeitabschnitten von mehreren Jahren je nach der Verschiebung der wirtschaftlichen Lage ändern. Ins besondere wird es erforderlich sein, den städtischen Hausbesitz zunächst durch Abbau der Zwangs mieten wieder tragfähig zu machen, ehe er entsprechend herangezogen wird. AlsPfaud für die Erfüllung der übernommenen Verpflichtungen kann unseres Erachtens nur der Besitz an unbeweglichem Vermögen diene«. Die Verhaftung wäre durch dingliche Eintragung auf den Fundus der einzelne« Sachvermögen in Formen deS deutschen Rechtes auszusprechen. Die deutsche Wirtschaft kann ferner bet der bestehenden inneren Wirtschaftslage keinerlei Verpflichtungen überneh men, wenn nicht folgende unerläßlichen Voraussetzungen in bezug auf inner« Wirtschaftsreformen erfüllt werden, , welche auch die deutsche Regierung in ihrer am 14. November 1922 an die Reparationskommisston gerichteten Note im wesentlichen als notwendig bezeichnet hat: 1. Grundsätzliche Fernhaltung des Staate» von der privaten Gütererzeugung und -Vertei lung, unbeschadet schärfster Bekämpfung wirklichen Wuchers, mithin Aufhebung der Kriegs- und Zwangswirt schaft einschließlich de» Abbaues der Außenhandelskontrolle. Aufhebung aller Demobilmachungsvorschriften und Beschränkung der Staatsgewalt aus das Schiedsrichtcramt bei Wirtschastsstreitigkeiten von allgemeiner Bedeutung. 2. Erhaltung des Betriebskapital» und Er möglichung angemessener Neubildung von Privatkapital, mit hin entsprechende Umgestaltung der heute vielfach will kürlichen Steuergesetzgebung (z. B. Gewerbesteuer). 3. BollerLinsatz dervorhandenen Arbeit s- kraft für quantitative und qualitative Hebung der Produk tion, also Steigerung der allgemeinen Arbeitsleistung. Dies setzt voraus: bei grundsätzlicher Aufrechterhaltung des Acht stundentages Erhöhung der Tariffreiheit im Sinn« der Vorarbeiten des Reichswirtschaftsrntes, Schaffung eines Arbeitszeitgesetzes; ferner Entlastung der Wirtschaft von unproduktiven Löhnen. Offenes Bekenntnis von Regierung und Volk zu der- artigen Grundsätzen sowie sofortige Verwirk lichung derselben durch alle beteiligten Faktoren ist un erläßlich. Im anderen Falle werden alle Opfer des Polkes fruchtlos sein. Die Mitverantwortung für einen derartigen Fehlschlag zu übernehmen, ist die Wirtschaft nicht in der Lage, aez. Sorg«. Bücher. Ernst v. Borsig. Carl Bosch. Duisberg. Frank. Hans Iordan. Peter Klöckner. Hans Kraemer. Lam mers. Piatscheck. Reusch. Riepert. Silverberg. Fritz Thyssen. Carl Friedrich v. Siemens. Hugo Stinnes. Vogler. Belgiens Reparationsplan. Sechzig Jahre Ausbeutung der deutschen Wirtschaft. Der Matin veröffentlicht die belgischen Wieder- Herstellungspläne. Die Zahlungsmittel sollten in Deutschland selb st gefunden werden, ohne daß man internationale Anleihen aufzunehmen brauchte. Die Belgier glauben, Deutschland könnte jährlich wenigstens 2 Milliarden 400 Millionen Goldmark aufbringen. Bisher hätte Deutschland so gut wie kein Monopol. Das Alkoholmonopol bestehe zwar, aber die alkoholischen Getränke wären Höchstens mit einem Viertel der Steuern belastet, die in Frankreich bezahlt werden müßten. Der Zucker wäre in Deutschland nur mit 0,8 Pro- zent besteuert, der französische dagegen mit 18 Prozent und der englisch mit 18 Prozent. Dasselbe aelte vom Tabak. Von den Eisenbahnen habe die deutsche Industrie selbst erklärt, daß diese bei Umwandlung in einen Privatbetrieb , jährlich eine Milliarde Goldmark ergeben könnten. Die Monopol« würden internationalen Gesellschaften über geben werden, an denen die Alliierten einen be trächtlichen Anteil hätten. Die Erzeuger alkoholischer , Getränke, die Zuckerfabrikanten, die Tabakhändler und die , alliierten Eisenbalmrealen würden Konsortialteilnehmer. Die Belgier glaubten, die Monopole und die Eisenbahnen könnten OOIahrehindurchjeeineMilliardeVOoMtl- ltonen Goldmark für Wiederherstellungen abwersen. Dazu kämen bOO Millionen für die Kohlen, im ganzen also 2 MMarden 400 Millionen jährlich, d. h. also die 6 Prozent Zinsen von den 40 Milliarden. Außer- dem'ist eine 25prozentige Teilnahme an den deutschen In- dustrieunternehmungen vorgesehen. Das finanzielle Ergebnis hiervon ließe sich im Augenblick noch nicht feststellen. Die An- leihen würden erst später b«eben werden. Eine Bedingung für alle diese Plane wäre ab« die Gesundung der deutschen Finanzen. Die Belgier erklären, die Mark könnte stabilisiert werden, wie es zwei Monat« lang geschehen sei. Die Markstützuug habe die Reichsbank keineswegs ruiniert, sondern im Gegen- «il ihre Devisenvorrat« um KO Millionen Goldmark vermehrt. Der ungeheure Banknoten- umlauf in Deutschland verhindere nicht die Gesundung der deutschen Finanzen. Auch das deutsch« Budget könne in Ord nung gebracht werden. Der Reichstag könnte di« notwendigen Gesetze schaffen, auch ein Gesetz, wie es der Wiener Reichsrat beschloß, baß nämlich eine Aufhebung der gefaßten Beschlüsse verboten würde. Da» Ruhrgebiet müßte dem Reich Einnahmequellen schaffen. Di« Besetzung würde sich aus eiste Kontrolle der Lieferungen beschränken. Allerdings bliebe die Drohung bestehen, daß im Fall ein« Verfehlung Deutschlands wiederum zur Besetzung geschritten würde: Das Ruhrgebiet stelle zwar einen wirk samen Druck dar; aber die Belgier glaubten ni ch t, daß man isich aus dem Ruhrgebiet bezahlt machen könne. Leichie Entspannung im Ruhrgebiet. DieKontrollausschUsse, bi« in den letzten Tagen allenthalben in den Geschäften die Preise herabsetzten und dabei Verkaufspreise anordneten, die 3000 bi» 4000 Marl unter dem Einkaufspreis der Grossisten liegen, haben «in- gesehen, daß dies höchstverfehlt war. Von allen Seiten kamen Aufkäufer, die zu den billigen Preisen kauften, während der notleidenden Bevölkerung die Ware nicht zugute kommt. Infolgedessen beginnen die Kontrollausschüsse jetzt wieder damit die Preise bedeutend zu erhöhen. Mit dem Bekanntwerden des Lohnabkommens für die Bergleute hat sich die Streiklage wieder etwas gebessert. In vielen Bezirken sind große Teile der Belegschaft auf den Zechen wieder erschienen. Oberregierungsrat Lutterbeck verhaftet. Düsseldorf, 29. Mai. Oberregierungsrat Lutterbeck, der ständige Ver treter des Regierungspräsidenten, ist am Sonntag abend von den Franzosen verhaftet worden. Die Verhaftung erfolgte nach Informationen des Berichterstatters der Vosstschen Zei- tung im Auftrage der Belgier, die behaupten, daß Oberregierungsrat Lutterbeck sich der „Beleidigung" eines Mitgliedes der belgischen Besatzungsarm« schuldig gemacht habe. Diese „Beleidigung" soll in einem Brief stehen, der Mitte April abgegangen ist. Zusamenstöße auch i« Düsseldorf. Düsseldorf, 28. Mai. Die Erwerbslosen und Kommunisten hielten vormittags eine Versammlung auf dem Hindenburgwall ab, die von den Franzosen erlaubt war. Gegen Mittag kam es in Oberbilk zu Zusammenstößen zwischen Streikenden bzw. Erwerbslosen und der Polizei. Die Streikenden versuchten, die Arbei ter aus der Maschinenfabrik herauszu- holen. Die Polizei schützte die Arbeitswilligen und ging mit der Waffe gegen die Demonstranten vor, dabei wurde einer von diesen durch Kopfschuß getötet. Der Polizei gelang es, die Menge zu zerstreuen und die Ruhe miederherzustellen. Der Nachmittag verlief ohne Störungen. Es steht noch nicht fest, ob, wie gemeldet, auswärtige Kom- munisten nach Düsseldorf gekommen sind. Die Polizei hat Anweisungen erhalten gegen jedes Auftreten von Hundert schaften in geschlossenen Zügen und Demonstranten vorzu- aeken. Deutscher Protest gegen -en Mor- an Schlageter. Der deutsche Geschäftsträger in Paris ist beauftragt worden, der französischen Regierung folgende Note zu überreichen: „Die französische Regierung hat den Kaufmann Schlageter, gegen den ein französisches Kriegsgericht in Düsseldorf auf Todesstrafe erkannt hatte, am 26. Mai er schießen lassen. Der Tatbestand, der dem Urteil zugrunde liegt, ist der deutschen Negierung nur ausPressemeldungenbekannt und kann von ihr nicht nachgeprüft werden. Gleichviel, wie es sich damit ver halten mag, muß festgestellt werden, daß das Verfahren gegen Schlageter ebenso wenig wie das Verfahren franzöfi- scher Kriegsgerichte gegen andere Deutsche nicht den An spruch erheben kann, als Rechtsverfahren angesehen zu werden. Französische Kriegsgerichte haben kein Recht, auf deutschem Boden, den sie widerrechtlich betreten haben, über die Freiheit oder gar über Leben und Tod von Deutschen zu befinden. Die deutsche Regierung hatte gehofft, daß sich die fran zösische Regierung, wenn nicht aus Nechtsgründen, so doch an» Gründen der Menschlichkeit und um eine weitere Verschärfung der Lage zu vermeiden, bewegen lassen würde, von der Vollstreckung des Urteils Ab stand zu nehmen. In diesem Sinne sind sofort nach dem Bekanntwerden des Urteils dringende Vorstellungen bei ihr erhoben worden. Die französische Regierung hat ihnen kein Gehör gegeben, sich vielmehr entschlossen, den kriegsgerichtlichen Zwang gegen die Bevölkerung biszumäuß ersten zu treiben und mit der Erschießung Schlageters einen Schritt zu tun, der nicht wieder gut ge- macht werden kann. Die deutsche Negierung protestiert feierlich gegen diesen Mißbrauch der Gewalt, für den die französische Regierung die Verantwortung trägt. .