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Vnefiermord m Warschau. Ermordung des Metropoliten. Der sberste Kirchenfürst der griechisch- »rthodoxe« Mrche in Polen. Metropolit Georg Jerofzewski. ist von einem anderen Geistlichen in hervorragender Stellung, dem Archimandriten uo« «Holm Smaragd Latyszenko nach einer einftün- digen Geheimkonferenz im Palast des Metropoliten e r - schossen worden. Nach der Tat stellte sich der Archi- mandrit Smaragd dem Sekretär des Metropoliten, teilte ihm die ausgeführte Tat mit und sank dann in tiefe Ohnmacht. Wie ein Berliner Mittagsblatt meldet, befürchtete der Metropolit schon seit langer Zeit ein Attentat, uni war deshalb auf Veranlassung der polnischen Negierung der lebe« Ausgange von einer starken Polizeiwache umgeben; eben so durfte kein Mensch, außer den Geistlichen, den Palast betreten Die Nachricht von dem Morde wurde denn auch in der russische» Kolonie Warschaus nicht mit Ueberraschung ausgenommen, da ma« hier schon seit längerer Zeit mit einem Attentat gerechnet Hatta Der Mörder gab persönliche Motive sitr den Mord an, doch deute» alle Umstände daraus hin, daß der Mord politische und ktr- chenpolitische Gründe hatte. Bereits seit einem Jahre tobt m d« griechisch-orthodoxen Kirche Polens ein erbitterter Kamps, der die ganze Kirche in zwei Lager gespalten hat. Der Führer der einen Gruppe, die unter lebhaft« geheim« Mitwirkung der polnischen Negierung die Selbständigkeit der griechisch-orthodoxen Kirche Polens und d« Anschluß an die griechisch-orthodoxe Kirche Rumänien« betreibt, war der Metropolit Georg Ieros zewski Die Gegner dieser Bestrebungen waren Erzbischs Eleuterius von Wilna, Bischof Pantelemion und Erzbischof Wladimir von Grodno. Diese erstreben die Aufrechterhaltung bei Zusammenhanges der griechischen Kirche Polens mit der all gemeinen russischen Kirche, deren Oberhaupt d« Moskauer Patriarch Tichon ist. Die drei wurden durch Ey tiodalbeschluß im Dezember vorigen Jahres für abgeseht erklärt und in einem Kloster interniert, da di« polnisch« R» gierung gemeinsam mit der polenfreundlichen Gruppe Geistlich« oie offene Agitation Lieser Kirchensürsten nicht dulden wollte untc> der Behauptung, sie trieben eine von Moskau geforderte Agitation Archimandrit Smaragd war Parteigänger des Erzbischof« Wladimir und als solcher soeben vom Metropoliten gleichfalls a b - gesetzt worden. Der Metropolit Georg hatte auf der letzte» Synode im Dezember vorigen Jahres den Beschluß der Selbstän digmachung der griechisch-orthodoxen Kirche Polens durchgcsetzt In der Mordtat in dem Palaste des Warschauer Kirchensürsten die in der Geschichte kaum ihresgleichen haben dürft« Haben diese Gegensätze jetzt ihren furchtbarsten Ausdruck gefunden Inland un- Ausland. Der deutsche Gesandte i« Thile verunglückt. Der dem sche Gesandte von Erckert ist bei Besteigung e^nes Vulkans in der Provinz Llanquihue durch einen Un fall ums Leben gekommen. wer vousyaltsausschuß des badischen Laudtags hat aeqe> b.e widerrechtliche Besetzung badischen GeL durch Frankreich schärfsten Protest erhoben. «in marnsqer Bauerutag tst zu Dienstag, uv. Februar, mittags 12 Uhr, nach Berlin einberufen, und zwar in di« Räume des Großen Schauspielhauses in der Karlstraße. Die Berliner Verkehrsbeputation hat den Preis für eine -vtraßenbahnfahrt von 100 M. auf SOO M. erhöht. Friedensschltitz t« Konstantinopel? »Chicago Tribune* glaubt zu wissen, daß die Verhandlungen zwischen den Eierten Oberkommissaren und dem Vertreter Angoras zur Unterzeichnung des Friedens in Kon stantinopel führe« werden. Die Nationalversammlung von Angora habe Bekir Bei, ihren seinerzeitigen Vertreter auf der Konferenz von London im Jahre 1921, zur Teil nahme an diesen Verhandlungen bestimmt. Mustapha Kemal habe sich zu einer Konferenz mit Ismet Pascha nach Panderma begeben. Außerdem soy heute vormittag der amerikanische Oberkommissar Admiral Pristol am Goldenen Horn eintreffen. Die Kosten der amerikanischen Rheinbesetzung. Nach Be- richten aus Washington wird am 1. März in Paris ein« Rheinlandskonferenz stattfinden, die sich besonders mit den Forderungen Amerikas beschäftigen will. Es wird angegeben, Deutschland schulde den Vereinigten Staaten bis heute bereits 51 000 000 Dollar für Besatzungs unkosten. Unruhen in Ostgalizien. Die Leniberger Zeitungen be- i richten über Unruhen unter den ukrainischen Rekru- I ten im Bezirk Tarnopol,in deren Verlauf mehrere Per- i sonen getötet wurden. ! Aus aller Welt. Tin« Serie von Erdbeben hält im ganzen südsla wischen Staatsgebiete an. Dein Belgrader Seismo logischen Institute sind Meldungen »her Erderschütterungen am Nudnik, in Bosnien, der Herzegowina, Dalmatien, Kro atien und der Barania zugekommen. Flammentod einer vierköpfigen Familie. In der Nähe von Schindel legi bei Einsiedeln in der Schweiz ist heute das Haus der Familie Guns er niederge brannt, wobei die vierköpfige Familie den Tod in den Flammen fand. Keine ärztlich« Hilfe für Franzosen und Belgier. Zu einem ungewöhnlichen, aber vom Standpunkt des deutschen Ehrgefühls durchaus verständlichen Schritt hat sich der i Deutsche Ärzteveretnsbund im Verein mit dem l Leipziger wirtschaftlichen Verband entschlossen. In einem l Aufruf geißeln die beiden größten deutschen Aerzteorgani- ! sationen den allem Recht hohnsprechenden Einbruch der Fran- s zosen und Belgier in das Ruhrgebiet und wenden sich be- - sonders scharf gegen die frevelhafte Willkür, mit derKran - ; kenhäuser ausgeräumt, diphteriekranke Kinder und ansteckende Kranke auf die Straße gesetzt und der einheimi schen Bevölkerung die wichtigsten Nahrungsmittel fortgenom men wurden. Im Aufruf heißt es: „Rohe Gewalt hat alles Recht zu Boden geschlagen. Franzosen und Belgier sind aus der Reihe derer getreten, die die Gesetze der Menschlichkeit, der naturnotwendigen Rücksicht auch ini Kampf einhalten. Schei den auch wir deutschen Aerzte sie aus! Lehnen wir jede Hilfe für Franzosen und Belgier ab. Keinem raten, keinem helfen, ehe nicht die überfallenen Gebiete ge räumt sind!* Gedenktafel kür öen 13 Februar. 1754 'Herzog Eharles Maurice von Talleyrand, fran zösischer Diplomat, in Paris. 1848 'Generaloberst Hermann von Eichhorn, in Breslau. 1888 ^Richard Wagner, in Venedig im Palazzo Vendramin. 18V2 -sWilhelm Junker, Afrikareisender, in Petersburg. Wirtschafte- und Sozialpolitik. Spekulationsgewinne in Effekt««. In der Frage, wann Effektengewtnne als steuerpflichtige Spekulationsgewlnn« anzu- sehen sind, stellt sich das Reichsfinanzministerium jetzt auf den Standpunkt, daß. wenn zwischen An- und Verkauf mindesten- zwei Monate liegen, im allgemeinen das Dorliegen eine: Spekulationsgewinnes zu verneinen sei. Nur dann wenn befon- ! dere Umstände in der Person Ves Steuerpflichtigen, in dem Um- ! sang der Geschäfte, in der Art der Veräußerung und in ihrer Häufigkeit vorliegen, soll auch bei Geschäften von längerer Dauer die Steuerpflicht angenommen werden. Es gehört zu den Obliegen heiten der Steuerbehörde, dies im einzelnen festzustellen. Ein neuer Holzpreisrekord. Bei der Holzverstcigerung im Bezirk des Allstedter Forstamtes (Prov. Sachsens wurde für Holz eine neue Rekordziffer angeboten. Der Fest- meter wurde mit 3 0 2 0 0 0 M. bezahlt. Die neuen Kohlengrostpreise. Der Reich «kohlen- rat beschäftigte sich am Donnerstag mit der durch die neue» Bcrgarbeiterlöhne und die abermalige Steigerung aller Materia lien notwendig gewordenen Erhöhung der Kohlenpreise. Untei Einrechnung der von 240 aus 600 M. für di« Tonne erhöhten Lmu.dgabe wurden folgende Zuschläge festgesetzt: westfälische Fett- fördcrkohle -s- 36 629 M., Niedcrschlesien -s- 29 804 M-, Sachsen 34 272 M.. Aachen -j- 43 046 M. Die Tonne westfälisch« Fettförderkohle ab Zeche kostet nun 12l 168 M. Für Braunkohle wurden aufgeschlagen: mitteldeutsche Rohkohl« »166 M.. Briketts 25 39Ü M., kölnische Rohkohle 6497 M., Briketts »2 828 M. — Die Festsetzung der Kleinhandelspreise er- jolgt in den nächsten Tagen. Amtliche OevisewNotierung. Letzte Nachrichten. Devisen Vorkrieas- Parität 10. Februai ^.2.'-.-...'.!. ME v. Februar Geld Briel Gew Brief M. M M. M M Dollar «so 30822.7b 30977.8b iN02L2b «1177.71 «ngNsche Pfund . . Holländische Solde« -0.00 144»«»." I4M40." >44880.« MM»» 1.17 >2E2d 12330.7b i 22092» 1288071 Dänische «rone . . . I.I2 L78S.SO »SI4.bO S71008 »78SS! Schwedische «rone . M M M » 1.12 8I7».bO 8>LO.bO 8127.12 8170.« Jialientlche Lire . . Schwei»er Fransen . OLO I47SLO 1483 70 118127 >4»7I »MM» 0« »810.4b WWK7 »13» »7 «84.« FranzSNicher 9ranl. Belgischer grank . . M M M » 0.80 1910.20 19197» 1920.18 l»2»8! M M M » L80 l SSL 77 ISS4.2S Uivb.7» 1704.21 Tschechische «rone. . — «r«s 917.82 »87» Der Gipfel der Frechheit. Paris. Nach einer Besprechung belgischer und französischer ' Staatsmänner ist folgende Note an die deutsche Regierung ver öffentlicht worden: .Die belgische und die französische Regierung haben festgestellt, daß der Besuch des Reichskanzlers Tuns im Ruhrgebiet und seine dort ausgeübte Aktion einzig und allein den Zweck gehabt haben, gefährliche Erregungen, besonders unter den Großindustriellen, Angestellten und Staatsbeamten, hervorzu rufen. unter diesen Bedingungen sehen sich die französische und die belgische Regierung, die in önteresse der Bevölkerung stets de- > strebt sind, Wirren zu vermeiden, die einen blutigen Verlauf haben könnten, genötigt, der Reichsregierung und den Regierungen der Länder mitzuteilen, daß die Reichsminister und die Minister der Länder nicht mehr ermächtigt werden, das Ruhrgebiet zu betreten.* — Regierungspräsident Haenisch—Wiesbaden wurde aus einer Besprechung mit Landraten und Bürgermeistern heraus zum fran zösischen Ovetdelegierten geholt und darnach über dle Grenze des- unbesetzten Gebietes gebracht. > Widerrechtliches Ausfuhrverbot. Paris, 11. Februar. Die französische Regierung hat, »le HavaS berichtet, dem deutschen Geschäftsträger in Parts eine Rote überreichen lassen, in der mitgeteilt wird, daß vom 12. Februar aa metallurgische und andere in den befehlen Gebieten fabrizierte« Produkte nicht mehr nach dem nlchlbesehlen Deutschland auSae- sührt werden dürfen. Anlaß zu dieser Maßregel hätten dle Be fehle gegeben, die die deutsche Regierung Ihren Beamten tm Ruhrrevier erteilt hat. Durch diese Befehle habe dle deutsch« Regierung angeblich versucht, Anruhen hervorzurufen. M-- Leutchen AoSmart». tlä Fortsetzung.) „Te'Deum' laudamus!" rief der Herr Pfarrer, Ecr muß also doch haltgeumcht werden." Allein das Notz flog wie geflügelt mit einem Satz darüber hin- veg, daß dem Reiter die Haare zu Berste standen und sein Hut nebst -er Perücke im gerechten Entsetzen ent flohen. „Phr habt noch schlechter reiten gelernt als ich: wenigstens sitze ich noch festl" sastte der gute Geist liche mit christlicher Gelassenheit zu den Abgcfallenen und sah sich nur nicht nach ihnen um. „Wohin denn, in Gottes Namen, wo will die Bestie s^in? GHt es so noch zweimal vierundzwanzig Stun den fort, habe ich den Ritt um die ganze Erdkugel voll bracht und komme ich wieder aus der anderen Seite -ei Nivder-Fahren zum Vorschein." Indem er dies dachte, ging der Fluagegen eine Brücke. Der Pfarrer, in Besorgnis, das Pferd möchte in blinder Wut die Brücke verfohlen upd in den Fluß mit ihm springen, zupfte mit den Fingern den Zügel seitwärts nach der Brücke. Aber er zupfte zu lange; das seltsame Tier ließ -te Brücke daher rechts liegen und ging ins Wasser. Den Pfarrer wandelte beinahe eine Ohn- mwcht an, als er sich zwischen Himmel und Wasser sah und die Wellen durch die schwarzseidenen Strümpfe, halb darauf durch die samtnen Beinkleider etndringen fühlte, bis sie seine Hüfte umspülten. DaS Pferd, ein vortrefflicher Schwimmer, erreichte Inzwischen glücklich daS andere Ufer, fand die Land- praße wieder und setzte im Trab die Reise eilfertig fort bi- zum Schlosse Malzen, wo eS mit -em Pfarrer freudig in den offenen Pferdestall hineinschoß und vor der geliebten Krippe mit dem Reiter still hielt. < Die Knechte tm Schlobhof, welche dem Reiter zum «tall nachgelaufen waren, halfen ihm vom Rücken veS Gauls un- fragten besorgt, wie er zum Pferde -es Herrn BaronS gekommen sei? s i S««l«s mir- zum Paulus. ! Eine unnennbar anmutige Empfindung bemäch- itigte sich des vielgeprüften Geistlichen, als er wieder festes Land unter seinen Sohlen fühlte. Zwar ent- »perückt und enthutet und die unter« Hälfte -eS Leibes von Wasser triefend, fern von der Heimat, die späte Macht vor sich und auf Grund und Boden deS Erb feinde- von Nieder-Fahren — daS waren allerdings Umstände, -ie keineSweas erfreulich genannt werden konnten; allein das Leven war -och einstweilen ge- rettet. Während -ie Kechte noch den atemlosen Herrn mit ihren Kragen bestürmten, erschien des BaronS Verwalter und nötigte ihn aast- und Menschenfreund- US; Ins Schloß. Und La man ihm auf sein Bitten ver sprach, einen Wagen zu schaffen, der ihn nach Nieder- Fahren zurttckbringcn sollte, ließ er sich's gefallen, ein- jukehren bis zur Rückreise. — Inzwischen verflossen last zwei Stunden; es erschien kein Wagen und -er Pfarrer fing an Verdacht zu schöpfen, man behandle ihn als Gefangenen wegen der Entführung -es Pfer des, wiewohl er vielmals versichert hatte, das Pferd habe ihn entführt, da er eS aus Mutwillen bestiegen. Nach langer Ueberlegung beschloß er, die Flucht zu nehmen. Er stand auf un- war im Begriff, die Tür ! öffnen, als der Baron Pompejus von Malzen her- utrat, -er auf seines Jägers Pferd angekommen mar, während der verzweifelnde Jäger das entlaufene Noß des Barons in Ober- und Nieder-Fahren zu suchen hatte. Der Baron, sobald er den würdigen Oheim seiner Gemahlin erkannte — die Geschichte von der Ankunft des Pferdes mit einem perückenlosen, nassen Geist lichen hatte M schon im Schlobhof vernommen —, führte ihn Mleich in ein besseres Zimmer, Uetz trockene Kleider »»-"Wäsche herbeischaffen und dem Herrn Pfarrer Zeit zum Umkleiden. Dann aber war keine Rede mehr vom Heimreifen in -er Nacht. Der Baron ließ es sich nicht nehmen, feurige Kohlen auf dem Haupte eines seiner Feinde zu sammeln, ihn köstlich zu bewirten und mit Artigkeiten zu überhäufen. Tuschens Oheim, von der Güte des BaronS über rascht, fühlte sich bald hinter den dampfenden Braten schüsseln und Burgunderflaschen behaglich. Doch wär ihm, so fest er auch auf dem weichgepolsterten Lehnstuhl saß, den ganzen Abend zumute, als hätte er, wie er sich aus-rückte, „die höllische Bestie" zwischen den keinen. „Indessen weiß ich der guten Bestie nicht Dank zenug," sagte der Baron, „daß sie mir den Oheim meiner geliebten Gemahlin zuaeführt.hat. Längst schon wünschte ich mir dieMhre Ihrer Bekanntschaft, am Ihre Vermittlung anzuflehen. Ich bete meine Gemahlin an, und man will mich von ihr scheiden. Meine Gemahlin hat mir verziehen — noch mehr, sie liebt mich — sie will keine Trennung, und doch . . ." „Liebt Sie? Will keine Trennung?" ries der Herr Pfarrer und schüttelte den Kopf, welchen des BaronS schönste Baumwoüenmliye bedeckte. „Wollen Sie Beweise?" sagte der Baron. „Ja, ich kann offen gegen unseren lieben Oheim sein. Er soll alles wissen. Solche Stunde entscheidet über daS Glück eines ganzen Lebens." Damit ging er und holte LuSchenS Briefe. Der Herr Pfarrer hatte in seinem dankbaren Her zen schon längst mit dem edlen Gastfreunde Frieden ae- ichlossen und ihn sogar liebgewonnen. Denn -er Baron war so schonend gewesen, ihn nicht einmal um Sie Ursache zu fragen, weswegen er sich des Pferdes bemächtigt; er war so gütig, so angenehm unterhal tend, so herzlich, daß man nicht anders konnte, als ihn lieben. Man war bei ihm wie daheim. Man hatte ihm eigentlich vorher nur den Krieg gemacht als Alli ierter von Tantchen Rosmarin und Tuschen. Hatte nun Suschen selbst schon die Triple-Alliance gebrochen und Separatfrieden geschloffen, was blieb den Bun desgenoffen übrig? Und in der Tat sah der Herr Pfarrer aus den Briefen seiner Nichte, daß zwischen ihr un- dem Baron nicht nur ewiger Friede, sondern weit mehr Ewiges stipuliert war. Er las einen Brief um -en ' andern; die reinste Zärtlichkeit atmete in allen, und -abei die schonendste Ehrfurcht gegen Tante «»- Oheim. Gerührt legte der Pfarrer die Papiere nieder, ; streckte die Hand über den Tisch und sagte: „Herr : Baron, da, meine Hand darauf — ich für meine Per- , son mache Frieden. Suschen muß Ihnen werde».- i Mit dem Prozeß ist es nichts. Doch müssen wir Tant- i ihen Rosmarin ein wenig glimpflich behandeln. Sir ist eine liebe, gute Frau, aber sie hat in manchen Din- ! gen ihr eigenes Köpfchen. Ick war bisher ein wüten- ! der Saulus, nun will ich ein freundlicher Paulus sein j und das Bekehrungswerk mit Tantchen beginnen." Der Baron sprang auf und umarmte und küßte -en wackeren Paulus mit Entzücken. s Kopfschütteln. Erst spät deS andern Tages kehrte der Herr Pfarrer, dem man einen Teil der Garderobe auS sei nem Piarrhause hatte herkeiholen müssen, noch Nie- i dcr-Fahren zurück. An der Grenze der Rosmarini- schen Güter verließ er den Wagen des BaronS und ging -en übrigen Weg zu Fuß. Auf einem Spazier gänge begegnete Hm Suschen, den kleinen Pompejus an der Hand. „Wo find Sie gewesen, lieber Onkel?" „Beim Herrn Baron. Er läßt -ich herzlich grüße« »urch mich. Suschen ward feuerrot un- stammelte: „Der Varon von Malzen?" „Nun freilich. Das ist ein Ehrenmann. Ick ver- »enke dir's nicht, wenn du ihn so lieb hast, wie ihm »eine Brieschen sagen." t „Meine Briefchen, Onkel?" „Die du ihm schriebst - -te er aus dem hvhle» , kaum genommen." . . - - „Ich ihm geschrieben? WaS denken Sie quch!" i „Daß du eine kleine, hinterlistige Sünderin bist, - tte fick aern verstellen möckte."