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JXi / 6u *' fauZ<I VwoiUc, Sinfonische Variationen für Orchester, op. 27, von Jean Louis Nicode, geboren 12. August 1853 in Jersitz bei Posen, lebt in Langebrück bei Dresden ■ESSSi „Kühnen Fluges schwing' dich empor zu lichteren Höhen! Nur dort ist deine Heimat im Reiche der Schönheit, Wo ewig und heiter blühet das Glück! Dort koste Schöpferwonnen!" Mächtiger doch, als der Muse Lockruf, winket die Liebe . . . Wonnige Träume! Himmlische Seelenzwiesprach ! Höchstes Entzücken! Weltentrücken! — Glanz, Licht meiner Seele! „Ich lebe von deinem Atem!" „Mein Herz, du pochst so laut, ahnest du Wonnen, — Schmerzen? War das Glück wie der Äther, ungreifbar — nur flüchtiger Traum? Ich ruf' euch, ihr Genien des Schmerzes, der Fröhlichkeit, Heischt euer Recht!" November! — Draußen ist's kalt, drinnen noch kälter! Ode die Welt, starr das Herz! Alles einsam — leer! Zu Klängen tiefernster Chöre tragen Priester die einst'ge — Veilorene Hoffnung zu Grabe. „Schwing' dich empor zu den Heimathöhen, Nur dort, im Reiche der Schönheit, Ewig und heiter, blühet das Glück!" Amarantha! (Karl Woermann.) Die Sinfonischen Variationen (op. 27) sind 1883 entstanden und Johannes Brahms gewidmet. Der Komponist hat hier die alte Variationen» ^orm bedeutend erweitert. Die Viersätzigkeit ist nicht das Produkt *ines vorbedachten Planes, sondern hat sich bei der Ausführung des Werkes von selbst ergeben. Diese Variationenform entspricht ungefähr der vierteiligen Sin» fonie in einem Satze und hat manche Nachahmer gefunden, unter anderen Dvorak, Georg Schumann, Noren usw. Ein gravitätisches, himmelanstürmendes Präludium eröffnet das Werk; es folgt das 16 Takte umfassende Thema in C=moll. Die folgen» den zwölf Variierungen — jede einzelne an Charakter und Stimmung verschieden — offenbaren Bilder voll Hoffnung, Sehnsucht, Erwartung und Liebeslust. In dem ernsten Adagio der achten und neunten Varia» tion (As=dur) findet das Werk seinen Höhepunkt. Auf das lebendige Scherzo der elften und zwölften Veränderung beschließt ein erschüttern» des Finale. Das Thema wird noch einmal, und zwar als ernster Trauer» marsch; variiert; dann setzt nach einem feurigen Übergang das Prä» ludium wieder ein — Trompeten schmettern ihre Fanfaren — und in weltentrückter Höhe und Schwärmerei verklingt das Thema in hellem H=dur, dem sich der feierlich verhallende Schluß in C=dur anfügt. J. L. Nicode.