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SIS unserer Leser früher gehört, daß der Fürst Esterhazy al- reichster Kavalier de« ganzen Kaiserstaat« gilt. Nun wird e« auch interessant sein, zu hören, daß die Neusten Zeitungen schreiben, daß Fürst Paul Esterhazy tief — ver schuldet ist. Die Schuldenlast de« Fürsten wird auf 24^ Millionen Gulden veranschlagt, während aber seine jährliche Einnahme die Kleinigkeit von I Mill, und 700,000 Gulden beträgt I Da« Gesammtbesitzthum de« Fürsten soll aber weit mehr werth sein, al« seine Schulden au-machen, und jetzt soll eine Anleihe abgeschlossen werden, wodurch die Schuldenlast nach und nach ge tilgt werden wird. — Einige der neusten Zeitungen melden, Graf MenSdorff werde nur einige Zeit al« Ministerpräsident fungiren, später soll er al« Ge sandter nach Pari« gehen und der dortige österreichische Gesandte Fürst Richard Metternich werde al- Minister de« Au-wärtigen antreten. Ob an der Nach richt etwa« Wahre- sei, muß abgewartet werden. , Preußen. Der König von Preußen wird drei Wochen in Karlsbad verweilen und dann zur Nachcur ebenfalls drei Wochen im Wildbade Gastein. — Die Versammlungen zu Ehren der von Berlin heimgekehrten Abgeordne ten von der Fortschrittspartei finden noch fortwährend in allen Theilen Preu ßens statt. — In den Hähern Kreisen Berlins faßt man den Ministermechsel in Oesterreich so auf, als wenn er für Preußen günstig wäre. Man wird sich doch in Berlin nicht täuschen? »M Baiern. München, 30. Juni: Bor einigen Tagen ist, wie die „Mn. Ztg."' wissen will, von hier ein Circular an eine Anzahl Zollvereins-Regie rungen gerichtet worden, in welchem, die Ansicht ausgesprochen ist, daß Baiern so lange seine Zustimmung zum Abschlusse eines Handelsvertrages mit Ita lien verweigern müsse, bis die schleswig-holsteinische Frage ihre Erledigung gefunden habe und die Verhandlungen zwischen Rom und Florenz zum Ab schlusse gediehen seien. S»r-Swkg,HoIster«. Die Schle-wig-Holsteinische Zeitung schreibt unterm 27. Juni: „Herr von Bismarck kommt nicht vorwärts und wird sich schließlich denn doch wol bequemen, Oesterreich, den Herzog und die Landesvertretung als die berechtigttu Faktoren anzuerkennen. Wer weiß etwas anderes und besseres? Oder glaubt man in Berlin vielleicht, Schleswig-Holstein für xinen bloßen Spielball ansehen zu dürfen? Meint man vielleicht, die ruhige Natur des schleswig-holsteinischen Volks keNne im Ertragen keine Grenzen? Meint man etwa, daß wir nicht auch Menschen sind? Seit einem Jahre könnte das Laud constitNitt sein; Preußen hätte damals leicht und unter fren- diger Zustimmung der Bevölkerung erreichen können, waS es zur Stärkung seiner Machtstellung nach außen bedarf. Und mehr kann und wird man nicht erreichen, weder ohne noch mit Gewalt! Eher weniger. Hrn. v. Bismarcks Behauptung, daß wir aus Furcht vor Gcwaltthat jetzt uns zu Conccssionen bereit finden ließen, paßt nicht für ein Land, das 13 Jahre im Widerstande ausgehalten und Deutschland treu geblieben ist, ohne daß auch nur Ein schles wig-holsteinischer Verein existiren und irgendwelchen Einfluß auf die Wahlen üben könnte. Die Absicht, den Herzog au« dem Lande zu entfernen, ist übrigens Hrn. von Bismarck auch völlig mißglückt. Der Herzog verläßt sein Land nicht, aber das Land verläßt auch seinen Herzog nicht!" — Eine Abschlags zahlung an den Kriegskosten ist aus Lauenburg nach Wien abgesandt worden, nämlich die Hälfte der 163000 Thlr. betragenden Ueberschüsse, die andere Hälfte ging nach Berlin. Frankreich hat seit dem Jahre 1815 auf die Herstellung und Verbesserung seiner Fe stungen nicht mehr und nicht weniger als 800 Millionen FrcS! verwendet. Die Befestigung von Paris tostet allein 140 Millionen. Diese 800 Mill. Fr. in 50 Jahren thun also jährlich gerade 16 Millionen." Gewiß eine un geheure Summe, die theilweise jedenfalls viel besser anzulegen gewesen mären. — Paris ist eine Weltstadt und wenn eS bei einem Weltmann gleichsam zum guten Tone gehört, Schulden zu haben, so darf Paris auch in dieser Bezie hung Anspruch auf den Titel Weltstadt lege». Das Journal des Debats bringt nämlich aus der Fedor des HrN. Leno Say einen Artikel über die Finanz lage der Stadt Paris, der sicherlich nicht zur Erhöhung des CreditS der Welt stadt beitragen wird. 1830 betrug die Schuld von Paris 83 Mill., 1848 nur noch 27 Mill. Von da bis 1851 stieg sie aber auf 39, von 1851—64 auf 230 Mill. Nach den jetzt projectirten Anleihen wird sie 480 Mill, und mit Inbegriff der schwebenden Schuld 580 Mill. FrS. betragen. — Aus Paris schreibt man folgende für Frankreich und namentlich für den Kaiser Napoleon gewiß nicht erfreuliche Nachricht: — „Ju der hiesigen ameri kanischen Gesandtschaft list aus Washington zur Antwort auf das dringliche Ansuchen des Hrn. v. Mantholon um Anerkennung des mexikanischen Kaiser- thumS eine vom 29. oder 30. Mai datirte Note eingelaufen, in welcher die Ansichten des Präsidenten Johnson gegenüber der mexikanischen Frage entwickelt werden. Die sofortige und unbedingte Anerkennung des KaiserthumS Mexico wird vorerst als unmöglich beseitigt, indem für die Washingtoner Regierung die Präsidentschaft des Hrn. Juarez noch zu Recht bestehe. Das Kaiserthum stützte sich nur auf die Hülfe auswärtiger Mächte, deren Entfernung ans Me xico der Präsident der Vereinigten Staaten als vor allem wünschenswerth und durch die Gerechtigkeit geboten bezeichnen müsse. Wenn nach dem Abzug der Fremden die in freier Abstimmung befragte mexicanische Nation für die Mo narchie sich aussprechen sollte, so würde die Regierung der Vereinigten Staa ten mit -der Anerkennung der letztern Nicht zögern. Bis dahin aber bliebe in ihren Augen Juarez der rechtmäßige Repräsentant der legalen Regierung von Mexico. Königreich Sachsen. Dresden, 1. Juli. Der Gau der Dresdner Festhalle naht seiner Vollendung. Me Länge dir ganzen Halle, einschließlich der Vorbauten und Lhwint, beläuft sich aÄ 271 Ellen 12 Zoll, während ihr Breite 120 Ellen beträgt. Die vier HanpUkMne hüben ein Maaß von do Ellen Quadrat und sind bi- zur Perlustrade je 62 Ellen hoch. Die Länge de- inneren Hallen- raumeS beträgt 198 Ellen und seine lichte Weite 80 Ellen, während die lichte Höhe bis zur Fahnengallerie auf 19 Ellen 12 Zoll und bis zum Dachrahmen auf 33 Ellen 12 Zoll sich beläuft. Die Sängertribüne steigt von 3 Ellen Höhe bis zu 13 Ellen. Die breite Freitreppenanlage aufsteigend, gelangt man zunächst in die, in großartigen Verhältnissen angelegten Vorhallen des Mittel und Seitenbaue-. Ihre Decken, durch fächerartige Stoffe gebildet, bekrönen leicht da- Ganze; die so entstandenen Lünetten enthalten Wappenschilder der deutschen Hauptstädte, die durchlaufenden Friesen Namen von hervorragenden Musikern und Componisten; so wird da- Ganze zur Ehrenhalle geweiht und dadurch der Eindruck de- Innern würdig vorbereitet. Der gewaltige innere Raum zerfällt zunächst in fast zwei gleiche Theile, getrennt durch die breite Mittelpassage der Seitenportale, vorn der Zuhörerraum, aufsteigend und mit den Tribünen de- ersten Range- schließend da- Sängerpodium. Die sämmt- lichen 38 Fenster der Halle werden Figuren enthalten, welche im Zusammen hang aufgefaßt die Idee von der Geschichte des Gesanges in Deutschland und von der Pflege desselben in allen Theilen und in verschiedenen Zeiten zur An schauung bringen sollen. Ueber den Mitteleingüngen der Straßenseite (nach dem Waldschlößchen) und der Elbseite theilt je ein großes und hohes Fenster, darauf die Kunst und die Germania, die Halle in zwei ganz gleiche Hälften. Die erste davon ist der Darstellung der Meister in Dicht- und Tonkunst, so wie der hauptsächlichsten Gattungen und Gegenstände in Poesie und Musik gewidmet. Die Andere zeigt die bedeutendsten Landschaften und Flüsse Deutsch lands. Je ein Figurenfenster wird von zwei Ornamentcnfenstern umgeben werden, und das Ganze muß, wie jetzt schon der Augenschein lehrt, einen durchaus festlichen, erhebenden Eindruck hcrvorbriugen. Es wird in der Wirk ung die Glasmalerei noch übertreffen, da die feurigen Farben auf Helle«» Grunde einer« freundlicheren Charakter tragen. Bei Tageslicht werden die Bilder in der Süngcrhalle und zum Abend bei Gasbeleuchtung im Innern auf dem Festplatz brillant zur Erscheinung kommen; sie werden nicht verfeh len, durch ihre optische Wirkung auf den Beschauer die feierliche, gehobene Stimmung zu unterstützen, welche bei dem Hörer der acustischc Eindruck der gewaltige» Tonmaffen von so viel Tausend und aber Tausend Stimme«« her vorbringen «Miß. Dresden, 1. Juli. Da in dem neuen zwischen dem Zollverein und Belgien abgeschlossenen, mit dem 1. Juli in Kraft tretenden Handelsverträge unter Anderem festgesetzt worden, daß Belgische Steinkohlen, Coke und ge formte Kohlen in den Zollverein zollfrei eingelassen werden sollen, so ist aus dem Finanzministerium die Verordnung ergangen, daß der in dem neuen Ver einszolltarif festgesetzte Eingangszoll für Steinkohlen vom 1. Juli an für dir Einfuhr aus Belgien und den übrigen, nach dei« bestehenden Handelverträgen da« Recht der meistbegünstigten Nation genießende» Staaten wegfällt, es auch eine« Nachweises über de» Ursprung der Steinkohlen nicht bedarf. — Inden Verhandlungen der versammelten Land- und Forstivirthe wurde die Mitthei- lung gemacht, daß in Sachsen von 1830—63 die Steinkohlenproduction von 4 ans 38 Mill. Ctr. und die Braunkohlenförderung von I bis 4 Mill. Ctr. gestiegen ist, trotzdem aber auch die Holzpreise nicht fielen, im Gegentheil stie gen die Nutzholzpreise um das Doppelte von 40—80 Proc. Als Versammlungsott für 1866 ist von den Laird- und Forstwirthen Wien, für 1867 Breslau gewählt. Dresden, 1. Juli. Gestern Abend in der siebente«« Stunde überzog unsre Stadt ein ziemlich starkes Gewitter, begleitet von heftigen« Regengüsse und Sturnlwind. In Friedrichstadt schlug in Kurzem der Blitz dreimal hin tereinander ein, und zwar zweimal in Häuser (in der Schüferstraße Ecke der Adlergasse und Ecke der Petergasse) und einmal auf der gegen 100 Schritt davor« entfernten Promenade in eine kanadische Pappel, wo er überall sichtbare Spuren hinterlassen, glücklicherweise aber nicht gezündet hat. Auch auf dem Ausstellungsplatze der deutschen Ackerbaugesellschaft richtete der Sturm einige, obschon keineswegs erhebliche Verwüstungen an. Am mcisten ist davon be ttoffen morde» das Bierzelt der gräflich Thun'schen Brauerei in Bodenbach, indem dasselbe seiner Bedachung und seines Festschmuckes beraubt wurde. Der Schaden, von welchem die übrigen Punkte des FestplatzeS bettoffen wurden, beschränkt sich auf das Abdecken der Dachpappe auf einem «venig umfangreichen Terrain und die Zerstörung etlicher Fahnenstangen, Flaggen rc. und war schon heute Mittag grvßtentheils wieder auSgebessert, so daß bis zum Abende jede Spur der Folgen des gestrigen Sturmes entfernt sei» dürfte. In dem nahen Dorfe Wilschdorf hat gestern Abend der Blitz in ein Sei tengebäude des Schenkgutes eingeschlagen und im Kuhstalle von den dort be findlichen fünf Kühen drei Stück (die in der Mitte stehenden) getödtet, jedoch nicht gezündet. Die schöne Kuh, welche von den Preisrichtern der Ackerbaugesellschaft den ersten Preis erhielt, hat in der Nacht voin 29.—30. Juni gekalbt. Sie mußte zum Fleischer geschafft und daselbst gestochen werden. Nicht mindere- Unheil wurde dem großen Schafbocke (Stähr) zu Theil, der seine«« Besitzer die gol dene Medaille eintrug. Kurz nach der Preiskrönung senkte er den Kopf, ob ihn das große Glück schwindelig gemacht oder ob er von anderen neidischen Schafköpfen Anfechtungen erlitten, war vor der Hand nicht zu ermitteln, wes halb er nach der Thierarzneischule transportirt wurde. Wie wir hören, zwei felt man an seinen« Aufkommen, da er an einein Blasenstein leiden soll. Ehrenfriedersdorf, 1. Juli. Inhalts einer an das königl. Gerichts amt hier gelangten Verfügung der königl. AmtShauptmannschaft Annaberg hat da- königl. Ministerium des Inneren dem Gesuche nm Gestattung der Vor arbeiten für Herstellung einer von der Chemnitz-Annaberger StaatSeisenbahn abzweigenden Nebenbahn durch das Wilzschthal über Herold bis zum Wald schlößchen stattzugeben beschlossen.