Volltext Seite (XML)
LrMtnrWM MNsfmmö. Tage- und Ämlsblatt für die Gerichtsämter Grünhain, Johanngeorgenstadt, Schwarzenberg und Wildenfels, sowie für die Stadträthe Ane, Elterlein, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustädtel, Schwarzenberg, Wildenfels nnd Zwönitz. 1 Donnerstag, den 21. December. 18UL.' Preis viertrlfthrlick 13 Nur. — Juseraten-Annahme für die nm Abend erscheinende Nummer bi» Vormittag» 11 Uhr. Bekanntmachung. Während des am 30. vorigen Monat» in Aue abgehaltenen Jahrmarktes ist einer Frauensperson ein Portemonnaie mit Geld entwendet worden. Da die Verletzte bisher nicht hat ermittelt werden können, dagegen im Besitze eines wegen Diebstahls auf jenem Markte hier in Haft befindlichen Frauenzimmers ein Portemonnaie mit Geld vorgefunden worden ist, so wird die Bestohlene andurch aufgefordert, sich unverzüglich hier anzumelden. Gleichzeitig werden alle diejenigen, welche hierauUbezügliche Wissenschaft haben, andurch aufgefordert, solche ungesäumt anher mitzutheilen. Zeugengebühren werden gewährt. Schneeberg, den 18. December 1865. Das Königliche Gerichtsamt daselbst. Qvenzel, Assessor. Bekanntmachung. Bei Gelegenheit des am 1. vor. MtS. hierorts abgehaltenen Jahrmarkts ist, wie bei uns erst jetzt angezeigt, ein schwarzlederneS Geldtäschchen, 10 Thlr. —- —- Silbergeld enthaltend, aus der Tasche einer Frauenpcrson entwendet worden. Behuf« Wiedererlangung dieses Geldtäschchen- mit dem angegebenen Inhalte und Ermittelung deS Diebes wird dies hiermit bekannt gemacht. Zwönitz, am 18. December 1865. Der Stadtrath daselbst. vr Steeger, Bürgermeister. 8 e k a n n t m a ek u n K. Behuf« der Vornahme der ErgänzungSwahl des Stadtverordneten-Collegii liegen die diesjährigen Wahllisten bei dem Stadtrathe und in der Woh nung des Herrn Stadtverordnetenvorstehers Ur mell. Schubert hier, 14 Tage lang zur Einsicht auö. Indem wir Solche« bekannt machen, fordern mir diejenigen, welche Einwendungen gegen die Wahllisten oder sonst machen wollen, hiermit auf, die» spätestens den S. Januar 1866 zu unserer Kcnntniß und Entscheidungen bringen, da spätere Einwendungen unberücksichtigt bleiben werden. Zwönitz, am 19. December 1865. Der Stadtrath das. vr Steeger, Bürgermeister. Tagesgeschichte. Das Königreich Seln-cden und seine neue Verfassung. Was früher in vielen Ländern nur unter langen, schweren und sehr oft blutigen Kümpfen iu'S Leben trat — eine neue Staatsvcrfassung — das ist jetzt in Schweden auf die friedlichste und gesetzlichste Weise zu Stande gekom men und darum herrschte in den jüngsten Tagen Freude und Jubel nicht nur in Schwedens Hauptstadt, sondern durch das ganze Land. Ucberall ist man glücklich über das schöne, große und zur allgemeinen Zufriedenheit voll führte Werk." Die Staatsverfassung in Schweden war vom Laufe und den unaufhalt samen Fortschritten der Zeit überholt worden und war durchaus nicht mehr zeitgemäß, denn die Volksvertretung beruhte noch auf der alten Eintheilung in die vier Neichsstände: Adel, Geistlichkeit, Bürger und Bauern. Gayz ab gesehen nun von der beispiellosen Schwerfälligkeit des viergliederigen Neichs- raths verstieß auch die bestehende Stäudevertretung stark gegen das Princip der Gerechtigkeit, demgemäß das politische Wahlrecht doch jedenfalls in einem Berhültniß zu den Leistungen der betreffenden Klasse für den Staat stehen muß. Nach einer im Jahre 1845 von dem damaligen Reprüsentationscomit« gemachten Berechnung betrug die Anzahl der jedem Stande angehörenden Per sonen beiderlei Geschlechts nebst dem Werthe ihres Grundbesitzes und ihrer Bewilligung an den Staat in Rthlrn. Banco (> 1^ Rthlrn. der jetzigen RcichSmünze, wovon 8 Rthlr. gleich 3 Thlrn. preußisch sind: Personen: Verwögen: Staatsbeiträgc: Adel 11742 66 Mill. 176413 Geistlichkeit .... 15362 2 „ 37831 Bürger . . ' . . . 81408 40,. „ 284147 Bauern . . . . 2,378267 161, z „ 318046 Nicht repräsentirte Personen . 1,1300,87 83,, „ 415367 Dieses Verhältniß hatte sich aber in der Gegenwart in Bezug auf den Adel noch ungünstiger gestaltet, indem derselbe in den letztem zwanzig Jah ren weit mehr von seinen liegenden Gründen an Bürger, Bauern und unre- präsentirtc Standeöpersonen verkauft als von diesen erworben hat. Nun hatte man zwar in Schweden schon vor vielen Jahrzehnten gefühlt, daß die Verfassung einer Aenderung unterworfen werden und daß vor allen Dingen die veraltete Eintheilung in die vier Neichsstände fallen müsse, eS hatte in Folge dessen in den letzten 25 Jahren auch jeder neue Reichstag regelmäßig einen neuen Verfassungsentwurf gebracht: doch keiner dieser Ent würfe wurde von dem Reichstage angenommen, weil Adel und Geistlichkeit immer noch zu fest an ihrem Rechte hielten und glaubten, dasselbe noch län ger behaupten zu können. DnS Drängen nach Aufhebung der sogenannten vier Neichsstände und nach einer neuen ganz zeitgemäßen Verfassung wurde aber mit jedem Jahre stärker und die schwedische Presse arbeitete rastlos für den Fortschritt nnd für eine neue Verfassung. Die Negierung selbst nahm jetzt die wichtige Angelegenheit kräftig in die Hand, weil auch sie sich voll ständig überzeugt hatte, daß die alte Verfassung sich völlig überlebt habe und daß die Fortschrittspartei nur Billiges und Gerechtes fordere, wenn sie auf eine zeitgemäße Verfassung dringe. Deshalb arbeitete der jetzige Justizmini ster Frhr. Louis de Geer einen neuen Vorschlag aus, der als königlicher vom 5. Januar 1863 dem damaligen Reichstage vorgclegt, am 26. Februar von dem ConstitlitionSausschnssc ohne Aenderung gebilligt wurde. Nachdem die Stände dann sich vorläufig über denselben im ganzen billigend geäußert hat ten, mußte derselbe dem Gesetze gemäß bis zum nächsten (dem jetzigen) Reichs tage ruhen, ehe ein definitiver Beschluß darüber gefaßt werden durfte. Dieser Vorschlag — der von der ganzen Nation sogleich bei seinem Er scheinen mit Enthusiasmus begrüßt wurde, und der für den König alsbald eine sehr günstige Wirkung hatte, nämlich daß ihm, anstatt der von ihm ver langten Erhöhung seiner Apanage (die allerdings geringer ist als die irgend eines andern Königs und nur 630000 Rthlr., d. h. 236250 Thlr. preußisch betrügt) in drei Jahren um zusammen 1 Mill., diese Million sogleich auf einem Brete und von dem jetzigen Reichstage die fortwährende Erhöhung der Apanage auf jährlich 800000 Rthlr. bewilligt wurde — hebt die Stünde gänzlich auf. Der König sagt in seiner Zuschrift: „Die vier Stäube, welche früher daö Volk in ebenso viele Klassen theilten, haben längst begonnen, theils miteinander und theils mit neuen, neben ihnen entstandenen Klassen zusam menzuschmelzen. Zum Beste« des Vaterlandes kann die StandeSeintheilung nicht länger bcibehalten werden, als sie im Volke selbst einen festen Grund besitzt. Es muß daher angelegen sein, ehe dieser bereits verwitterte Grund zerfällt, eine neue, zeitgemäßere Form zu bereiten, um diese an die Stelle der alten zu setzen." ' Eine geringe Anzahl der privilegirten Stünde schien auch auf dem jetzi gen Reichstage die Annahme deS neuen DerfassungSentwurfeS zu hintertreiben und in ganz Schweden herrschte deshalb in den letzten Wochen eine wirklich fieberhafte Spannung nnd Aufregung. Der geistliche Stand leistete am läng sten und beharrlichsten Widerstand, doch am 8. December hat endlich auch er den königlichen Vorschlag zu der neuen ReichstggSordnung angenommen und darum jubelt jetzt ganz Schweden und erwartet von dieser Reform die glücklichsten Resultate für die Zukunft.