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LrMöirgWr MksfMO Tage- und. Ümlsblall mr die G richtSamter und Stadttätlfe Grünhain, Johanngeorgenstadt, Schwarzenberg, Wildenfels, Aue, Elterlein, Hartenstein, Lößnitz, NeMdtel un)> Zwönitz. Mittwoch, den 6. Decemder. 1 Preis vierteljibrlied 13 Ngr. — Jnseraten-Annahme für die nm Abend erscheinende Nummer bi» Vormittag» 11 Uhr. Bekanntmachung. Auf Veranlassung des Königl. LandeS-Medicinal-Collegium« ist von dem Apothekerreoisor Hofrath Professor Stöckhardt in Tharaud, nachstehende Belehrung über den Einfluß der DeSinfectionSmittel auf den Düngerwerth ausgearbeitet worden, welche auf Anordnung der König!. Kreis-Direktion hier durch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Neustädtel, den 2. December 1865. Der Stadtrath daselbst. Speck, Brgrm. Die Cholera und die Desinfektion fauliger Abfälle. In den vom Königlichen Ministerium des Innern erlassenenen „Verhaltungsmaßregeln beim Herannahen und beim Auftreten der Cholera" wird zur DeSinfection der Abtritte, Schleichen, Abzugsgräben rc. eine Eisenvitriollösung entweder allein oder mit etwa» Chlorkalk versetzt, anempfohlen. Da diese Desinfectionsnpttel bei der ländlichen Bevölkerung vielleicht die Befürchtung Hervorrufen könnten, daß der Düngerwerth der betreffenden Abfälle durch sie verringert werde, so wird e» nicht am unrechten Orte sein, zur Beseitigung dieser Befürchtungen auch Folgendes zur öffentlichen Kenntniß zu bringen: Der Chlorkalk kann irgend ein Bedenken 'gar nicht erwecken, denn er wandelt sich in Berührung mit den Abfallsubstanzen sehr bald in solche Ver bindungen um, welche das PflanzenwachSthum nicht mehr benachtheiligen, vielmehr eher befördern. Der Eisenvitriol könnte-bedenklich erscheinen, einerseits, weil er Schwefcleisen erzeugt, welche« in zu naher Berührung mit keimenden Saamen oder zarten Pflanzen nachtheilig (beizend) zu wirken im Stande ist, anderseits weil die Eisensalze die lösliche Phosphorsäure de» Düngers in eine unlöslich« Ver bindung umzuwandeln vermögen. — Nun lehren aber alte praktische Erfahrungen und neue chemische Untersuchungen und Versuche: 1) daß eisenvitriolreiche Braunkohle, z. B. die Oppelsdorfer Schwefelkohle, einen sehr wirksamen und in manchen Gegenden vielgebrauchten Klee dünger darstellt: — 2) daß der Eisenvitriol in vielen Gegenden der Schweiz als ein sehr beliebter und bewährter Zusatz zur Gülle verwendet wird; — 3) daß zur Bindung des Ammoniaks mit Eisenvitriol versetzter Stallmist nach 4 Monaten einen fast geruchlosen speckig«»Dünger lieferte, welcher in kalkreichem Boden bei Weizen, Kartoffeln und RahgraS erheblich höhere Ernteerträge gab, als der gewöhnliche, sehr übel riechende speckige Dünger; ,— 4) daß mit Eisenvitriol deSinficirte menschliche Abfälle, als z. B. die Leipziger, Dresdener, Cölner, Frankfurter, Rotterdamer, Straßburger, u. a. Poudretten und Kloak- maffen, sich auch bei nachhaltigem Gebrauche derselben, in ihrer Wirkung so befriedigend erwiesen, daß an diesen Orten sich das Vorurtheil gegen den deS- inficirten Grubendünger bald verloren hat; — 5) daß in vielen, vielleicht den meisten Bodenarten die PhoSphorsänre mit Eisenoxyd < Thonerde) verbunden ist und dennoch eine snccessive Lösung derselben stattfindet; — 6) daß diese Lösung insbesondere durch die Kohlensäure des Boden«, in Verbindung mit koh lensaurem Kalk, kieselsaurem Kalk und Kali, Kochsalz, Ammoniaksalzcn und andern Bodenbcstandtheilen bewirkt wzrd. Möge sich daher Niemand durch die Besorgniß vor Entwerthung des Dünger» davon abhalten lassen, die genannten DeSinfectionSmittel fleißig zu gebrauchen und damit dem Austreten und Ausbreitung der Cholera entgegen zu wirken. Für die Anwendung des deSinficirte» Grubendüngers empfiehlt eS sich, denselben einige Wochen vor der Saat flach unterzubringen und kalkarmen Boden (also in Sachsen fast überall) nach mehrjähriger Benutzung desselben eine Kalkung einzuschalten. Für Grasland erscheint eS am räthlichsten, ihn mit Erde unter Zusatz von etwas Staßftirter Abraumsalz zu compostiren. Tharaud, im November 1865. A Stöckhardt. '(6060) - Bekanntmachung. Zur Ergänzung des hiesigen Stadtverordneten-Collegium» sind an Stelle des Ende d. I. ausscheidenden ältesten Drittels 4 Stadtverordnete und 2 Ersatzmänner zu wühlen. - . - Zu dem Ende haben wir 2 Listen aller stimmberechtigten und wählbaren, sowohl ansässigen als unansüssigen Bürger angefertigt und dieselben in der hiesigen RathhauSgaststube, sowie bei dem Vorstände der Stadtverordneten, Herrn Schichtmeister Poller hier, von heute an auSgelegt. Etwaige Einsprüche gegen diese Listen, sie mögen die nachträgliche Aufnahme darin weggelassener Bürger oder sonst eine Abänderung zum Zwecke ' haben, sind spätestens bis znm 12 December d. I. zur Kenntniß und Entscheidung des StadtratHS zu bringen. Spätere Einwendungen können nicht berücksicht werden. Wen» nun hiernüchst der 21. December d. I. als Wahltag anberaumt worden ist, so werden die am 26. October 1863 erwählten Wahlmänner hierdurch geladen, am gedachten Tage von Vormittags 10—11 Uhr, bei Verlust de« Stimmrechts für gegenwärtigen Fall, persönlich i» der Rathsstube vor der Wahldeputatton zu erscheinen und den einem Je den von ihnen noch vorher einznhändigenden Stimmzettel, mit den Namen von drei ansässigen und 3 unansässigen, iy den obgedachten Wahllisten aufgeführ ten Bürgern ausgefüllt, zu übergeben. Wegen der ohne Entschuldigung ausbleibenden Wahlmänner wird auf die in Z. 12 des hiesigen Localstatut-Nachtrags festgesetzten Nachtheile verwiesen. Johanngeorgenstadt, den 3. December 1865. Der Stadtrat h. Clauß. Tägesgeschichle. Enthüllungen und Aufklärungen. Ganz merkwürdige und interessante Dinge erzählt ein Mailänder Corre- spondent der „N. Franks. Ztg." über die Verhandlungen des Florentiner Ca- binets mit dem Grafen v. Bismarck und über die daraus entsprungene Stel lung Frankreichs zu Oesterreich, wie über die Tendenzen des preußisch-italie- nischen Handelsvertrags. Den Enthüllungen, welche der Correspondent al« zuverlässig verbürgt, gehen einige Worte über die Stellung der Parteien im Parlamente zu Florenz voraus, die also lauten: „Im Allgemeinen soll die Linke sehr kriegerisch gestimmt sein und dem Ansinnen des Ministeriums, das sich in drei Punkten concentriren läßt: Steuervermehrung, Friede, Beibehaltung de« Heeres, die gewiß logischere Tri logie entgegen setzen: entweder Krieg oder wenn Friede, Verminderung des Heeres und der Steuern. Die Meisten zwar sollen vor Allem und um jeden Preis Krieg wollen, in der vielleicht sehr irrigen Meinung, daß Frankreich ihnen doch helfen und Preußen sogar schließlich über Oesterreich herfallen werde, um bei der Zerstückelung dieses Reiches, die unzweifelhaft denn ersten Zusammenstöße erfolgen müsse, auch sein Stück Beute zu erhalten. Ein Un glücksfall, eine Niederlage scheint diesen Heißspornen gänzlich unmöglich und schließlich sind sie überzeugt, daß im Falle einer solchen HaS ganze Voll auf- stchen und für die Freiheit Italiens in den Kampf ziehen^werde. Ueber. diese Frage dürfte» indeß tiefe Spaltungen entstehen, denn viele andere Deputirte, die sich zum Theil schmeicheln, das übrige Europa ziemlich genau zu kennen, meinen, Italien könne für sich allein keinen Krieg führen, Frankreich werde ihm nicht helfen, selbst wenn es eine Schlappe davontragen sollte, und wa- Herrn v. Bismarck betreffe, so sei auf diesen ebenso viel Verlaß, wie auf den Regenbogen als Brücke. Und zum Beweis dafür wird folgender Beitrag zur Geschichte des Vertrags von Gastein erzählt, den ich Ihnen verbürgen kann: E- war vor dem Vertrag von Gastein. Oesterreich sträubte sich lebhaft gegen die BiSmnrck'schen Zumuthungen und wollte da« Provisorium fortbe stehen lassen, während die Annexionslust de» Grafen immer lebhafter wurde. Al» nichts. desto weniger Mensdorff taube Ohren behielt, «schickte Bismarck einen geheimen Agenten nach Florenz. Dieser stellte dort vor, die Anmaßungen Oesterreichs gegen Preußen seien in« Maßlose gestiegen und Letzterem bliebe