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107.', Weber Engelmann durch zu zeitiges Losgehen der Büchse de» letzteren durch den Kopf geschossen, so daß er sofort todt blieb. Zwickau, 13. Nov. Die WahrnelMimg, daß die Choleraepidemie in Werdau nach einigen günstigen Tagen plötzlich wieder einen schlimmeren Ver lauf nimmt, hat sich leider auch in der verflossenen Woche bestätigt. Wäh rend am 5. und 6. nur 3, am 7.: 2 uud am 8.: 1 Person an der Cholera gestorben waren, kommen auf den 9. und 10. je 6und auf den 11.: 10 Todes fälle, mithin auf die Zeit vorn 5. bis 11. d. M. im Ganzen 31 Todesfälle, 10 weniger als in der Woche vom 29. vor. bis 4 d. M. und 28 weniger als in der Woche vom 22. bi» 28. vor. M. — Die Zahl der Erkrankungen in verflossener Woche betrügt ungefähr 100, während die Gesammtzahl der Erkrankungen auf 685 angegeben wird, die Gesammtzahl der Todesfälle be trägt einschließlich der gestern früh Gestorbenen 190. In ärztlicher Behand lung verblieben vorgestern noch 56 Cholerakranke. — Vorgestern hat die hie sige Regierungsbehörde wiederum 250 Stück wollene Lagerdecken und eine Par tie Bettwäsche nach Werdau abgcheu lassen. Am 8. d. M., Vormittags, stürzte in Oberottendorf bei Neustadt b. St. der 13 Jahre alte Sohn des Hausbesitzers Thonig vom Kirchthurme herab und verletzte sich hierbei dergestalt, daß er nach Verlaus einer halben Stunde verstarb. Derselbe hatte sich zum Lümen der Glocke unvorsichtigerweise in ei nes der Schallöcher gesetzt, wobei er von dem ihm unter die Beine gekommenen Glockenstrange hinausgeschleudert wurde. Kamenz, 10. Nov. In der Nacht von gestern zu heute ist mit zwar größter Frechheit, aber zum Glück mit geringem Erfolge im hiesigen k. Ge- richtSamtSgebäude eingebrochen worden. Die Verbrecher haben mittelst Leitern das erste Stockwerk erstiegen, haben sodann die Fenster unter Anwendung ei nes Bohrers geöffnet und sind nach dem Einsteigen in einzelne Lokale (wobei jedoch das Depositeulokal nicht mit inbegriffen ist) gegangen, woselbst sie aus verschiedenen Expeditionsttschchen die Kasten mit Gewalt geöffnet und einige zum Glück nicht bedeutende Diebstahle verübt haben. Kettilletou. M«e unheimliche Mejchichle. (Fortsetzung.) Ich war damals in Warschau. Ein ähnliches schivelgerisches Vergnüge», ein großer Maskenball bei dem Fürsten Przlusczky sollte stattfinden. Ich be absichtigte in den verschiedenartigsten Costümen meinem Uebermuthe ganz die Zügel schießen zu lassen. Als ich in der Kleidung einer Vestalin in den Saal treten will — durchrieselt cs mich plötzlich eiskalt wie damals. Ich stand ei nen Augenblick still, nm den Schauer, den ich dem leichten Anzuge zuschrieb, vorübergehen zu lassen und dann in den Saal zu treten: aber mein Fuß ist fcstgebannt, eine unsichtbare Macht halt mich zurück, in diesem Costüme die Schwelle zu überschreiten. Ein Widerwille gegen das Vergnügen dem'ich mit so schönen Träumen cntgcgcngesehen, ergreift mich — es drängt mich allgewaltig aus dem Hotel, auf die Straße und weiter, immer weiter. Es ist kein Krankheitszustand, es ist ein Mark und Bein durchdringender Gci- sterschaner, der mich, wie von Furien gepeitscht, vorwärts eilen heißt und sich erst vermindert, als ich ziemlich fern vom Orte der Schwelgerei bin. Ich halte hier einige Sccunden inne, um mich von dem unheimlichen Empfinden zu erholen. Nach uud nach kehrt Wärme und Ruhe in mir zurück. Ich sehe mich um — und stehe dicht an meiner Wohnung. Das Portal ist geöffnet — ich schreite hinein und gelange, ohne daß mich Jemand sieht, bis in mein Schlafzimmer. Meine bereits schlafende Freundin erwacht und ist erschreckt durch meine unerwartete Anwesenheit. Es ward mir nicht schwer, sie durch Vorschützung eines leichten Unwohlseins zu beruhigen: ich begab mich sogleich zu Bette und schloß, um jedes weitere Gespräch und Fragen zu vermeiden, die, Augen als ob ich ermüdet sei, fest zu. Meine Freundin, wie ich deutlich bemerkte, beobachtete mich zwar noch eine kurze Zeit, dann hielt sie mich ivohl für wirklich entschlummert; denn sie suchte selbst ihr Lager und wenig Minu ten nachher hörte ich sie sanft und ruhig entschlafen. Ich wollte nun auch die Erinnerung au das Vergangene ans dem Ge dächtnisse verwische», um gleichfalls zur Ruhe zu gelangen; aber vergebens, der Schlaf floh mich. So lag ich mit geschlossenen Augen eine ziemliche Zeit still da. Mit einem Male durchzuckt, erschüttert es mich wieder elekterisch, der ganze Körper erbebt, eine unsichtbare, kalte Hand legt sich abermals auf meine Stirne, verschließt mir aber jetzt nicht die Augen, sondern zieht die angst voll zugedrücktcu Lider in die Höhe, so daß das Auge ganz und weit offen steht, auch meiu Gehirn fühle ich nicht erkalten. Deutlicher sehe ich nun Al les wie damals. Wieder bin ich plötzlich in jenes Zimmer versetzt, wie in meiner ersten Vision vor einigen Jahren. Mein Erinnerungsvermögen ist klar bewußt uud läßt mich nicht nur an jenen längst vergessenen Vorfall sogleich denken, sondern auch vermöge des gegenwärtigen, vollkommen wachenden Zu standes Alles genauer iu'S Ange fassen. Das Gemach ist eine einfache Klo sterzelle mit halbgcwölbter Decke. Sein Inhalt besteht außer einem Bette, m dem ich liege, in einem hölzerne» Tisch worauf eine Wasserflasche und ein leeres Trinkglas, einige» Hvizstühleu, einem kleine», unansehiilichcn Spiegel und einem Crucifix. Nachdem ich Alles dies genau iu'S Auge zu fassen Zeit gehabt hatte, öff nete sich die Thür, und dieselbe männliche Gestalt, die damals vor meinem Bette stand, tritt jetzt erst in das Zimmer. Warum, ich weiß es nicht, aber ich fühlte, daß ich bei deren Anblick erbebte. Die Gestalt trat näher —mein Erbeben wuchs mit jedem Schritt derselben. Jetzt stand der Mann dicht vor mir und wollte meine Hand ergreifen. — Ich erzitterte bis in das tiefste Mark, streckte die Hände wie abwehrend gegen denselben aus und schrie im angstvollsten Ton: „Nein! Nein!" — Ich wollte noch mehr sprechen, aber die Zunge versagte mir den weiteren Dienst. Meine Augen jedoch blieben weit geöffnet und hafteten an jeder Be wegung des Mannes. Dieser faßte nun meine Hand gewaltsam: ich ver mochte es nicht dies abzuwehren. Er runzelte nach einer kurzen Pause die Stirn — schüttelte dann mit dem Kopf» — ließ meine Hand wieder lo», blickte im Zimmer umher, ging zum Tische, ergriff da» Trinkglas, schüttele etwas pulverähnliches aus einem Papiere, welche» er aus der Brusttasche Ker« vorzog, in da» Trinkglas, füllte es fast di» zum Rande mit Wasser, rührte es mit einem Instrumente um, wendete sich dann wieder und näherte sich mir. Ich wähnte, er wollte mich vergiften, suchte mit Anstrengung aller mei ner Kräfte einen Hülferuf herauszustoßen — vergeben» — der Mund bewegte sich wie krampfhaft, aber die Zunge war gelähmt —kein Laut, selbst keinun- artikulirter, drang über die Lippen. Der Mann sah mich mitleidig an und sagte: „Eure Zeit ist noch nicht da. Nochmals rufe ich Euch zu, denkt an da« Ende: Wenn ich Euch wie heute mit dem Glase in der Hand wieder nahe und rufe „Trinkt!" dann ist es gekommen und Ihr werdet erbleichen!" Er trat mir dabei näher. Ich streckte krampfhaft die Arme gegen ihn aus, um ihn abzuwehren, machte noch mals eine Kraftanstrengung zum Hülferuf — und siehe der Baun, welcher bisher die Zunge gehalten, löste sich: „Hülfe! Hülfe ertönte e« laut und krei schend aus meinem Munde. Damit verginge» mir aber auch die Sinne. Meine Augen schlossen sich, ich empfand nur ein Gefühl, als ob ich in einen tiefe» Abgrund herabstürze. (Fortsetzung folgt.) ' Im Traktncrhof zu Wien wohnte vor Jahren eine elegante Fremde, Französin vou Geburt, schön wie der aufgehende Tag, welche bald nur unter der Bezeichnung „die schöne Französin" bekannt wurde. Eine tiefe Schwermuth lagerte aber auf dem lieblichen Gesichte und bei näherer Betrachtung merkte man, bah ihr die linke Hand fehle, es war nur der Stumpf des Gelenkes übrig Die Fremde reiste mit ihrem Gemahle ab und da sie in diesem Gewölbe reichliche Einkäufe gemacht hatte, uennte der Besitzer ihr zu Ehren sein Geschäft zur schönen Französin." Erst später sollte man erfahren, welche abenteuerlichen Schicksale sich an die fehlende Hand knüpften. Die junge Dame hiest Mathilde und war die Tochter eines der berühmtesten Krieger Napoleon s, der wohl viel Ruhm, aber kein Vermögen erworben hatte. Befreundet mit einer hochadeligcn Familie, hatten sich beide Theile das Wort gegeben, ihre Kin der mit einander zu vermählen, doch der Soldat bereute die Verpflichtung, weil der Sohn seines Freundes kein Vermögen hatte. Aber die junge» Leute liebte» sich leidenschaftlich und Napoleon, so hieß der Jüngling, halte Mathilde einen Ring an die linke Hand gesteckt, mit den Worten: „Ich reise als Gesandtschafts-Sekretär ab und will mir eine Stellung erringen, um Dich heimführen zu können. Vergiß nie, daß Du meine Verlobte bist und daß diese Hand mir gehört." — Mathilde schwur ihm ewige Treue. Bald darauf aber drang der Vater in sie, den Grafen Zs. zu beirathen, da er vollkommen zu Grunde gerichtet und der Bettelstab sein Loos sei. Mit blutendem Herzen opferte sich ihm die Tochter. Bei Ler Trauung hielt sie dem Bräutigam die rechte Hand hin und wollte sich durchaus den Ehering nicht an die linke Hand stecken lassen. Auf Befragen antwortete sie ihm, daß sie ihn aus Pflichtgefühl für ihre» Vater geheirathet hätte, daß sie aber von dem Ringe, den sie " da trage, sich unter keiner Bedingung trennen werde. Der Graf, eifersüchtig wie Othello, überwachte von da an seine Frau mit angestrengter Aufmerksamkeit, er konnte aber nichts entdecken, was seine Ruhe gefährdet hätte. Da plötzlich fällt ein Bries des sicheren Geliebten in seine Hände. Er wußte von Mathildens Opfer nichts, sprach darin von seiner Liebe und Treue, von der Zukunft und meldete, er werde sie nach etwa einem Monate wiedersehen. Der Graf begab sich mit demselben zu seiner Gemahlin. „Jetzt weiß ich Alles," sagte er. „Warum erklärtest Du Dich nicht früher? Du hast geschworen, daß Deine Hand nur ihm gehöre» solle? Gut, dafür will ich selbst sorgen. In derselben Nacht wurde einer der berühmtesten Operateure von Paris auf der Straße von drei Männern angehalten und aufgefordert, sie zu einer Person zu begleiten, die dringend seiner Hilfe bedürfe. Mau nöthigte ihn, in einen Wagen zu steigen, verband ihm die Augen und führte ihn in ein Haus, wo man ihn mit vorgehaltener Pistole nöthigte, einer jungen Dame die Hand abzuueh- men, was er jedoch erst that, als ihn die Dame selbst eindringlich bat, das zu voll bringen, was man von ihm verlange, weil er sie dadurch vom Tode rette. Eilten Monat darauf kam der Gesandtschafts-Sekretär nach Paris, aber verzweifelnd, den» er hatte während dem sein Unglück erfahren. Am Tage nach seiner Ankunft wurde ihm ein Kästchen von Ebenholz zugestellt. Er öffnet eS und fährt entsetzt zürück —. darin liegt eine blutige, schöne Frauenhand, Mathildens Hand, mit seinem Ringe ge schmückt. Daneben lag ein Blatt Papier, worauf die Worte standen: „So hält die Gräfin 2. ihren Schwur." Er suchte darauf verzweifelnd den Operateur auf, der den Unglücklichen tröstete uud ihm sagte: „Sie hat nicht viel gelitten; eine wahre Begeisterung hielt ihren Muth aufrecht. Ich bin sogar fest überzeugt, daß sie sich in dem Gedanken glücklich fühlte, ihre Hand würde in den Besitz des Geliebten kom men. Als ich die Operation geendet hatte flüsterte sie mir durch den Vorhang, der sic verbarg uud durch den sie mir deu Arm hcranshielt, zu: „Sagen Sie ihm, daß mein Herz meine Hand begleitet". Der junge Mann trat in die Armee und ging nach Algier, wo eine wobltbätige Beduinenkugel seinem Leben ein Ende machte. Gräf und Gräfin X. sind stets auf Reisen. - ' Am 4. Nov Abends wurden im Orte Prode lBöhmens zwei Schwestern, Anna und Theresia Menzl, in gräßlicher Weise ermordet, und ihr Neffe Franz Menzl durch Schläge auf den Kopf schwer verwundet. Die That geschah im Wirthshause der Anna Menzl. Der Mörder, ein gewisser Joseph Watzke aus WötSdorf, blieb, nachdem bereits sich alle Gäste entfernt hatten, zuruck und verlangte, nachdem er die Zeche be zahlt hatte, noch ein Glas, ging dann hinanS, sperrte die Haustyüke und drang hier auf mit dem Brodmcsser, welches ihm die unglückliche Wirthin vorgclegt hatte, auf diese ein und bohrte ihr dasselbe mehrmals in die Brust uud den Hals, so baß die Arme sogleich znsammenstürzte. Ihr Neffe machte Lärm und wollte zur Hausthür« sich flüchten, wurde aber von dem Mörder im Vorhause ereilt und mit einem Sessel zu Boden geschlagen. Auf das Geschrei kam die Schwester der Wirthin vom Heu boden herab, um ebenfalls von der Hand des Mörders zu sterben. Der nur betäubte Neffe flüchtete sich nun durch das Stubenfenster auf die Straße und machte Lärm. Der Mörder sprang durch ein rückwärtiges Fenster aus der Schänkstnbe und stürzte sich in die Elbe, um zu entkommen, wurde aber durch die Tiefe des Wassers in der Flucht aufgehalten, von den herbeigceilten Leuten ergriffen und der Gendarmerie übergeben. Der Mörder, welcher sich des in einer Tischlade ausbewahrten Geldes der Wirthin bemächtigen wollte (Scherben der Kaffeetaffe, in welcher das Geld zu liegen pflegte, wurden in dessen Tasche aufgefunden), ist erst 29 Jahre alt und wurde bereits an das k. k. Kreisgericht in Königgräh eingeliefert. Schneeberg, den 13. Nov. Der hiesige landwirthschafüiche Verein, hat dem Herrn KreiSvereinSvobsitzenden Mehnert auf Klösterlein in dankbarer Anerkennung seiner großen Verdienste um Hebung der LandwEthschaft zu sei nem Ehrenmitglied ernannt und überreichte gestern eine Deputation dcS Ver eins Herrn Mehnert daö mit großer Kunst auögeführte Aufnahme-Diplom.