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IrMkirgWr VMsfmmd. Tage- und Ämlsklatl für die GerichtSamter und Stadträthe Grünhain, Johanngeorgenstadt, Schwarzenberg, Wildenfels, Ane, Elterlein, Hartenstein, Lößnitz, Nenstädtel und Zwönitz. Mittwoch, den 15. November. 18V5. Preis vierteljihrlich 1S Ngr. — Jnseraten-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer bis Vormittag 11 Uhr. ° Stemfuhrnr- Verdingung. Die Anfuhre des Steinmaterials zu Unterhaltung der innerhalb deS ehemaligen Stollberger Rentamtsbezirkes gelegenen fiScalischen Chausseen und nichtchanssirten Straßen auf die nächsten 3 Jahre 1866 bis mit 1868, worunter jährlich 90 bis 100 Ruthen Scheibenberger Basalt, soll Donnerstags, den L3. dieses Monats, von Vormittags 10 Uhr an, im Gasthofe znm Adler in Stollberg an die Mindestfordernden unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen öffentlich verdungen werden, was hierdurch Bietungslustigen bekannt gemacht wird. Königliche Gan Verwaltung Chemnitz, am 13. November 1865. - Bauer. Oeffentliche Vorladung. Der in So sg bei Eibenstock gebürtige Handarbeiter Hermann Eibisch, welcher wegen eines Forstvergehens hier Strafe zu verbüßen hat, dessen dermaliger Aufenthaltsort aber hier nicht bekannt ist, wird hierdurch öffentlich vorgeladen, sich binnen vrei Wochen und längstens bis znm 7. December dieses Jahres IN hiesiger GerichtSamtSstelle einzufinden oder doch, binnen gleicher Frist, Nachricht über seinen dermaligen Aufenthaltsort anher gelangen zu lassen. Zugleich werden alle Justiz- und Polizeibehörden ersucht, geuannten Eibisch im Betretungsfalle auf diese Vorladung aufmerksam zu machen und über den Erfolg Nachricht anher mitzutheilen. Schwarzenberg, am 11. November 1865. - Das Königliche Gerichtsamt daselbst. Für den Beamten: — Colditz, Assessor. , - Bekanntmachung. In der Nacht vom 4. zum 5. November und beziehendlich in der Zeit vom 4. November Abend« bis zum Morgen de- 6. November dieses Jah res sind mittels Einbruchs aus der Garnniederlage des Fabrikant Herrn Christian Friedrich Glaß hier 30 Pfund sogenannte- 30er Kettengarn, in drei Packeten und aus der an der alten Aunaberger Straße stehenden Scheune des Oelmühle»besitzer Herrn August Ferdinand Rothe 1^ Scheffel ungereinigtes Korn, eine BoschungShaue, eine Schwingmulter und * zwei Dreschflegelklöppel, , entwendet worden. ES wird die» hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, mit dem Ersuchen, Alles anher anzuzeigen, was zu Ermittelung der Thater und Herbei- schaffung der gestohlenen Gegenstände dienen kann. Schwarzenberg, am 11. November 1865. Das Königliche Gerichtsamt daselbst. Für den Beamten: Colditz, Assessor. - TageSgefchichte. Welches wird die Frucht einer engen Verbindung zwischen Oesterreich und Preußen fein? In dem Leiteartikel unsrer vorgen Sonntagsnummer haben wir nachzu- weisen gesucht, daß Oesterreich in der neusten Zeit, was namentlich das Thun und Lassen in der schleSwig-holst. Frage anlangt, den getreuen Secundanten Preußens macht. Oesterreich hat sich in dieser Deutschland so heiß und tief berührenden Frage leider! aller Selbständigkeit begeben, es läßt Preußen ge währen. Wohin diese Politik führen soll? Preußen und Oesterreich werden sich darüber wohl klar sein, denn seit der Gasteiner Convention scheint auch Oesterreich ziemlich vollständig in die Plane Preußens in Bezug auf die Elb- herzogthümer eingeweiht zu sein. Heute wollen wir aber ganz davon absehen, welches die Folgen sein wer den von der Politik, welche Preußen und Oesterreich in der schleswig-holstein- schen Frage verfolgen, sondern mir wolle» untersuchen, welche anderweite Frucht durch die enge Verbindung zwischen Oesterreich und Preußen für un ser Deutschland zu reifen scheint. Bald nachdem die „Gasteiner Convention" nach vielfachen heißen De batten glücklich abgeschlossen war, behauptete die „Nordd. Allg. Zeit." (bc- lanntlich das Organ des Grafen Bismarck), daß es nun mit dem Parlamen tarismus in Deutschland — aus sei! Freilich läßt sich für den ersten An schein nicht wohl absehen, wie von der Gasteiner Convention die Lebenöbe- dingung des deutschen Parlamentarismus abhängig sein sollte; allein es ist ja sattsam bekannt, wie schon wenige Tage nach dem Abschluß der Gasteiner Convention durch viele, sonst gut unterrichtete Zeitungen die Kunde lief, daß die Gasteiner Convention auch geheime Artikel enthalte. Zwar wurde dieser Behauptung von vielen preußischen und österreichischen Blättern mehrfach wi dersprochen; aber eü können doch in Gastein immerhin nebenbei gewisse Ver abredungen im Sinne „der Wahrung der eonservativen Interessen" getroffen worden sein, M»n auch davon in der Convention selbst nichts geschrieben steht. Und daß so etwas in Gastein wirklich besprochen und festgestellt wor den sein mag, scheint daraus zu erhellen, daß Personen, welche in der Lage sind, tiefer in die Verhältnisse blicken zu können, als alle die Millionen Fern stehenden, daß also solche Personen sofort die Befürchtung aussprachen, daß von Gastein ab wieder ein Zeitabschnitt einer entschiedenen .... Reaction anheben dürfte. Eine Reactionsperiode im großen Deutschland war also ganz kurze Zeit nach den Tagen von Gastein und Salzburg von mehreren Seiten angedeutet, ja von andern sicher vorausgesagt worden. In wie'weit haben jene Stimmen recht gehabt? — Bald nach der Gasteiner Convention erfolgte bekanntlich in Oesterreich die „Sistirung" (einstweilige Beseitigung oder Aufhebung) der Febrnarverfassung. In Oesterreich ruht also einstweilen der Parlamentaris mus. Die Verhältnisse in und mit Ungarn sind die Ursache zu diesem Schritt gewesen. Was Preußen anlangt, so weiß die ganze Welt, in welche Periode jenes Land schon seit Jahren eingetreten ist. Allein die in Preußen herr schende Partei ist mit den zeitherigen Ergebnissen noch lange nicht zufrieden. Sie verlangt eine viel ausgeprägtere Reaction. Sv schreibt ganz neuerdings die „Berliner Revue" über die inner» Zustände, über die innere Politik m Preußen geradezu, daß dem Zustande, welcher dem Abgeordnetenhause gestat-