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1098 und de» Recht» sonders auch eine der Uneigennützigkeit und der Opferwillig keit zu Äunstet» der groß« Interessen de« europäischen Frieden» gehandhabt. Wir sollten meinen, diese Sprache, sei mehr al» klar und verständlich. Sie beantwortet aber auch die von un» an die Spitze unsere« heutigen Ar tikel» gestellte Frage: Wa« hat Graf Bismarck in Pari» erreicht? — Nicht- Hat er erreicht! Frankreich will nicht in nähere Beziehungen zu ihm treten, Frankreich will und wird sich seine Hand vollständig frei halten. Aber auch die preußische Kreuzzeitung, die der bi-marck'schen Politik so nahe steht, ihre treue Verbündete und Helferin ist, auch die Kreuzzeitung gibt auf mehr oder weniger verblümte Weise bereit» mehre Nrn. hindurch zu, daß ihre» Herrn und Meister« Reise nach Pari» — fruchtlos gewesen sei. Welche Wege wird Graf Bismarck nunmehr einschlagen, um sein Ziel zu erreichen? Werden die neuaufzusuchenden Wege sicherer zu feinem Ziele führen? Wir glauben: Nein! Die Zeit wird'» lehren. Deutschland Oesterreich. Wien, 19. Nov. Der Kaiser hat heute eine umfassende Amnestie für da» Königreich Galizien erlassen. Preußen. Berlin, 19. Nov. Die Provinzial-Correspondenz sagt, daß die in der frankfurter Angelegenheit zu thuenden weitern Schritte vornehm lich dahin gerichtet seien, zu verhinden, daß in Frankfurt, am Sitz de» Bun des, Versammlungen und feste Vereinigungen stattfinden können, welche sich eine Stellung als Vertreter des deutschen Volk» oder einen leitende« Einfluß auf dasselbe anmaßen. Hiernach würde also der zu thuende Schritt, «ach der Auffassung der diesseitige» Regierung wenigsten», nicht auf bei der Bundes versammlung gegen das deutsche Vereinswesen zu beantragende generelle Be schränkungsmaßregeln, auch nicht auf ein Verbot de« SechSunddreißiger-AuS- schusseS und des Abgeordnetentags oder des Nationalvereins, sondern lediglich darauf gerichtet sein, daß diese letzter« Vereinigungen nicht in Frankfurt, als am Sitze de« Bunde«, ihren Centralpunkt habe« und daselbst sollen tagen dürfen. Frankfurt a. M, 19. November. In der gestrigen Bundestagssitzung wurde von Baiern, Sachsen und Großherzogthum Hessen eine Erklärung über ihre künftig einzunehmende Haltung abgegeben, in derselben heißt eö schließlich: Die Regierungen glauben, nachdem sie alle nach der Bundesverfassung ihnen zu Gebote stehenden Mittel erschöpft, es sich selbst schuldig zu sein, zu erklären, daß, so lange und sofern nicht am Bunde zu einer aus den Grundlage« des Rechtes hervorgehenden Berathung und Beschlußfassung Aussicht gebot«: wird, sie ihre Aufgabe und Thätigkeit in dieser Angelegenheit innerhalb der BundeS- ucrsammlung als abgeschlossen betrachten und sich auf eine entschiedene Ver wahrung gegen jede, jenen Grundlagen fremde Abmachung beschränken werden. Dieser Erklärung gegenüber bezog sich das Präsidium auf den gefaßten Be schluß und behielten Oesterreich und Preußen sich Weiteres vor. Hamburg, Montag, 20. Nov. Der heutige „Hamburger Correspon- dent" bringt das von Nienstedten, den 29. October datirte Antwortschreiben des Herzogs Friedrich auf das an ihn gerichtete Schreiben de« Gouverneurs von Schleswig, Freiherrn v. Manteuffel, vom 18. October. Der Herzog sagt in demselben: Wenn er auch die Anschauungen und Thatsachen, welche in dem Schreiben ausgesprochen seien, als richtig nicht anerkennen könne, so wäre doch durch das inzwischen Erfolgte ein Eingehen auf das Schreiben un möglich gemacht, und fährt dann fort: „Nur eine kurze Bemerkung kann ich nicht unterdrücken. Jetzt hat eS sich wohl auf das Evidenteste herausgestellt, was bei dem rein privaten Zweck meiner Reise selbstverständlich war, daß die loyale Begrüßung feiten der Be völkerung von Eckernförde ohne jedwede Anregung von meiner Seite und nur im natürlichen Ausbruch lange zurückgedrängter Gefühle erfolgte. Möglich, daß die Aeußerungen solcher Gesinnung unterdrückt werden können; die An hänglichkeit an das einheimische Fürstenhaus und die Treue gegen das Lan desrecht werden fortbestehen. Um dein Lande den unabsehbaren Kampf der rechtlichen Ueberzeugung mit den thatsüchlichen Machtverhältnifsen zu ersparen, giebt es ein Mittel, worauf die Bevölkerung ein Recht hat und welches ich jederzeit befürwortet habe. Ew. Excellenz würden die Dankbarkeit der Her- zogthümer erwerben, wenn Sie ihre bevorzugte Stellung dazu benützten, Se. Majestät den König von Preußen zu bewegen, die Berufung einer freigewähl ten Landesvertretung herbeizuführen und derselben zu ihrem Theile die Ent scheidung des Geschicke« deS vielgeprüften Lande« anheimzustellen. Friedrich." Nassau. Wiesbaden, 19. Nov. Bei den Berathungen der Stände versammlung über das Militärbudget brachten die Abg. vr Siebert und Schenk folgenden Antrag ein: Die herzogliche Regierung zu ersuchen: 1) Die Präsenzzeit der Truppen einstweilen auf 12 Monate zu beschränken; 2) mit allen der Regierung zu Gebote stehenden Mitteln für die militärische Vorbildung der nichtdienstpflich tigen Jugend, als dem nothwendigen Erforderniß zur Erreichung einer kurzen Präsenzzeit, zu wirken und zu diesem Zwecke namentlich s) in allen Schulen, insbesondere den Volksschulen, obligatorischen Turnunterricht mit Rücksicht auf die militärische Erziehung der Jugend einzuführen; l») die Bildung freiwilliger Jugendmehren nicht nur zu gestatten, sondern denselben allen möglichen Vor schub dadurch zu leisten, daß denselben die erforderlichen Exercirgewehre über lassen und Jnstructoren von dem Staate bestellt werden; e) für die in den Jugendwehren Ausgebildeten eine Herabsetzung der Präsenzzeit im Frieden in Aussicht zu stellen. Der Anttag wurde mit großer Majorität genehmigt. Wiesbaden, 16. Nov. Gestern Abend versuchte, wie die „Mittelrh. Ztg." mittheilt, ein Herr Göhrig auS Sachsenland die hiesige Spielbank nach einer ganz neuen Methode zu sprengen. Er legte nämlich eine mit acht Pfund Pulver gefüllte Orsini-Bombe unter einen der Spieltische und machte sich daran, sein eclatante» v» auszuspielen. Zum Glücke wurde die Operation noch rechtzeitig entdeckt und als gegen die landesüblichen Spiel regeln verstoßend unschädlich gemacht. Schleswig »Holstein. Schleswig, 19. November. Laut Lircular der hiesigen Post-Direction sind diM-Kieler. Zeitung", die „Schleswig-Holsteinische Zeitung" und di- durch Verfügung de« Herrn v. Zedlitz vom 17. d. M. ab für de« ganzen Umfang des HerzogthumS Schleswig verboten. Frankreich. Wir habe» oben in unserem Leitartikel erwähnt, daß der Kriegsminister gegen pi«e Armeereduction war, daß aber der Finanzminister Fould dieselbe doch beim Kaiser durchgesetzt habe. Die neusten französischen Zeitungen brin ge» nun darüber folgende näheren Angaben: „Fould hatte die officiösen Blät ter, welche die Armeereduction in ihren Einzelheiten brachten, selbst inspirirt. Marschall Randon, der gegen die Maßregel ist und Zeit gewinnen wollte, war über diese Veröffentlichung wüthend und entriß dem Kaiser die Note, worin die „schlechtunterrichteten" Blätter dementirt wurden. Dies war aber Fould zu stark. Er begab sich sofort nach Compiegne und verlangte, daß der Moniteur sofort die Decrete üb^ die Reduction der Armee oder seine Ent lassung al« Finanzminister bringe. Der Kaiser wählte das erstere, und der Marschall Randou. der auf seinen Ministerposten große Stücke hält, verstand sich dazu, seinen Bericht an den Kaiser abzufasse« und das Decret zu unterzeichnen." Diejenigen französische» Studenten, welche sich auf dem Lütticher Stu- dentencongreß durch ihre Reden mehr lächerlich al» gefährlich erwiesen haben, sind von den Universitäten, denen sie angehörten, auf höher« Befehl relegirt worden. Italien. Florenz, 18. Nov. Heute hat die Parlaments-Eröffnung stattgefunden. Der König erinnert in der Thronrede, daß er in. Turin Worte der Ermuthi- gung und der Hoffnung ausgesprochen, welchen stets glückliche Ereignisse ge folgt sind; mit demselben Verttauen spreche er in Florenz, „wo wir ebenso alle Hindernisse zu besiegen« wissen werden, um die Wiederherstellung (rovea- üiotloa) unserer Autonomie zu vervollständigen. Meine Regierung hat aus Achtung gegen das Papstthvm, und um den religiösen Interessen Genüge zu leisten, Verhandlungen ausgenommen, welche unterbrochen wurden, als diesel ben das Recht der Krone und der Nation anzugreifen schienen. Die Zeit und die Macht dH Ereignisse werden die Frage zwischen Italien und dem Papstthum .erledige«. Wir müssen der September-Convention treublei- ben, welche Frankreich in dem festgesetzten Zeiträume ausführen wird, den wir von nun an leicht erwarten können". Die Situation hat sich bedeu tend verbesseH Der König spricht von den guten Beziehungen nach Außen, der Anerkennung durch Spanien, Baiern und Sachsen. Italien werde einen Platz einnehmen unter den großen Staaten Europas, indem es zu dem Tri umphe der, Gerechtigkeit und Freiheit mitwirke. Er e^vühnt des glückliche» Resultates, da» die Freiheit in Italien her vorgebracht. Das Ministerium werde Gesetzentwürfe vorlegen zur Vervoll ständigung der Einheit des Unterrichts und zur Verbesserung des Credits. Schwierig sei eS, die Finanzen ins Gleichgewicht zu bringen, ohne der mili tärischen Macht zu schaden; es sei schmerzlich, neue Opfer zu verlangen, al lein der Patriotismus, das Volk, ivird uns nicht im Stiche lassen. „Sie werden die Lasten so gleichmäßig al» möglich vertheilen, indem Sie die öffentlichen Ausgaben vermindern. Italien muß sich von den Trüm mern der Vergangenheit losmachen. Sie werden über die Trennung der Kirche vom Staate und über die Aufhebung der religiösen Körperschaften be- rathen; nichts wird das nationale Werk zerstören. Neue Kämpfe sind unver meidlich; die Söhne Italiens werden sich um mich schaaren; seine Macht, die Civilisation, werden die Oberhand behalten (prevut). Die Klugheit der Nation ivird die Rechte und die Ehre Italiens unverletzt zu bewahren wissen." — ES sei nothwendig, auf dem Wege der nationale» Politik offen vorzuschrei ten. „Der Liebe meines Volke», der Stärke der Armee vertrauend, werde ich nichts verabsäumen an dem großen Werke, welches wir unsern Nachkom men vollendet hinterlassen müssen." England. London, 18. Nov. Der Aufstand auf Jamaica ist niedergeschlagen.— Vierhundert Insurgenten wurden hingerichtet, ihr Chef Rordon, gehenkt. Griechenland. Athen, 11. Nov. Am 6. d. wurde die Diligence zwischen Theben und Chalcis und am selben Tage die Briefpost bei Kalamata ausgeraubt. Ein Passagier, ein reicher Grundbesitzer, wurde von den Räuber» gefangen, welche 2000 Pf. St. Lösegeld verlangen. Königreich Sachsen. Leipzig, 20. Nov. In den Garten des KnhthurmeS fand man gestern Nachmittag einen seit längerer Zeit vermißten Tischler in dem Orchester schla fend vor. Der Mensch hatte seit dein Reformationsfeste alle Nächte dort zu gebracht. Er konnte nicht gehen und mußte mittelst Wagens in das Ja- cobshospital geschafft werden, wo sich herausstellte, daß er die Füße erfro ren hatte. Meißen, 17. Nov. Vorgestern hatte ein in der Privatversorgungs anstalt des Herrn Ur Herz im Buschbad bei Meißen untergebrachtes acht jähriges blödsinniges und zugleich stummes Mädchen das traurige Schicksal, daß während einer kurzen Entfernung der Wärterin aus der Stube seine Klei der durch Annäherung an den geheizten Ofen in Brand geriethen, und das Kind alsbald den Erstickungstod starb. Feuilleton. Wer Melier. (Fortsetzung.) „Clärchen ist in das Wasser gefallen!" schrieen die Kinder, ein größeres