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Doch, wir wollen jetzt einige Stimmen der deutschen Presse vernehmen, »der die jüngste Generalversammlung des Nationalvereins in Frankfurt. Diese Stimmen der Presse mögen beweisen, daß wir vollkommen recht haben, wenn wir behaupten, daß der Nationalverein, der noch vor Jahresfrist so stolz und keck auftrat und durchaus Deutschland durch „die preußische Spitze" in den siebenten Himmel irdischer Glückseligkeit heben wollte, in seiner vollsten Auf lösung begriffen ist. Die „Frankfurter Postzeitung" in ihrem Bericht über den Nationalver- einStag in Frankfurt am 29. Octbr. schreibt die Friftung der Existenz des Nationalvereins allein dem Umstande zu, daß die Majorität von Darmstadt und Nassau gestellt wurde. Sie sagt: „Von den 8000 preußischen Mitglie dern war den Herren Duncker, Schulze-Delitzsch, Löwe nur eine Zahl von 17 ihrer Landsleute nach der Mainstadt gefolgt. Die 5 Millionen Baiern hatten außer Herrn Brater nur noch 2 Pfälzer aus Neustadt a. d. H. ge sandt, und aus ganz Württemberg figurirt nur eiu einziger Schwabe in» Mit gliederverzeichnisse. Aus dem sonst politisch so rührigen Baden hatten sich nur Herr Moritz Müller mit 13 Mitgliedern eingefunden, Kurhessen glänzte, mit Ausnahme BockcnheimS, durch fast vollständige Abwesenheit, nicht einmal Hanau war vertreten. Die bei den Abstimmungen entscheidende Mehrheit bestand aus, unter der Leitung der naffauschen und darmstädtischen Fortschritts führer anwesenden Bürgern und Bauern der genannten beiden Länder, welche sümmtlich wie ein Mann sich erhoben, wenn den Herren Metz oder Lang aufzustehcn beliebte und sich in keiner Weise bei der langen DiScussion be- thciligten. Die naffauschen und darmstüdtschen Parteimäuner waren eS, wel che die wenigstens äußerlich den preußischen Wünschen entsprechende Resoluti onen durchbrachten. In den Ausschüssen und hinter den Coulissen wurde na türlich von den Führern die Hauptsache abgemacht. Mögen auch die wun derlichen auf Wenns und Abers basirtcn Resolutionen noch so sehr den Riß verkleistern, so haben doch die Herren Löwe und Genossen die Ueberzeugung sicher in ihre preußische Heimath zurückgebracht, daß sich im südlichen und westlichen Deutschland kein Boden für ihre Bestrebungen bietet, wenn auch die förmliche Auflösung de- Vereins bei den noch vorhandenen, die materiel len Interessen vieler Führer, Angestellter und Schriftsteller stark berührenden sehr ansehnlichen Geldmitteln um so unthunlichcr erscheint, als die regierungs feindlichen Oppositionsparteien der darmstüdtischen und naffauschen Landtage sich in ihrer Entstehung und Fortentwickelung auf die Organisation des Na- tionalvereins gründeten und mit dessen Zerfall der eigenen Auflösung schwer lich entgehen würden." Die „Nordd. Allg. Zeit.", die doch eigentlich für den Nationalvercin, da er für eine „preußische Spitze" kämpft, schwärmen müßte als Bismarcks Organ, läßt sich über den jüngsten Nationalvereinstag also vernehmen: „Im Laufe des 28. Oktobers hatten die Ausschußmitgliedcr vertrauliche Besprechungen gehalten. Da sie sich am Tage durchaus nicht einigen konn ten, traten sie abends nochmals zusammen und erst nach langer Nachtsitzung, in der vierte» Morgenstunde, glückte die Schwer- und Mißgeburt des Auö- schußantrages. Dem Ausschußantrag gegenüber stand der allein zur Debatte acceptirte Gürgers'sche Antrag, welcher kurz und klar aussprach: „Es ist ge gen das Interesse Deutschlands, der preußischen Regierung irgend welche Be fugnisse einer deutschen Centralgewalt auch nur vorläufig und in beschränktem Umfange zuzugcstchcn." Sowohl der Antragsteller, wie nach ihm der Ur Braunfels von hier vertraten ihre Meinung mit leidenschaftlicher Heftigkeit. Ihnen neigte sich der ungleich stärkere Applaus zu, je ausfälliger ihre Worte gegen Preußen und seine Negierung um so stärker der Beifall. So schien bis zum letzten Augenblick die Entscheidung der Versammlung zweifelhaft. Da führte Metz-Darmstadt, als Referent, das bisher noch zurückgehaltene schwer ste Geschütz ins Feuer. Hatten bisher die für den Ausschußantrag plaidiren- den Redner ihre Gründe aus der Sache genommen, so stellte der Referent jetzt scharf die Alternative vor die Versammlung: entweder Annahme des Ans schußantrages, oder Zertrümmerung des Nationalvereins! Die darauffolgende Abstimmung ergab die Annahme mit überwiegender Mehrheit. Das „Sein" ist hiermit gerettet auf die Dauer eines JahrcS, aber — dieses Sein ist nur ein Schein. Der Hauptriß und die zahllosen kleinen Riffe gehen durch und durch, keine Ucbertünchung vermag den Schalten zn bessern. Welche Partei in Deutschland wird und kann mit dem heutigen Be schluß zufrieden sein? Außer den auf dem Aussterbeetat stehenden Altlibera len, keine andere. Selbst die Väter des Antrages haben keine Freude über ihr siecheS Kind, sie sehen cs an und seufzen! Haben sie doch im Grnnde etwas ganz Anderes schaffen wollen, und müssen nun, - um nicht des Erbes ganz verlustig zu gehen, den Bastard legitimiren. Und was heute nicht im Ganzen geschah, wird morgen im Einzelnen geschehen: die localen Vereine werden zerbröckeln, in Süd und Nord werden Massenaustritte erfolgen und in dem, was man stolz den Nationalverein nannte, wird man bald offenkun dig das unerfreuliche Bild der nationalen Veruneinigung erblicken. Der Kundige sah eS schon heute im Saalbau zu Frankfurt am Main. Und endlich — zur möglichst vollständigen Charakteristik des National vereinstags am 29. Octbr. stellt die „Rheinische Ztg." aus dem ausführlichen Berichte der „Nation.-Ztg " über die Verhandlung wörtlich folgende Stellen zusammen: „Metz erhält wiederholten Beifall, während er für die preußische Spitze spricht. Bürgers bekämpft heftig die neuesten Beschlüsse des Berli ner Nationalvereins (preußische Spitze) und erntet dabei großen Beifall. Schulze-Delitzsch erklärt sich für Aufrcchthaltung des bisherigen Programms (preußische Spitze) — großer Beifall. Braunfels: Preußen habe überhaupt keinen Beruf für die deutsche Spitze — nm Schluffe „nicht endenwollender Beifall." „Das ist," sagt die „Rheinische" „die beste, die einfachste Charak teristik der vorgestrigen Versammlung. Stürmischer Beifall für und nicht endenwollender Beifall gegen die preußische Spitze. Bei der Abstimmungaber immense Majorität für das unentwirrbare Knäuel von Widersprüchen, das der Ausschuß als seinen Antrag der Versammlung vorgelegt hat. Sie klat schen, wenn ein Redner erklärt, daß Preußen den Beruf für die deutsche Spi tze gar nicht habe, und stimmen gavz gcmüthlich für ideelle Ucbertragung der Centralgewalt an Preußen, wen» eS heißt: abstimmen. Eine solche Mrsanun. lung von Einheitsmännern weckt den alten „Rothbart lobesam" »licht aus dein Schlafe. Es wäre besser, der alte Herr erwachte und andere Leute leg ten sich schlafen. Deutschland. Oesterreich. Wien, 5. Nov. Die Präliminarien des Handelsvertrags mit England sind von den beiderseitigen Bevollmächtigten unterzeichnet. Ein Werthzoll von 15 Proc. ist als Normativsatz des österreichischen Tarifs ange nommen. Preuße». Eine Wiener Correspondenz der „Hamburger Börsenhalle" bezeichnet eS als wahrscheinlich, daß bald nach der Rückkehr des Grafen Bis marck die Verhandlungen zwischen Preußen und Oesterreich über Herstellung eines Dcfinitivums in den Herzogthümer« auf Grund eiuer Entschädigung Oesterreichs für seine Mitbesitzrechte beginnen werden. In hiesigen competenten Kreisen sieht man die Dinge als noch nicht so weit gediehen an. Es fehlt zur Zeit die erforderliche Basis für derartige Verhandlungen, und sollten die selben wirklich ausgenommen werden, so ist gegenwärtig wenigstens ein prak tisches Ergebniß derselben nicht zu erwarten. In den leidenden Kreisen der preußischen Politik bekämpfen sich zwei Richtungen. Die eine, welche in» ei gentlichen Kreuzzeitungslager stark vertreten ist und auch unter den höheren, einflußreichen Militärs starke Stützen findet, würde wohl geneigt sein, aus eine Garantie für Venetien gegen die Erwerbung der Herzogthümer in ein engeS Bündniß mit Oesterreich zu treten, welches zugleich in den großen Fra gen der deutschen und europäischen Politik die Grundsätze der entschiedensten Reaktion und Legitimität zur Geltung zu bringen als seine Aufgabe betrachten wür de. Aber diese Richtung mag sie auch nvch so mächtige Befördererhaben, ist doch bis jetzt noch nicht die herrschende. Die ihr entgegcnstehende, deren Träger nicht erst genannt zu werden braucht, will von einer solchen Solidarität mit Oe sterreich nichts wissen, sie hofft, für eine Geldentschüdigung dem Wiener Cabi- net die Zustimmung für den Anfall der Herzogthümer an Preußen abzurin gen und hält als letztes Mittel zur Durchsetzung ihrer Zwecke ein Bündniß mit Frankreich und Italien in Bereitschaft, das freilich bis jetzt auch nur noch ein eventuelles Pröject ist, dessen Erfüllung sich manche Zweifel und Hin dernisse entgegcnstellen. Wie die Dinge aber einmal liegen, sind sie noch nicht reif, um jetzt einer Verhandlung zwischen den beiden deutschen Großmächten über die Herstellung eines Definitivums in Schleswig-Holstein irgend gegrün dete Aussicht auf Erfolg zu bieten. Damit dies geschehen könne, müßten ent weder hier bedeutsaine Wandlungen vollziehen oder wichtige Ereignisse von au ßen hiuzutreten. Königsberg, 3. Nov. Die „Ostpr. Ztg." bringt die fast unglaubliche Nachricht, daß gegen drei Stadtrüthe, welche der Warnung des Oberpräsidcu- ten zuwider auf daS Sack'sche Schulblatt abonnirt habe», ein Disciplinarver- fahren eingeleitet sei. Köln, 4. Nov. In der heutigen Sitzung des FriedcnSgerichteS Nr. 1 wurde das Urtheil in Sachen der Studtgemeinde Köln gegen Herrn Claffen- Kappelmann in Betreff der Gürzenichmicthe gesprochen. Das Gericht ver- urtheilte, in erster Instanz sprechend, Hrn. Claffen-Kappelmann zur Zahlung der Miethe von 75 Thlr. und in die Kosten. In den Gründen, welche auf geführt wurden, heißt es u. A., daß die Stadt den Verklagten nicht behindert habe, den Saal zu benutzen, noch ihn im Besitze gestört habe, daß sie die Polizeimaßregeln, durch welche das Fest für die preußischen Abgeordneten ver hindert worden sei, nicht habe abhalten können, daß überhaupt nach tz 1725 des bürgerlichen Gesetzbuches der Vermiethcr nicht verbunden sei, dein Mie- ther für Benutzung gcmietheter Räume Gewahr zu leisten gegen Störungen, welche Dritte ihm in seinem Genüsse durch Thätlichkciteu zufügcn, ohne übri gens ein Recht an der g-miethcten Sache zu behaupten, vorbehältlich des Rechtes des Miethers, dieselben in seinem eigenen Namen zu verfolgen. Der seit mehrer» Jahren in Berlin wohnende AdW v. Carlowitz, welcher vor 17 Jahren aus Sachsen nach Preußen übersiedelte und seitdem in Schle sien begütert ist, hat jetzt, wie die Magdeburgische Zeitung mittheilt, in Dres den ein stattliches Haus gekauft, wo er von nächsten Ostern ab wieder woh nen wird. (Es ist uns noch sehr gut erinnerlich, daß Hr. v. Carlowitz, der auf unserem sächsischen Landtage zu den Oppositiousmitgliedern zahlte, des halb nach Preußen übersiedelte, weil ihn unsere sächsischen Zustände nicht beha gen wollten. Und jetzt kehrt er nach Sachsen zurück! Warum bleibt er nicht in Preußen? Er wird sattsam erkannt haben, daß Sachsen eben doch Sachsen bleibt!) Vom Main, 3. November. Eine Correspondenz „vom Main" in der „Franks. Postztg." theilt, unter Verbürgung der Zuverlässigkeit, folgende No tizen über die Aufnahme Bismarck's in Biarritz mit: Graf Bismarck bekam den Kaiser zweimal zu sehen und zn sprechen, einmal bei der Vorstellung durch den Grafen v. d. Goltz, das anderemal bei Gelegenheit einer Einladung zum Dejeuner. Bei der Vorstellung beschränkte sich das Gespräch auf die bei einem Courtoisicbesuche üblichen Wechselreden, beiin Dejeuner waren die Kaiserin, Graf v. d. Goltz und die Personen des gewöhnlichen Dienstes mit anwesend. Die Frau Gräfin Bismarck nebst Comtesse Tochter hat den Kaiser gar nicht, die Kaiserin nur auf der Promenade gesprochen, wo der Herr Graf um die Er- laubniß, sie vorstcllen zu dürfen, bat. Es fiel sogar allgemein auf, daß zu den alltäglichen Abendzirkeln der Kaiserin zwar Graf v. d. Goltz, nicht aber Graf Bismarck Einladung erhielt; denn wem» auch Ersterer persona j-rntis- sim, bei Hofe ist, so kommt cs doch sonst nicht vor, daß der Minister des Auswärtigen einer fremden Macht gegen den gleichfalls anwesenden Gesand ten mit einer Einladung umgangen wird, während der umgekehrte Fall nicht ungewöhnlich ist. Formell ließ sich allerdings dies auffällige Zeichen von Külte damit begründen, wie es geschehen ist, daß der Hof, wenn er im Bade weilt, die strenge Etikette entfernt halte. Flo keit neuer gestellten gefühl ve aufrecht, maß unse ist die re liens une Die setzt und außerorde hcn, enthi eine im versichert. 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