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„Könnte'! nicht still und schnell Ihr Silbergerüth verkauft werden, oder Frau Hauptmann Waldner- Schmuck?" „Gutes Kind, kein hiesiger Juwelier hat zwanzig Tausend Thaler liegen, nicht alle zusammen; so viel baare- Geld bedarf ich --lasse mich jetzt allein, ich muß nachdenken." Minchen ging; sie lächelte al» sie an den Commis in den vorderen Zim mern vorüberging, aber al» sie unbemerkt in ihrem Gemache saß, beweinte sie da» Schicksal de» alten Manne», welcher ihr einziger Freund gewesen war. — Sie hatte nur einen Gedanken, ihn zu retten! Ihr kleines Erbtheil mar in des Oberstlieutenant Verwahrung, durch ihn wollte sie es au» der Sparkasse ziehen lassen, an den fremden Banquier wollte sie schreiben, oder selbst zu ihm gehen; sie dachte sich die rührendsten Reden an«, wenn der'Mann fie.aber abwiese, sie unnütz Bernbachs Lage verrathen hätte, was dann? Eine Idee nach der andern tauchte in ihrem Geiste auf, endlich dämmerte ein neuer, lichter Gedanke in ihrer Seele. So saß sie da und grübelte, bis der Abend hereinbrach, und ihr . Amt, den Thee zu machen, sie in den Salon rief. Der Commerzienrath hatte sich mit dringenden Geschäften entschuldigen lassen, Frau Hauptmann Waldner und einige Hausfreunde trugen die Kosten der Unterhaltung, Rosalie fühlte sich offenbar von Emils Schweigsamkeit beleidigt, Minchen verstand ihn. Als sich die Gäste entfernt hatten, Alles still im Hause war, warf Min chen Mantel und Kaputze über und ging den Gang entlang, der zu Emils Zim mer führte. Sie klopfte an, Emil öffnete. „Wollen Sie mir einen großen Dienst thun, Herr Doktor?" „Gern, Fräulein Wilhelmine!" „Folgen Sie mir, aber leise!" Das Mädchen, eine Blendlaterne tragend, schritt vor ihm her. Verwundert und stumm folgte ihr Emil, über den Gang, die Treppen hinab in den Keller. „Was haben Sie vor, Minchen?" „Nehmen Sie den Spaten, er ist rostig und mag wohl lauge hier ste hen, aber er wird noch brauchbar sein, ich bitte, graben Sie hier." Wozu? Doch ich will Ihnen den Willen thun! Sehen Sie, die Platte wird lose, helfen Sie etwas! So! Jetzt soll sie wohl abgcnommen werden?" Ein eiserner Kasten ward beim Scheine der Laterne sichtbar, nach eini ger Anstrengung gelang es den beiden Mgen Leuten, denselben, der eingegra ben ivar, herauszuziehen. „Er ist schwer, der alte Kasten, Minchen!" „Gott sei Dank, Herr Doktor, Gott sei Dank, daß er schwer ist!" „Nennen Sie mich doch nicht immer mit einem Titel, da ich doch wohl Recht auf den eines Freundes habe." „Wie bringen wir den Kasten hinauf?" „Ich hab's. Hier ist ein Seil jetzt wird eS gehen, ich ziehe den eisernen Freund, Ihre Händchen helfen nach." Mitternacht verkündete die Glocke der Peter Panli Kirche. Der Com merzienrath saß, schlaflos und sorgenvoll in seinem Zimmer, da traten Emil und Wilhehmine ein, den Kasten hinter sich her ziehend. „Wie kommt Ihr zu meines seligen Vaters Geldkasten, den ich zum letz ten Male acht Tage vor seinem Tode sah?" Abwechselnd erzählten Emil und Wilhelmine. Vater Bernbach holte aus einem Wandschranke den Schlüssel zu dem seit drei und dreißig Jahren vermißten Kasten, er war bis au den Rand voll mit wich tigen Goldstücken, meist aus Napoleons- und Doppel-FriedrichSd'or bestehend, gefüllt. Es beunruhigte Herrn Bernbach sehr wenig, daß am andern Morgen sein GeschüftSfreud die Wechsel prüsentirte, sie würden bezahlt; es kränkte weder ihn noch Emil, daß ein Schreiben des Herrn Bergmann Rosa lien sofort zurückberief, weil der aufrichtige Mann sich ausdrückte, daß das Haus Bcrnbach nicht fest stand. Herr Bernbach hatte auch nichts dage gen, als Philipp brieflich erklärte, er wolle in London bleiben als Compag- non und Eidam eines reichen HauseS; aber viel sagte der alte Herr, ats Frau Elise gegen Emils Verlobung mit Wilhelminen, dem armen Mädchen, prote- stiren wollte. Als Sie von ihrem Vater alles gehört hatte, schwieg sie still, aber ab geneigt blieb sie ihrer Schwägerin stets und vielleicht folgte sie, die noch immer schöne Frau, deshalb dem geheimen Rathe als Hausfrau in die Residenz, um nicht mit ihr zusammenleben zu müsse». * Ein aus dem dänischen Kriege zurückkchrender Soldat vom 4. Garde- Regiment zu Fuß, Namen« Palm, litt in Folge des ThphuS an »xit»»!,. Frau Gräfin Reinhard zu Solms-Laubach, geborne Prinzeß zu Nsenburg und Büdingen, in Braunfels bei Wetzlar, nahm sich des Leidenden sehr mildthätig an. Um ihn zu kräftigen, wandte sie das schon früher erprobte Hoff'schc Malz-Extrakt-Gesundheitsbier bei demselben an, da sich dies Fabrikat im Schleswig-Holsteinischen Kriegslager so vorzüglich be währt hatte, namentlich auch bei typhöser Krankheit, nach der persönlichen Beobachtung des Herrn Majors Wittge, CommissariuS deö Central-ComiteS für verwundete und leidende Soldaten «jetzt zu Magdeburg). Am 9. Mürz schrieb nun die hohe Frau an den Malzextrakt-Fabrikanten Herrn Johann Hoff, Hoflieferant zu Berlin, Neue Wilhelmsstraße 1.: „Euer Wohlgeboren ersuche ich, mir noch 18 Flaschen Malzextrakt „für meinen Patienten, den Füsilier Palm vom 4. Garde-Regiment, „zu senden, da dasselbe schon gute Folgen für ihn hatte rc." Gräfin Reinhard zu Solms, geb. Prinzeß zu Isenburg und Büdingen. ebeit, die D Pari», 25. Oct. Heute Nachmittag entlud sich Über Pari» ei>r starkes initarbei. W Gewitter: man erinnerte sich dabei, daß im I. 1849 ein Gewitter der Cholera andelt und I ein Ende machte; wenigstens sank am folgenden Tage die Zqhl der-Erkrjm- imrbrücken I jungen von beträchtlicher Höhe auf ein Minimum herab und eine Woche nach- ner Wille W her mar der ^normale Zustand hergestellt. ig-Holstei- > Sylvester de Sach bringt einen längern Bericht über Yen Besuch der in sie sich I Kaiserin in den Cholerahospitälern, und erzählt darin u. a. folgende Episode, icher Jun- I Einer der Kranken, dessen Besinnung schon zu schwinden begann, antwortete zu annek- I auf eine Frage der Kaiserin, die in Begleitung einer barmherzigen Schwester den. Aber I an sein Lager getreten war: „Ja meine Schwester". Die Begleiterin I. M. ichkeit ei- I bemerkte ihm darauf: Freund, nicht ich bin es, der zu Ihnen spricht, sondern ran setze» I die Kaiserin! Aber die Kaiserin fiel ihr in'« Wort und sagte: „Lassen Sie eS !rogramm I gut sein, eS ist der schönste Name, den er mir geben konnte!" „La France" isches: eS I feiert diese Worte heute in einem „Die barmherzige Schwester" überschriebe- lüßt sich > nen Leitartikel, der freilich durch seine Ueberschwenglichkeiten den schönen Ein- Dcnn es I druck, welchen das Benehmen der Kaiserin überall gemacht hat, eher abschwächen igsmüßige > als steigern könnte. — Auch der Erzbischof von Paris hat heute die Runde esser fort- I durch die Cholerasäle der Charit« gemacht. Die Cholera ist übrigens jetzt, aS bezüch- I selbst nach der Versicherung der Aerzte, stark im Abnehmen, die meisten Fa- I Milieu, die sich vor ihr von Paris geflüchtet hatte», werden daher hoffentlich ganz ge- I bald wieder zurückkehrcn. chscn am I Namentlich ist Versailles, das als besonders gesund gilt, von diesen t schreibt I Flüchtlingen, deren Zahl auf 20,000 angegeben wird, gedrängt gefüllt. Am r im We- I meisten hat die Krankheit unter den Chiffonnier» und Straßenkehrern aufge- üger Zeit I räumt; nächstdem sollen auffallend viel Kutscher gestorben sein. t, uni zu I Königreich Sachsen. bei der I Dresden, 27. Oct. Nachdem der Bau der voigtlündischen Staatsei- f glaube, I senbahn in ihrer ganzen Länge von HerlaSgrün bis Eger vollendet ist, )arauf sei W ist die Eröffnung de» Betriebs auf derselben für Personen- und Gü- dereAnt- I terverkchr im Finanzministerium beschlossen worden. Au« der betref- ch nicht, I senden Verordnung ersieht man, daß an dieser Linie die Staatseisenbahnin- nnen vor I spection Eger, die Eisenbahnverwaltungeu Oelsnitz und Boitersreuth, die Ei- enn doch I senbahnexpeditionen: Treuen. Lengenfeld, Auerbach, Falkenstein, Adorf, Elster bwürdige I (Mühlhausen) und Franzenbad, die Güterstation Brambach sind die zu be- ! glaubt, I schrünktem Güterverkehr eingerichteten Haltestellen: Bergen und Untermarx- aßrgeln" I grün eerichtet worden. Die voigtlündische Staatscisenbahn ist dem Complex s frank- I der westlichen Staatseisenbahnen zugetheilt und die Verwaltung des Betriebes sapparat I auf derselben der Staatseisenbahndirection zu Leipzig übertragen morde». That et- I Leipzig. Advocat Rudolph Schmidt, welcher von den hiesigen Natio- auf den I nalvereinl-rn nach Frankfurt delcgirt werden sollte, hat diese Mission abgelehnt; er bestä- I somit bleibt Leipzig in Frankfurt unvertreten. verbreite- I Werdau, 27. Octbr. Wenn auch im Allgemeinen die hier herrschende 1 heißen, I Choleraepidcmie neuerdings nicht mehr so acut, wie in den frühern Tagen, ierungeu I auftritt, so läßt sich doch bis jetzt kaum eine Abnahme derselben wahrnehmen, sagte er, I Sie zeigt sich in fast allen Theilen der Stadt, in den letzter» Tagen vorzugs- kurhcssen I weise in der bisher völlig verschont gebliebenen, hoch und frei gelegenen Ron- war vor- I neburger Straße und fordert täglich neue Opfer. Wo sie einmal Einzug ge- wirklich I halten, pflegt sie länger zu verweilen. Einzelne Familien sind hart von ihr es sind I betroffen. Wir kennen ein kleinere« Haus, das nicht viel Insassen hat, worin Gunsten I 11 Erkrankungen vorgekommen sind, von denen 5 einen tödtlichcn Verlauf ge- rügt, so I uommen haben Krankenpflege, insbesondere in einzelnen Familien, ist darum Urthume I sehr gesucht. Um so mehr ist es anznerkcnucn, daß die Direction der cvang.- I luther. Dinkonissenanstall dem k. hohen Ministerium des Innern gegenüber i Abreise I freiwillig sich erboten hat, der hiesigen hcimgesuchten Stadt einige weibliche Im Pn- W Pflegekräfte ohne Vergütung zur Verfügung zu stellen, wovon die hiesige Bc- Auch die I Hörde dankbarsten Gebrauch machen will. Die Diakonissinnen werden sehr zn sein, W willkommen sein, denn wie wir in Erfahrung gebracht haben, ist der heutige )r. Abee I Bestand von Cholcrakranken 20, der heutige Zuwachs 19, während überhaupt ! gestern I jetzt — leichtere Fülle und Cholerinncn abgerechnet — 321 Erkrankungen re- mge ein- I gistrirt sind, von denen im Ganzen bis heute 101 einen tödtlicheu AuSgang «ide, der D genommen haben. (Dr. Jonrn.) werde. D "" " " > - . _ ». -- . > »e - chn! I werttlletou. Wg Z.- I - LU! I G!- G-w-ist-. System > (Schluß.) t wurde, V „Lies auch den Brief aus Newyork!" ächzte der geguülte Mann. Erlau- :e einzu- I tete nicht tröstlicher. en Gou- I Der Commerzienrath ließ da« Haupt auf die Brust sinken, endlich erhob l, mag I cr sich: „Minchen, Dumillst schweigen. Ich habe, wenn ich jetzt bezahlt habe, Bevölkc- W was ich bezahlen muß, keinen Heller Geld mehr. Das HauS groß und schön daß die I wie es ist, hat wegen seiner Lage und in einer Stadt, wie die unsere,- keinen aß man I hohen Werth. Ich muß heimlich Summen darauf aufnehmen, um alle Po- D sten zu löschen. Auf meine Bitte hat sich Emil, dem ich meine Lage vertraute, mit Rosalien verlobt, diese Verbindung erhält meinen Credit, kann ich mich sind alle > nur bis zum Frühjahr halten, wo die Schifffahrt wieder beginnt, dann ist mir verboten I geholfen, ein reicher Mann werde ich nicht wieder, aber stehen bleibt das Herzog- I Haus Bermbach!" Herzog" M „Verlassen Sie sich auf meine Verschwiegenheit und was ich thun D kann —" „Herr Principal," sagte cintretend der erste Commis, „so eben hatWcl- iSverwe- I >cr und Soh» seine Karte geschickt, er ist im goldenen Engel abgestiegen, verhaftet I müde von der Reise, und wird morgen um zehn Uhr vorsprcchen." „Gut, schön; meine Empfehlung!" sagte ruhig Herr Bernbach, und ent- D ließ den Commis. s eingc- I „Minchen, der Mann bringt mir den Untergang, er muß von meiner vielleicht I Lage Wind haben, nud wird mir füllige Wechsel prüsentiren, welche ich nicht bezahlen kann."