Volltext Seite (XML)
IrzgMrgWr VMsfmlO Tage- und ÄmisUatl für die Gerichtsümter und Stadträthe Grünhain, JohanngeorqenMt, Echwarzenberg, WÜdenftlS, . Ane, Elterlein, Hartenstein, Lößnitz, Neustädtel und Zwönitz. M 1 Freitagsde» s. Jimi. >! 18«" Preis vierteljährlich 15 Ngr. — Jnseraten-Annahme für du am Abend erscheinende Nochmalige ÄMarNng. Nachdem der neuerdings zweiinal erlassenen öffentlichen Berivarnung nngenchtrt abermals wahrzunehmen gewesen, haß die Straße» hiesiger WHt von jungen Leuten — Handschuhnäherinnen, Fabrikarbeitern, Gesellen und Lehrlingen — j« allabendlichen Spaziergängen benutzt werden, so mrd ue Gnvä- gnng des Umstandes, daß man sich leider! zur Genüge überzeugen müssen, zu welche« Belästigmtgen des Publikum» und ivelch' grobem StraßrNW^go die? seS, in der Regel rottenweise unternommene Auf- und Abstreichen in den Straßen gestchtt hüt, alle» Begehen der Straßm z« de« gerügte« Kp-«e mit dem Bemerken, daß die Betreffenden im ersten Betretungsfalle sofortiger We-wtUnüß, beim wiederholten Betreffen jchoch »mGchstcht« licher Arretur und Bestrafung sich zu gewärtigen haben, nochmals auf das Strengste «»durch untersagt. Die Polizciorgane sind diesfalls mit den gemessensten Weisungen versehen und erwartet da» Gerichtsamt von den ArbeitSgchern, FabMtzorren «H. deren Vertretern und den Meistern, daß sie, beziehentlich besser als bisher, ihre Arbeiter und Hehrlinge auf diese Verwarnung aufmerksam Wache« und demgemäß gehörig anweisen werden. Johanngeorgenstadt, am 31. Mäi 1865. - . Das Königs. Sächs. Gerichtsamt das. In JmerimSverwÄtung: Schubert. Berthold. Bekanntmachung. In Gemäßheit 8- 56 deS Landtagswahlgesetzes vom 19. October 1861 soll im Monat Juni laufenden Jahre» mit Revision der Wchlltsten de» Verivaltungsbezirks verfahren werden, und wird hiermit auf die jedem Betheiligten freistehende Einsicht derselben und auf die Rothwrndigkeit, etwaige Neckt« mationen rechtzeitig hier anzubringen, aufmerksam gemacht, dabei auch auf die Bestimmungen in 8- 68, Abs. 1 und 2 de» obangezogenen Gesetze» Hingewi«« sen, nach welche» sofort nach erfolgter Anordnung einer Wahl die Wahllisten für die dabei betheiligten Orte zu schließen sind, und alle Personen, welche darin nicht eingetragen sich befinden, an der ausgeschriebenen Wahl nicht Theil nehmen können, auch etwaigen Reklamationen, welche bi» dahin nicht erledigt sind, für diese Wahl keine weitere Folge zn geben ist. Schwarzenberg, am 30. Mai 1865. Königliches Gerichtsamt. — Wichmann.Oeser II. An die Ortsrichter und die Localstencr-Emnehmer des Amtsbezirks. Behufs der Revision der Landtagswahllisten werden die sümmtlichen OrtSrichter und Localsteuer-Einnehmer des Amtsbezirks hierdurch veranlaßt, -en I Juni a. e., Vormittags 9 Uhr, an AiMstelle sich einzufinden. Schwarzenberg, am 30. Mai 1865. Das Königliche Gerichtsamt das. Wichmann. Oeser II. TagesgeschWte^ DaS Zerwürfnisi »wischen Napoleon III. nnd seinen Neffen, dem Prinzen Napoleon, ist in der That ein Ereigniß, das unter Umständen sehr folgenreich werden kann. Die Welt war seit Jahren immer der Ansicht, daß Prinz Napoleon den Freisinnigen, den Demokraten nur deshalb vor der Welt zeigt, weil ihm diese Rolle, so zu sagen, zugetheilt ist, damit das zweite Kaiserreich auch ei nen Vertreter der freisinnigen Richtung habe, dem, wenn der Kaiser etwa bald und unerwartet mit Tod abgehen sollte, dann die Herzen der Franzosen zu fielen, damit er das französische Staatsschiff lenke, bis der Sohn des Kaisers die Zügel der Regierung selbst ergreifen kann; allein das neuste Zcrwürfniß zwischen Kaiser und Neffen scheint denn doch ein ernstliches zu sein, das geht daraus hervor, daß Prinz Napoleon sofort nach dem schriftlichen und öffent lichen Verweis, den ihn der Kaiser aus Afrika herübergeschickt hat, durch ein gleichfalls veröffentlichtes, sehr kurz gehaltenes Schreiben seine Entlassung von der Stellung eines Bicepräsidenten des Geheimen Rathes und als Präsident der Commission für die Ausstellung i. I. 1867 verlangt hat. Ursache zu diesem ernsten Zenvürfniß, ist, wie unseren Lesern sattsam bekannt ist, die große Rede, welche Prinz Napoleon in Ajaccio gehalten bat bei der Enthüllung des Denkmals, das die Stadt Ajaccio Napoleon l. errich tet hat. In dieser Rede hat allerdings Prinz Napoleon die Politik Napoleons III. schonungslos und unbarmherzig gegeißelt und blosgelegt, hat sich rück sichtslos ausgesprochen über die verfehlte nnd gefährliche Expedition nach Me xico, über die ängstliche Schonung, die LouiS Napoleon der weltlichen Macht des Papste» angedeihen läßt, über die Nachgiebigkeit gegen Oesterreich und England rc. rc.: kurz der Prinz hat in seiner öffentlichen, vor vielen Tausen den gehaltenen Rede die jetzige Politik des Kaiser» schonungS- und rücksichts los verurtheilt. Selbstverständlich konnte der Kaiser ein solches Auftreten von seinem Vetter, dem kaiserlichen Prinzen, dem Bicepräsidenten des Geheimen RatHS nicht nngetadelt nnd ungestraft hingehen lassen, zumal alle hohen Wür denträger nnd Anhänger de- Kaiser» gewaltig erbittert waren, über diese prinz- liche Rede. Der Prinz aber ist nicht der Mann, der einen öffentlichen kaiserlichen Verweis in Ruhe oder wohl gar mit Zerknirschung hinnimmt. Er verlangt seine Entlassung von seinen hohen Aemtern und will gar nicht in Pari» am kaiserlichen Hofe bleiben, er will auf Reisen und zwar zunächst nach — Ita lien gehen. Dort wäre er mit seiner Heißblütigkeit allerdings an einer Stelle, die dem Kaiser am allerwenigsten zusage» würde. Die Welt fragt jetzt, angesichts dieses Zerwürfnisse-: WaS aber nun weiter? Wird der Prinz auch diesmal — vielleicht nach einiger Frist der Buße — wieder zu Gnaden ausgenommen werden und sich anfnehmen lassen? Oder ist der Riß diesmal unheilbar, und wird der Prinz nun etwa offen an die Spitze einer Opposition treten, wird er für da- zweite Kaiserreich werden, wa» für die Bourbonen einstmals ein Egalit- und später ein Herzog von Orleans waren? Der Prinz, das glauben wir wohl, wird sich von den Interessen und den Traditionen der Napoleonischen Familie nicht leicht lossagen (schon darum, weil er nur durch diese etwas sein und wirken kann), aber wie nun, wenn er diese Interessen und diese Traditionen ander» verstände als sein kaiserlicher Vetter? Hat dieser selbst vielfach geschwankt zwischen dem Bestreben, seine Dynastie unter die alten, legitimen Dynastien mit Hülfe einer Politik des ConservatiSmu» einzubürgern, und dem entgegen gesetzten, die Rolle deö „Emporkömmlings" durchzuführen, indem er sich nicht an die Cabinete, sondern an die Völker wendete, so könnte e» ja wol sein, daß sein jüngerer und heißblütigerer Vetter die Zeit gekommen glaubte, wo nur diese letztere Politik die Erfolge des NapoleomSmu» zu sichern im Stande wäre. Ob er der Mann dazu ist, zu einer solchen kühnen Wendung entweder den Kaiser selbst schließlich fortzureißen, oder uMer Umständen ohne und wol gar gegen diesen den Anstoß zu geben — da» bleibt abzuwarten. Jedenfalls lst dm Schritt de» Prinzen nicht, bedeutungslos in einem Augenblick, wo über dem Haupte Napoleon'» sich so manche schwere Wolken sammeln und so man ches auf eine ernst an ihn herantretende Nöthigung hindeutet, einen neuen Anlauf in seiner Politik zu nehmen, wenn er e» noch kann.