Volltext Seite (XML)
K58 Pari-, 12. Sani. Echan vor einigerZrit schrieb ich Ihnen, daß nach! den Seehäfen der Befehl abgegangen sei, Alles in Bereitschaft zu setzen, um sofort 40- bis 50,000 Mann Truppe« einschiffen zu können. Man beschleu nigt jetzt diese Einschiffung, da die Lage der Dinge in Mexico sich derart ge staltet hat, daß schnell Verstärkungen dorthin geworfen werden müssen. (K. Z.) Gnglaod. London, 12. Juni. Der Prinz vSn Wales wohnte vorgestern Abend einem von der Zunft der Fischhändler, deren Ehren-Mitglied er ist, gegebenen glänzenden Festmahle bei. Außer Sr. Königlichen Höhnt befanden sich unter den Gästen der Herzog von Cambridge, Herr Gladstone und Lord Brougham. Letzterer bemerkte in seiner Erwiederung auf den dem Hause der Lord- und ihm persönlich zu Ehren ausgebrachten Toast unter Anderem: „Wenn meine Stimme jenseit de- atlantischen Meere» vernommen werden könnte, so würde ich unseren dortigen Vettern sagen, daß ihre besten Freunde, diejenigen, welche inmitten guten und bösen Gerede» für sie da» Wort ergriff«, haben, sie jetzt bitten und ersuchen, nach dem durch großen Muth, große Beharrlichkeit und nicht geringe militärische Geschicklichkeit errungenen Siege eben so viel Milde wie Gerrchtigkeit obwalten zu lassen, kein Blutgerüst mit dem Blute von Ge fangenen zu beflecken, sich zu erinnern, daß diese Gefangenen, welche sie Re bellen nennen, von ihnen al- Krieger behandelt worden sind, daß sie Waffen stillstände und andere Uebereinkünfte mit ihnen abgeschloffen haben, und ihre jetzt triumphirende Sache nicht durch Blutvergießen verhaßt machen sollten. Ihre Regierung besteht au» Männern von großer Geschicklichkeit. Ihr Prä sident, Herr Johnson, hat sich au» der bescheidensten Stellung zu einer der höchsten in der Welt emporgeschwungen. Er hat sich selbst herangebildct, ohne Lehrer lesen und schreiben gelernt, sich, wenn er auch kein Gelehrter, wie mein sehr ehrenwerther Freund (Gladstone) geworden ist, doch in Bezug auf alle gewöhnlichen Fragen gute Kenntnisse erworben und ist Schritt für Schritt zur höchsten Stellung im Lande gelangt. Er ist ein Mann, welcher die persön lichen Eigenschaften besitzt, die ihn befähigen, jenem trefflichen Mann, dessen Ermordung von ganz Europa so aufrichtig beklagt wurde, im Amte nachzn- folgen. Möge es sich zeigen, daß er auch an Milde und Gerechtigkeit sein Nachfolger ist. Nur durch Milde und Gerechtigkeit werden die Americaner sich der Krisis im Schicksale ihre» Landes gewachsen zeigen und jenes Werk vollbringen, das ihnen obliegt, das Werk nämlich, dem großen americanischen Festlande Harmonie und Eintracht wiederzugeben. Ich hoffe, daß meine Worte über das atlantische Meer dringen werden. Sie drücken — darauf können die Americaner sich verlaffen — die Ansicht von ganz England und ganz Europa über diese große und wichtige Frage aus." Nordamerika Neuhork, 27. Mai. Präsident Johnson scheint entschlossen, keinerlei Geschenke anzunehmen. Einigen Bürgern, die ihm eine schöne Equipage ver ehrt hatten, schickte er dieselbe mit einem verbindlichen Dankschreiben zurück, in dem er sagt: „Ob wvl ich die Reinheit Ihrer Absicht, die diesem gehalt vollen Beweise Ihrer Achtung und Werthschätzung zu Grunde liegt, vollkom men zu würdigen weiß, sehe ich mich doch gezwungen, Geschenke gütiger und loyaler Freunde abzulehnen, lediglich weil ich von jeher die Ueberzeugung hatte, daß Personen, die eine hohe amtliche Stellung bekleiden, keinerlei Ge schenke annehmen sollten." Er erbat sich bloS die Zuschrift, welche da» Ge schenk begleitet hatte, als Andenken behalten zu dürfen. Königreich Sachsen. Dresden, 14. Juni. Laut der neuesten Sängerfest-Zeitung werden die Orchester bei den zwei Concerten am 23. und 24. Juli d. I. aus 209 Mann Militairmusikern der Dresdner Garnison bestehen und zwar aus: 68 Mann d« Brigade Krouprinz (Musikdirector Pohle), 52 Mann der Brigade Prinz Georg (Musikdirector Berndt), 40 Mann der Leibbrigade (Musikdirector Kunze), 30 Mann des Artillerie-Regiments (Mlisikdirector Böhme), 19 Mann des Jägerbataillons (Musikdirector Mörtzsch). Die Besetzung dieses Orchesters wird sich ungefähr folgendermaßen gestalten: 51 Klappenhörner und Piccolo, 35 Waldhörner, 40 Trompeten, 36 Tenorhörner, 18 Posaunen, 20 Tuba und 4 Paar Pauken. Feuilleton. Wie Mochter -es Wanquiers. (Fortsetzung.) Fast zu derselben Zeit erschien auch in der Vorstadt St. Antoine, in der Wohnung der Witwe Le Loup, ein Mann, welcher bei deren Nachbarin nach dieser fragte. „Oh, mein Herr," antwortete die Frau, „wären Sie vierundzwanzig Stunden eher gekommen, so würden Sie die arme Babette noch am Leben getroffen haben." „Noch am Leben, wie soll ich das verstehen?" „Gestern Abends wurde sie plötzlich von den heftigsten Krämpfen befal len. Ihr Bruder, der Maurer Pierre, brachte sie nach dem HoSpital und dort ist sie eine halbe Stunde darauf gestorben." „Da» bedauere ich. Sie war einer ehrbaren Dame al» brave Frau em pfohlen und diese wollte sie in ihre Dienste nehmen." Mit diesen Worten entfernte sich der Fremde und überließ e» der Frau de» Schuhmacher» und ihrer Freundin, der Plätterin, ihre Betrachtungen da- tüber anzustellen, daß Mutter Babette so kurz vor dem Glück, welche» ihrer gewartet hatte, gestorben sei. Am andern Morgen trat der Banquier in da» Zimmer seiner Tochter. »De, Doktor hat Wort gehalten," sagte er, „dein Geheitnniß ist jetzt bewichrt, die Prione«, welche darum wußten, leben nicht mehr." Eugeni« lächelt«, aber in diesem Lächeln lag rin Zug kalter Grausamkeit, NN Hovn. - » „So steht also meiner Heirath nicht» mehr ini Wege?" fragte sie. Man lX ist der alleinige legitiuw Souverän der ... -i von Bi«marck' in der Kammer am lS. Drcemder iE) ». Art, „Christian i^ hat nie Rechte auf die Herzogthümer besessen,, (Er- klärung ddr preußischen Bevollmächtigte« auf den Loüdoner Conferenze«, ir. Mat „Nicht da» Mindeste. Um eilf Uhr wird der Graf hier sein, um offi ziell bei mir um dich anzuhalten." „Gut, und in vier Wochen ist meine Hochzeit." „Sobald al» möglich," entgegnete der Banquier. Bald darauf bildete die Verlobung von Mademoiselle Eugenie Maillard mit dem deutschen Grafen Wolkenstein da» Tagesgespräch der vornehmen Sa lon». Die Herren beneideten denselben um sein Glück, und die Damen fan den plötzlich ay dem Bräutigam allerhand auSzusetzcn. Die» hinderte indes sen natürlich die Vermählung nicht und schon acht Wochen nachher befand stch da» junge Paar auf seinen Gütern in Deutschland. Wir müssen den Leser jetzt bitten, mit un» einen Zeitraum von siebzehn Jahren zu überspringen. Der Graf von Wolkenstein hatte, trotz de» erlangte» RcichthiunS, schon kurz nach seiner Vermählung die spitzen Dornen der Ehe kennen gelernt, wäh rend er vergebens nach den Rosen umherspühete. Bon Eugenie war die Maske abgeworfen worden, und das marmorkalte Weib marterte den Mann, welcher nicht ahnte, welchem Dämon er seine Hand und seinen Namen gege ben hatte. Er wurde zuerst mürrisch, dann roh und zuletzt hatte er sich, um sein Schicksal zu vergessen, den Trunk angcwöhnt. Dennoch wußte die Gräfin eine gewiss« Herrschaft über ihn zu behaupten, die freilich nur dadurch ermög licht wurde, daß sie völlig abgesondert in einem anderen Flügel des Schlosses ihre Wohnung aufschlug und nicht allein bei jedem Zusammentreffen mildem Genial die größte Entschiedenheit an den Tag legte, sondern sich auch mit ei ner ihr völlig zugethanen Dienerschaft zu umgeben wußte. Dabei verstand sie e», in den Kreisen, in welchen sie sich bewegte, durch die dritte und vierte Hand allerlei Gerüchte auSznstreuen, die sie den Rohheiten ihres Manne» ge genüber al» eine sanfte Dulderin, als eine Märtyrerin hinstellten. Wurde die Gräfin auch von keinem ihrer Bekannten geliebt, so machten doch die Da men ihre Sachen zu der ihrigen, und sie erreichte dadurch vollkommen ihren Zweck, da» heißt, sie wurde bemitleidet und bedauert, während man Herrn von Wolkenstein ohne jede weitere Untersuchung verurtheilte. So waren vierzehn Jahre dieser unglücklichen Ehe vergangen, als ein unerwartetes Ereigniß der selben ein plötzliches Ende machte. Um seine Grillen zu zerstreuen, hatte der Graf wie gewöhnlich in dem weitläufigen Forst gejagt, und ermüdet und keineswegs besser gestimmt, kehrte er jetzt in das Schloß zurück. Herr von Wolkenstein war stolz und seiner aristokratischen Natur widerte eS daher im höchsten Grade an, als ihm plötz lich ein Mensch von verwildertem Ansehen, das schmutzige Tuch nur lose um den Hals geschlungen, den durchlöcherten Hut trotzig auf dem Kopfe, und zum Ueberfluß mit einem dicke» Knüppel versehen, aus einem Hohlwege ent gegentrat. Da der Vagabund mitten im Wege stehen blieb und keine Miene machte, zur Seite zu treten, so fragte der Graf barsch und trotzig: „Was wollt Ihr?" Der Kerl zog eine Grimasse. „Zunächst will ich Branntwein," antwor tete er im Tone dreister Unverschämtheit, „und da eS hier zu Lunde nicht Sitte ist, daß man solchen ohne Bezahlung erhält, so habe ich "salkulirt, ob ich hierzu nicht vielleicht von Ihnen da» Geld erhalten könnte" „Unverschämter!" donnerte der Edelmann — „aus dem Wege!" „Ho, ho!" rief der Landstreicher, „nicht so hitzig. Wenn Einem Jemand einen Dienst leisten will, so behandelt man ihn nicht so." Der Graf sah den zerlumpten Sprecher von oben bis unten an. „Ihr wollt mir einen Dienst leisten?" rief er mit einer Gcberde des Ab- scheue- und setzte seinen Weg fort. „Wenn man Jemand zum Beispiel von einer bösen Frau befreie» könnte!" rief ihm der Bettler nach. Herr von Wolkenstein stutzte. Unwillkürlich blieb er stehen und fragte: „Wie meint Ihr da»?" „Nun, wenn man zum Exempel gewisse Geheimnisse aufdeckte, die jetzt vierzehn Jahre geruht haben." „Gewisse Geheimnisse? — Wer seid Ihr?" „Ein heruntergekommener Mensch, wie Sie sehen," antwortete der Vaga bund, „ein Kerl, der seiner braven Schwester Schande macht und den der Branntwein so weit gebracht hat, daß er sich jetzt als Landstreicher in der Welt herumtreibt. Doch, da» gehört nicht hierher und es ist Unsinn, wenn ein Mann wie ich noch, die Schwäche zeigt, Gewissensbisse zu empfinden." (Fortsetzung folgt.) ' Pränumerando. Wohl pn keinem Theile nnsereS Lande» kommen die so genannten Forstdiebstähle mehr vor al» im Gebirge. Dort rechnet man „so a Bis sel in den Busch gihn" durchau« für kein Unrecht, weshalb auch Alt und Jung, Kin der und Erwachsene von diesem selbstgeschaffenen Rechte so oft e» geht Gebrauch machen. Bei der großen Anzahl der Anzeigen nun wurden srüher — möglicherweise auch jetzt «och — von Zeit zu Zeit „Forstrügengerichte" abgehalten, zu denen die sämmtlichen Angeschuldigten vorgeladen und durch Bescheid, ,e nach der Jahreszeit, zu Gefängniß oder Handarbeit verurtheilt wurden. Da kam e» denn vor, daß eine« Tage» nach einem solchen Forstrügengerichte ein biederer Erzgebirgler in« Amt kam und sich zum „Absitzen seiner Forstrüge" meldete. Der betreff ende Actuar nimmt da« Verzeichnis her, kann aber in deuiselben den Namen des angeblichen Forstfrev lers nicht finden: er holt die Anzeigen herzu, nimmt die vorherigen Berzeichnine zur Hand — umsonst, Richter » Traugottel kommt nicht darin vor. Als dies demselben mitgetheilt und ihm begreiflich gemacht worden, daß «r wohl im Jrrthum sei, da er feine früheren Strafen alle schon verbüßt habe, entgegnete er ruhig: „Na, allweil hob i no ka Straf mehr, aber do itze schlacht Watter 1«, und i, tu Gutt will, auf d'neue Wuch weder a wen'g in de« Busch ziehe, wullt i immer die Straf in Bu raus abfitze", — ein Gesuch, auf welche«, da bei den Strafe» Pränumeration nicht eingeführt ist, natürlich nicht eingegangen «erden konnte. (Dr. N) . Da« Witzblatt „the Owl", bringt in seiner ntuesten Nummer eine betitelt , ä»a» I«, ä«cbe»"> mit dem Au«spruche König Wilhelms I : „die Welt soll wiffen, daß Preußen überall da« Recht zu schützen be- rett ist", als Motto. I. Act. „Christian lX. ist der alleinige legittuw Souverän der Herzogthümer" (Rede de«H«rrn von Bi«marck' in der Kammer am lS. Drcember ». Act, „Christian IX. hat nie Recht« auf die Herzogthümer besessen,, (Et-