Suche löschen...
Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1988
- Erscheinungsdatum
- 1988
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- A 812
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770835423-198800003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770835423-19880000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770835423-19880000
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Projekt: Bestände der Universitätsbibliothek Chemnitz
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1988
-
- Ausgabe Nr. 1, Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, Februar 1
- Ausgabe Nr. 4, Februar 1
- Ausgabe Nr. 5, März 1
- Ausgabe Nr. 6, März 1
- Ausgabe Nr. 7, April 1
- Ausgabe Nr. 8, April 1
- Ausgabe Nr. 9, Mai 1
- Ausgabe Nr. 10, Mai 1
- Ausgabe Nr. 11, Juni 1
- Ausgabe Nr. 12, Juni 1
- Ausgabe Nr. 13, Juli 1
- Ausgabe Nr. 14, Juli 1
- Ausgabe Nr. 15/16, August 1
- Ausgabe Nr. 17, September 1
- Ausgabe Nr. 18, September 1
- Ausgabe Nr. 19, Oktober 1
- Ausgabe Nr. 20, Oktober 1
- Ausgabe Nr. 21, November 1
- Ausgabe Nr. 22, November 1
- Ausgabe Nr. 23, Dezember 1
- Ausgabe Nr. 24, Dezember 1
-
Band
Band 1988
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ABC FÜR NEUIMMATRIKULIERTE UNIVERSITÄTSZEITUNG 15/16 1988 SEITE 6 ■■ ■ ' ; ■ 1 Unsere Universitätsstadt - ein Zentrum der Arbeiterbewegung und wichtige Industriemetropole Am 5. Mai 1988 jährte sich zum 170. Male der Geburtstag von Karl Marx, dem Begründer des wissen schaftlichen Sozialismus, dessen Na men unsere Stadt seit nunmehr 35 Jahren trägt. Um 1165 erfolgte die Gründung von Chemnitz (slaw. kamenica — Steinbach). Die Stadt entwickelte sich bald zu einem Zentrum des Tex tilgewerbes (Weberei), behielt je doch über Jahrhunderte den Cha rakter einer Kleinstadt. Ein Durch bruch erfolgte erst mit dem Beginn der industriellen Revolution, die für Sachsen vom Chemnitzer Raum aus ging. Chemnitz wurde zur ersten Fabrik- und zweiten Handelsstadt im Lande. Zunächst dominierten Kattundruckerei und Baumwollspin nerei, diese zogen die Entstehung des Maschinenbaus nach sich. 1850 hatten 62 Prozent aller sächsischen Betriebe dieser Branche ihren Stand ort in Chemnitz. Der Aufschwung der Industrie ging einher mit der Ausdehnung des Stadtterritoriums und dem Anwachsen der Einwoh ner. 1883 rückte Chemnitz mit 102 700 Bewohnern in die Reihe der Großstädte auf. Auf den Maschi nenbau und die industrielle Webe rei ist es zurückzuführen, daß Ende der fünfziger Jahre des 19. Jahr hunderts für die Stadt der Name „Sächsisches Manchester“ aufkam. Wenn Sachsen um die Jahrhundert wende als das „Rote Königreich“ be zeichnet wurde, hatte auch die Chemnitzer Arbeiterklasse ihren Anteil daran. Während der Revolution 1848/49 kämpften Chemnitzer Arbeiter auf der Barrikaden in Dresden. 1870 streikten 8000 Chemnitzer Metall arbeiter, um die Einführung des 10- Stunden-Arbeitstages zu erzwingen. Ideologisch orientierten sie sich zu nächst an den Lehren von Ferdi nand Lassalle und seiner Organi sation. Nach Gründung der So zialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschlands 1869 in Eisenach gin gen sie jedoch auf die Positionen von Karl Marx über. 1914 bei Ausbruch des ersten Welt krieges demonstrierten 8000 Chem nitzer Arbeiter auf einer Antikriegs kundgebung gegen die Eroberungs pläne des deutschen Imperialismus. Jedoch verhinderte die opportuni stische SPD-Führung weitere Ak tionen. Mit zunehmender Kriegs ¬ dauer und der ständigen Verschlech terung der Lebenslage der Werktä tigen wuchs der Einfluß der Linken innerhalb der SPD. 1916 bildeten sie auch in Chemnitz unter Leitung von Fritz Heckert eine Sparkakus- gruppe. Bei Ausbruch der Novem- bourgeoisie den Faschisten zur Macht' verhalf, begegneten Chem nitzer Arbeiter, Kommunisten und Sozialdemokraten diesem Terrorre gime mit der Bildung von Wider standsgruppen. Am 8. Mai 1945 befreite die Rote Der Stammbetrieb des VEB Werkzeugmaschinenkombinat „Fritz Hek- kert“ Karl-Marx-Stadt. berrevolution konstituierte sich am 9. November 1918 ein Arbeiter- und Soldatenrat. Am 6. Januar 1919 er folgte die Gründung der Ortsgruppe der KPD, der sich nahezu die ge samte USPD anschloß, was auf den Einfluß von Fritz Heckert zurückzu führen war. Unter ihrer Führung kämpften die Werktätigen während der Weimarer Republik für die Er haltung und Erweiterung der in der Novemberrevolution errungenen de mokratischen Rechte. Von 1919 bis 1929 verfügten KPD und SPD im Chemnitzer Stadtparlament über die Stimmenmehrheit. Gemeinsam setzten sie 1927 durch, daß der ehe malige Johannisfriedhof in Karl- Marx-Platz (heute: Park der Opfer des Faschismus) umbenannt wurde. Damit besaß Chemnitz als einzige Stadt Deutschlands einen Karl- Marx-Platz. Als 1933 die Monopol- Armee Chemnitz. Unterstützt von so wjetischen Kommunisten in Uni form, beginnen die Aktivisten der ersten Stunde mit dem Aufbau einer demokratischen Stadtverwval- tung. Kommunisten und Sozialdemo kraten schlossen am 26. Juni 1945 ein Aktionsabkommen, auf ihren Vorschlag wählten die Vertreter des Demokratischen Blocks den Schlos ser Max Müller (KPD) zum Ober bürgermeister. Seinen Ruf als das „Rote Chemnitz“ bewies die Be völkerung der Stadt am 30. Juni 1946 erneut. Beim Volkseintscheid in Sachsen über die Enteignung der Monopole und Kriegsverbrecher erzielte Chemnitz mit fast 88 Pro zent Ja-Stimmen das beste Ergebnis von allen sächsischen Großstädten. In Würdigung all dieser revolutio nären Traditionen verlieh Minister präsident Otto Grotewohl am 10. Mai 1953 der Arbeiterstadt Chemnitz den Namen „Karl-Marx- Stadt“. An jenem Tag rief er den 250 000 Kundgebungsteilnehmer zu: „Diese Stadt wird ein Zentrum des sozialistischen Aufbaus ... ein Zen trum des Maschinen- und Schwer maschinenbaus“ sein. Dieser Auf gabenstellung sind die Werktätigen der Stadt nachgekommen. Karl- Marx-Stadt ist heute Bezirksstadt des dichtbesiedeltsten Bezirkes der Republik (1986: 311 Einwohner auf einem Quadratkilometer). Im Be zirk werden 12,9 Prozent (1986) der industriellen Warenproduktion der DDR erzeugt. In der Stadt leben und arbeiten 314 000 Menschen. Hier haben 27 Kombinate ihren Sitz. In der Bezirksstadt entstehen 40 Prozent aller Werkzeug- und 30 Prozent aller Textilmaschinen unserer Republik. Daran hat das Werkzeugmaschinenkombinat „Fritz Heckert“ einen hervorragen den Anteil. Haupterzeugnisse sind verschiedene Typen von Fräsmaschi nen, ausgerüstet mit Steuerungen aus dem VEB Numerik „Kail Marx“. Besonders enge Beziehun gen unterhalten die Heckert- Werker mit Betrieben der Sowjet union. 1986/87 lieferte das Kombinat Fertigungssysteme für das Automo bilwerk Minsk und das Fräsmaschi nenwerk GSPO Gorki. Die im VEB Großdrehmaschinenbau „8. Mai“ ge fertigten NC-Drehmaschinen wer den vorrangig nach der Sowjet union und der CSSR ausgeführt. Werkzeugmaschinen produzieren außerdem der VEB Union, das Schleifmaschinenwerk, der VEB Zahnschneidemaschinenwerk Mo dul u. a. Die Erfolge des Karl-Marx- Städter Werkzeugmaschinenbaus sind letztlich auch auf die Arbeit des Forschungszentrums des Werk zeugmaschinenkombinates „ Fritz Heckert“ zurückzuführen, das 1970 aus dem seit 1956 bestehenden Insti tut für Werkzeugmaschinen und anderen Forschungsinstituten hervorging. Im VEB Barkas werden Klein transporter und Trabantmotoren produziert. Viele Chemietriebe im In- und Ausland sind mit Anlagen aus dem Chemieanlagenbau Ger mania ausgestattet. Wissenschaft ler, Projektanten, Ingenieure und Arbeiter aus der UdSSR und der DDR entwickelten in diesem Be trieb ein Verfahren zur Herstellung von Hochdruckpolyäthylen (Poly- mir 50). Plast- und Elastverarbeitungs maschinen, Extrusionsspinnlinien zur Herstellung von Seiden aus Poly amid und Polyester sowie Haushalt- Wäschezentrifugen sind die Haupt erzeugnisse des VEB Erste Maschi nenfabrik. Zu den Kunden des Wer kes gehören Betriebe in der Sowjet union. in Polen, in der CSSR, in Un garn, in Rumänien, in Bulgarien, in der BRD, in Indien, in Norwegen, in Finnland, in Italien, in der Türkei, im Iran, in Brasilien, in Neuseeland und in Australien. Die Chemieindustrie ist in der Stadt durch den VEB Fettchemie vertreten, außer Industrie- und Haushaltwaschmitteln gehören noch Textilhilfsmittel zur Produktionspa lette des Betriebes. In den Betrieben des Kombinates Textima entstehen Kettenwirkma schinen, Großrundstrickmaschinen und Veredlungsmaschinen. Der Ge neralsekretär des Zentralkomitees der SED und Vorsitzende des Staatsrates, Erich Honecker, wür digt in seinem Buch „Aus meinem Leben“ die Leistungen der Werktä tigen von Karl-Marx-Stadt wie folgt: „Mein jetziger Wahlkreis Karl-Marx-Stadt, das frühere Chem nitz, war in der Vergangenheit für die Ausgebeuteten die Stadt harter, schwerer Arbeit, der Not und des Elends. Aber es war auch die Stadt der kämpfenden, aufstrebenden re volutionären Arbeiterbewegung. Wer heute von Karl-Marx-Stadt spricht, denkt an ein modernes Stadtzentrum, an neu erstandene Wohnviertel. Er denkt an elektroni sche Datenverarbeitungsmaschinen, Buchungsautomaten, Werkzeug- und Textilmaschinen sowie Fern schreiber, an Betriebe, die Be triebs-, Meß-, Steuer- und Regeltech nik einschließlich numerischer Steuerungen für. Werkzeugmaschi nen produzieren. Damit ist die Stadt, sind ihre Betriebe zu einem bedeutenden Exporteur weltmarkt fähiger Erzeugnisse geworden. Durch ihre Initiative und ihren Fleiß haben die Werktätigen dafür gesorgt, daß der Name Karl-Marx- Stadt auch außerhalb der Grenzen unseres Landes geschätzt und geach tet wird.“ Dr. Wolfgang Uhlmann, Arbeitsgruppe Regionalgeschichte Im Neubaugebiet „Fritz Heckert“, dem größten unserer Stadt. Zur Geschichte der Technischen Universität Karl-Marx-Stadt Die Verleihung des Status Techni sche Universität am 14. November 1986 eröffnete einen neuen Ab schnitt in der Geschichte unserer Alma mater, der bereits in den wenigen vergangenen Jahren geprägt wurde von Höchstleistun gen in Forschung und Ausbildung. Der Anteil der Studenten, die an der Seite der Wissenschaftler unserer Einrichtung Bedeutendes zu dieser Entwicklung beitragen, fand u. a. auf der 30. Zentralen Messe der Mei ster von morgen 1987 in Leipzig hohe Anerkennung durch die Aus zeichnung mit dem Ehrenpreis des Ministerrates der DDR. Im Sinne der Weiterführung dieser erfolgrei chen Bilanz begrüßen wir zum Stu dienbeginn 1988 rund 8500 Stu dierende — darunter eineinhalbtau send neue Inskribienten — an un serer Universität. Vierzehn waren es, denen vor 151 Jahren, am 2. Mai 1836, auf Drängen des aufstrebenden Bürger tums die „Königliche Gewerbschule zu Chemnitz“ im Gebäude des städ tischen Lyzeums am Jakobikirchen platz ihre Pforten öfneten, um „ins besondere zur Vervollkommnung des vaterländischen Gewerbes bei zutragen“. Theoria cum praxi, die Vermittlung theoretischer Kennt nisse, verbunden mit der Befähi gung der Schüler, diese auch anzu wenden — so umriß Christian Ben jamin Schmidt, der erste Schulvor steher, die vorrangige Zielstellung, die von Anbeginn den Charakter der Chemnitzer Gewerbschule be stimmte und zu einer wichtigen Traditionslinie unserer Universität werden sollte. Zu ihren Begründern gehörte vor allem Christian Moritz Rühlmann. Nicht nur durch den gro ßen Anteil seiner Fächer am Lehr programm — er unterrichtete Reine Mathematik, Mechanik und Maschi nenlehre sowie Darstellende Geo- metrie —, sondern auch vor allem durch eine Methode, den Unterricht mit zahlreichen Beispielen aus der Praxis des sich in der 1836 einsetzen den zweiten Phase der indüstriellen Revolution in und um Chemnitz ent wickelnden Maschinenbaus zu be reichern. prägte er die Ausbildung in den ersten Jahren des Bestehens der Schule. Sein Verdienst, als Weg bereiter des wissenschaftlichen Ma schinenbaus den Grundstein für die Ingenieurausbildung in modernerem Sinne in Chemnitz gelegt und damit die Voraussetzung geschaffen zu ha ben, daß die Chemnitzer Gewerb schule ihre Schwestereinrichtungen in Plauen und Zittau überdauerte, wurde im Rahmen der Jubiläums feierlichkeiten zur 150. Wiederkehr des Beginns der Ingenieurausbil dung in Chemnitz/Karl-Marx-Stadt gewürdigt, indem der Gebäudekom plex der Fakultät für Maschinenin genieurwesen an der Reichenhainer Straße den Namen „Christian- Moritz-Rühlmann-Bau“ erhielt. Hier fand im Foyer auch seine Bü ste einen würdigen Platz. Darüber hinaus verleiht der Rektor jährlich für außerordentliche wissenschaftli che Leistungen den Christian- Mori tz-Rühlmann-Preis. In den ersten drei Jahrzehnten bil deten die allgemeinen Fächer noch einen bedeutenden Teil der Ausbildung. Erst in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts, als nach, der Gründung des Deutschen Reichs die Industrialisierung, begleitet von einer stürmischen Entwicklung von Wissenschaft und Technik, rasch voranschritt, gelang es dem interna tional anerkannten Fachmann des Textilmaschinenbaus, Prof. Eduard Theodor Böttcher, die unter seiner Leitung stehende „Königliche Hö here Gewerbschule“ zu einer rein technischen Bildungsanstalt zu pro filieren, wodurch sie bald zu einer der ersten ■ technischen Mittelschu len des damaligen Deutschen Rei ches aufrückte. In Würdigung sei ner Verdienste um die Schulentwick lung wurde dem Hauptgebäude un serer Universität an der Straße der Nationen am 2. Mai 1986, dem 150. Jahrestag der Eröffnung der „Königlichen Gewerbschule“, der Name „Eduard-Theodor-Böttcher- Bau“ verliehen. Im ersten Stock des Gebäudes, das unter Böttchers Di rektorat 1874 vom 1. Lehrer der Bauwissenschaften Prof. Emil Al win Gottschaldt nach dem von Sem per entworfenen Hauptgebäude der Eidgenössischen Technischen Hoch schule Zürich projektiert worden war, befinden sich heute die Lei- tung der Universität, die Zentrale Parteileitung, die Redaktion der „Wissenschaftlichen Zeitschrift“ und der „Universitätszeitung“ sowie das neue Traditionskabinett. Hier er hielt auch die Büste Eduard Theo dor Böttchers vor dem Senatssaal einen würdigen Standort. Darüber hinaus werden die hervorragenden Verdienste um die Entwicklung der Universität mit dem Eduard- Theodor-Böttcher-Preis geehrt. Ein weiterer bedeutender Wissenschaft ler und Lehrer, der von 1861 bis 1912 an unserer Vorläufereinrich tung wirkte, war Prof. Adolf Ferdi nand Weinhold. Es ist das Verdienst dieses hervorragenden Experimen talphysikers, daß die Chemnitzer technische Bildungseinrichtung als eine der ersten im damaligen Deutschland zu Beginn der acht ziger Jahre des vergangenen Jahr hunderts die Elektrotechnik als ge sondertes Lehrfach einführte. Wein holds Büste fand im neuen Sektions gebäude, das auch seinen Namen trägt und in dessen Räumen die Sek tionen Elektroingenieurwesen un tergebracht sind, Aufstellung. Außerdem zeichnet der Rektor die besten Arbeiten der jährlich im Rah men der FDJ-Studententage statt findenden Leistungsschau mit dem Adolf-Ferdinand-Weinhold-Preis aus. Als um die Jahrhundertwende der deutsche Imperialismus die wirtschaftliche Überlegenheit über die führenden europäischen Indu striestaaten Großbritannien und Frankreich zu erringen suchte und die technischen Mittelschulen Deutschlands immer stärker an Be deutung gewannen, hatte sich die Chemnitzer ..Königliche Höhere Ge werbschule“ zur führenden tech nischen Mittelschule Deutschlands entwickelt. Aus ihr waren Tausende von Ingenieuren für die deutsche In dustrie und zahlreiche namhafte Wissenschaftler hervorgegangen. Zu ihnen gehören u. a. Gustav Anton Zeuner, der sich bleibende Verdien ste um die Begründung der techni schen Thermodynamik erwarb, Carl Julius von Bach, der mit seinen Er kenntnissen die Elastizitäts- und Fe stigkeitslehre wesentlich berei cherte, Clemens Alexander Winkler, der als Entdecker des Elements Ger manium in die Geschichte einging, und der namhafte Architekt Max Littmann, die für ihre Schule hohe Ehre einlegten. Ihre Büsten fanden einen würdigen Platz im Foyer bzw. im Anbau des Hauptgebäudes. Auch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts prägten führende Vertreter ihres Faches die 1929 zur Staatlichen Akademie für Technik erhobene Chemnitzer Lehranstalt. Jedoch glitten Wissenschaft und Technik mehr und mehr in den Dienst des zutiefst reaktionären Re gimes, des Faschismus, der, die Er gebnisse von Wissenschaft und Tech nik mißbrauchend und deren hu manistische Bestimmung miß achtend, die Völker in den Abgrund des zweiten Weltkrieges stürzte. Als am 5. März 1945 auch große Teile der Chemnitzer Akademie in Schutt und Asche sanken, blieben nur noch die kläglichen Reste einer Bildungsstätte, deren einstmals schöpferischer Geist längst von im perialistischer Profitgier und faschi stischer Ideologie zu Boden getreten worden war. In den schweren Jahren des Neu beginns lag die demokratische Neu gestaltung der Ingenieurausbildung Unser Bild zeigt das rekonstruierte Hauptgebäude unserer Technischen Universität Karl-Marx-Stadt in der Straße der Nationen mit dem kulturhistorisch wertvollen Portal. Hier nahm im Jahre 1953 die Hochschule für Maschinenbau in den Räumen der früheren Akademie für Technik ihre verantwortungsvolle Tätigkeit auf. in Chemnitz in den Händen von Prof. Erich Körner, der seit 1910 an der Chemnitzer Akademie moderne Sprachen gelehrt und auch in den Jahren der faschistischen Barbarei seine demokratische Gesinnung be wahrt hatte. Auch galt es, neben der Bewältigung der schweren Hin terlassenschaft der zwölfjährigen Hitlerdiktatur, das bürgerliche Bil dungsprivileg zu brechen, jungen Menschen aus den Reihen der Werk tätigen die Voraussetzungen für ein Hochschulstudum zu vermitteln, die soziale Zusammensetzung der Stu dentenschaft entsprechend der so zialen Struktur der Gesellschaft zu verändern, die führende Rolle der Arbeiterklasse durchzusetzen und zu festigen und damit eine Bildungs stätte des Volkes zum Wohle des Volkes zu schaffen. Am 9. April 1947 erfolgte die feierliche Eröff nung der aus vier Ingenieurschulen bestehenden „Technischen Lehran stalten Chemnitz“, an der 450 Stu denten mit dieser neuen Zielstel lung ihr Studium aufnahmen. Für die Verwirklichung der Be schlüsse des III. Parteitages der SED zum Aufbau der Grundlagen des Sozialismus in der DDR be durfte es der verstärkten Heraus bildung vornehmlich der tech nischen Intelligenz. So beschloß der Ministerrat der DDR, ab September 1953 in Karl-Marx-Stadt eine Hoch schule für Maschinenbau zu schaf fen. Diese ehrenvolle, in der schwer zerstörten Stadt aber besonders komplizierte Aufgabe wurde Ober ingenieur August Schläfer übertra gen, der auch 1955 bis 1957 und 1957 bis 1959 der erste gewählte Rektor der Hochschule war. Im Gedenken seiner Verdienste um die Entwick lung dieser ersten Hochschule in Karl-Marx-Stadt verleiht der Rek tor den Professor-AuguSt-Schläfer- Preis für hervorragende Leistungen in Erziehung und Ausbildung. Der Aufschwung der Lehrstätte als Hochschule für Maschinanbau seit 1953 sowie die erfolgreiche Ent wicklung als Technische Hochschule seit 1963 bestätigen, welch fruchtba ren Boden die fortschrittlichen und humanistischen Leistungen auch der deutschen Wissenschaft in unse rem Staat gefunden haben. Die Entwicklung unserer Alma mater ist gleichsam ein Spiegelbild der kontinuierlichen Entwicklung unseres sozialistischen Staates. In Übereinstimmung mit den Erfor dernissen der wissenschaftlich- technischen Revolution entfalteten sich das Maschineningenieurwesen, das Elektroingenieurwesen, die Ma thematik, naturwissenschaftliche Fachrichtungen und gesellschafts wissenschaftliche Disziplinen, wie zum Beispiel die Wirtschaftswissen schaften und die Lehrerbildung. Der Erziehung und Ausbildung der Studenten zu hochqualifizierten, klassenbewußten Kadern der Volks wirtschaft stehen bewährte Hoch schullehrer und wissenschaftliche Mitarbeiter zur Verfügung. Die Aus bildung erfolgt in modern eingerich teten Labors, Technika, Seminarräu men und Hörsälen der acht Univer sitätsteile. Die höhere Qualität in Erziehung und Ausbildung wird garantiert durch • eine intensive gesellschafts wissenschaftliche Ausbildung, • die Vertiefung der Verbindun gen von FDJ-Studentenkollektiven zu Kollektiven junger Arbeiter bzw. Angehörigen der technischen Intel ligenz, * die weitere Vervollkommnung der praxisbezogenen Ausbildung, • die Bereitstellung von Prak tikumsplätzen in modernen Betrie ben der Praxispartner, • die weitere Modernisierung der materiell-technischen Basis für Lehre und Forschung, • die ständige Vervollkomm nung der Lehrinhalte und • die Entwicklung vielfältiger Möglichkeiten der kulturellen und sportlichen Betätigung. Die engere Gestaltung der Zu sammenarbeit mit den Kombinaten und Betrieben, aber vor allem die stärkere Einbeziehung der Studen ten in die Forschung, haben zur In tensivierung der wissenschaftlichen Arbeit beigetragen. Ein großer Teil der Forschungsleistungen der Uni versität wird mit Diplomanden, For schungsstudenten und Aspiranten erbracht, deren Diplomarbeiten bzw. Dissertationen sich vorrangig mit der Lösung von Praxisaufgaben befassen. Die hohe Wertschätzung, die die Leistungen der Angehörigen der Technischen Hochschule Karl- Marx-Stadt in Ausbildung, Erzie hung und Forschung durch den Be schluß des XI. Parteitages der SED, unserer Alma mater den Status Technische Universität zu verlei hen, erfuhren, der am 14. November 1986 im Rahmen des akademischen Festaktes Verwirklichung fand, ist zugleich Ansporn zu neuen, an spruchsvollen Aufgabenstellun gen. Vor allem gilt es, in enger Ko operation mit den Praxispartnern die interdisziplinäre Grundlagenfor schung zur rechnerintegrierten Fer tigung in der flexiblen automatisier ten Produktion des Jahres 2000 zu beschleunigen. Indem die Wissenschaftler, Stu denten, Arbeiter und Angestellten der Technischen Universität Karl- Marx-Stadt all ihr Können, Wissen und Wollen für die Erfüllung dieser Aufgaben einsetzen, tragen sie am wirksamsten zur Stärkung des So zialismus und damit zur Sicherung des Friedens bei. Dagmar Szöllösi, Sektion ML
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)