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Johannes R. Becher Weihnacht Es blüht der Winter im Geäst, und weiße Schleier fallen, Einsam erfriert ein Vogelnest Die Glocken widerhallen. Es neigt sich über uns der Raum, Darin auch wir uns neigen. Es glänzt der Kindheit Sternentraum. Ein Tränenstern blinkt hoch am Baum. Das Licht weint in den Zweigen. IEMSIE2EGS2OaE J. W. Goethe Weihnachten Bäume leuchtend, Bäume blendend, Überall das Süße spendend, In dem Glanze sich bewegend. Alt und junges Herz erregend — Solch ein Fest ist uns bescheret, Mancher Gaben Schmuck verehret; Staunend schaun wir auf und nieder, Hin und Her und immer wieder. Aber, Fürst, wenn dir’s begegnet, Und ein Abend so dich segnet, Daß als Lichter, daß als Flammen Vor dir glänzten allzusammen Alles, was du angerichtet, Alle, die sich dir verpflichtet; Mit erhöhten Geistesblicken Fühltest herrliches Entzücken. Grafik: Brucksch Heinrich Heine Dieheil’gen drei Könige Die heil’gen drei Könige aus Morgenland; sie trugen in jedem Städtchen: „Wo geht der Weg nach Bethlehem, ihr lieben Buben und Mädchen?“ Die Jungen und Alten, sie wußten es nicht, die Könige zogen weiter, sie folgten einem goldeneh Stern, der leuchtete lieblich und heiter. Der Stern bleibt stehn über Josephs Haus, da sind sie hineingegangen; das Öchslein brüllte, das Kindlein schrie, die heilgen drei Könige sangen. umEswEmeETg Johannes Bobrowski Weihnachtsgetier Ich hab eine Wut, sagt der Hahn, ich will mein Idyll. Lieber, sag ich, dann rett deinen Kamm, jetzt federn die Hühner. Ach, ich sing nur, sagt er, und ich in der Dämmerung früh geh um das Haus, um den Wald, der Dachs zieht seine Torkelspur. Und kein Schnee Nur die Eule mit Katzenlauten. Die Fichten feucht, auf den Nebeln zittert das Licht. Stroh werden wir streun. Die Stille sammlen unter das Dach, einmal die Fenster öffnen für einen Kerzentanz, Ochs und Esel beschenken, wir kennen da eine Geschichte, die ist wie wir — eine große Finsternis unter den Himmeln, darin die Winter fahren mit Flügeln rot, umglänzt von silbernen Stimmen. Allen unseren Lesern ein frohes Weihnachtsfest Für besinnliche Stunden Weihnachtsbescherung im Haus Buddenbrook 7 Im winterlichen Breitenbrunn. Fotos: Matschewsky Hanno war völlig verwirrt. Bald mit großen Atlasschleifen geziert. lin, 1974) Der „Reise-Marathon" geht in der nächsten Ausgabe weiter! der 'Überfluß des Glücks,' in dem mit massiven Marzipanbroten, die man. undankbar gegen das einzelne, innen naß waren vor Frische, in lan- hin und her, plauderte und lachte, indem man einander die Geschenke zeigte und die des anderen bewun derte. Es gab da Gegenstände aus allen Stoffen: aus Porzellan, aus Nik kei, aus Silber, aus Gold, aus Holz, Seide und Tuch. Große, mit Mandeln und Sukkade symmetrisch besetzte Braune Küchen lagen abwechselnd und wann besuchte man den Johann, legte den Arm um Matrosenkragen und nahm Er wandte sich dem Theater zu. Das Harmonium, war ein überwäl tigender Traum, aber er hatte doch fürs erste noch keine Zeit, sich nä her damit, zu beschäftigen. Es .war Dann kleinen seinen schenken aufblicken ... Hanno um- von seinem Platz aufz’usehen. Man armte seine Großmutter, die ihn stand an- der Täfel oder ging daran zärtlich an sich preßte und ihn dann verließ, um die Danksagungen der anderen entgegenzunehmen. Hände nicht aufheben, sondern im mer nur so peu ä peu die Finger wechseln ..." i Wachslichtern es brannten die den Wänden her brannten die dik- den vergoldeten Oldies von Büttner und Würdemann kästen, hinter dem breit und ma jestätisch in Rot und Gold der Vor hang emporrollte. Auf der Bühne war die Dekoration des letzten Fide lio-Aktes aufgestellt. Die armen Ge fangenen falteten die Hände. Don Pi zarro. mit gewaltig gepufften Är meln, verharrte irgendwo in fürch terlicher Attitüde. Und von hinten Jetzt gingen Mamsell Severin und das Folgmädchen mit Tee und Bis kuits umher, und während Hanno eintauchte, fand er ein wenig Muße, blick alles übrige über einem Fe derhalter, an dem sich irgendwo ein winziges Glaskörnchen befand, das man nur vors Auge zu halten brauchte, um wie durch Zauberspiel eine weite Schweizerlandschaft vor sich zu sehen ... Kandelabern in allen vier Winkeln. Große Gegenstände, Geschenke, die auf der Tafel nicht Platz hatten, standen nebeneinander auf dem Fußboden. Kleinere Tische, eben falls weiß gedeckt, mit Gaben be legt und mit brennenden Bäumchen geschmückt," befanden sich zu den Seiten der beiden Türen: Das waren die Bescherungen der Dienstboten und Hausarmen. „Donnerwetter, das ist drollig!“ sagte er, indem er den Vorhang auf- und niederzog und einen Schritt zu rücktrat, um das szenische Bild zu betrachten. „Hast du dir das ge wünscht? — So, das hast du dir also gewünscht“, sagte er plötzlich, nach dem er eine Weile mit sonderbarem Ernst und voll unruhiger Gedanken seine Augen hatte wandern lassen. „Warum? Wie kommst du auf den Waagerecht: 1. streng abgeschl. Gruppe innerhalb eines Gesellschaft, 4. 'Männername, 7. Charaktereigenschaft, 8. unecht, 9. Literaturhistoriker (Franz Grillparzer), 10. Hinweis, 12. Stadt in Nordungam, 15. chronikar tiger Versroman, 17. griech. Buchstabe, 18. Schachend stellung, 20. ind. Gott, 23. pol. Halbinsel, 25. Ruhe möbel, 26. Tafelgemälde, 27. Riesenschlange, 28. Stock- werk, 29. Menschengruppe, die sich durch rechtl. und pol. Stellung von anderen Gruppen unterscheidet. Senkrecht: 1. Band aus beweglichen Gliedern, 2. Arz neimittel, 3. Titel moh. Stammeshäuptlinge, 4. Staats haushalt, 5. Bienenzüchter, 6. Männername, 11. Gestalt aus „Die Feldermaus“, 13. Teil der Ind. Union, 14. Farbe, 15. Trinkstube, 16. Stadt an der Donau, 18. Rückstand bei der Käseherstellung, 19. Motto, Leitge danke, 21. Schweizer Höhenkurort, 22. Tageszeit, 23. griech. Göttin, 24. Formation des Erdaltertums. Es war ein Harmonium, ein klei nes, hübsches Harmonium, braun po liert, mit Metallgriffen an beiden Seiten, bunten Tretbälgen und einem zierlichen Drehsessel. Hanno griff einen Akkord ... ein sanfter Orgelklang löste sich los und ließ die Umstehenden von ihren Ge halten seine Augen das ein Theater. i auf dem Ti so extremer seine Geschenke mit der ironisch übertriebenen Bewunderung in Au genschein, mit der man die Herrlich keiten der Kinder zu bestaunen pflegt. Nur Onkel Christian wußte nichts von diesem Erwachsenenhoch mut, und seine Freude an dem Pup pentheater, als er, einen Brillantring am Finger, den er von seiner Mutter beschert bekommen hatte, an Hannos Platz vorüberschlenderte, unter schied sich gar nicht von der seines Neffen. Singend, geblendet und dem alt vertrauten Raume ganz entfremdet, umschritt man einmal den Saal, de filierte an der Krippe vorbei, in der ein wächsernes Jesuskind das Kreuzeszeichen zu machen schien, und blieb dann, nachdem man Blick für die einzelnen Gegenstände be kommen hatte, verstummend an sei nem Platze stehen. „Komm her. Kind, und sieh dir dies an“, sagte die Konsulin und öff nete den Deckel. „Ich weiß, du spielst gern Choräle ... Herr Pfühl wird dir die nötigen Abweisungen geben ... Man muß immer treten von brennenden erstrahlten. Und Gasarme, die aus i vorkamen, und es 1 ken Kerzen auf Auflösung vom vorigen Rätsel Waagerecht: 1. Gäbel, 5. Saar, 6. Riff, 8. Seine, 9. Haß» 11. Assam, 14. Rose, 15. atü, 16. IUfer, 19. Gras, 21. Terek, 23. Gerda, 24, Regen, 25. Emir, 26. Lira, 27. Knabe. Senkrecht: 1. Gasse, 2. Ares, 3. Erna, 4. Liess, 5. Silo, 7. Frau, 9. Braut, 10. Aster, 12. starr, 13. Mensa, 17. Fete, 18. Rerik; 19. Genie. 20. Adda, 22, Kem, 23. gelb. . Und dann erhob sich die Konsu lin. Sie ergriff die Hand ihres En kels Johann und die ihrer Urenke lin Elisabeth und schritt durch das Zimmer. Die alten Herrschaften schlossen sich an, die jüngeren folg ten, in der Säulenhalle gesellten sich die Dienstboten und Hausar men hinzu, und während alles ein mütig „O Tannenbaum“ anstimmte und Onkel Christian vorn die Kin der zum Lachen brachte, indem er beim Marschieren die Beine hob wie ein Hampelmann und alberner weise „O Tantebaum“ sang, zog man mit geblendeten Augen und einem Lächeln auf dem Gesicht durch die weitgeöffnete hohe Flü geltür direkt in den Himmel hinein. Der ganze Saal, erfüllt von dem Dufte angesengter Tannenzweige, leuchtete und glitzerte von unzähli gen kleinen Flammen, und das Him melblau der Tapete mit ihren wei ßen Götterstatuen ließ den großen Raum noch heller erscheinen. Die Flämmchen der Kerzen, die dort hinten zwischen den dunkelrot ver hängten Fenstern den gewaltigen Tannenbaum bedeckten, welcher, ge schmückt mit Silberflittern und gro ßen, weißen Lilien, einen schim mernden Engel an seiner Spitze und ein plastisches Krippenarrangement zu seinen Füßen, fast bis zur Decke emporragte, flimmerten in der all gemeinen Lichtflut wie Sterne. Denn auf der weißgedeckten Tafel, die sich lang und-breit, mit den Ge schenken beladen, von den Fenstern fast bis zur Türe zog, setzte sich eine Reihe kleiner, mit Konfekt be- hängter Bäume fort, die ebenfalls nach dem Eintritt fieberhaft suchenden Theater erblickt . . das, wie es dort oben sehe prangte, von ... manchmal schwächer und Dinge, die Schreibutensilien und manchmal stärker .. und dann die Schulhefte und vergaß einen Augen- nahte im Geschwindschritt und ganz in schwarzem Sammet der Minister, um alles zum besten zu kehren. Es war wie im Stadttheater und beinahe noch schöner. In Han nos Ohren widerhallte der Jubel chor, das Finale, und er setzte sich vor das Harmonium, um ein Stück chen daraus, das er behalten, zum Erklingen zu bringen ... Aber er stand wieder auf, um das Buch zur Hand zu nehmen, das erwünschte Buch der griechischen Mythologie, das ganz rot gebunden war und eine goldene Pallas Athene auf dem Dek- kel trug. Er aß von seinem Teller mit Konfekt. Marzipan und Brau nen Kuchen, musterte die kleineren alles nur flüchtig berührt, um erst ger Reihe auf dem Tische. Diejenigen Gedanken? Bist du schon mal im einmal das Ganze übersehen zu ler- Geschenke, die Frau Permaneder an- Theater gewesen?.. nen ... Oh, ein Souffleurkasten war gefertigt oder dekoriert hatte, ein da, ein muschelförmiger Souffleur-, . Arbeitsbeutel, ein Untersatz für (Aus: Thomas Mann, „Budden- Blattpflanzen, ein Fußkissen, waren brooks“, Verlag Neues Leben Ber- Größe und Breite erschien, wie er es sich vorzustellen niemals erkühnt hatte. Aber sein Platz hatte gewech selt. er befand sich an einer der vor jährigen entgegengesetzten Stelle, und dies bewirkte, daß Hanno in sei ner Verblüffung ernstlich daran zweifelte, ob dieses fabelhafte Thea ter für ihn bestimmt sei. Hinzu kam. daß zu den Füßen der Bühne auf dem Boden, etwas Großes. Frem des aufgestellt war. etwas, was nicht auf seinem Wunschzettel ge standen hatte, ein Möbel, ein kom modenartiger Gegenstand ... war es ifür ihn?