Suche löschen...
Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1989
- Erscheinungsdatum
- 1989
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- A 812
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770835423-198900004
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770835423-19890000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770835423-19890000
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Projekt: Bestände der Universitätsbibliothek Chemnitz
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1989
-
- Ausgabe Nr. 1, Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, Februar 1
- Ausgabe Nr. 4, Februar 1
- Ausgabe Nr. 5, März 1
- Ausgabe Nr. 6, März 1
- Ausgabe Nr. 7, April 1
- Ausgabe Nr. 8, April 1
- Ausgabe Nr. 9, Mai 1
- Ausgabe Nr. 10, Mai 1
- Ausgabe Nr. 11, Juni 1
- Ausgabe Nr. 12, Juni 1
- Ausgabe Nr. 13, Juli 1
- Ausgabe Nr. 14, August 1
- Ausgabe Nr. 15/16, August 1
- Ausgabe Nr. 17, September 1
- Ausgabe Nr. 18, September 1
- Ausgabe Nr. 19, Oktober 1
- Ausgabe Nr. 20, Oktober 1
- Ausgabe Nr. 21, November 1
- Ausgabe Nr. 22, November 1
- Ausgabe Nr. 23/24, Dezember 1
-
Band
Band 1989
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Auszeichnung für Genossen Dr. Leistner, Sektion FPM. Die Vertreter aller Universitätsangehörigen verfolgen aufmerksam Referat und Diskussion. 20. Konzil der Technischen Universität Karl-Marx-Stadt Wissenschaft, Produktion und Bildungsvorlauf - Ergebnisse und weitere Aufgaben bei der Gestaltung einer modernen Ausbildung Aus dem Referat des Rektors der Technischen Universität Karl-Marx-Stadt, Genossen Prof. Dr. sc. techn. Friedmar Erfurt Magnifizenz Prof. Dr. Friedmar Er furt während des Referates. Aufgabe unseres heutigen Konzils soll es sein, die bisherigen Ergebnisse bei der Umsetzung des Beschlusses des Politbüros des ZK der SED „Kon zeption zur weiteren Gestaltung der Aus- und Weiterbildung der Inge nieure und Ökonomen in der DDR“ vom 28. Juni 1983 einzuschätzen und Schlußfolgerungen für die Zukunft zu ziehen. Das heißt, wir müssen Antwort auf folgende Fragen geben: Wo stehen wir? Was ist erreicht? Was ist künftig zu tun? Ich möchte meine Ausführungen einordnen in die Auseinandersetzun gen, die sich in der Politik und spe ziell in Wissenschaft und Technik weltweit vollziehen. Dies wird deut lich, wenn wir die 6 Jahre, die seit der Veröffentlichung dieses Politbü robeschlusses vergangen sind, zu rückverfolgen. Gleichzeitig werden wir ein weiteres Mal feststellen kön nen, wie außerordentlich weitsichtig dieser Beschluß war und ist. Was hat sich seit dem Sommer 1983 getan? Ich möchte nur darauf ver weisen, daß damals Begriffe wie Hochtemperatursupraleitung, CIM usw. unbekannt waren. Selbst CAD/ CAM war noch eine Angelegenheit von Insidern. Führen wir uns den Stand der Mikroelektronik vor Au gen, dann sehen wir, wie wir voran gekommen sind. Wir stellen fest, daß diese" technische Entwicklung eingebettet ist in eine stürmische Entwicklung der gesamten Gesellschaft. Wir erleben gegenwär tig in den sozialistischen Ländern ein intensives Ringen um neue Wege zur beschleunigten Entwicklung des So zialismus. Wir alle wünschen unse ren sowjetischen Freunden und Ge nossen, daß es ihnen gelingt, die so zialökonomische Entwicklung des Landes voranzubringen und andere, nicht einfache Probleme zu lösen. Wir verfolgen mit gewisser Sorge die Ent wicklung in anderen sozialistischen Ländern, sind aber überzeugt, daß anstehende gesellschaftliche Verände rungen in unserem Sinne bewältigt werden. Es erfüllt uns- angesichts dieser Si tuation mit Freude und Zuversicht, daß in unserem Land eine Politik verwirklicht wird, die sich in der Ein heit von Kontinuität und Erneue rung vollzieht und die auf die Ein heit von ökonomischer und sozialer Entwicklung orientiert. Dank dieser erfolgreichen Politik — und das be wiesen die Kommunalwahlen an- 7. Mai, aber auch manche Stimme aus dem westlichen Ausland — herrscht bei uns Stabilität, die notwendig ist, um die Unantastbarkeit unserer Ar- beiter-und-Bauern-Macht zu gewähr leisten an der sensiblen Grenze zwi schen Sozialismus und Imperialismus, um unabsehbare Entwicklungen nicht zuzulassen. Wir stellen auch fest, daß sich Wis senschaft und Technik gegenwärtig in einer Weise entwickeln, die es dem Kapitalismus erlaubt, aus der erfolg reichen Bewältigung der wissen schaftlich-technischen Revolution neue Kräfte zu ziehen. Und es ist festzuhalten, daß die Probleme der Entwicklungsländer zugenommen haben, was unter anderem zur Folge hat, daß in einigen diesen Ländern religiös-restaurative Kräfte an Ein fluß gewinnen und geistiges Mittel- alter sich ausbreitet. Geistiges und politisches Mittelalter ist aber- auch die Erpressungspolitik, die die USA gegenüber Nikaragua und Panama anwenden und ihre anmaßende Hal tung in der Frage der Menschenrech te. Anmaßend deshalb, weil sich die USA weltweit in Sachen Menschen rechte zum Schiedsrichter ernennen, aber im eigenen Land, grundlegende Menschenrechte, wie das Recht auf Arbeit, einfach negieren. In diesem Zuasmmenhang kann ich dem BRD-Philosophen Jürgen Mittelstraße nur zustimmen, wenn er sagt, daß die wissenschaftliche und technische Welt in das 21. Jahrhun dert stürmen, sich aber die morali sche und politische Welt am 19. Jahr hundert festhälten. Und deshalb ist ein bleibendes Ver dienst des Sozialismus und persön lich des Genossen Michail Gorba tschow, in dieser Situation mit einer Entspannungsoffensive ohne gleichen der Welt neue Hoffnung gegeben zu haben. Und wir alle sind stolz, daß sich die Regierung unseres Landes in diesen Entspannungsprozeß mit gro ßem Engagement eingeschaltet hat. Und wir sind erfreut, daß es in der westlichen Welt einflußreiche Kräfte gibt, die sich dieser Entwicklung an schließen. Aber entscheidend ist und bleibt in der Systemauseinandersetzung was bereits Lenin festgestellt hat: Über den Sieg des Sozialismus entscheidet letztlich die Steigerung der Arbeits produktivität. Wie diese Aufgabe zu lösen ist, da für hat der XI. Parteitag der SED die Maßstäbe gesetzt und die Orientie rungen gegeben. Dieser Parteitag hat die Verbindung von Wissenschaft und Produktion in den Mittelpunkt ge rückt. Ehe ich aber zur Rolle des Hochschulwesens im Bündnis Wis senschaft und Produktion komme, möchte ich zwei Gedanken voranstel len: Bei der Eröffnung des Partei lehrjahres * im Bezirk Karl-Marx- Stadt im Oktober 1988 sagte Genosse Siegfried Lorenz, daß wir in der DDR die Strukturpolitik in erster Linie über die Investpolitik verwirklichen. Und Genosse Felix Maier, Minister für Elektrotechnik/Elektronik, stellte anläßlich der Eröffnung eines Bauele mentesymposiums in Frankfurt/Oder fest, daß sich die 14 Mrd. Mark In vestitionen für die Mikroelektronik auszuzahlen beginnen. Dies äußert sich unter anderem darin, daß wir auf der Basis eigener Schaltkreise bei Fotoapparaten und anderen Konsum gütern exportfähig geblieben sind. Darauf komme ich noch zurück. Wie ich sagte, hat der XI, Parteitag das Bündnis Wissenschaft und Pro duktion in den Mittelpunkt gerückt, gleichzeitig aber keinen Zweifel an der ausschlaggebenden Rolle der Werktätigen gelassen. Die Menschen sind letztlich entscheidend. Aus ak tuellem Anlaß — Sie wissen von sei nem kürzlich stattgefundenen Besuch an unserer Universität — zitiere ich Bundesforschungsminister Dr. Heinz Riesenhuber, der am 25. Mai auf einer Veranstaltung in der Ständigen Vertretung in Berlin sagte, daß für die Entwicklung von Wissenschaft und Technik weniger Geld und Aus rüstungen notwendig sind, sondern in allererster Linie begeistert arbei tende Wissenschaftler. Dem kann man aus unserer Sicht weitgehend zustimmen! Auch die Auffassung des BRD-Mi- nisters Möllemann zur Abwanderung von Wissenschaftlern aus der BRD ist durchaus interessant. Er stellte fest, daß es sich die BRD als rohstoffarmes Land nicht leisten kann, daß seine besten Köpfe Weggehen. Diese Gedanken machen deutlich, welchen Stellenwert wir hochqualifi zierten Kadern zumessen müssen und sie werfen Fragen auf, wie es mit der Bereitstelung solcher Kader in unse rem Land steht. Betrachten wir die Anzahl der nach modernen Studienplänen ausgebilde ten Absolventen, dann bietet sich fol gendes Bild: Auf je 10 000 Beschäftig ¬ te entfallen in. den USA und in der BRD 9, in Japan 13 und bei uns 20 modern ausgebildete Ingenieure. Ge hen wir vom gesamten Bestand an Ingenieuren aus, beziehen also auch solche, die nach älteren Studienplä nen ausgebildet wurden, mit ein, ■ dann haben wir im Vergleich mit Ja pan die 2,2fache, mit der BRD die 3fache und mit den USA die 4fache Anzahl von Ingenieuren. Wir haben also genügend Ingenieure. Der Ein satz von Absolventen kann also nicht mehr im Sinne der extensiven Erwei terung erfolgen, sondern als Ersatz von Kadern, die aus dem Berufsleben ausscheiden. Die erfolgreiche Entwicklung der Mikroelektronik hat bewiesen, daß unsere Ingenieure leistungsfähig sind. Und auch der genannte Politbürobe schluß wurde nicht gefaßt, weil unse re Ausbildung etwa schlecht war, sondern, um sie auf neue, höhere An forderungen einzustellen. Alles das wirft die Frage auf: Wie soll der Absolvent aussehen, der un sere Universität verläßt? Interessant im Hinblick auf die Antwort auf die se Frage ist eine Einschätzung der 'Arbeitsgruppe Wissenschaft und Technik der SED-Stadtleitung zur Wirksamkeit von Absolventen der TU Karl-Marx-Stadt. Diese Einschät zung, die kürzlich auf der Tagesord nung des Gesellschaftlichen Rates un serer Universität stand,, sagt zur Ein arbeitung der Absolventen: Werden an unsere Absolventen Anforderun gen gestellt, wie sie aus Mikroelek tronik oder der modernsten Rechen technik resultieren, dann sind sie älteren, vorhandenen Fachleuten deutlich überlegen und können mehr als diese. Aber es wurde auch gesagt: Wenn diese Absolventen in langjäh rig bestehende Kollektive kommen und das gleiche machen wie ihre' Kollegen, dann brauchen sie eine Ein arbeitungszeit von 3 bis 5 Jahren. Ich stehe auf dem Standpunkt, daß diese kritisch geäußerte Meinung ein hohes Lob für unsere Universität ist. Und ich möchte hier die These ver treten, daß wir auch beim Einsatz der Kader die Strukturpolitik über die Investpolitik realisieren müssen. Das heißt, bei den Absolventen der TU ist ein außerordentlich hoher Leistungs anspruch durchzusetzen, der Qualität ist vor der Quantität der Vorzug zu geben — obwohl wir letzlich die Absolventenbilanz zu erfüllen haben. Damit trete ich nicht für eine Ex matrikulationspolitik ein. Der Mensch steht im Mittelpunkt, vor al lem aber die moralischen Qualitäten der Studenten. Ein Student, der nach drei Jahren Armee Probleme hat, den Anschluß zu finden, der kann unser aller Hilfe und des vorsichtigen Um gangs mit Exmatrikulationen sicher sein. Aber bei einem, der nicht will, der dann am Ende auch in der Praxis nicht will, sollten hohe Ansprüche geltend gemacht werden. Wir sollten bei der Ausbildung un serer Studenten stets davon ausge hen, daß wissenschaftliche Erkennt nisse stets aus der Forschung heraus zu vermitteln sind und daß — wie Ge nosse Erich Honecker vor anderthalb Jahren in seiner Rede vor den 1. Kreissekretären sagte — der für uns typische Weg der Überführung wis- senschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis über die Person des Absolven ten führt. Wenn ich von der Qualität unserer Absolventen gesprochen habe, dann meine ich das auch in politischer Hin sicht. Wir alle wissen, daß Wissen schaft und Technik in der Praxis oft unter komplizierten Umständen um- gesetzt werden müssen, wozu fach liches Können und politische Stand haftigkeit notwendig sind. Wir dür fen dabei auch nicht vergessen, daß der Klassengegner mit allen verfüg baren Mitteln stört und auch, daß wir uns manchmal leider selber stören. Es ist das vorhandene große Poten tial von Ingenieuren und Ökonomen, das es uns ermöglicht, in der Aus bildung unserer Studenten neue, küh ne Wege zu gehen. Es ist nicht unser Ziel, zu 14 bereits in einem Betrieb tätigen Absolventen einen 15ten von gleicher Couleur zu stellen, sondern einen Absolventen, der ein Spezialist und entsprechend dem Höchst stand der Wissenschaft ausgebildet ist. Wo stehen wir bei der Umsetzung dieser Ansprüche? Wir stellen fest, daß wir in einer Reihe von Erprobungsfachrichtungen erfolgreich neue Studienpläne einge führt haben. Die ersten Absolventen dieser Fachrichtungeri haben ihr Stu dium beendet, einige von ihnen ar beiten daran, postgradual ihr Diplom zu erwerben. Das betrifft die Ange wandte Mechanik und die Informa tik. Im Elektroingenieurwesen sind neue Studienpläne seit September vorigen Jahres wirksam. Und im Ma schineningenieurwesen und in den Wirtschaftswissenschaften stehen wir unmittelbar vor der Einführung neuer Studienpläne. Ich kann insgesamt einschätzen: Es ist eine gute Arbeit geleistet worden. Ich möchte meinen Dank aussprechen an die Genossen und Kollegen, die in Beiräten und Fakultäten eine anspruchsvolle und verantwortungsvolle Arbeit geleistet haben. Mein besonderer Dank gilt den Dekanen Prof. Dr. Peter-Klaus Budig und Prof. Dr. Achim Wolf. Dennoch möchte ich auf einige Pro bleme eingehen, die heute sichtbar sind. Ich gehe davon aus, daß wir alle in einem Prozeß mitwirken, der mit der Einführung neuer Studienpläne im Herbst nicht abgeschlossen ist, sondern erst beginnt. Darauf sollten wir uns einstellen. Wir können sagen, daß in der Fa- kultät EIW die Ausbildung sehr ordentlich angelaufen ist. Festzustel- len ist, daß der Student, der nach neuen Plänen studiert,, diesen Um stand keineswegs als etwas Besonde res empfindet. Er studiert das erste Mal und auch das einzige Mal. Auch haben wir mit den Studenten die üblichen Probleme, wir haben sehr gute, ein breites Mittelfeld und wir haben eine Reihe schwache. Die Wirksamkeit neuer Studienpläne kann erst über einen längeren Zeit raum festgestellt werden. Ich möchte aber dennoch, nachdem die Studien pläne für das EIW vollständig vor liegen, eine kritische Bemerkung ma chen: In einigen Fachrichtungen wächst die Anzahl der Prüfungen über die vom Minister genehmigte Anzahl. Das werde ich nicht bestäti gen, denn ich deute diesen Sachver halt als Ausdrude dessen, daß jeder sein Fachgebiet bei der Gestaltung der neuen Studienpläne gewahrt hat und nun auch geprüft haben möchte. Ich stelle die Forderung, kleinere Fachgebiete zusammen in Komplex prüfungen zu prüfen, weil sich eine solche Herangehensweise bewährt hat und zum gemeinsamen Gespräch der Lehrkräfte zwingt. Wesentlich problematischer stellt sich die Lage für mich im MIW dar. Wir bilden nach den vorliegenden Erkenntnissen künftig die Studenten nach den Empfehlungen mehrerer Beiräte aus, so nach Empfehlungen des Beirates für Maschineningenieur wesen, des Verfahrensingenieurwe sens, des Energieingenieurwesens und auch noch des Werkstoffinge- nieurwesens. Angesichts so Vieler Wesen laufen wir Gefahr, das We sentliche aus den Augen zu verlieren. Das Resultat sind — soweit wir die Übersicht haben — Studienpläne, die stark zersplittert sind, die so gestaltet sind, daß die Studienökonomie ge fährdet ist. Ich ziehe die Schlußfol gerung, daß die 5 Sektionsdirektoren, die Fachrichtungen mit neuen Stu dienplänen leiten, die Vorschläge der Beiräte und Fakultäten konkret um setzen und am 26. 6.1989 ihre Stu dienpläne vor dem Rektor verteidi gen. Ziel ist es, das Delta auszuweisen, den Fortschritt gegenüber den alten Studienplänen, aber auch die gestie gene Studienökonomie. Wie ich bereits feststellte, stehen wir alle mitten im Prozeß der Ein führung neuer Studienpläne. Worauf kommt es dabei an? Es kommt vor allem auf Inhalte an, nicht auf Stunden. Wir brauchen In halte, die aus den Anforderungscha rakteristiken der Zukunft abgeleitet sind, nicht aus den Charakteristiken von heute. Diese Forderung steht ein fach deshalb, weil morgen das Heu te gestern ist. Weiterhin kommt es auf eine solide Vermittlung der Grundlagendiszipli nen an. Und wenn wir übereinstim mend neue Anforderungen in den Grundlagengebieten • stellen, dann müssen wir entscheiden, was als Ballast abgeworfen werden- muß. Wenn ich von meinem Gebiet spre chen darf, dann haben wir bereits vor längerer Zeit die grafischen Ver fahren aus dem Studienplan gestri chen. Das haben wir getan, weil wir der Auffassung sind, daß heute über all ein Computer verfügbar ist. Sollte es doch noch einen Betrieb geben, wo das anders ist, dann muß man sich aus Büchern die grafischen Verfahren aneignen, nicht umgekehrt. Ich möchte auch deutlich ausspre chen, wogegen ich bin: Ich bin gegen eine Skalierung der Lehrveranstal tungen. Ich meine damit eine maß stabsgerechte Verkleinerung, bis wir unter die kritische Stundenzahl kommen, unterhalb der aus einer Wissenschaft eine Kunde wird, ein Erzählfach ohne echtes Vermögen, ohne Ausprägung von Fertigkeiten. Das heißt, den Mut zur Lücke auf bringen. Ich bin gegen „Hausmacher-Wis senschaften“. Ich bin gegen Auffas sungen der Sektionen, die Mathema tik- oder die Physikausbildung kön nen wir für die bei uns immatriku lierten Studenten besser selber ma chen, verbinden wir doch so die Grundlagenausbildung mit der Moti vation für das eigene Fachgebiet. Es entspricht dem geistigen Anspruch einer Universität, daß Mathematik bei Mathematikern, Physik bei Phy sikern und Informatik bei Informati kern gehört wird. Ich bin gegen Ma thematik für Textilmaschinenkon strukteure oder -technologen, .weil wir dann bald bei einer Mathematik für Handwerker angelangt sind. Die sem Gedanken widerspricht nicht, wenn wir aus technischen Gründen Praktika in die Sektionen verlagern müssen. Die Verantwortung bleibt auch dann bei den Sektionen, die die se Lehrgebiete verantwortlich führen. Als wichtig erachte ich ebenfalls die Auseinandersetzung mit der Sprache eines Fachgebietes. Einmal ist dies echter Ausdruck einer Uni versitätsbildung, abet auch eine Grundlage für interdisziplinäre Zu sammenarbeit. Und wenn es uns um eine gediegene und universelle Grundlagenausbil dung geht, dann stehe ich auf folgen dem Standpunkt: Mangelnde Stu dienleistungen haben weniger ihre Ursachen in der unzureichenden Mo tivierung durch den Lesenden, son dern in der Haltung der immatriku lierenden Sektionen gegenüber der Theorie. Eine Haltung wie: „Über stehe erstmal Mathe und Physik, dann hast du es geschafft“, halte ich für gefährlich im Hinblick auf hohe Anforderungen. Ohne mich über die kollektive Weisheit der Fakultäten stellen zu wollen, möchte ich einige Bemerkun gen zu den Ausbildungsinhaltfen ma- dien. Zur Mathematikausbildung vertrete ich den Standpunkt, daß sie nicht mehr nur die mathematischen Mittel zur Beschreibung physikali scher Phänomene bereitstellen muß, sondern auch jene, die zur Beschrei bung von Systemen notwendig sind Die Entwicklung komplexer techni scher Systeme verlangt diese Neuge staltung der Ausbildung der Maschi neningenieure. Und gelehrt werden sollten diese neuen Disziplinen, wo die besten Voraussetzungen dafür da sind. Nach meiner Kenntnis sind sie heute in bezug auf die Systemtheo rie in der Sektion Automatisierungs technik vorhanden. Zur Fachausbildung vertrete ich den schon dargelegten Standpunkt, daß proportionale Verkleinerungen, die eine Wissenschaft zum beschrei benden Fach degradieren, unzulässig sind. Angesichts der Notwendigkeit zu Kürzungen und Einschränkungen orientieren wir entschlossen auf neue Wege, die im exemplarischen Trai ning und der Anwendung des Grund- lagenwissens zu sehen sind. Wir sollten dazu übergehen, im Fachstudium große Fachkomplexe zu schaffen. Das ist eine Erkenntnis un serer Arbeit mit den Erprobungsfach richtungen. Wir müssen die Anzahl der Fächer reduzieren, um in gro ßen Komplexen die Möglichkeit zu haben, die Lehre an die dynamische Entwicklung von Wissenschaft und Technik anzupassen. Und wir sollten in den letzten Se mestern die Stundenzahl drastisch senken, um Platz zu schaffen für die selbständige wissenschaftliche Arbeit, für die Einbeziehung in die For schung. Es ist meine Überzeugung, daß ein Projekt, das ein Student von Anfang bis Ende bearbeitet, wertvol ler ist, als der Besuch eines Dutzends von Lehrveranstaltungen. Ich bin auch der Meinung, daß wir den Grundsatz, geprüft wird nur, was gelehrt wurde, aüfgeben müssen. Wir müssen die selbständige Wis sensaneignung fordern. Sie haben meine volle Unterstützung, wenn Sie das in einer Prüfung verwirklichen. Ich möchte auf die Problematik der individuellen Studienpläne eingehen. Der Minister hat dazu im- März vor den Rektoren ausgeführt, daß wir uns Von individuellen Studienplänen herkömmlicher Form verabschieden müssen. Ein individueller Studien plan muß sich gravierend vom nor malen Studienplan unterscheiden. Die einzige Bedingung für die Gestaltung ist, daß die Vergabe der Berufsbe zeichnung laut Nomenklatur noch möglich ist. Wir warten auf Anträge der Hochschullehrer, eine solche Aus bildung durchzuführen. Wenig zeitge mäß erscheint mir angesichts dieser Möglichkeiten der Streit um diese oder jene Vertiefungsrichtung. Fas sen wir lieber ins Auge, daß eine ganze Seminargruppe nach einem individuellen Studienplan studieren kann. Wir werden dies demnächst mit einer Spezialklasse des Halbleiter werkes Frankfurt/Oder verwirkli chen. Gemeinsam mit dem Delegie rungsbetrieb werden wir für diese Gruppe eine Ausbildung durchfüh ren, die genau auf die Belange des Halbleiterwerkes zugeschnitten sein wird. Diese Form der Bestenförderung stützt sich auf das Modulkonzept der Lehrveranstaltungen, aber auch auf die Betreuung von Studenten in klei nen Kollektiven. Sie ist ökonomisch aber nur sinnvoll, wenn sie von vorn herein mit dem Blick auf den künfti gen Einsatz durchgeführt wird, so zusagen in „Tateinheit“ mit der Ab solventenvermittlung. Das heißt, die Hochschullehrer müssen sich mit dem künftigen Betrieb ihrer Absolventen über die Studieninhalte verständigen. Hier sind Aktivitäten und Ideen ge fragt. Eine besondere Form der Besten förderung wird in den kommenden Jahren die Weiterführung der Mei sterklassen sein. Wir verstehen diese vor allem als Schulen der interdiszi plinären Arbeit. Dabei müssen wir in Kauf nehmen, daß noch kein einheit liches Objekt für die Arbeit der Mei sterklasse zur Verfügung steht. Die Objektorientierung der Meisterklasse ist ein unverzichtbares Element, setz aber voraus, daß es gemeinsame For schungsobjekte der betreuenden Mei ster gibt. Und dort liegt im Moment das Problem. Abschließend möchte ich daran er innern, daß die Schüler der Spezial schule „Hans Beimier“ zur Zeit das Abitur machen. Diese Schule wurde vor vier Jahren mit unserer und der Unterstützung des Fritz-Heckert- Kombinates eingerichtet. Als ich vor wenigen Tagen gemeinsam mit dem Bezirksschulrat, Genossen Leicht, diese Schule besuchte, konnte ich er freut feststellen, daß uns 1990 — zu vor gehen die Spezialschüler ein Jahr zur Armee — 20 von 29 der heutigen Abiturienten zuwachsen. Es sind außerordentliche Spitzenkräfte. Das bewies unsere Bezirksdelegation, die fast nur aus Spezialshülern bestand und bei der Mathematikolympiade der DDR um Längen siegte. Das be weisen internationale Erfolge der Spezialschüler. Hier wachsen uns Spitzenkönner ins Haus, und es ist ein besonders hoher Anspruch an uns, diese Spitzenkräfte bei uns so zu fördern, daß sie ihren erfolgreichen wissenschaftlichen Weg fortsetzen. Natürlich gilt auch hier der Grund satz: Fordern ist die beste Förderung! Ich werde diese Aufgabe unter meine Kontrolle nehmen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)