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398 einzeln und partienweise gegen sofortige Bezahlung und unter de» vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Wer die zu versteigernden Hölzer vorher besehen will, hat sich an Herrn Forstinfpector Rein in Hartmannsdorf zu wenden. Königl. Forstverwaltungsamt Eibenstock, den 25. April 1865. Kühn.Löwe. Tagesgeschichte. D«S Programm des enger« Ausschusses der Schleswig' Holstein-Vereine. Wir haben seiner Zeit unseren Lesern mitgetheilt, daß Ende Mürz d. I. eine Anzahl deutscher Männer aus aller Herren Länder (die Vertreter des sogenannten SechSunddreißiger-AuSschusseS) in Berlin eine Zusammenkunft hatten, um sich über die künftige Gestaltung Schleswig-Holsteins zu derathen und mehre Hauptpunkte aufzustellen, an denen Deutschland, den preußischen Gelüsten gegenüber, ganz entschieden fest halten müsse. Die Verhandlung fand mn 26. März in Berlin statt, und es wohnten ihr nicht nur einige Führer der Fortschrittspartei aus dem preußischen Abgeordnetcnhause bei, sondern auch einige der hervorragendsten Führer aus SchlcSwig-Holsteiu selbst. Man einigte sich nun bei dieser Verhandlung über ein ganz vollständiges Programm, an dem Schleswig-Holstein, den preußischen Pläne» und Anforderungen gegenüber, festhalte» solle. Die Vertrauensmänner aus Schleswig-Holstein, welche bei der Feststellung dieses Programms am 26. März in Berlin mit thütig waren, hielten cS nun für nothwendig, nachdem sie nach Schleswig-Holstein zurückgekehrt waren, das festgestellte Programm einer Anzahl der gcsinnuugötüchtigsten und hervorragend sten Männer Schleswig-Holsteins znr Begutachtung und Genehmigung vorzu legen. Deshalb wurde mm eine Versammlung in Rendsburg anberaumt, wohin die wichtigsten Städte und LandeStheile Dclegirte, d. h. Abgeordnete zu senden hatten, nm das in Berlin angenommene Programm zu prüfen. Ein Hauptredner bei dieser Delegirten-(Abgeordneten-)versammlung war vr May, der Redactcur der Schleswig-Holsteinschen Zeitung, welcher auch bereits der Berliner Versammlung am 26. März bcigewohnt hatte. Er empfahl die Annahme des Programms sehr warm und sagte in der Hauptsache: „Die SchleSwig-Holsteiner Vereine beabsichtigten nicht und seien auch außer Stande, einer Landesvcrtretung vorzugreifeu. Auch feilschten sie nicht nm unser Recht. Dieses sei unantastbar. Die Herzogthümer seien ein Theil des Gesammtvater- landcs. Unser Selbstbestimmnngsrecht habe daher allerdings Grenzen. Aber nicht Preußen sei eS, welche diese ziehen könne, denn Preußen sei nicht Deutsch land. Deutschland sei nicht ein einheitlicher Staat, sondern ein Bundesstaat; ein solcher verbiete nicht, daß jedes einzelne Glied seine Individualität fühle. Nicht für Preußen, sondern für Deutschland Hütte der engere Ausschuß gefor dert und bewilligt: die Bewilligungen seien ein Ganzes. Ihre Aufgabe sei nicht, die jetzige Form des Bundes zu sprengen, sondern cs setze vielmehr die „Vereinbarung" dessen Mitwirkung und Zustimmung voraus. Bismarck könne auf dieselben nicht eiugehen ohne eine Umkehr. Die BiSmarck'schen Forder ungen seien enthalten geivesen im Programm vom 23. Juli 1864, sie bedeu teten eine Mediatisirung; das jetzt aufgestellte Programm der Vereine dagegen sei klar und deutlich; wir wollten einen Fürsten, keinen StandeSherrn, einen Staat, keine Provinz. Wenn Herr v. Bismarck unsere Soldaten verlange, so thue er es, um unser Land machtlos zu machen, denn ihm seien sie in deutschem Interesse von keinem, uns von großen: Werth, denn für uns seien sie hinreichend, schlimmsten Falls zu constatire», daß hier ein Rechtsbruch, ein Akt der Gemalt stattfinden solle u. s. w." Das Ergebniß der Rendsburger Delegirtenversammlung war übrigens, daß das in Berlin nm 26. März auf gestellte Programm von den schleswig-holstciner Männern angenommen wurde. Dieses Programm lautet aber wörtlich also: I) Unantastbar ist das Recht der Herzogthümer Schleswig-Holstein, sich zu con- Mtuiren als selbstständiger und uutheilbarcr Staat mit dem Erbrecht des Mannes stammes, also unter Herzog Friedrich VIII. als Landesherr», und mit dem Rechte, alle inneren Angelegenheiten unabhängig zu ordnen, gleich jedem andern deutsche» Bundesstaat. 2) Eine rechtsbcständige Verfügung über das Schicksal der Herzogthümer ist nur möglich unter der Zustimmung des schleswig-holsteinischen Volks oder seiner nach dem Staatsgrundgesetz von 1848 berufenen Vertretung. — Das mit dem Interesse wie niit dem Rechte des Landes unverträgliche Provisorium must schleunigst ein Ende nehmen. 3) Die Nechtssphäre der Herzogthümer ist begrenzt durch das Wohl und das In teresse Deutschlands; daher verwahren sich die Mitglieder des engeren Ausschusses auf das Entschiedenste gegen die Anschuldigung eines vermeintlichen Particulans- mu«: sle find vielmehr überzeugt, dass Herzog und Landesvcrtretung bereit se in wer den, cm Deutschland, und weil dieses zur Zeit in seinem Norden einen anderwcitcn hinlänglich mächtigen Repräsentanten seiner Interessen nicht bat, an Preußen die zur Sicherheit Deutschlands und zur Förderung seines materiellen Gesammtwohls erforderlichen Zugeständnisse zu machen. Als solchergestalt im Interesse Deutschlands nützliche und mit Preußen zu ver einbarende Einrichtungen bezeichnen sie: 1» . Die gleichartige Formirung, Ausbildung und Bewaffnung des schleswig-hol steinischen Heeres mit der preußischen Armee, etwa auch unter Vorbehalt einer wirksamen Jnspcction seitens Preußens; l I>. die Verfügung Preußens über die militärischen Kräfte Schleswig-Holsteins im Kriegsfälle. 1« ). die Anlegung der zur Sicherung der deutschen Grenzen etwa nöthigen Festun gen, befestigten Kriegshäfen rc. in Schleswig-Holstein durch Preußen 2) Verfügung Preußens über die seedienstpflichtige Mannschaft der Herzogthümer nach den bisherigen gesetzlichen Bestimmungen und Leistung eines verhältuiß- mäßigen Geldbeitrag» seitens der Herzogthümer zur Unterhaltung der preußi- scheu Marine bi» zur Gründung einer deutschen Flotte. S) Eintritt Schleswig» in den deutschen Bund, und der Herzogthümer in den Zollverein, sowie Einräumung der in Bezug aus Anlage und Benutzung eine» Nord-Ostsee- Kanal» erforderlichen Rechte an Preußen. Dagegen erachtet der enger« Ausschuß al» dnrchan» unverträglich mit der Selbst ständigkeit der Herzogthümer : , 1) Ableistung de» Fahneneide« an den Kbnig von Preußen; 2) Au»hebung der Mannschaften für da» Landherr feiten» Preußen und einseitig« Uebertraaung der preußischen Armeeorganisation, Militäraesctzgebung und Ge richtsbarkeit auf Schleswig-Holstein ohne Mitwirkung der schlcswig holsteinische» Staatsgewalten; S) Verwaltung des Zoll-, Post- und Tclegraphenwesens durch andere als die ei- aenen LandkSbehördeu. Der eugere Ausschuß erklärt schließlich, daß die Bevölkerung Schleswig-Holstein jeder Vergewaltigung den zähesten Widerstand entgegensetzen wird, und im Kampfe gegen solche von den, Recht»- und Ehrgefühl der gejammten deutschen Nation Schutz und Beihilfe erwartet. In diesem Programm ist also deutlich und klar ausgesprochen, waS Schleswig-Holstein will und nicht will. Schleswig-Holstein will deutsch sein und deutsch bleiben, will aber unter keiner Bedingung eine preußische Provinz werden. Und gewiß, waS Schleswig-Holstein will und anstrebt, eS wird eS erreichen, wenn auch unter langen und schweren Kümpfen. Deutschland. Oesterreich soll in Berlin den Vorschlag gemacht haben, um mit der schleswig-holsteinischen Angelegenheit weiter zu kommen, eine National-Ver- sammlung der Schleswig-Holsteiner einzubernfen. Andere Zeitungen sagen: Preußen habe diese» Vorschlag in Wien gemacht. Noch andere sagen: Schon seit Wochen schweben Verhandlungen zwischen Wien und Berlin wegen Ein berufung einer National-Versammlung in Schleswig-Holstein. Die allernächsten Tage werden sicher Gewißheit bringen. PreuHen ist augenblicklich etwas stark verstimmt, daß Oesterreich in der Kieler Hafenangclegcnheit endlich einmal kräftig ausgetreten ist. Kaum ist aber Oesterreich entschieden gegen Preußen ausgetreten, so hat Preußen sofort gelindere Saiten aufgezogen und hat sich gefugt. Warum ist Oesterreich nicht schon früher kräftig aufgetreten? Preußens Gelüste wären dann nimmermehr so üppig emporgcschossen. — In Berlin betrachtet man die günstigen Aus sichten auf eine Aussöhnung zwischen Oesterreich und Ungarn (vergl. unsere gestr. Nr.) mit sehr scheelen Augen, denn man weiß in Berlin nur zu gut, daß, kommt ein Ausgleich zwischen Oesterreich und Ungarn zustande, Oesterreich dann doppelt stark und kräftig dasteht, und daß dann die Zeit gründlich vorbei ist, wo die ganze preußische Politik von den „Verlegenheiten" Oester reichs lebt und ans dieselben hin Zugeständnisse und Erfolge zu erzielen sucht. Berlin, 23. April. Die National-Ztg. schreibt: „Trotz der Gemein schaft Oesterreich mit den Mittclstaatcn bei den jüngsten Abstimmungen am Bundestage, trotz der wiederholten Anfragen des österreichischen Gesandten we gen der Uebersiedclnng der preußischen Marine von Danzig nach Kiel, trotz des ofsiciöS angckündigteu Besuches österreichischer Kriegsschiffe im kicler Ha fen sind wir doch um den Fortbestand der bisherigen Beziehungen zu unserem Kriegs- und Bundesgenossen nicht im mindesten besorgt. Die strengsten Pro teste mahnen uns nicht an die Möglichkeit eines ernsten Zerfalles." DieVolks- Ztg. hält mit Recht diese Auffassung für optimistisch und ihrerseits, Oester reichs bisherige Nachgibigkeit habe einen ganz anderen Grund als die Schwä che seiner Lage: „Man weiß cs in Wien sehr gut, daß ein entschlossener und offener Bruch der Allianz mit Preußen mir die Folge haben würde, das Ende des Ministeriums Bismarck herbei zu führe». Oesterreich aber hat diesem Ministerium so nneudlich viel zu verdanke», daß cs eine solche Weudung in Preußen unter keinen Umständen voreilig begünstigen mag. Welch' großen Werth man in Wien auf die möglichst lange Fortexistenz des Ministeriums Bismarck zu setzen Ursache hat, daß ergibt schon der flüchtige Umblick in die thatsächlichen Verhältnisse. Welch ein preußischer Minister würde wohl mit solcher Energie, wie Herr v. Bismarck, die Allianz Oesterreichs gesucht haben ? Welch ein preußisches Ministerium würde wohl geeigneter sein, den Cvustit»- tionalismnS Oesterreichs in so glorioses Licht zu setze»? Wo gäbe cs wohl ein Ministerium in Preußen, daS so nachdrücklich die deutschen Cabincttc wie die deutschen Volksstämme in ein vcrhänguißvollcs Widerstreben gegen Preußen versetzt Hütte? Welch ein Ministerium vermochte wohl den inucren StaatSco»- flict in Preußen ans der Höhe zu erhalten, wie das jetzige? Kann cs für Oe sterreich wohl eine günstigere Folie geben, um die Rcducirung seiner Armee und die Herabsetzung seiner Militär-Ausgaben in solchem Glanze erscheinen zu lassen? Was stärkt das Widerstreben der SchleSwig-Holsteiner gegen wohlbe gründete und an sich fast unabweisbare Fordernugcn Preußens mehr als die Fortexistenz des preußischen Ministeriums, das den Particnlarismus populär macht? — Wie würe Oesterreich jemals zu dem Mitbesitz dreier Herzvgthü- mer im Norden Deutschlands gekommen, wenn nicht durch das jetzige preußi sche Ministerium? Wir glaube», daß alle diese Fragen »»widerleglich darauf Hinweisen, wie man in Wien allen Grund hat, einen Bruch zu meiden, der unbedingt zu einem Rücktritt des Ministeriums Bismarck führen würde. Käme eS dazu und träte ein anderes Ministerium an die Spitze der preußischen Lei tung, so würde der naturgemäße Umschwung in Preußen sofort einen Um schwung in .Deutschland und in den Herzogtümern einleiten und der bundes staatliche Anschluß der Herzogthümer würde die schnelle Folge sein, durchwei che daS Besprecht Oesterreichs erst in Wahrheit zu einem Scheintitel werden könnte." Die VolkS-Ztg. kommt zu folgendem Schluffe: „Wenn ein Vertrag, der einen neu herzustellenden Zustand zur Bedingung hat, dadurch unwirksam wird, daß dieser neue, Zustand sich nicht regeln läßt, so kehren die Verhält nisse unausbleiblich zu ihrer früheren anerkannten Basis zurück! Diese auch von PreuHen anerkannte Basis ist aber der londoner Vertrag, den Europa ab geschlossen. Gibt also Preußen dem Willen Oesterreichs nicht nach oder sucht e» nicht durch anderweitiaeVerpflichtungen und Opfer sich Oesterreich geneigt zu machen, so ist, wenn Oesterreich es will, einzig und allein Europa die ent-