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Erzgebirgischer Vollssreund. Tage- unv Ämtsblatt für die Gerichtsämter Grünhain, Johanngeorgenstadt, Schwärzender« und Wildenfels-, sowie für die Stadträtbe Aue, Elterlein, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustädtel, Schwar zenberg, Wildenfels und Zwönitz. »8. >den 23. März. Mei« vierteljährlich 18 Ngr — Jnseraten-Annaüme für die am Abend erscheinende Nummer bi« Vormittaq« 11 Mr (1350) Tr. Dies wäre für Preußen selbst kein Glück, für die Anderen aber ein tiefe» sittliches Verderben. Nicht ein noch weiter gestrecktes, immer hin absolutistisches Grobpreußen (denn die Manteuffel und Bis- marcke werden bleiben, wie sie bisher geblieben sind), sonder» die freiheitliche Einigung Gesammtdeütschlands ist zu erzielen. Nicht die schwarz-weiße HauS-, sondern die schwarz-roth-goldene National farbe muß das Panier unserer Nation sein, — nicht eine Zerreißung unseres Vaterlandes an der Mainlinie, wol gar nebst einer Wieder holung jenes Vaterlandsverraths des Baseler Friedens mit den, Auf geben des linken RheinuferS, sondern rin Umfassen aller deutschen Lande ist es, was erstrebt werden muß. — Jeder Erfolg des Bis- marckthums dient zur Vernichtung der Freiheit und zur Anbahnung eines Zerreißens Deutschlands. — Ebenso unbegreiflich wie unver antwortlich wäre es daher, wenn, wie dieser Tage berichtet wurde, die Mehrzahl der Angehörige», der preußischen Fortschrittspartei den preußischen Prätensionen gegenüber, welche de» Elbherzogthümern ein wahres Helotenthum aufzuerlege» beabsichtigen, sich zustimmend erklären sollten. Dann hätte der Doctrinarismus wahrlich sein ei genes Urtheil gesprochen. Und die Benennung „Fortschritts- oder nationale Partei" wäre ein sträflicher Hohn." Das Königl. Gerichtsamt. von SAeibner. Tagesgeschichte Ein wahres Wort zur rechten Zeit hat die „N. Frankfurter Z." gesprochen, wenn sie sagt: „Wenn ein Volk von mehr als 18 Millionen Menschen, wie das preußische, sein verfassungsmäßiges Recht nicht zur Anerkennung bringen, dem Verfasfungsbruch nicht begegnen kann, so muß dieses Volk entweder des Verständnisses für seine Rechte ermangeln, oder es muß der Organismus des ganzen Staates ein so grundverderb licher, absolutistisch junkerlicher sein, daß die Kräfte des Volkes voll ständig gelähmt sind, dermaßen, daß aus diesem Organismus ein wahrer Verfassnngsstaat ebensowenig sich entwickeln kann, wie eine Rose ans einem Distelstock. Und dies Letzte scheint uns denn aller dings der Fall. Wissen wir auch sehr wol, daß nian dem Volke im preußischen Staat den lächerlichsten Dünkel, die maßloseste Selbst überhebung gegenüber den zum Theil in freiheitlicher Entwicklung viel weiter vorangeschrittenen anderen deutschen Stämmen systema tisch eingepflanzt hat, so daß es sich wirklich für besser hält, wäh rend es manchen gegenüber geringer ist, — so wird es uns doch nie einfallen zu glauben, diese unter dem hohenzollerischen Sccpter zu- sammengefaßten Stämme oder Bruchstücke von Stämmen seien der maßen stumpf gegen alle Freiheitsrechte, uni an sich unfähig zu sein, solche Rechte zu Vertheidigen. Wir erinnern nur an die Rheinlän der, die Westphalen, die Ostpreußen. Bleibt somit blos der zweite Theil unserer Alternative: das ganze Staatswesen muß dermaßen auf den, Absolutismus, dem Junker- und Soldatenthum, der Bureau- kratie und theilweise auch der Pfafferei beruhen, daß alle freiheit lichen Kräfte gebannt und gelähmt sind. Wir fragen nun: Beweist die Erfahrung etwa das Gegentheil, — entsprechend den hochtönen den Phrasen von dem „Berufe Preußens zur Führerschaft Deutsch lands?" Ganz gewiß nicht! Wie sehr die Doktrinäre in Preußen und in» übrigen Deutschland sich auch gegen die Anerkennung sträu ben: der Erfolg läßt keinen Zweifel, daß die Herre» v. Bismarck, die Wagener und Genossen, die wahren und echten Repräsentanten dieses hohenzollern'schen Staatsorganismus (wenn auch ganz gewiß nicht des dem Mittelalter entwachsenen Volkes) sind. Darum fin den sie immer und überall Werkzeugs zur Durchführung selbst ihrer barocksten Launen, während sogar schon der uiatt schillernde Libera lismus eines Schwerin sich von seinen eigenen Organen in der Staats- Hierarchie mußte verhöhnen lasten. Daruni find Volk und Vertre tung völlig unmächtig; darum kann das budgetlose Regiment, wel ches jetzt schon in s vierte Jahr währt, für alle Zeiten fortdauern, bis etwa einer jener erschütternden politischen Blitze dazwischen fährt, welche veraltete Staatsorganismen mit einer Leichtigkeit zer trümmern, von welcher die meisten Menschen noch unmittelbar zuvor nicht die leiseste Ahnung haben. — Doch, wie dem sei, im einen wie im andern Falle der Alternative ist es ein Frevel gegen die herrliche deutsche Nation, wenn man ihr oder einem Theil ihrer Stämme (wie den wacker» Schleswig-Holsteinern) eine Unterwerfung unter die Krone Preußen in dieser oder jener Form zumuthen will. Deutschland. Oesterreich. Ucber einen am Bundestage von den Mittelstaa ten in der schleswig-holstein. Angelegenheit zu stellenden Antrag, wo rüber unser Volksfr. auch schon wiederholt berichtet hat, schreibt man unterm 2l. März aus Wien der D. Allg. Zeit.: Während cs in der letzten Zeit scheinen mochte, als werde der in Frankfurt zu stellende Antrag in der schleswig-holsteinischen Sache entwecer gar nicht oder doch in einer Weise zu Stande kommen, welche wenig mehr als eine Demonstration — gewissermaßen zur Wahrung des äußern Anstands — zu bedeuten hätte, haben sich plötzlich Aussichten eröffnet, welche etwas Ernsteres erwarten lassen. Es wäre, wie ganz neuestens die Dinge sich gestaltet haben, nicht unmöglich, daß sich die Mittelstaaten zu einem Anträge einigten, welcher geradezu die endliche Erledigung der schleswig-holsteinischen Erbfolgcfrage in An regung brächte und direct auf den Herzog von Augustenburg als auf den zur Zeit meist- und bestlegitimirten Thronbewerber hinwiesc; auch ist sicher — es sollen darüber bereits bindende 'Erklärungen aorliegen —, daß Oesterreich eine» solchen Antrag, in welchem es seinen eigene» nach Berlin gerichteten Vorschlag der Uebertragung deS einstweiligen factischen Besitzes an den Herzog Friedrich wieder ausgenommen erblickt, ohne weiteres seine Zustimmung geben würde. Die allernächsten Tage werden in dieser Beziehung die Entscheidung bringen, und würde, wenn sie zu Gunsten der gedachten Vorausse tzung ausfiele, noch vor Ende des Monats, also wahrscheinlich in der Bund.eStagSsthung vom 30. März, der betreffende Antrag gestellt werden. Der Bundespräsidialgesandte geht am SV. März wieder auf seinen Posten; gleichzeitig wird Graf Blome nach München zurückkehren. Wien, 20 März. Die Situation in der schleswig-holstein' Von dem hierzu beauftragten Amtsrichter Gr oste zu Zwönitz sollen künftigen L O Marz , 8 « S, Vormittags 9 Uhr, im Rathhause daselbst, eine Wiege, zwei Weberstühle, ein Pianoforte und ein Sopha, gegen Baarzahlung an den Meistbietenden versteigert werden, was hierdurch bekannt gemacht wird. Grünhain, den 14. März 1865.