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FrMUrgWer Mksfmmh. Tage- und Ämtsblatt für die Gerichtsämter und Stadträthe Grünhain, Johanngeorgenstadt, Schwarzenberg, Wildenfels, Ane, Elterlein, Hartellstein, Lößnitz, Neustädtel und Zwönitz. Erscheint täglich Mlt Ausnahme h,s Montags. Mittwoch, dell 26. April. Preis vitttcljäbrli^13^tff«»E^^^I^^^^ erscheinende Stummer bis Vormittags 11 Uhr. (1803—5) IusertlvnSgrvühren dir gespal tenr Zeile 8 Pfennige. 8uU»»8tLti«I18PLt6»t. Seiten des unterzeichneten GerichtSmnleS soll auf Antrag der Interessenten -en Itt MaL I8«S, Bormittags II Nhr, daS de» Gebrüder» Johann David Hain und Johann Gottlieb Hai» gemeinschaftlich zugehörige, in Wildenau gelegeneHauSgrundstnch Nr. 66 deSBrand- catasterS und Folium 12 des Grund- und Hypothekenbuchs für Wildenau, vormals Frohnseite Plohn obertheils, an Ort und Stell« unter den noch im Ter mine bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden, wozu hierdurch Bietungslustige eingelade» werden. Merbach, am 8. April 1865. Das Königs. Gerichtsamt das. Seidel. - Tagesgeschichte Arbeitermangel nnd doch Auswanderung in Mecklenburg. Die Großherzoqthümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz gehöret«, was die Fruchtbarkeit und Ertragsfähigkeit des Landes anlangt, zi« den fruchtbarsten Ländern Deutschlands, und hinsichtlich des Getreidebau's und der Viehzucht iverden sie sicher von keinen« andern Lande Deutschlands über troffen. Außerdem sind beide Großherzogthümcr sehr schwach bevölkert; denn während beide Großherzogthümer eine» Flächeninhalt vo» 280 Qu.-Meilen haben (sohin 8 Q».-Meilen mehr, als unser Königreich Sachsei«), zählen sie noch lange keine Million Einwohner, während unser Sachsen nach der neusten Zählung bekanntlich über zwei Millioir und dreimalhunderttausend Einwohner hat. Und trotz der große» Fruchtbarkeit des Laubes, trotz sehschwachen Be völkerung sttht doch Mecklenburg unter denjenigen MrdE« Deutschlands, die DHMH «tue Ansicht chver Angehörige» nach Amerika answandern sehen, oben an, denn au» keinem andern deutschen LaudLserfolgt die Auswanderung von Jahr zu Jahr so massenhaft, wie ans MeckbNwnrg. Es iA aber niemals ein gutes Zeichen für einen Staat, wenn seine Bevölkerung ihn massenhaft ver läßt (denn an einzclnen Unzufriedenen — Europa- oder Deutschlandmüdc» — wird es auch im bcstrcgierten Staate nicht fehlen); und doppelt schwer muß eine solche Thatsache wiegen, wenn ein Theil der Bevölkerung ei» Land verläßt, das von Natur so reich gesegnet und verhültnißinäßig sehr gering be völkert ist, das an Arbeitskräften, namentlich für den Landbau, wirklich schrei enden Mangel leidet. Es müssen also wirklich sehr gewichtige, durchschlagende Ursachen vorliegen, eS müsse» ganz besondere Verhältnisse und Umstände ob walten, die einen Theil der Bewohner Mecklenburgs zur Auswanderung ver anlassen. Diese Ursachen und Umstünde, welche im Mecklenburgischen Viele gleich sam zur Auswanderung zwingen, sind, doch nur in der großen Hauptsache, — denn wollte» wir «ns Einzelne eingehen, müßten wir ein Buch schreiben — folgende: Erstens ist eS besonders die große und mächtige Erschwerung der Nieder lassung und der Gründung eines eigenen Heerdes und Hausstandes, weil eS geradezu an Häusern und kleinern Grundstücken fehlt, zumal in den Ländereien der vielen und großen Rittergüter. Dazu kommt zweitens die Thatsache, daß überall die Vertheilung des Grundbesitzes eine den Erfordernissen der Jetztzeit nicht entsprechende ist, daß z» große Flächen sich in Einer Hand vereinigt fin den, während andererseits die Stadtfcldmarken allzu sehr zersplittert sind. Drittens dürfte aber als Hauptgrund, warum gerade aus den Gebieten der Rittergüter d e Auswanderungen seit Jahren an« stärksten sind, anzufiihren sein: das Gefühl der Rechtsunsicherheit der Einwohner in ihrer Stellung zum Gutsherrn, von dem sic in so mancher Beziehung vollständig abhängig sind, der ihnen jeden Augenblick kündigen, der sie polizeilich in eigener Person wegen Dienstvergehen bestrafen, ja der sie selbst, wie sattsam durch ganz Deutschland bekannt, in viele» Fällen . . . körperlich züchtige» kann! Und wenn auch viele der Gutsbesitzer, was gern zugestanden werden soll, eS ehrlich und redlich mit ihre«» Leuten meinen, so gibt es reichlich so viele, die nie lernen und begrei fe» können, daß die Leibeigenschaft seit 40 Jahre» in Mecklenburg gesetzlich abgeschafft ist; die für „Gnade" und „guten Witte»" halten, was den Leuten von Rechts wegen gebührt. Endlich ist aber mich noch anznführen, daß der alte verknöcherte Zunft zwang, mit allen seinen Härten und Auswüchsen, wohl käum noch in einein zweiten Lande deutscher Zunge in so hoher Blüthe steht, als wie in« Mecklen burgischen. Dieser Zunftzwang mit seine«» ganz veralteten Bestimmungen hemmt und stört alle freie und frendige Entfaltung eine» gedeihlichen Gewerbs- lebens und drückt wie ein Alp auf allen Stadt- und Landgemeinden Meck- lenburgs. Wem« ii« den genannten Beziehungen Besserung eintritt; wenn die Nie derlassung erleichtert, die Zahl der Wohnungen, der kleinen« und niittlcr»» Grundstücke vermehrt, da» Rechtöverhältniß der ritterschaftlichen Gutsleute ver bessert und der letzter» Lage mehr gesichert sein wird; wenn die alten starre«» Bestimmungen des Zunftzwanges einer vernünftigen Gewerbefreiheit gewichen sein iverden: dann w.rd auch die Auswanderung im Mecklenburgischen schon wie der abnehmen, und der Arbeiterinangel, über den hauptsächlich die Ritterguts besitzer so bitter klagen, wird nach und nach aufhören. Deutschland. Oesterreich. Aus Wien schreibt man der D. Allg. Zeit.: Infolge de« Beschlusses der königlich preußischen Regierung, die stetti>»er Flottenabtheilung nach Kiel zu verlegen, ist von feiten der kaiserlich österreichischen Regierung vor acht Tagen eine scharfe Note an das berliner Cabinet ergangen, worin die Rechte des Deutschen Bundes und der Hcrzogthümer gewahrt sind. Ueber den Eindruck dieser Note in Berlin verlautet selbst in diplomatischen Kreise« nichts Bestimmtes. Ein hochgestellter großinächtlicher Diplomat soll geäußert habe«, Oesterreich werde äußerstenfalls bis zum Kriege vorzugehen de» Muth haben, wobei Frankreich nach der gegenwärtigen Eoustellation eher auf seiner als auf preußischer Seite stehen dürfte. Der Meinung, daß Oesterreich äußer stenfalls selbst bis zu einem Kriege gegen Preußen vorgehen würde, müssen wir vor der Hand wohl einige starke ??? beifügen. Schleswig-Hollstein. Flensburg, 22. April. Die Flensburger „Norddeutsche Zeitung" meldet in einem Telegramm aus Sonderburg, daß um 10 Uhr Vormittags die Grund steinlegung des Denkmals auf der Insel Alse» stattgefunde» hat. Um 3 Uhr Nachmittags ist das preußische Geschwader nach Kiet zu- rückgekehrt. Die Kieler Hafenfrage wird in österreichschen Blättern als erledigt be-, zeichnet. Die folgende Correspondenz der „Boh." stimmt mit den Angabe« der Wiener Blätter überein: „Die Reclamatione» Oesterreichs waren dagegen gerichtet, im Allgemeinen, daß das einseitige Vorgehen Preußens eine Verken nung und Mißachtung des österreichschen Mitbesitzrechts involvire, in «peeie, daß Preußen mit diesein Vorgehen, wenn nicht ein Definitiv um schaffe, so doch dem Definitivum prüjudicire. In der ersten Beziehung hat Preuße« aner kannt, daß Oesterreich Grund gehabt, sich verletzt zu fühlen, und hat e» die Zusicherung gegeben, fortan bei jedem wichtigen« Anlaß vorerst mit Oester reich Rücksprache pflegen zu wollen; bezüglich des zweiten Punkte» hat Gun ter der Anführung, daß es die Trausferirung seiner Flotte nach Kiel einfach als eine» Ausfluß seines Occupationsrechts betrachten zu dürfen geglaubt, aus das Bestimmteste erklärt — hierin freilich im flugrantesten Widerspruch mit der bekannten früher» Erklärung des preußischen Ministers —, daß e» an eine wirkliche und dauernde Besitzergreifung auch nicht entfernt gedacht habe und denke." In der „Const. Oester. Ztg." wird noch berichtet, Oesterreich stimme zn, daß Preußen eine beschränkte Anzahl Schiffe in Kiel stationiren dürfe. An lagen auf dem Lande und Beguartierungen seien dagegen nicht concedirt. Hier ein Urtheil aus , England. über die Politik v. Bismarck'S. Der „Examiner" kam« nämlich dje „Verwegen heit" dcs Hrn. v. Bismarck nicht begreifen. Wem« er —meint da» Wochen blatt — ohne Gefahr sich Kiels bemächtige»» wolle, müsse er ganz Deutschland in seinen« „Mitschuldigen" machen, d. h. eS im Namen und Auftrag de« ge- sammten Bundes thun. Diesen» würde Europa manches nachsehen. Preußen als solches allein wäre nicht in» Stande, Kiel gegen eine europäische Großmacht, geschweige gegen mehrere, zu behaupten. Aber Hr. v. Bismarck suchS nicht nur durch Kiel Preuße,» allein zu vergrößern, sondern durch diese Machter weiterung die kleinen deutschen Staaten einzuschüchtern, ihnen zu zeigen, daß er unter Umständen mit ihnen ebenso eigenmächtig umspringen könne wie mit