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346 England. London, 7. April. In Beantwortung einer Interpellation Verney's erwidert Layard: England habe in der Herzogthümer-Angelegenheit seit vorigem Jahr» nicht intervenirt. Die Lage der Herzogthümer sei anomal; deshalb habe England die provisorische Flagge anerkannt, ohne irgend welche Rechte Oesterreichs, Preußens oder des deutschen Bundes zu statuiren. Gold smith tadelt Preußen, welches, ohne die Herzogthümer zu berücksichtigen, Privat- Jntcrcssen verfolge. Königreich Sachsen. Dresden, 7. April. Die Weißeritz ist so hoch gestiegen, daß sie bereits sich über einen großen Theil der Promenade ergossen hat. Die längst de- Flüßchen- sich hinziehende Eisenbahn steht vollständig unter Wasser, und selbst das an der FriedrichSbrücke befindliche Bahnwärterhäuschen Nr. 21 guckt nur zur Hälfte aus den schlammigen, mit Schnee geschwängerten Welle» heraus. Die beiden Brücken, die mit einer Menge Neugieriger besetzt sind, lassen bald den Strom nicht mehr unter sich durch und sollte das Wasser noch eine Elle wachsen, so ist eine ziemliche Gefahr vorhanden. Wie mir erfahren, steht in Tharaud der Marktplatz unter Wasser, auch ist die zum Albertssalon führende Brücke bereits meggerissen. Ein in der Ausbildung sich befindlicher Recrut der hier garnisonirenden Recruten-Jnfanterie-Abtheilungen hatte sich vorgestern Abend gegen 8 Uhr von seinem Visitationö-Unterofficier Urlaub nach Altstadt erbeten. Da die Recruten m der Regel die ersten Tage nach ihrer Einstellung nicht allein in die ent fernteren Stadttheile beurlaubt werden, so hatte der betreffende Uuterofficier «uS Vorsorge einen älteren gedienten Mann dem Recruten zur Begleitung mitgegeben. Als sie die Augustusbrückc passirten, schwang sich der Recrut plötzlich über das Brückengeländer und stürzte sich, ehe ihn sein Begleiter daran hindern konnte, in die Flutheu der Elbe. Dort fand er vor den Augen seines Kameraden den Tod, den er freiwillig suchte. Leipzig. Die Halleschen Buchdruckergchilfcn erklären, daß sich in ihrem Kreise auch nicht Einer finde, welcher auf das Gesuch der Firma Brockhaus (und Giesecke und Devrient) um auswärtige Arbeiter vor Bewilligung des neuen Tarifs eingehen werde. Aus Wien, Berlin, Hannover, Altcuburg, Kiel, München u. s. w. haben die Gehilfen nicht unbeträchtliche Unterstützungen nach Leipzig cingesandt, welche dazu beitragen sollen, den hiesigen über die Noth der Arbeitseinstellung hinwegznhelfen. Leipzig. Als der Postbote vorgestern Abend in einem Einspänner, in welchem sich noch einige andere Personen befanden, von der Station Böhlen an der westlichen StaatSbahn nach^ötha zurückkehrte, mar der Weg inzwischen von der auS den Ufern getretenen Pleiße so bedeutend überschwemmt, daß die mehr und mehr anwachsenden Fluthen schließlich den Wage» hoben und mit den Insassen und dem Pferde fortzuschmemmcn drohten; den ersteren gelang es jedoch, noch rechtzeitig herauszuspringen und sich, bis an die Brust in: Wasser watend, zu retten; das Geschirr aber wurde von den Fluthen fort gerissen und erst anderen Tages — das Pferd natürlich todt — nufgefundcn. Die Postsachen und namentlich der Briefbeutel gingen verloren. Radeburg, 7. April. Bis heute Vormittag waren die Wässer der Promnitz und Röder zu einer gleichen Höhe wie 1845 angcmachsen, wodurch nicht unbedeutender Schaden an Brücken, Wehre», Ufer» und Häusern ent standen ist. Der niedrigste an der Röder gelegene hiesige Stadtthcil stand unter Wasser, auch stürzte gestern Abend infolge Untcrwaschungcn ein Haus zum Theil ein, wodurch zwei Familien mit 15 Köpfen obdachlos wurden, deren Rettung nur mit Anstrengung geschah. Feuilleton. JAlS Kem Mrabe. (Fortsetzung.) „Ein rechter Thor märe ich, wenn ich mein Bischen Geld zur Bente jener Haifische werden ließe," versetzte Rudolf. „Ich bin nur ein Commis, der zwar anständig und auf ziemlich gutem Fuße von seinem Gehalte leben kann, aber nicht der Sohn eines reichen Mannes, wie du bist. Aber die Ver sicherung gebe ich dir, daß ich auch dann nie eine Karte berühren würde, wenn ich der Sohn eines zehnfachen Millionärs märe. Allerdings kenne ich die Aufregung des Spiele« nicht aus eigener Erfahrung, und mag sie nie ans solcher kennen lernen, aber ich habe gesunden Menschenverstand genug, um beobachten zu können, und das Ergebniß dieser Beobachtung ist, daß ich noch nie einen Spieler kennen gelernt habe, der einer Empfindung reiner Freude zugängig gewesen wäre. „Aechte Herzensgenüsse kennt ein Spieler nicht, er kennt nur Aufregung und Furcht, Habsucht und Geldgier, also die niedrigsten Aufregungen und Leidenschaften der Seele, Antworte mir einmal aufrichtig, Adrian! Hast du je, seit du dich dem verwünschten Kartenspiel hingegeben hast, etwas Anderes, Besseres empfunden, als jene elenden entwürdigenden Re gungen? Hast du Freude gehabt an der Schönheit der Natur? An einem prachtvollen Sonnen-Auf-oder Untergange? An dein Rauschen dcö WaldcS, am Gesänge der Vögel, der aus dem grünen, sonndurchfnnkclten Laubdache so köst lich und melodisch erklingt? Wenn du die Wahrheit sprechen willst, so mußt du mir Nein antworten, denn es gibt keine andere Erwiderung!" Rudolf hatte mit Wärme und Eindringlichkeit gesprochen, denn er liebte Adrian aufrichtig und herzlich noch von seinen« Kinderjahrcn her und wünschte sein wahres, wirkliches Wohl. Aber seine Worte waren in den Wind geredet. „Du verstehst das nicht," wiederholte Adrian seine frühere Aeußernng mit LaUrr Ruhe. „Allerdings habe ich in der letzte«« Zeit sehr unglücklich gespielt Geld verloren, doch bin ich jetzt einer Berechnung auf der Spur, die «i, bild zur Ausgleichung m«Sn«r «Verluste verhelfen wird. Darum laß' mich MN deinen weifen Ermahnungen in Ruhe, lieber Freund. Ehe ich nicht mein ganze« verlorene« Geld wieder gewonnen habe, werd» ich gewiß nicht zu spie len aufhören." Rudolf seufzte über die Verblendung de« Freunde«. „Gut, ich werde fortan schweigen, nachdem ich in bester Absicht dich ge warnt habe," versetzte er. „Da« aber prophezeihe ich dir in« Vorau«, daß du nicht nur dein Geld nicht wiedergewinnen, sondern zweifellos noch viel mehr verlieren wirst. Gott öffne dir bei Zeiten die Augen, damit du siehst, zu welchem Ende da« Spiele«« führen mutz. Und nun, gute Nacht Adrian! Hier steh' ich vor meiner Wohnung!" Adrian erwiederte ohne Herzlichkeit und Wärme den Abschiedsgruß de« Freunde-, de- einzigen vielleicht, der eS wahrhaft gut und ehrlich mit ihm meinte, da er der Einzige war, der ihn vor dem Laster de- Spiele« gewarnt hatte. Adrian schlug seine Warnung in dem Wind und spielte nach wie vor jede Nacht im Krähen-Clubb. So verstrichen die Tage, und der Wiuter kam, ein rauher stürmischer, ungesunder Winter, der viele Krankheiten in seinem Gefolge hatte. Auch der alte Herr van der Werft erkrankte, und zwar so bedenklich, daß er auf den Rach der Aerzte da« Bett hüten mußte. Adrian seinerseits nahm indessen die Krankheit seine« Vater- ziemlich kalt und hielt sie für durchaus nicht gefähr lich. Im Laufe jeden Tages erschien er «vohl einmal an« Krankenbette und erkundigte sich nach dem Befinden deS Patienttn, kümmerte sich aber imUeb- rigen nicht weiter um ihn, und ließ sich durch den bedenklichen Zustand des selben am wenigsten von dem Besuche des Clubbs und seiner Leidenschaft zum Kartenspiel abhalten. Anstatt seinen Vater zu pflegen, wie es sich wohl für den einzigen Sohn geschickt und geziemt hätte, überließ er ihn der Abwartung von bezahlten, fremden Personen und ging der Befriedigung seine- schlechten und verwerflichen Laster- nach. Wenn nicht der gute, brave Huygens seine- PrincipaleS sich angenommen Hütte, würde der alte Herr ganz und gar der Will- kühr lästiger Krankenwärter überlassen gewesen sein. Aber während Adrian am Spieltische dem Götzen seiner niedrigen Leidenschaft opferte, «dachte Hnygens am Bette seine- kranken Herrn und verpflegte ihn mit uneigennütziger Hin gebung. Eine dunkle, zugleich kalte und stürmische Januar-Nacht hüllte Stadt und Land in ihre düsteren Schleier ein, als Adrian wie gewöhnlich mit Edwin Barnewitz am Spieltische saß und mit eifriger, alles Andere vergessender Hingebung seine Karten studirte. Er dachte an nichts, als sein Spiel, —er hatte sogar vergessen, was ihm dein Fortgehen vom Hause der treue Buch halter Huygens gesagt hatte, daß nämlich seines Vaters Zustand grade an diesem Abende bedenklicher als jemals erschiene, und es wohl wün- schenSwcrth und angemessen märe, wenn Adrian hente Abend wenigstens zu Hause bliebe und seinem kranken Vater Gesellschaft leiste. Adrian hatte diese Auffordrung mit den kurzen Worte«« zurüügcwicsen: „ES wird nicht so schlimm sein, wie Sie denken, HuygenS. Wenn üb rigens meinem Vater ja wirkliche Gefahr drohen sollte, so wissen Sie ja, wo ich zn finden bin." „Ja wohl," hatte der ehrliche HnygcnS mit Bitterkeit erwiedert, —„in der Gesellschaft mit Spielern und Trnnkenbolden! Wahrhaftig, der passendste Ort für den Sohn eines sterbende«« Vaters!" Adrian hatte entiveder diese bittere Aeußernng deS Buchhalters überhört oder auch gar nicht gehört, denn er war nach seinen eigenen, flüchtig hinge- worscncn Worten schnell davon gegangen. Jetzt saß cr nun bei den Karten und hatte nur Sinn für diese, wie dieß immer bei leidenschaftlichen Spielern der Fall ist. Die Goldstücke wnrden klirrend auf dem Tische herüber und hinüber geschoben. Adrian hatte grade in dieser Nacht ungewöhnliches Glück, vielleicht, weil cr nicht mit seinem gewöhnliche«« Gegner Edwin Barnewitz sondern mit einem Fremden spielte, der an jenem Abend zum erste» Male il« die Gesellschaft des Krühen-Clnbbs eingeführt und als ein sehr reicher jnnger Engländer vorgestellt morden mar. Ein gedrängter Kreis von Zuschauern stand um dei« Tisch herum, und verfolgte mit Spannung die Wechselfälle des Spieles. Adrian gcmann und gewann. Der Häufen Goldstücke auf den« Tische vor ihm wurde immer größer, immer höher stieg aber auch seine Auf regung und Leidenschaftlichkeit. Der Engländer dagegen blieb sehr ruhig und verzog keine Miene bei seinen Verlusten, während auf Adrian'S Stirn Schweißtropfen perlten. Die Einsätze, welche der Engländer wagte, wurde«« höher und höher; eine Summe von tausend Thaler stand auf einer Karte, und erwartungsvoll schauten die Umstehenden auf den Umschlag der bunten Blätter, als plötzlich die Thür zum Spielzimmer so geräuschvoll aufschlug, daß alle Anwesenden das Spiel für einen Augenblick vergaßen und sich nach dem Eintretenden umwendeten. Eine lebhafte Ueberraschnng, allgemeine- Erstaunen, malte sich in allen Gesichtern aus. Der Mann, der eingetrcten war, hätte Niemand im Krähen- Clubb zu sehe«« erwartet. Der Buchhalter nnd Geschäftsführer Huygens vom Hause van der Werft war es, der höchst unerwartet in den Krei« der jungen Lebemänner und Wüstlinge trat. (Fortsetzung folgt.) " Ein GesangSfreuiid in Dresden, jedenfalls ein Gespenstersehcr, schreibt unS Folgendes: „Dein Anschein nach werden die süddeutschen Sänger, vorzüglich die Wiener, bei Wohuungsanbictungen bevorzugt, von Berlinern aber wollen Viele gar Nichts hören. Ehe für diese Wohnungsnolh entsteht, wäre es da nicht gerathen, ih nen das zu jener Zeit gänzlich leerstehende große Orangerie-Haus in der Ostra-Allee cinzurämnen, das wenigstens 4oO bis 500 Mannzn fassen vermag?" Der Bruder Berliner wird eben so gut unter Dach und Fach komme» wie der Wiener Sepherl. Die Berliner sind Witzköpfe, am Ende sagen sic: „weil wir bei den Dresdenern nicht in guten« Geruch stauden; habe» sie uns in das Orangerie-Haus gesteckt". " Eisenbahnunglück. Der „Courier der Vereinigten Staaten" berichtet in ei ner einzige» Nummer vou zehn Eisenbahnnnfällcn mit 15 Todten und einer großen Anzahl von Verwundeten. Darunter folgende schreckliche Episode von der Ene- Pennjylvanien Bahn: Herr Godfroy Schultz aus Buffalo, der ««ach Waare» iu Pennsylvanien woNte. empfand den Stoß zuerst und wollte mit feiner Reisetasche hinaus springet«. Aber iin selbe«« Augenblick stürzte der Gepäckwagen auf den sei-