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FrMöirgWr AMsfMO. Taqe- und Lmkbsail für die Gerichtsämter und Stadträthe Grünhain, Johanngeorgenstadt, Schwarzenberg, Wildenfels, Aue, Elterlein, Hartenstein, Lößnitz, Neustädtel und Zwönitz. Dienstag, den 11. April, 18VS. Preis vierteljährlich IS Ngr. — Jnserateu-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer bis Vormittags 11 Uhr. Bekanntmachung. Indem man hierdurch die Vornahme der Wahl zur Gewerbekammer für die Wahlabtheilung des hiesigen Gerichtsamtsbezirks ankündigt, macht man zugleich bekannt, daß -er 3. WU a L L 8 iS S als Schlußtermin für die Abgabe oder Einsendung der Wahlzettel bestimmt worden ist. Auch wird jeder Stimmberechtigte, dem noch kein Wahlzcttcl zugegangen sein sollte, zur Abholung eines solchen aufgefordert. Johanngeorgenstadt, am 8. April 1865. Das Königlich Sächs. Gerichtsamt daselbst. In Jnterimsvcrwaltung: Schubert. TageDgefchichte. Deutschland. Oesterreich. Wien, 6. April. Der Zorn der preußischen Regierung über das Resultat der Abstimmung in Frankfurt ist ans der nahezu brutalen Erklärung ersichtlich, welche nach derselben von Preußen abgegeben, „daß die Abstimmung jedenfalls ohne Wirkung bleiben werde". Dieses „Jedenfalls" ist direct an die österreichische Adresse gerichtet, sagt die „Ostd. Post". Es hat keinen andern Sinn als den: Auch wenn Oesterreich Hand in Hand mit den Mittelstaaten geht und die Durchführung der berechtigten Bnndesansprüche verlangen sollte, würde Preußen sich doch nicht daran kehren. — Wie heute die Dinge stel-en, ist Oesterreich nicht blos mit seinen vitalsten Interessen in Deutschland, sondern auch mit seinem ganzen Ansehen, mit seiner Ehre in der Sache cngagirt. Wenn es trotz seiner Großmachtstcllung, trotz seines Com- possessoratS die Sache des Bundes nicht zu schützen und durchzuführen ver mag, dann ist eö selbst in die Reihe der Mittelstaaten herabgesunken und ist nicht nur iu den Allgen Deutschlands, sondern auch in jenen Europas nicht mehr das, wofür cs gelten will. Die Erklärungen, mit welchen der preußische Kriegsministcr den Credit von zehn Millionen motivirt, welchen er behufs der Vergrößerung der Marine von der Kammer verlangt, beweisen, daß man in Berlin ebenso wenig Oesterreichs Mitbesitzrccht, als das Recht des Bundes rcspectirt. Unter dem Beifall des Hauses erklärte Herr v. Roon : „Da Preußen gegenwärtig im Besitz eines für die Zwecke der Kriegs marine wohlgeMnctcn Hafens ist, und zu gleicher Zeit entschlossen ist, im Besitz dieses Hafens zu bleiben (Bravo!), so wird vorläufig von der Bcgrün- dmig eines besonderen Hafenctablisscmcntö an der preußischen Ostsceküste Ab stand genommen werden können." Daß der Hafen von Kiel zur Zeit noch im Besitze beider Mächte ist, welche den Frieden mit Dänemark unterzeichnet; daß über seine zukünftige Be stimmung Oesterreich ebenso viel zu sagen hat als Preußen: dessen ist Herr von Roon sich bewußt; aber eben deshalb erklärt er auch, „Preußen sei ent schlossen, im Besitze dieses Hafens zu bleiben", gleichviel was Oesterreich sagt. Heißt däS nicht, geradezu den Handschuh uns hinwerfen? Wie empfindlich war man, als vor einigen Monaten der General Lamarmora in dem Turiner Par lamente, von der Verlegenheit der Debatte gedrängt, mit einigen hohlen Phra se» um sich warf, von denen jeder Unbefangene überzeugt sein konnte, daß an ihre Verwirklichung jetzt nicht gedacht wird, nicht gedacht werden kann, und daß cs eben nur leere Worte sind, die dem Redner über die Verlegenheit hinwcghclfcn sollen? Daß aber ein sogenannter alliirter Staat mitten in einem anerkannten, mit dem Blute Oesterreichs erkauften RcchtSvcrhültniß die Er klärung wagt: Ich werde mir dieses oder jenes Stück herausholen, gleichviel ob mein Alliirter darein einwilligt oder nicht; und zum Beweise, daß dies keine bloße Phrase ist, gleichzeitig einen Credit von so und so viel Millionen verlangt, um nöthigenfallS die eiuscitigc Besitzergreifung practisch durchzufüh- rcu, das scheint in Wien überhört zu werde»! — Nun denn, die heutige Er klärung Preußens am Bunde ist deutlich genug. Die nächsten Schritte Oester reichs müssen zeigen, daß seine Nachgiebigkeit eine Grenze hat. Mit Span nung harren wir der Lebenszeichen, welche Graf MenSdorff nach der Wen dung, die heute vcr Gang der Ereignisse genommen hat, von sich geben wird. Wien, 6. April. Die „N. Fr. Pr." meldet von Berlin: Der König beabsichtige, als letztes Mittel der Beilegung des ConflictS nach der wegen der Feiertage bevorstehenden Vertagung des Landtags eine Proklamation an das preußische Volk zu erlassen. „ Prasi, 7. April. Die Moldau ist ausgetreten, der Wasscrstand ist 106 Zoll über dem Nonnale; die dem Flusse naheliegenden Straßen werden mit Schiffen befahren. Telegramme vom Lande berichten über Hochwasser. Hier in Prag steigt das Wasser zusehends. Hwr Preußen. Selbst Solche, die von der Annexion der Herzogthüm^ nichts wissen wollen, wie die „Volkszeitung" und Virchow, verlangen doch von ihnen für Preußen ungeheuer viel. Sie wollen zwar nichts „ohne die Zustimmung" der Herzogchümcr abgemacht wissen, „fordern" aber ziemlich eben so viel wie Bismarck. Die Resolution in der schleswig-holsteinischen Frage, welche der Abgeordnete Virchow in der Fraction der Fortschrittspartei in Vorschlag gebracht hatte, lautete: „1. Die baldige Beendigung des Provisoriums in den Elbherzogthümern, und insbcsonderer die definitive Constituirung Schleswig-Holsteins, liegt eben so sehr im pr.ußischen als im deutschen Interesse. 2. Die definitive Constitu- irungSchlcswig-Holsteinü, sowie die Ordnung des Verhältnisses zwischen Preu ßen und den Herzogthümcru darf nicht ohne Zustimmung der Herzogthümer erfolgen. 3. Indem Preußen den Schutz der deutschen Nordmarken nach Au ßen übernimmt, hat cs als Gegenleistung zu fordern, daß ihm von den Herzog- thümcrn Tcrritvrialabtretungen zu Marincetablissements, die Stellung eines Contingentö zur Secivehr und ein vcrhültnißmäßigcr Beitrag zu den Kosten der Marine, sowie die Führung des schleswig-holsteinischen Heeres im Kriege und die Inspektion desselben im Frieden vertragsmäßig zugegeben werde. 4. Der Beitritt der Herzogthümer zum Zollverein ist so, bald als möglich her- beizuführcn." Es ist gut: die Fortschrittspartei hat mit sehr großer Majorität beschlos sen, vorerst im Hause die schleswig-holsteinische Frage nicht zurDiScussion.zu bringen. Es ist wenigstens nicht abznseheu, warum „Preußen den Schutz der deutsche» Nordmarken nach Außen übernehmen", warum cs ihn nicht dem Bun de überlassen will. Frankfurt a. M., 8. April. Nach einem Telegramm des Franks. I. auS Wien vom heutigen Datum verlangt Oesterreich vom preußischen Cabinette Erläuterungen über die vom Minister von Noon im Abgeordnctenhause ge gebenen Erklärungen in Betreff der beabsichtigten Befestigung des kieler Hafens. Altenburg, 7. April. Auch wir habe» zwar nicht durch das AuStreten eines Flusses, so doch durch das von den Anhöhen hcrabschicßende Frld- wnsser zu leiden. Der große Teich ist über seine Ufer getreten und die vom Bahnhofe nach der Stadt führende Straße steht theilwcise so hoch untex Wasser, daß die Bewohner einiger Häuser aus den Parterrewohnungen sich haben flüchten müssen. - - - ' Schleswig Holstein. Flensburg, 3. April, Die hiesigen deutschgcsinnten Kaufleute machen jetzt endlich Anstalten, sich aufzuraffcn, um den dänisch-gesinnten zu zeigen, daß ihre Langmuth erschöpft ist. Wie wir erfahren, haben sich circa 90 auS dem hiesigen HandclSvcrein auögemeldet, und werden noch mehrere diesem Beispiele folgen, um selbstverständlich einen andern Verein zu gründen.— Als politische "Neuigkeit wollen wir noch das Folgcude mittheilen: Es werden hier seit einigen Abenden dem Publicum die Nebelbilder des Herrn Forster vorgeführt, unter Andern aus die Porträts von Goethe, Thorwaldsen und da- unscrs Herzogs. Beim Anblick des letzter» BildcS brach das Publicum in ei nen solchen nicht enden wollenden Enthusiasmus aus, daß ein hiesiger Gen- darmcricwachtmcistcr (gcborncr Preuße) daraus Veranlassung genommenem andern Tage dem Herrn Forster zu erklären, daß, wenn derselbe da- Bild niß des Herzogs dem Publikum wieder vorzcigte, man ihm die weitere Por- j führung seiner Bilder verbieten würde. Bei der Feier des Tageö von Eckernförde und der Einweihung des PrcußcrdenkmalS, am 6. April, war in Eckernförde auch ein Festmahl. Die Reihe der Toaste sollte mit dem auf „Herzog Friedrich VM." eröffnet werdest, da erklärte der FestcomitLe, daß ein Erlaß der obersten Livilbehörde eingegangen sei, worin dem Comitee verboten werde, „öffentliche Hochs auf- den Herzog" zuzulassen. Diese Erklärung hatte die Wirkung, daß sofort von der ganzen Versammlung ein begeisterte- neunfaches Hnrray dem Herzoge au-gebrachtwurdr.