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Erzgebirgischer Volkssreund. Tage- Mv Ämlsksatt für die Gerichtsämter Grünhain, Johanngeorgenstadt, Schwärzender, und Wildenfels; sowie für die Stadtrathe Aue, Elterlein, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustädtel, Schwär- zenberg, Wildenfels und Zwönitz. > z«,, j Sonnabend, den 11. März. j ! I8K5. Prei« vierteljährlich 1b Ngr. — Jnseraten-Annahme für di, am Abend erscheinende Nummer bi« Bormittaq« 11 Uhr. Tagesgeschichte. Deutschland. Oesterteich. An dieMittelstaaten wendet sich die ,,Presse" mit folgenden Worten: „Die schleswig-holsteinische Frage war eine deutsch dänische. Sie drohte eine europäische zu werden. Sie ist jetzt die deutsche Frage selbst geworden. Die preußische Bedrohung des Augustenburgers ist gegen all« deutsche Fürsten, mit Ausnahme des Kaisers, gerichtet. Die Abwehr gegen dieselbe muß eine gemeinsame sein. Mit dem Principe, unter dessen Schutz Preußen in die Elbe- Herzogthümer einzudringen versucht, vermag eS in jeden deutschen Staat einzubrechen. Verkennen di« vier Könige Deutschlands diese Wahrheit, und unterlassen sie da- einzige Mittel gegen ihre Gefahr, so werden ste früher oder später, jedenfalls früher als sie selbst es glauben, untergehen. Was wir aber bisher von ihren Werken und von der Thätigkeit ihrer Diener, der Herren v. d. Pfordten und Beust an der Spitze, gesehen haben^gibt uns keineswegs die unzwei felte Garantie ihrer Rettung. Doch hoffen wir, daß mit der immer höher steigenden Gefahr ihre Energie und Kraft sich endlich zu ei ner That ermannen werden." (Die „Presse" ist aber, unserer An sicht nach, in einer großen Täuschung befangen, wenn sie meint, die preußische Politik ist nicht auch gegen „den Kaiser" gerichtet. Fühlt denn die „Presse" nicht, daß schon seit Monaten nur Berlin den Ton angtbr und Oesterreich willig folgt. Preußens Politik ist fast noch mehr feindselig gegen Oesterreich, wie gegen die Mittel staaten.) Preußen. Berlin, 8. März. Der halbofficiöse , Publicist" hört heute von einer guten Gewährsstelle, daß Preußen in seiner jüngsten Depesche nach Wien nur das Minimum seiner Forderungen niedergelegt habe, und daß das preußische Cabinet fest entschlossen sei, jene Minimalansprüche mit Rücksicht auf ihre unverhüllte Dar legung vor ganz Europa auch thatsächlich zur Geltung zu bringen, — daß es daher bei einer Ablehnung derselben, selbst wenn diese zu erwarten wäre, keinenfalls fein ruhiges Bewenden habe. Eine Einmischung des Auslandes wäre den preußischen Forderungen ge genüber nicht zu fürchten. (Ist das so sicher und gewiß?) Dessen sei man ziemlich sicher, sowol bezüglich Englands, das überhaupt nur „muthige Worte" habe, wie auch bezüglich Frankreichs. (Daß man sich in diesem Punkte in Berlin nur nicht verrechnet!) Was Rußland betreffe, so hört der „Publicist", daß die hiesige russische Diplomatie sich ganz anders zu der schwebenden Frage verhält, wie die „Deutsche Petersburger Zeitung", deren antipreußische Haltung gegenwärtig von mittelstaatlichen Organen mit viel Behagen be tont werde. Interessant dürfte die Mittheilung sein, daß die Stadt Berlin an Miethssteuer 1 Million 29,000 Thlr. erhebt, wozu noch 369,090 Thlr. an Haussteuer kommen. Die erstgedachte Steuer wird mit 6; Thlr. vom Hundert des Miethsbetrages erhoben. Sie wurde 1815 versuchsweise auf ein Jahr eingeführt und die Stadt hat sich ihrer in den 50 Jahren noch nicht entledigen können. Der Zuschlag, de» die Stadt von der Mahl- und Echlachtsteuer erhält, beträgt 777,245 Thlr. Und dennoch wird die Finanzlage der Stadt von den Stadtverordneten als eine keineswegs günstige bezeichnet. Tangermünde, 6. März. Der „Magdeburger Presse" wird von hier berichtet: „Am Sonntag, den 5. d. M. besuchten Officiere der Stendaler Garnison ihre hiesigen Cameraden (beide vom 7. Dragoner-Regiment) und hatten, wie es schien, ein gemeinschaftli ches Der gnügtsein, nach welchem sie einen Wettritt bis auf die Stra ßen der Stadt ausdehnten, und dadurch das Mißfallen sowohl der Belästigten als auch der Nichtbelästigten erregten. Dieses Mißfal len mag auch hin und wieder Ausdruck gefunden haben, dennoch ging alles friedlich ab. Zwischen 10 und 11 Uhr Abends aber vergaß sich ein Officier so weit, daß er aus den Tabagien friedlich heimkeh rende Bürger überzureiten versuchte, wobei es von Wörtlichkeiten vielleicht zu Thätlichkeiten gekommen sein mag, denn es entwickelte sich Nachts gegen 12 Uhr vor^unseren Augen eine Scene, die uns glauben machte, Sobbe und Putzky seien aus Amerika zurückgekehrt. Schläge ünd Stöße gegen die Thüren und Fensterläden eines Hau ses in unserer Nähe, schreckliche Flüche, Schimpfwörter und Säbel geraffel «eckten uns aus dem ersten Schlaf, wir öffneten die Fen ster und sahen in demselben Augenblick, wie ein Officier und ein Soldat über einen ruhig auf der Straße Gehenden herfielen und denselben mit Säbelhieben tractirten, bis er verwundet endlich um Hilfe rief und mit den Worten „ich blute" sein Heil in der Flucht suchte; der verfolgende Soldat wurde von dem Officier mit den Worten zurückgerufen: „Laß den'Kerl laufen, hat so viel, hab' im mer scharf gehauen." Der LieutnantHaffelbach war es, wir erkann ten ihn schon an der Stimme, wenn er auch gleich darauf nicht mehrere Male geschrien hätte: „Ich bin der Lieutenant Hasselbach vom 7. Dragoner-Regiment, wir haben animirt getrunken." In zwischen wurden die Schläge gegen die Thür des Hauses des Tisch lermeisters Friedrich fortgesetzt und das Oeffnen unter Drohungen und im Namen des Königs verlangt. Die Officiere, insbesondere der Lieutenant Ruß aus Stendal, glaubten irrthümlich von dem Sohne des Hauses insultirt zu sein. Der Scandal hatte dieCivil- Nachtwache und Nachtwächter herbeigelockt. Nach Aussage des Nachtwächters Gaede wurde dieser von: Lieutenant Hasselbach an der Brust gepäkt und geschüttelt und der NÄchtwachtmeister Mundt erhielt Schläge an den Kopf. Lieutnant Hasselbach stellte sich dann mit gezogenem Schwert an die Spitze der Dragonerwache, durchzog die Straßen und rief: „Gewehr auf, es wird immer scharf gehau en. wir wollen das Loch mal säubern." In einigen Häusern haben die betheiligten Officiere die Fenster eüigeschlagen. Der Verwun dete ist der Schneidermeister Hagelmann. Wir schließen unsern wahrheitsgetreuen Bericht mit dem Bemerke», daß bisher Garnison und Bürger im besten Vernehmen lebten; der Rittmeister -» der hiesigen Garnison hat vielfach sein schmerzliches Bedauern über die geschilderten Vorfälle ausgedrückt. Großherzogthum Bade». In einer am 5. März in Heidelberg von etwa 1500 Personen besuchten Volksversammlung wurde eine Anerkennungsadreffe an das Staatsministerium über dessen Verhal- > ten gegenüber den Agitationen der ultramontanen Partei beschlossen und das Ministerium der kräftigen und nachhaltigen Unterstützung des badischen Volks versichert. Es spräche» unter anderm Bluntschli uud Mittermaier. Im Gegensatz hierzu wird dem Frankfurter Journal aus Hei delberg von einer dort geheim abgehaltenen Versammlung von Ul tramontanen berichtet, in welcher Ur. B. unter Beifall der Anwesen den gesagt: Die Regierung trete ihnen entgegen; allein der eingeschlagene Weg müffe verfolgt und bis zu seinen, Ende, dem Sturze des Mi nisteriums, verfolgt werden. Das Nächste, was jetzt zu geschehen habe, sei, daß die benachbarten Regierungen auf den Zustand im Lande aufmerksam gemacht würden. Um aber nichts unversucht zu lassen, müffe man auch den Deutschen Bund um schleunige Hülfe angehen. Wenn aber, wie zu erwarten sei, von da ans nichts ge schehe, so seien die beiden großen katholischen Staaten Deutschlands zum Einschreiten aufzufordern, und diese würden auch Hülfe mit Vergnügen leisten, da ste schon lange mit Zähneknirschen auf Baden hingesehen hätten. (Man steht also, wessen man sich von der ultra montanen Partei zu versehen hat.) Die aus Hamburg telegraphirte Nachricht von einer beabsichtig ten Reise Sr. Majestät des Königs von Preußen nach Schleswig- Holstein ist völlig grundlos. Schleswig, Holstein. Schleswig, 6. März. Die „Schleswiger Nachr." spreche«stch dahin aus, daß die nun bekannt gewordenen preußischen Forderun gen völlig mit dem Programm übereinstimmen, welche- vor Kurzem von Mitgliedern der „nationalen" Pattei in Rend-burg entworfen