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224 lichkeit und das Vertrauen an den Volksmann zu untergraben, ver breitet man die Nachricht: di« Abnahme seiner geistigen und körper lichen Schwäche gestatte ihm nicht länger, an der Spitze der Nati onalfache zu stehen. Ob an dieser Behauptung etwa« Wahres sei, läht sich nicht ergründen. Nur durch eine Revolution hofft die Ac tionspartei — wohl vergeblich — in den Besitz von Rom und Ve netien zu gelangen, doch will es mit der Organistrung der Venetia nischen Emigration-Partei nicht vorwärts gehen. Einmal ist sie in sich selbst zerfallen und andererseits hatte die Regierung in Turin sich genöthigt gesehen, gegen den widerspenstigen Theil der Emigrir- ten strenge Maßregeln zu ergreifen. Man glaubt übrigens, daß die Regierung Herr aller Schwierigkeiten bleiben wird, die sie umringen. (L. A) Preußen. Die Stadtverordneten zu Stettin haben mit 27 gegen 23 Stimmen den Antrag, bei Anwesenheit de« kronprinzlichen Paares eine Festlichkeit zu veranstalten, abgelehnt. — Der berliner Social-Deniokrat bringt einen Bericht über eine Versammlung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins zu Solingen, in der über das Coalitionsrecht der Arbeiter verhandelt wurde. Wir entnehmen diesem Bericht folgende charakteristische Stelle: Hr. Blaß, Mitglied, erklärte das Benehmen Schulze-Delitzschs in der Coalitionsfrage als vorzüglich unehrlich dem Arbeiterstande gegenüber, weil derselbe bei feder Gelegenheit ausposaune, er habe >ein ganzes Leben dem Arbeiterstande geweiht, und beantragte, ge nanntem Herrn einen Strick als Angebinde von der folinger Ge meinde zu übersenden. Es wurde hierauf zur nähern Besprechung der gestellten An träge übergegangen und Beschluß gefaßt, Protest zu erheben; zu gleich aber wurde Herrn Schulze der Strick nur in nahe Aussicht gestellt. Baiern. München, l. März. Die Einberufung des bairischen Landtags auf den 27. dieses Monats erfolgt zunächst wegen der landständischen Genehmigung des französischen Handelsvertrags und seiner Tarife, welche vor dem I. Juli publicirt werden müssen, und dann, um Einleitung zu treffen zur Berathung der großen socialen Gesetze, die auf Anregung der letzten Kammerfessionxn der liberale Minister des Innern, Hr. v. Neumayr, har ausarbeiten lassen und deren Baiern wie kein anderes Laud bedürftig ist; denn kaum ein anderes ist in der Gesetzgebung über Ansäsfigmachung und Verehe lichung, in Betreff des ArmenwcfenS und vollends über die Ge- werbebefugnissc während der letzten Zeit weiter zurückgeblieben. Es ist nun aber ein großer Jrrthum zu glauben, daß diese umfassenden und tiefeingrcifenden Gesetze schon von den, eben berufenen Land tage werden berathen und erledigt werden; sie werden ihm nur vor gelegt und zugleich die Ermächtigung verlangt werden, daß die Re gierung während der dann wieder eintretenden Vertagung der Kam mern dieselben mit einem präsent bleibenden verstärkten Ausschüsse verhandele, wonach später im Plenum ein summarisches Verfahren platzgrcifen soll. München, 27. Febr. Nachdem die ärztliche Praxis sreigegeben worden ist, welche bald noch eine Erweiterung wie in der Schweiz erhalten soll, indem den Aerzten die Errichtung von Dispenstran stalten gestattet werden wird, dürste, wie die ,,Cob. Ztg." auch die Freigabe der Advocatcn in Bälde zu erwarten sein. Schleswig-Holstein. Die Bewegung, welche in Schleswig- Holstein gegenwärtig vor sich geht, besitzt eine weit höhere Bedeutung, als man im größten Theile von Deutschland, durch die Zerfahrenheit der allgemeinen po litischen Verhältnisse verleitet, gewöhnlich annimmt. Gerade in den Elbherzogthüniern wird es sich schließlich zeigen, daß das so viel verhöhnte Selbstbestimmungsrecht des Volkes, sogar gegenüber der Großmacht Preußen, schließlich den Ausschlag geben wird. Die deutsche Nation als solche ermangelt leider noch immer eines Or gans, ihre Meinung kund zu geben, — abgesehen davon, daß man dem größten Theile der in Preußen vereinigten Stämme mit nur zu vielem Erfolge vorgeschwindelt hat, ihr Staat sei nicht zur Un- tcrordnung unter Deutschland, sondern zur Herrschaft über Deutsch land prädestinirt. — Die Mittelstaaten besitzen bei ihrer dermaligen Zerfahrenheit keine Macht, den Gewaltacten des Berliner Cabiuets in jenen, de» bedeutendsten dieser Mittelstaaten schon geographisch entrückten Elbherzogthüniern mit Erfolg entgegen zu, steten. Oe sterreich scheint die Initiative nicht ergreifen zu wollen oder zu kön nen. Und dennoch dürfen wir nunmehr hoffen, daß die specifisch preußischen Pläne in Schleswig-Holstein am Ende zu Schanden wer den! Der feste Wille des dortigen Volkes wird den Kem des Wi derstandes bilden, den man schließlich eben doch nicht besiegen kann. Die Junkerpartei, welche offenen Anschluß an das Hohenzollernthum verlangte, ist kläglich unterlege». Die Coterie, welche ihre Projekte, unter der Mask? de» sinnige» Anschlusses" an Preuße« (der Füh rerschaft desselben), durchzus etzeu hoffte, und welche vo« früher her sich im Besitz der einflußreichsten Stellungen befand, ist neulich in der Delegirtcn Versammlung aller schleswig-holsteinischen Vereine zu Rendsburg vollständig gestürzt worden. Mögen diese Leute die Stel len und Aemter, die Besoldungen und Subventionen, welche sie in der jüngsten Zeit erhascht haben, immerhin genießen, aber möge« fie das Land nicht ferner mehr mit ihrer Führerschaft behelligen. — Als eine Hauptaufgabe der siegreichen wahrhaft national-deutschen Par tei betrachten wir es nun, daß sie die Bevölkerung ihres Landes fortwährend und vollständig Hufklärte über die Folgen, welche die von der andern Seite erstreM politische und militärische Conven tion mit Preußen unfehlbar haben würde. Frankreich. Die Neue Freie Presse berichtet aus Paris vom 27. Febr.: „Die Opposition wird bei der Adreßbebatte im Gesetzgebenden Körper- Amendements stellen in Betreff Roms, der Municipalwahlen in Pa ris, der allgemeinen Sicherheit, ferner in Betreff einer Reductil» des Heeres um 100000 Mann, und beantragen, daß dem Norden der amerikanischen Union wegen Abschaffung der Sklaverei Glück wünsche ausgesprochen werden." In der französischen Presse macht eine Hamburger Correspon- denz des „Constitutionnel" Aufsehen, welche sich vom französischen Standpunkt aus über die Bestrebungen Preußens in den Herzog- thümeru unumwunden ausspricht. Die „einzige wirklich praktische Lösung der zwischen Preußen und Oesterreich schwebenden, für Deutschland so wichtigen Frage" ist danach — die Annexion an Preußen. „Damit aber dieser Act zu einen» dauernden, keinen Arg wohn erregenden und den Frieden Europas nicht gefährdenden Re sultate gelange, sei es nothwcndig, eine Scheidung der Nationalitäten einsteten zu lassen". „Gebe man also an Dänemark vie ausschließlich dänischen Landestheile zurück, die nur ewige Verlegenheiten bereiten würden, und annectirte man den Rest der Herzogthümer an Preußen, so werde die Frage gelöst sein in einer Weise, daß Fransteich oder Eu ropa keine Schwierigkeit erheben könnte". Die „Presse" Girardin's fin det die Correspondenz des „Constitutionnel" höchst seltsam, namentlich da sie sich ein gewisses halbamtliches Ansehen zu geben suche. Die vor geschlagene Combination sei überaus lächerlich und könne kaum noch de» Anspruch auf den Namen Politik machen; es sei denn, daß man den preußischen Gelüsten eine „gefährliche Falle" stellen wolle. Die französische Regierung habe sich stets für das Selbstbestimmungsrecht der Bevölkerungen ausgesprochen. Wie könne nun der „Constitu tionnel" heute Das dementiren, was er schon mehr als hundert Mal feierlich verkündigt habe! Italien. Aus einer durch das Ministerium erhobenen Statistik geht hervor, daß in dem Königreiche Italien 2382 Klöster existiren, 1506 Män ner- und 876 Frauenklöster. Der Mönche giebt es 14,807, der Non nen 14,184, was eine Gesammtzahl von 28,991 ergiebt. Die hier mitgezählten Bettelorde» haben 8229 Mitglieder. Viele Männer- klöstcr sind völlig oder beinahe leer. Königreich Sachsen. Der obcrerzgebirgische und voigtländische Frauenverein hat im verflossene Jahre 11,831 Thlr. vereinnahmt und 11,472 Thlr. an Unterstützungen verausgabt. Kamenz, 28. Febr. Die Staatsregierung hat die Projekte unserer Eisenbahn genehmigt, und so dürfte, nach der zu erwarten den Beistimmung der Kammern auf nächstem Landtage, daß für unsere Stadt und Unigegend so einflußreiche Werk in direkten An griff genommen werden. Feuilleton * Eine aus der Gegend von Nadeburggebürtige Frauensperson, die bis vor Kurzem in einem hiesigen Modewaaren-Geschäft mit Nähen beschäftigt wurde, gqb plötzlich ihre bisherige feste Arbeit auf und fing an, hier zu privatisiren. Ihren Bekannten, die sich darüber wundesten, erzählte sie, daß sie plötzlich in den Besitz eines großen. Vermögens gekommen fei. Woher sie dasselbe erhalten ver schwieg sie gegenüber der großen Masse neugieriger Forscher, nur einigen wenigen Vertrauten, die deshalb besonders in sie drangen, offenbarte sie, daß sie es von einem vornehmen reichen Herrn ge- schentt erhalten, der sich vo» früher her für sie interessire. Bei ihre» günstigen Vermögensverhältnissen konnte es ihr nicht an Courmachern fehlen, von denen ein Jeder gewillt war, ihr die schwierige Verwaltung ihres Vermögens unter der Bedingung ab zunehmen, daß er ihre Hand erhielte. Endlich war Einer so glück lich, ihre Liebe zu gewinnen. Obwohl dieser gleich ihren anderen Bekannten niemals die Staatspapicre, aus denen das große Ver mögen seiner Geliebten bestehen sollte, zu Gesicht bekommen, so war er doch fest von dessen Vorhandensein überzeugt, den» seine Braut schaffte ihm nicht nur verschiedenen Wäschstücke an, sondern bezahlte