Erläuterungen Ein Programm, welches Gaben aus dem Borne der heiteren Muse verheißt: prickelnde Rhythmen, tänzerisch beschwingte Melodien, feinkomische Effekte wird wohl stets als hochwertige Gemütsbefreiung, als Entspannung geschätzt werden. Die großen Meister der ernsten Muse, Wagner, Brahms, Bruckner, haben aus ihrer Bewunderung und V^jbrung für Genies des Heiteren keinen Hehl gemacht. Wagner selbst war es, der b^^ielsweise den Walzerkönig Johann Strauß-Sohn in einem Trinkspruch in die Reihe der Klassiker aufnahm: „Es leben alle Klassiker von Bach bis Johann Strauß“. Man weiß sogar, wie die ernsten Meister oft die heiteren heimlich beneidet haben und versuchten, es ihnen gleichzutun. Tänzerische Musik war auch die erste Art von selbständiger Orchestermusik. Die Orchestermusik, die chorische Instrumentalmusik, hat in der Tanzsuite (Folge von Tänzen) ihre erste fast 200 Jahre herrschende Form. Das Concerto grosso, die Sinfonie, die sinfonische Dichtung, kamen erst danach zur Geltung. Tänzerische Musik war eine international geschätzte Angelegenheit, und unser heutiges Programm zeugt auch dafür. Es gibt zugleich eine gewisse geschichtliche Folge. Der rhythmisch vielseitige Rameau (1683—1764), Frankreichs bedeutendster Kom ponist im 18. Jahrhundert, repräsentiert das erste und begeistertste Tanzvolk der Erde; Mozarts (1756—1791) Deutsche Tänze zeigen die Vorstufe des deutschen National tanzes, des Walzers; Schuberts (1797 — 1828) Rosamunden-Tänze, wie ein Genie mit einfachsten Mitteln Poesie und Duft deutscher Romantik beschwört. Der Walzer könig Johann Strauß (1825—1899) ist nicht auf seinem ureigensten Gebiet—sein begabter Bruder Joseph (1827—1870) vertritt ihn mit dem Dorfschwalben-Walzer vollgültig — zu bewundern, sondern in einem der von ihm auch sehr gepflegten böhmischen Tänze (Polka). Nationale Eigennoten sind bei Grieg (1843—1907) und dessen engem Freund, dem Australier Grainger (geb. 1882) festzustellen. Der letztere Komponist ist in der heutigen Nummer allerdings nur Bearbeiter. Echt slavisch-national iflfr Tscheche Dvorak (1841—1904) in seinen berühmten Tänzen, die im Original für Klavier vierhändig geschrieben sind. Weill (geb. 1900) ist als Neuvertoner der alten englischen Bettleroper (1728) bekannt geworden (Dreigroschenoper). Negermusik, Jazztanzmusik. Dr. Kreiser.