CHEMNITZER VOLKSBÜHNE, E. V. Größtes gemeinnütziges Kulturunternehmen in Chemnitz • Ueber 16?(K) Mitglieder 18. Großes Sinfonie-Konzert der Dresdner Philharmonie Sonnabend den 1. Februar 1930 im Kaufmännischen Vereinshaus ^ Einführung w Von Constantin Krebs Gustav Mahlers «.Auferstehungs-Sinfonie 1 “ Die Zweite in C.-Moll Die zweite Ma hl ersehe C-Moll-Sinfonie ist wohl deshalb die meistgeschätzte ge worden, weil ihr musikalischer und ihr poetischer Gedankengang am glücklichsten sidi einigen, weil nidit ■— wie in verschie denen anderen Sinfonien Mahlers, barocke Einfälle den Hörenden fortwährend aus dem natürlichen, rein musikalischen Vor- stcllungskreis herauswerfen. Mahler schuf sie in glüddichster Stimmung — vielleidit auf dem Zenit seines Lebens... Am Ostufer des größten Salzkammer gutsees, des Attersees, liegt ungefähr in der Mitte die Ortschaft Steinbach. Ein paar Häusel, von einem Kirchlein oben am Bergeshang beherrsdit, blideen über den See. Davor eine breite üppige Wiese als Landzunge, die weit in den See vorstößt. An ihrem Ende stehen ein paar mächtige £sdien. Und mitten drin ein kleines Häus- In (Mahler nannte es das „Sdmitzel- putzelhäusel“) mit herrlidiem Blick auf das Höllengebirge. Hier schuf Mahler seine zweite und dritte Sinfonie •— vier Sommer lang. Hier bekam er die starken Impressio nen zu diesen beiden Großwerken. Hier „erwachte ihm Pan“ in seiner Dritten, hier im Anblick des trutzigen Höllengebirges geistigte sidi ihm das „Ewige Gericht“ und das „Auferstehen“ der Zweiten. Er war ganz in seinem Sdiaffen befangen von den Eindrücken der ihn umgebenden Natur. So suchte er z. B. lange, lange Zeit nach der Rhythmisierung eines Motivs aus dem letzten Satz der 2. Sinfonie. Er fand sie nicht. Auf einem Spaziergang flogen vor ihm mit Gekreisch ein paar Krähen auf — und in dem Augenblick fiel ihm die lang gewünschte Phrase ein. Er war übrigens beim Komponieren des letzten Satzes der Zweiten so erregt und nervös, daß seine Schwestern für seine Gesundheit fürchteten und ihn baten, er möge aufhören zu schreiben. In einem Brief beriditet Mahler, wie er zu dem Gedanken der „Auferstehungs sinfonie“ gekommen. Der erste Satz der Zweiten war schon in Leipzig 1888 als alleinstehendes Werk fertiggestellt und „Totenfeier“ benannt. Mahler war sidi aber noch nicht klar, ob er diesen Satz zu einer mehrsätzigen Sinfonie ausbauen sollte. Er schreibt darüber: „Idi trug midi damals lange Zeit mit dem Gedanken, zum letzten Satz den Chor herbeizuziehen und nur die Sorge, man möchte das als äußerliche Nadi- ahniung Beethovens empfinden, ließ mich immer und immer wieder zögern! Zu dieser Zeit starb Hans o. Biilow, und ich wohnte seiner Totenfeier hier (in Ham burg) bei. Die Stimmung, in der idi saß und des Heimgegangenen gedachte, war so redit im Geiste des Werkes, das idi damals mit mir herumtrug. Da into nierte der Chor von der Orgel den Klop- stock-Choral „Auferstehen“! Wie ein Blitz traf midi dies. Und alles stand ganz klar und deutlidi vor meiner Seele! Auf diesen Blitz wartet der Sdiaffende — das ist die „heilige Empfängnis"!" —