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Weitzeritz-Jeituug Tageszeitung unü Anzeiger für DippolöiswMe, Schmiedeberg S.U — 2!^teljährlich '^)Mk.obn«3»» «ragen. — Einzelne Nummer» >"Pf. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Vr. S. Lemelndeverbands-Girolwnto Nr. 3. — PosMech« Konto: Dresden 12548. Aelleske Zetkuug »es Bezirks Dieses Bla« enthält -le amtlichen BekanntmachnsA« der Amlshauptmannschafl, -es Amtsgericht» und -es Sta-Irats zu Dippot-tswat-e Deranlwortlicher Aetxckkur: Vant Sehne. - Druck und Verlas- Lart geh« in Dimwt-lswal-e. Nr. 2S8 Sonnabend den 4. November 1922 88. Jahrgang Speicherräume. Der unterzeichnete Verband beabsichtigt seine ani Bahnhof Dippoldiswalde gelegene Kraftwagenhalle während der Winter- monate. als Warenspeicher zu verpachten. Interessenten erhalten im Rathaus, Zimmer Nr. 15, nähere Austunst. Lrutt»»,»oUot»a Vardkuck Mppolcklrvulä«. Ktrchgemeindevertreler-Versammlung zu Dippoldiswalde am 2. November 1922. Anwesend 25 Vertreter. Entschuldigt fehlt Oberlehrer Unger. Welter lind eine Anzahl Zuhörer erschienen. 2n seiner Begrünungsansprache wies Sup. Michael darauf hin, daß die heutige Tagung unter der Nachwirkung des Refor- mationssestes stehe, wünschte mehr kirchliche Betätigung inner halb der Gemeinde, zu der die neue Kirchgemeindeordnung sa Ge legenheit gäbe und schloß mit der Hoffnung, daß es mit deren Hilfe gelingen möge, in unserer schweren Zelt die Kirche hindurch- zusühren zu besseren Zeiten. Vor Eintritt in die Tagesordnung teilt der Vorsihende mit, daß Buchbindermeister Kästner anläßlich des Blbelsubiläums der Kirche eine Altarbibel, sein Meisterstück und tatsächlich ein Meisterstück, schenkte und daß die Heimbürgin Kunze am 1. 10. 25 Jahre im Dienst war und beglückwünscht wurde. Zu Punkt 1 nimmt man Kenntnis von verschiedenen Verord nungen usw.; sie betreffen das von den seinerzeit abgelieferten (über 1 Million Kilogramm) Kirchenglocken übriggebliebene Metall (wird der Kirchenkasse eine kleine Einnahme bringen); die Verwaltung der Kirchlehne (die im Besitz von reichlichen Liegenschaften sich befindenden Kirchgemeinden können durch bessere Ausnutzung dieser Einnahmequelle auf Hilfe der Landes kirche verzichten zugunsten der armen Gemeinden, wie der hie sigen); die freiwillige Kirchensteuer (siehe weiter unken); die Grün dung einer Pfarrbesoldungskasse im Lande, in die nach und nach alle kirchliche Einnahmen stießen und aus der dann sämtliche Geistliche gleichmäßig besoldet werden sollen; die Verfassung der Landeskirche, die nach der erfolgten Trennung von Kirche und Staat in Kraft treten wird (Druckeremplar 14 M.); die frachtfreie Beförderung von Gaben für die Miisionsnothilfe sauf die haupt sächlich die ländlichen Gemeindeglieder aufmerksam gemacht werden sollen); die sogenannte September-Bibel (Preis 7 M.) und die Reformationsfest-Ansprache (in dieser Zeitung bereits abge druckt). Genehmigung wird erteilt zur Verdoppelung der Entschädi gung an den Kirchner und die Läulegehilfen; zur Einreihung des Kirchenassistenten in die Gehaltsgriwve 6; nachträglich zu der aus- genommenen Anleihe von 10Ü00V M., von der bis Ende Oktober 70 000 M. für Gehälter ausgegeben sind, und zu einer neuen Anleihe in gleicher Höhe. Diese Darlehne, bei der Girokasse aufgenommen, beanspruchen 12 A Zinsen. Es soll versucht werden, billigeres Geld zu bekommen. Hierzu wird ausgeführk, daß man, abgesehen von den Dar lehen, bisher mit den Einnahmen von 1920 und 1921 wirtschaften mußte, daß man 1921 sogar nur eine vorläufige Kirchensteuer einheben konnte, da die endgültige durch den Reichsfinanzminister unmöglich gemacht wurde. Für das laufende Jahr ist wiederum nur die Einhebung einer vorläufigen und noch dazu freiwilligen Kirchensteuer möglich, von der man Gebrauch machen will in der Weise, daß jedes Kirch gemeindemitglied durch einen Steuerzettel ausgefordert wird, den im Vorjahre zu zahlenden Betrag an das Pfarramt abzuliefern und daß bei denen, die das unterlaßen, der Betrag abgeholt wird. Damit hofft man bis zur endgültigen Regelung zu reichen. Einverstanden ist man mit der Verpachtung der Felder der Preisker-Stiftung gegen den Wert von 2,75 Zentner Roggen pro Scheffel und 300 M. zu einer Weihnachtsgabe für Arme. Aus drücklich wird festgestellt, daß man das hohe Pachkangebot nicht provozierte und daß man das Feld gern in kleinen Losen vergeben hätte, wenn dem nicht die gegenwärtigen hohen Bewirtschaftungs kosten entgegengestanden hätten. (Früher wurden 170 M. Pacht erzielt.) Zugestimmt wird der Verdreifachung (im allgemeinen) der Ge bührensätze und der Neuerung von Haustrauungen auch unter anderen als den jetzt geltenden Bedingungen gegen eine Gebühr von 500 M. Zum nächsten Punkt der Tagesordnung gelangen Gesuche des katholischen Prälaten in Freital-Deuben und der Vereinigung der Katholiken von Dippoldiswalde, Schmiedeberg und Um gegend zum Vortrag, in denen um monatlich einmalige Ueber- laffung der Nicolaikirche zum katholischen Gottesdienst gebeten wird. Der Kirchenvorstand hat nach eingehender Aussprache mit 8 gegen 1 Stimme beschlossen, der heutigen Versammlung Ge nehmigung der Bitte vorläufig auf 1 Jahr vorzuschlagen unter s der Voraussetzung, daß der evangelischen Kirche Schaden dadurch j nicht erwächst und daß die katholische Kirche der evangelischen Kirche auf ähnliche Weise entgegenkommt. In letzterer Hinsicht sind Erkundigungen eingezogen worden mit folgendem Ergebnis: Kreishauptmann von Nostitz-Wallwitz wies darauf hin, daß die Katholiken ihre Kirchen den Evangelischen überhaupt nicht zur Verfügung stellen können; da ihre Kirchengesetze das glatt ver bieten. Trotzdem empfehle er in diesem Falle die Abweisung nicht, da sich Gelegenheit, Gegengefälligkeiten zu verlangen, schon finden würden. Durch einen hiesigen Katholiken wurde festgestellt, daß in Bayern verschiedentlich Kirchen von beiden Konfessionen benutzt werden. Ein evangelischer Geistlicher in Bayern bestätigt das zwar, fügt aber hinzu, daß das nur der Fall sei dort, wo die Evangelischen ein Recht darauf hätten aus der Zeit der Gegen revolution. In wenig Fällen gehe es reibungslos. Deshalb sei man auch meist auf Lötung des Verhältnisses bedacht. In den durchgefochtenen Fällen nönnte» die Evangelischen meist die Kirche behalten, während die Katholiken hinausgetan wurden. Er warnt dringend vor einem Entgegenkommen. Die katholische Kirche gehe ' Gehl zellig zur Wahl! Die Wahlzeit bei der am Sonntag staktfindenden Landtags wahl dauert vormittags von 9 bis nachmittags 8 Uhr. Es empfiehlt sich, mit Ausübung des Wahlrechtes nicht bis in die letzten Nach- Mittagsstunden zu warten, da erfahrungsgemäß bei Schluß der Wahlhandlung ein größerer Andrang von Wählern erfolgt. Nach den Bestimmungen der Landeswahlordnung dürfen nach 6 Uhr nur die Wähler noch zur Stimmabgabe zugelasten werden, die zu diesem Zeitpunkt im Wahlraume schon anwesend waren. ------ nur da mit uns, wo sie in der Minderheit stehe, sonst nie. Gebe man ihr den kleinen Finger, nehme sie bald die ganze Hand usw. Nachdem festgestellt ist, daß die Kirchenvorstandsmitglieder an ihre Abstimmung nicht mehr gebunden lind, da die Voraus setzung des gleichen Entgegenkommens aus der anderen Seit« nicht vorhanden sein kann, wird in eine ausgedehnte Aussprache eingetreten, in der die verschiedensten Ansichten zum Ausdruck kommen. Während man auf der einen Seite zu einem Entgegen kommen auch jetzt noch bereit ist, da unter den gegenwärtigen Ver hältnissen die christliche Gesamtkirche Grund zum Zusammengehen und die evangelische Kirche im Kampfe um die konfessionelle Schule im ZentrumZedenfalls einen starken Bundesgenosten habe usw., sind andere Vertreter teils im Prinzip, teils infolge der Ergebnisse der Auskünfte und aus den verschiedensten anderen Gründen dagegen. Hingewiesen wird auf die geringe Zahl der Katholiken im Kirchspiel, auf die Iesuitengefahr, auf die Gefahr, daß man uns die Nicolaikirche mit der Zeit ganz entreißen könne usw. Ein Antrag, in der Sache eine Kirchgemeindevermmmlung zu hören, wird abgelehnt. Die Gesuche werden schließlich durch Zettel-Abstimmung mit 14 gegen 11 Stimmen abgelehnt. Folgende Anträge des Ausschußes für innere Angelegen heiten erhebt man zum Beschluß: Versuchsweise finden Sonntags nachmittags (monatlich abwechselnd 4 und 6 Uhr) zur Pflege deS Kirchenliedes Liedergoltesdienste statt. — Für die Schulkinder werden Choral-Singstunden eingerichtet, da die Schule heute in dieser Hinsicht versagt. Schon jetzt können Schulkinder nur noch wenige Choräle singen. Man hofft, dazu ein Schulzimmer zu er halten. (In der Aussprache kommt zum Ausdruck, die gesamt« Lehrerschaft und insbesondere die Eltern möchten sich gegen die hier und wegen der Morgenandachten in der Schule in Frage kommenden Fleihnerschen Verordnungen wenden.) — Montags früh '/«8 Uhr findet für die Schulkinder eine kurze Andacht in der Kirche statt, wozu eine Glocke geläutet wird. — Warm trat Sup. Michael für Hausandachten in der Familie ein. Wegen der schlechten Akkustik der Nicolaikirche wird der Geistliche bei Begräbnisfeiern probeweise von der Kanzel aus sprechen. Angeregt wird, bei der Regierung anzusragen, ob die aus dem Kunstfonds seinerzeit verwilligken Mittel für die Chorempore in der Nicolaikirche noch vorhanden seien und wie es mit dem Aus bau stehe, dessen Zeichnung man bereits genehmigt habe. Der Vorsteher erwidert, daß mit den damals bereitgestellten 30 000 M. heute nichts zu machen sei und man deshalb auf beßere Zeiten warten müße. Die geprüfte Iahresrechnung der Gemeindediakonie auf 1921 liegt vor. Festgestellt wird, daß die Aenderung am Joch der großen Glocke den erwarteten Erfolg hatte, und angeregt, bei den anderen Glocken, oder doch bei der kleinen die gleiche Aenderung vor zunehmen. Pfarrer Mosen gibt bekannt, daß der Merbekag für die evangelische Iungmännersache in Dippoldiswalde in einem Familienabend am 18. 12. und im Festgottesdienst und Versamm lung am 19. 12. bestehen werde, und ladet schon heute dazu ein. Angeregt wird, daß bei besonderen kirchlichen Feiern und zur Morgenandacht der Schulkinder die Kirchgemeindevertreter abwechselnd den Ordnungsdienst übernehmen möchten. Die An regung wird weiter verfolgt werden. Hingewiesen wird auf die Kostspieligkeit des Heizens der Kirche (gegenwärtig 7—8000 M.) und auf die geringe Wirkung infolge deS seltenen Heizens. Man werde es bald hanz unter laßen müßen. Der noch vorhandene Bestand soll für Weihnachten und den Kirchentag aufgespart werden. Fräulein Hellriegel bittet um offene Hände für die Weih nachtsbescherung der Gemeindediakonie. Winter—Ulberndorf wünscht, daß die Kirche für die Alken und Bedürftigen, die nach keiner Seite hin Ansprüche haben, dauernd etwas tun möchte. Der Vorsihende weist darauf hin, daß dies das Arbeitsfeld für den Frauenverein sei, und empfiehlt die Gründung eines solchen auch in Ulberndorf. Nach Erledigung einiger mehr innerer Angelegenheiten schließt Sup. Michael mit dem Ausdruck der Freude darüber, daß das Interesse der Kirchenvertreler an der Arbeit mit der Arbeit wachse, und mit der Aufforderung, treu zu unserer evan- gelisch-lutherischen Landeskirche zu stehen, wie die Reformation sie uns gebracht. OertlicheS ind Sächsisches Dippoldiswalde. Um lOOdo erhöhten am vergangenen Montag die Brauereien ganz plötzlich ihre Preise. Beschlüsse zu fassen, dieser erneuten Belastung zu begegnen und auch all die andern Unkosten und Preissteigerungen auszugleichen, fanden sich Donnerstag nachmittag die Mitglieder des Saal inhaberverbandes in der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde und des hiesigen Eastwirtevereins im Bahnhotel zusammen. Die Versammlung war verhältnismäßig schwach besucht, brachte aber mancherlei wichtige Erörterungen. Als die Niederschrift der letzten Versammlung verlesen und 3 Kollegen (aus Ammeis dorf und Frauenstein) neu als Mitglieder ausgenommen worden waren, ging man zum Hauptpunkt, Neufestsetzung der Ver kaufspreise, über. Der Bierpreis wurde für Helles oder dunkles Vier einheitlich auf 45 M. für das Glas, 30 M. für den Schnitt festgesetzt. Ueber die Straße soll das Bier mit 80 M. verkauft werden. Für echte bayrische Biere hielt man 50 M. bez. 40 M. bez. 100 M. für angemessen. Weiterhin besprach man die Preise für Kaffee, Tee usw. und beschloß hier eben falls Mindestpreise, wie man auch solche für Tourentanz, Garderobe, Eintritsgeld festlegte. Die Preise sollen am Frei tag den 3. November morgens in Kraft treten. Ohne Frage wird diese neuerliche Erhöhung sich auswirken in einem Rück gang des Konsums. Die Wirte sind aber außerstande, der artige Belastungen zu tragen, und hoffen auf wohlmeinende Aufnahme dieser Neupreise. Verschiedene interne, deswegen nicht minder wichtige Fragen kamen zur Besprechung, und erst nach bald dreistündigen Verhandlungen kennte man sich. Hr— In der städtischen Turnhalle hielt Donnerstag abend die Kommunistische Partei eine Wahlversammlung ab, in der Reichstags- abgeordnete Erna Halbe referierte. Eingefunden hatten sich gegen 80 Personen. Die Referentin ging davon aus, daß die Kam- munistische Partei des Landtages die sozialdemokratischen Parteien unterstützt habe, aber diese hätten die Interessen der Arbeiterschaft nicht wahrgenommen. Alle Pattei-Anträge zum Besten der Arbeiter- schäft hätten wohl erfüllt werden können, stets aber habe man sich hinter entgegenstehende Reichsgesetze versteckt, auch dott, wo wie bei der Kattofselversorgung solche nicht entgegenstanden. Die sächsische Regierung trieb keine Arbeiterpolitik. Eine sozialistische Regierung müße viel mehr Berbindung mit der Arbeiterschaft haben und diese müße sich fest auf erstere stützen können. Die Politik der sächsischen Sozialdemokratie sei aber abhängig vom sozialistischen Partei-Pro- gramm Deutschlands gewesen. Und im Reiche fehle eine Volks- Herrschaft. 1018 sei dem alten Staate nur eine andere Form ge geben worden, er sei noch immer der alte Klaßenstaat, beherrscht vom Kapitalismus. Diese alte Prositwirtschaft müsse beseitigt werden und das könne nur geschehen, indem man den Produktionsprozeß den Kapitalisten aus der Hand nehme. Das sei 1418 nicht ge schehen und jeglicher Anttag auf Sozialisierung sei abgelehnt worden. Der Kapitalismus baue aber immer weiter und habe jetzt eine neue Form geschaffen, die Stinnesierung, wo nur einige wenige, wenn nicht eine einzelne Person, die Wirtschaft nach ihrem Dittat lenkt und leitet. Sämtliche Sachwette lägen in den Händen der Kapi talisten; daher sei auch das Stinnes-Lubersac-Abkommen zwischen diesen beiden großen Kapitalisten und nicht den Regierungen abge schloßen worden. Stinnes beherrsche Reichstag und Reichsregierung und das habe dahin geführt, daß alle indirekten Steuern auch von den Arbeiterschastsoettretern bewilligt wurden. Man könne geteilter Meinung sein, ob erfüllt werden müße, könne aber nicht gutheißen, daß vor allem so erfüllt werden mühte, dah der Arbeiter zahlt und der Kapitalist sich drückt. Die Erfassung der Sachwette sei nicht ge schehen. Das Stinnes-Lubersac-Abkommen sei nur ein Mittel der Politik der Gewalt, vollzogen, um den französischen Kapitalisten wieder auf die Beine zu helfen. Weil Rathenau Vernunftspolitiker war und diesem Abkommen entgegenstand, muhte er sein Leben laßen. Der Mord war die Tat groher Kapitalistenkreße. Nach ihm war die Bahn frei für die profitgieriaen Leute in Frankreich und in Deutschland. Für die Arbeiter werde nun noch eine schlimmere Zeit kommen als bisher. Wenn alles das, was das Abkommen fordert, erzeugt werden solle, dann müsse furchtbar gearbeitet werden und 10, 12 Stunden täglich langten da nicht. Und dazu zeige sich die Reaktion schlimmer denn je, was zu den Vorgängen vor dem Zirkus Busch in Berlin geführt habe. Die sozialistische Regierung rufe wohl immer die Arbeiter auf zu Demonstrationen, sie tue aber nichts für die Arbeiterschaft. Daher müße eine Organisation gesucht und geschaffen werden, die helfen könne. Diese sehe die kommunistische Pattei im Reichsbetriebsräte- Kongreß. Eine Massenbewegung aus der Arbeiterschaft heraus müsse ihn bringen, und wenn er getagt, mühten Kontrollausschüße die Durchführung seiner Beschlüsse überwachen. Die Befreiung der Arbeiterklasse könne nur ihr eigener Werk sein. Sich friedlich zum Sozialismus zu reformieren sei ein Unding, nur Kamps könne das Ziel erringen. Die kommunistischen Abgeordneten versprächen keine goldenen Berge, aber dessen könne jeder Wähler sicher sein, daß sie jede Bewegung lm Lande unterstützen würden zum Kampf gegen den Kapitalismus. Eine Arbeiterregierung unter kcmmunistlschcr . Führung würde sich dadurch hervorheben, daß sie sich aus die Arbeiter Im Lande und nicht auf bürgerliche Vertreter des Landtages stützen würde. Wer dafür sei, dem Kapitalismus die Zähne zu zeigen, wer sich dessen bewuht sei, dah der Schlendrian so nicht weiter gehen könne, der müße kommunistisch wählen. Zu einer Debatte kam es nicht, da sich niemand zum Wort meldete, trotzdem wohl die Mehrzahl der Anwesenden anderen Parteien angehörte als der der Referentin. So nahm diese sofort das Schluhwort. Sie be dauerte das Fehlen von Mut, ihr entgegenzutreten. Grohe schwer wiegende Fragen seien jetzt zu entscheiden: ob die Arbeiterschaft mit dem Koalitionsprogramm „fottwursteln" oder zum Klaßenkamps zurückkehren wolle. Die kommunistische Pattei wolle nicht sofort die Revolution, sie wolle aber die Arbeiterschaft befreien von dem Gedanken, daß wir in ruhiger Entwicklung den Sozialismus be kommen würden. Die Gleichgiltigkeit müße bekämpft, die Kraft zum Kampfe gestählt werden. Mit einem Hieb falle kein Baum, auch der Kapitalismus nicht. Schlag auf Schlag müße ihm versetzt werden; denn Arbeiterschaft und Kapitalismus hätten nichts gemein. Die kommunistische Partei wolle die Arbeiterschaft zusammenfahren nnd wach erhalten zur Durchführung der sozialen Revolution, die eine Befreiung sein werde vom Kapitalismus. Ein friedlicher Weg führe nicht dorthin. Bereits >/«10 Uhr war die Versammlung zu Ende. Airschbach. Zu dem Bericht in Nr. 255, Karkoffeldiebstahl betreffend, wird uns mitgeteilt, daß Verdachtsgründe nicht vor liegen und auch nichts gefunden wurde, was zu einer Verdäch tigung Anlaß geben könnte. Frohburg. Auch ein Zeichen der Zelt. Bei einer hiesigen öffentlichen Kaffe wurde dieser Tage ein Betrag von 300 000 M. in kleineren Scheinen abgeliefert, so daß der Ueberbringer sich eines Rucksackes, voll bepackt, bedienen mußte.