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Weißeritz-Zeitung : 05.11.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192211058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19221105
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19221105
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-11
- Tag 1922-11-05
-
Monat
1922-11
-
Jahr
1922
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 05.11.1922
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Geschäftszeit: 8—12 und 3—4 Uhr, vor Sonn-und Festtagen 8—12 Uhr. Tägliche Verzinsung der Einlagen. Aufbewahrung und Verwal tung sowie Vermittlung des An- und Verkaufs von Wert papieren und Aktien. Ai« Mitglied der öffentlichen Lebensversicherungsanstalt ist di« Karkasse Vermittlungs stelle für Lebens- und Renten versicherungen. Errichtung von Spareinlage- und Eröffnung von Girokonten gegen tägliche Verzinsung. — Ueberweisung von Zahlungen nach allen Orten Deutschlands und des Auslandes, in drin- genden Fällen im Wege der I Eilüberweisung. — An- und Verkauf von ausländischen , Zahlungsmitteln. — Ausstel- i lung von Reisekreditbriefen. — > Einziehung von Wechseln, ' Schecks und Platzanweisungen. , LerMHes n-H Sächsisches Dippoldiswalde. Der heutige Sonntag ruft zur Wahl, wer aber seiner Pflicht genügt hat, der wird sich dann auch gern den verschiedenen KirmeSgenüssen hingebcn. Muf; auch gegen früher manches unterbleiben, kann die Hausfrau auch nicht, wie einst, einen Gänsebraten und Berge von Kuchen auf den Tisch stellen, ein gutes Stück Fleisch wird sie doch geholt und für etwas Ge- i backenes gesorgt haben. Wie immer wird am Sonntag abend der ! Männergesangverein im Schühenhause ein Konzert veranstalten, i Das Programm weist eine große Zahl prächtiger Gesangsstücke, ! Männerchöre, gemischte Chöre und Duette auf, während Fräulein Hofmann—Lauenstein und Kantor Herklotz auf zwei Klavieren Musikstücke und der hier bestens bekannte K. Heinz Katkerfeld Rezitationen darbieten werden. — Montag abend findet in der Reichskrone ein Sinfonie-Konzert der Kapelle Helbig, ehemalige Schühenregiments-Kapelle, statt. Dieses Musik-Korps ist hier bestens bekannt und wird ihren guten alten Ruf zu wahren wissen. 3st aber das Wetter schön, dann nur einen Spaziergang hinaus ins Freie unternommen, die letzten Herbsttage genossen. Auch in den übrigen Orten unseres Kirchspiels hat man zur Kirmes gerüstet und in den dortigen Gastwirtschaften wird man gut aufgehoben sein. Dippoldiswalde. Die Wahlversammlung der Deutschen VolkS- partei am Freitagabend in der Reichskrone bekundete recht sehr, welch politische Müdigkeit in den Wählerkreisen herrscht: nur gegen 30 Personen waren erschienen, in der Hauptsache Partei mitglieder. Der angekündigte Redner, Korvettenkapitän Mehen- thin war durch Tätigkeit in Schlesien am Erscheinen behindert, da für waren als Referenten erschienen der Direktor der vreußischen Landwirtschaftskammer von Altrock und der Hauptgeschäftsführer der DBP. Schönrock. Als '/-9 Uhr Gewerbeoberstudienrat Meller die Versammlung erösfnete, gab er seinem Bedauern über den ge ringen Besuch Ausdruck, begrüßte die Referenten und erteilte dann dem ersten das Wort. Direktor v. Altrock betonte von vorn herein, dah er kein Parkeipolitiker sei und sich nicht mit Fragen der hohen Politik beschästigen, sondern die Frage der VolkSer- nährung, deren Weiterentwicklung und die Brotversorgung be leuchten werde, was er für das derzeit Wichtigtste für das deutsche Volk halte, was aber auch schwerste Besorgnisse erwecke. Auch die Liebe des Bölkes, seine Stellung zum Staat und zur Regie rung gehe durch den Magen. Es leide Hunger und die Liebe sinkt. Die Schuld an der schlechten Ernährungslage werde nun leider ganz allgemein der Landwirtschaft ausgebürdet, und doch beklage niemand mehr die Not des Bölkes und die ganze traurige Preisgestaltung wie die Landwirtschaft selbst. Anter den vielge staltigen und vielerlei Angriffen leide aber die Schaffenssreudig- neit des Landwirts und dadurch wieder die Bülksernährung. v. Altrock stellte nun Bergleiche zwischen 1913/14, der Kriegszeit und setzt an. Damals nur 6—7?L Bedarf an Auslandsgetreide, nur 1 Kilogramm Kartosfeleinsuhr aus den Kopf, 5—Flelsch- elnfuhr, allerdings eine hohe Futtermitteleinsichr von 8 Millionen Tonnen im Werte von 1250 Millionen Mark zur Fleisch erzeugung und für 325 Millionen Mark Schmalz, Fette, Marga rine-Rohstoffe. Fett wurde etwa 50?L des Bedarfs vom Ausland eingesührt. Während des Krieges Zwangswirtschaft auf allen Ge bieten, Entzug der Arbeitskräfte und Gespanne, Minderung des Schlachtviehbestandes, Fehlen der Dünge- und Futtermittel. Die schlimmste Folge war aber Rückgang der Produktion, sodaß die Landwirtschaft etwa auf den Stand der 70er Jahre sank. Rach dem Kriege wurde die Ernährungslage durch die Art der Fort führung der Zwangswirtschaft immer kritischer: dazu verloren wir Posen und Westpreußen. Während vor dem Kriege für 41 Tage Mehl aus dem Auslonde gebraucht wurde, ist das setzt sür 90 Tage nötig. Dazu der schlechte Stand der Mark. Der Bich- und be sonders der Schweinebestand ist um 30?» vermindert, obendrein haben die Tiere infolge der Fullermittclnot noch geringeres Schlachtgewicht und ein grober Teil unseres besten Viehes musste Gehl zeitig zur Wahl! Die Wahlzeit bei der am Sonntag stattfindenden LaudtagS- wahl dauert vormittags von 9 bis nachmittags 6 Uhr. Es empfiehlt sich, mit Ausübung des Wahlrechtes nicht bis in die letzten Nach mittagsstunden zu warten, da erfahrungsgemäß bei Schluß der Wahlhandlung ein gröberer Andrang von Wählern erfolgt. Nach den Bestimmungen der Landeswahlordnung dürfen nach 6 Uhr nur die Wähler noch zur Stimmabgabe zugelassen werden, die zu diesem Zeitpunkt im Wahlraume schon anwesend waren. Alle Frauen und Männer über 2V Jahre sind wahlberechtigt! Um Irrtümer auszuschließen, sei festgeslellk, daß alle Männer und Frauen, soweit sie am 5. November das 20. Lebenslahr über schritten haben, wahlberechtigt sind. Niemand versäume am Sonn tag seine bürgerliche Ehrenpflicht! : kurzen Schlußwort nochmals eine Reihe landwirtschaftlicher j Fragen besprach und für ein enges Zusammenarbeiten für Indu strie, Landwirtschaft und Handwerk eintrat, der DBP. am kom menden Sonntag einen vollen Wahlerfolg wünschte. — Die für gestern Freitag abend von der sozialdemokratischen Partei nach dem Schützenhaus einbcrufene Versammlung, die sehr zahlreich besucht war, wurde gegen 8 Uhr vom Einberuser Paul Kühnel eröffnet, der sofort dem Referenten, Redakteur Stampfer—Berlin, das Wort gab. Redner wies eingangs darauf hin, daß kurz nach den sächsischen Wahlen die Parlamentswahlen in England stattfinden, und daß jeder Deutsche, gewiß auch der Rechtsstehende, heute aus voller Ueberzeugung der englischen Arbeiterpartei den Sieg wünsche, weil diese sich für diesen Fall verpflichtet habe, für Herabsetzung der deutschen Neparationslasten auf der» in Belgien und Frankreich tat sächlich entstanden-« Schade» und für Aufhebung der Besetzung einzutreten. Das allein sei Hilfe für Deutschland. Hier in Sachsen aber kämpften die Rechtsparteien und die Kommunisten gegen den Sieg derselben Arbeiterpartei. Sodann widerlegte er die der sächsi schen Negierung in Flugblättern der Rechtsparteien gemachten Vor würfe bezüglich der Freiheit lm Lande, eines sozialistischen Beamten tums, der Ministergehälter, der Schulpolitik, Klassenherrschaft usw. und stellte in allen diesen Punkten Vergleiche an zwischen einst und jetzt. Die sozialdemokratische Partei als solche sei nicht Feind der Religion und Kirche, das beweise da» Bestehen eines Pastoren-Ver eins innerhalb der Partei. Wenn auch zuzugeben sei, daß von Einzel personen scharf gegen die Kirche vorgegangen worden sei und vor gegangen werde, so ändere das nichts daran, daß für die Partei Religion Prioatsache sei. Den Vorwurf, die Sozialdemokraten hätten nichts gegen Teuerung, Marksturz usw. getan, wies Redner ebenfalls scharf zurück. Gerade die Sozialdemokraten mit den Gewerkschaften aller Richtungen arbeiteten ständig an Abhilfe, fänden aber dabei den stärksten Widerstand der Rechtsparteien. Wie jede Arbeit, so achte der Sozialdemokrat auch die des Landwirts. Die Forderung der Umlage sei kein feindlicher Akt gegen diesen, sondern nur ein kleiner Ausgleich zwischen denen, die große Not litten, und jenen, bei denen die Not nur sagenhaft oder doch wenigstens minder groß sei. Wenn wir dem Landwirt nicht alles geben, was er fordert, so liegt es daran, daß die allgemeine Not größer ist als die seine. Wenn die Landwirtschaft von deutsch-nationaler Seite aufgefordert werde, die Umlage nicht abzufahren, so sei das im höchsten Grade unchristlich und Verrat am Volke. Am meisten verarge man den Sozialdemokraten rechts, daß sie ein starker Schutz der Republik seien. Wie wollten denn die beiden Rechtsparteien die Monarchie wieder aufrichten, da sie doch nicht einmal einen geeigneten Thronkandidaten hätten. Die Deuischnationalen hätten den Trennungsstrich zwischen sich und den Deutschvölkijchen heute noch nicht gezogen. Schwer liege den Rechtsparteien der durch Sachjeu, Thüringen und Braunschweig gebildete Damm gegen das reaktionär« Bayern, wo übrigens trotz nichtsozialistischer Regierung die Not nicht geringer sei, als bei uns, auf der anderen Seite aber ein Justizmord Tatsache geworden sei, wie man ihn nicht einmal im kaiserlichen Deutschland erlebt habe (Fechenbach), im Magen. Deshalb ihre Anstrengung um einen Rechts-Sieg in Sachsen. In einem solchen Falle würde es aber werden wie vor 2 Jahren lm Reiche: ohne die Sozialdemokraten käme eine Regierung nicht zustande. Eine Koalition sei aber immer nur ein Notbehelf. Eine reaktionär eingestellte Rechtsregierung würden die sächsischen Arbeiter nicht dulden. Darum wäre eS gut, es bliebe wie es ist: oder noch besser, die Sozialdemokraten erhielten allein die Mehrheit, also ohne die Kommunisten. Der Redner schloß mit der Aufforderung, am 5. November den sozial demokratischen Stimmzettel abzugeben. Nach kurzer Pause fand eine ausgiebige Debatte statt, aus der einiges kurz wiederaegeben sei. Sup. Michael führte aus, in Parteisachen mische er sich nicht, er suche sich über die Parteien zu stellen, und erinnert an die Mahnung Sven Hedins an das deutsche Bolk zur Einigkeit, ohne die es aus der Not nicht herauskomme. Man solle doch ernstlich versuchen, zu möglichster Einigkeit zu kommen. Er belegte dann an Beispielen, daß von Sozialdemokraten kirchlich gesinnte Arbeiter terrorisiert würden, und bat, doch endlich Ernst zu machen mit dem Programmpunkt: .Religion ist Privatsache!" und nicht früher etwa begangenes Unrecht heute umgekehrt nachzumachen. An der Spitze des Klukusministeriums stehe ein Mann, ourch den die Kirche sich vergewaltigt fühle, aber auch die Elternschaft durch die Eingrifse der Sckule, die doch heute noch eine christliche sei. Dazu befänden sich heute viele Geistliche in bitterster Not, weil sie ihr Gehalt nur zum Teil erhallen könnten infolge der finan ziellen Maßnahmen der Reigerung. Er bat um Gerechtigkeit und Freiheit auch für die Kirche. Sethmacher sagte der katholischen Kirche Waklbeeinflusiung nach und der Kirche im allgemeinen, daß sie über den Parteien nicht gestanden habe. Religions unterricht müsse außerhalb der Schule gegeben werden. Erfurth führt aus, daß die Arbeiter der Kirche heute um deswillen sern- stehen, weil die Kirche es nie verstanden habe, eine Bolkskirche zu sein, sogar gegen die Arbeiter Front machte bei deren Bemühen um Berbesserung ihrer Lage. Er verteidigt den Standpunkt der sächsischen Regierung in Schulfragen. Sup. Michael bittet, das Tun der katholischen Kirche unserer Kirche nicht zur Last zu legen, und weist den Borwurf zurück, sie habe die Arbeiter am Ausstieg gehindert, worauf Stadtrat Boigt konstatiert, dah 1910 und 1911, als hier Streiks ausgebrochen waren, der damalige Superintendent von der Kanzel herab über die Begehrlichkeit der Arbeiter ge sprochen habe. Seine Frage, wie die Kirche ihren Kampf gegen die jetzige Regierung in ueberelnstimmung mit ihrer Forderung bringe, der Obrigkeit untertan zu sein, beantwortet Sup. Michael dahin, daß man, wenn auch mit schwerem Herzen, nach diesem Wort handle. Die Kritik müße aber doch auch einem Geistlichen zustehen. Die Kirche könne sich unter jeder Staatsform wohl fahlen. In seinem Schlußhwort ging der Referent besonders noch einmal auf die Religionsfrage ein und meinte, Uebergriffe und Ausschreitungen einzelner seien in jeder Richtung vorgekommen. Solange die meisten Amtsorüder des Superintendenten noch die falsche, feindliche Stellung gegenüber den Sozialdemokraten ein nehmen, solle er sich nicht wundern, wenn letztere wenig von der Kirche misten wollen. Zeige die Geistlichkeit Bereitwilligkeit, das Verhältnis zu ändern — bei der Sozialdemokratie sei es vor handen —, so könne man schließlich zu dem Zusammenarbeiten ans Ausland abgegeben werden. Die Milchproduktion ist von 2200 Liter auf 1500 Liter pro Kopf der Bevölkerung und Jahr zurückgegangen. Und wie traurig die Zuckerversorgung ist, spürt jeder selbst. Einst bedeutendes Ausfuhrland, genügt jetzt die ganze Produktion nicht mehr fürs Volk, trotzdem anerkannt werden müsse, dah dir Landwirtschaft aufs äußerste bestrebt sei, die Pro duktion zu steigern. Die Beibehaltung der Zwangswirtschaft für Getreide und der Ruf nach ihrer Einführung bei anderen Pro dukten sei geradezu frevelhaft, denn jede Zwangswirtschaft hindere die Produktion, schränke den Getreidebau ein, sie sei unmoralisch, weil sie ein Ausnahmegesetz darstelle. Dazu geselle sich jetzt eine Agrarkrise in Gestalt einer Kreditnol. Wie Redner später noch ausführte, spüre das der Kleinbauer und dadurch das Volk zunächst weniger, der größere Grundbesitz aber sei nicht in der Lage, die Gelder sür den hohen Dllngemittelvreis aufzubringen. Dir DVP. habe den Standpunkt vertreten, daß eine fühlbare Preisminderung auch der Düngemittelbeschaffung von der Gesamtheit getragen werden müsse, sie sei eingetreten für Erhöhung des Umlagege treidepreises, für Befreiung des Besitzes unter 5 Morgen von der Umlage. Die sächsische Regierung aber will an der Zwangswirt schaft festhalten und ist auch gegen Erhöhung des Preises, verlangt auch Kartosfel-ZwangSbewirtschastung. Alle die traurigen Zu stände in der Volksernährung seien den Parteien zu danken, die kein Verständnis für die Landwirtschaft hätten, die immer nur erfüllen wollten und den Notenumlauf steigerten, daß jetzt täglich 3 Milliarden ausgegeben würden. DaS bringe die Geldentwertung und hierin liege die Preissteigerung begründet. Weiter aber sei auch ein Rückgang in der Arbeits-Energie sestzustellen, traurig seien die Zustände bei Eisenbahn und Post und In den anderen Staatsbetrieben. Und wie im Staate, so sei es auch in den Kom munen: das zeitweise ganz sozialistisch beherrschte Berlin gebe ein sprechendes Beispiel. Ueberall Rückgang der Leistungsfähigkeit, vollendete Mißwirtschaft. Schuld trage die Regierung, die von den Gewerkschaften beeinflußt werde. Wenn uns noch etwas auf recht erhält, dann sei es die Landwirtschaft. Sie werde auch weiter ihre Pflicht tun und mit gutem Beispiel vorangehen. Retten könne uns aber nur: Aenderung deS FriedensverkragS und Lon doner Ultimatums, erhebliche Produktionssieigerung durch Mehr arbeit, Verbesserung der Geldvcrhältnisse, Aufgabe der Papier gelddruckerei, Sparen bei allen Verwaltungsstellen und ordnungs mäßige Wirtschaft in allen Staatsbetrieben. Möchten die Wahlen zu einer besseren Zukunft führen. — Der zweite Referent, Ge schäftsführer Schönrock, führte aus, daß es bei den kommenden Wahlen um drei Dinge gehe, um die Wirtschaft, um den Staat und um die Kultur. Er bedauerte, daß in solch hartem Kampfe das Bürgertum und besonders der Mittelstand in so viel Parteien gespalten sei und ging mit der Wirtschaftspakte! arg ins Gericht. Ein Drittel aller Beamten sei nicht in festem Anstellungsverhältnis, denn die Sozialdemokratie wolle kein festes Beamtentum. Ame rikanische Verhältnisse könne sich das arme Deutschland aber nicht leisten. Tief bedauerlich sei der Kampf gegen die Kirche und Religion. Die sittlichen Kräfte des Volke?-, zusammengefaßt in Kirche und Religion, mühten von Staatsweqen gestützt und ge schützt werden. Er glaube sicher zu sein, daß mit dem Wachsen her Not auch eine Rückkehr zur Religion eintreten werde. Es sei eine Kulturschande, wie man in Sachsen die Reichsgesehe be züglich Kirche und Schule sabotiere, wie man sich gegen die Geist lichkeit verhalle. Die deutsche Intelligenzschicht in allen Berufen stehe auf dem Aussterbe-Etat, die Träger der Kultur lägen am Boden. Die Vernichtung des deutschen Mittelstandes müsse ver hindert werden, denn aus ihm wachse die deutsche Intelligenz hervor, aus ihm heraus steige auch der deutsche Arbeiter aus wärts. Ihn zu erhallen, sei auch das Bestreben der DVP. Für die notleidenden Kleinrentner im Reiche habe die Regierung nur 5 Millionen Mark übrig Million Mark aber sür das Arbeiter- Sportkartell. Ein Hauptpunkt in allem müsse aber unsere aus wärtige Politik sein. Die ErsüllungSpolitik nehme einen breiten Boden ein. ES könne nicht angehen, zu sagen: kommt und holt. Die Besetzung des Ruhrgebiets würde unsern ganzen Staat und unsere Wirtschaft lahmlegen und vernichten, das wäre Kata trophenpolitik. Aber auch der fortgesetzte Rus: wir Könen er- üllen, sei verkehrt. Damit habe die Reichsregierung elend Schisf- >ruch erlitten. Der Mittelweg sei wohl das Richtige. Mit Sach kenntnis und Ausdauer müsse man an die Lösung dieser Frage herantreten, und der erste, der hier Erfolge errungen, sei Stinnes. Sein Abkommen mit Lubersac sei der Anerkennung wert. Unsere auswärtige Politik müsse ein festes Ziel bekommen, daS Bürger tum starken Einfluß dabei hoben. DaS aber sei nur möglich im Wege des Kompromisses. Realpolitik müsse getrieben werden, Verantwortungsgefühl auch die Partei haben. Man müsse er halten, was noch da ist und darauf wieder aufräumen, einen Damm errichten gegen Zersetzung und Verhetzung. Nur das Volk werde die schlimme Zett überstehen, das zum Frieden kommt. Der Feind stehe nicht rechts, nicht links, der Feind stehe draußen. In der Politik gehe eS um WeltanschauungS-, nicht um Gewerkschasts- fragen. Kein Klassenkampf und Klassenhaß, wir brauchen ein nationales Volk. Auf diesen Schlußwerten ausbauend, bat Ge- werbeobersludienrat Meller, am kommenden Sonntag nicht nur der eiaencn Wahlpflicht zu genügen, sondern auch die Säumigen zum Wahlgang anzuhallen, worauf Direktor v. Altrock in einem
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