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Im Hauptgottesdicnst ward Klagelieder Jeremias 3, 22—24: «Die Güte des Herrn istS, dasz wir nicht gar aus sind" durch Pfarrer Abel Coccejus der Predigt zugrunde gelegt. — Rat und Schösser berichten gemeinsam an den Kurfürsten, die Stadt sei so verarmt, daß von den Bürgern die ausgeschriebene Auflage nicht einmal durch Zwangsmittel zu holen set, erinnern an die bei Ende 1648 erfolgtem Einmarsch Axel Lilies' gemachten Auslagen von 312 Talern und bitten, die Summe durch eine auf das hiesige und das Amt Grillenburg zu legende Anlage einholen zu dürfen. — Der Dippoldiswalder Glaser Bornheinrich gehört zur Freiberger Glaserlade, der er am 18. September 1630 seine Bierkeljahrssteuer ein- legk. — Im Dippoldiswalder Tuchmacherhandwerk war es wie anderwärts Gebrauch geworden, mit Indigo statt Waid zu färben. Durch Bekannt machung vom 31. Dezember 1650 wurde die Verwendung von Indigo, um den Waidanbau und Waidhandel nicht zu gefährden, verboten. — Von der Turmuhr aus gelang die Ueberkragung des Stnndenschlages auf die große Glocke. Am 2. bis 4. Januar 1651 entstand durch plötzlich elnkretende Schneeschmelze mit Regenwetter eine heftige Weißeritzflut, die weithin das Tal unter Wasser setzte. — Nachdem das Hammerwerk an der Weiherihbrücke im 30jährigen Kriege niedergebrannt worden, nun aber auch das Hammerwerk zu Schmiedeberg eingegangen war, errichtete Hans Bretschneider wieder den Eisenhammer zu Dippoldiswalde an der Brücke. — In diesem Jahre halten die Fleischer der Stadt laut Befehl das Fleischwerk zur Einsegnung der Tochter Herzog Christians von Sachsen nach Dresden zu liefern. Große Freude bereitete der «ehrenvolle Auftrag" nicht, denn gewöhnlich war von der Hofküche keine Zahlung zu erhalten. — Es hak sich wieder ein Zinngießer, Jeremias Morgenstern, in Dippoldis walde niedergelassen. Er nimmt für 1651—1655 den Christoph Engel hardt in die Lehre, hält zur Dresdner Zunft und erscheint 1657 als Bürge. Laut Schuldschein vom 5. Januar 1652 lieh sich der Rat aus dem Amte Dippoldiswalde eine Summe von 50 Talern. — Am 28. Mai be willigt Johann Georg I. den Weih- und Sämischgerbern der Stadt acht neue Zunstsätze. — Der 30. Mai 1652 war der Meihetag für eine neue Orgel, an welchem Tage Daniel Lucius sein «Dippoldiswalde, vergiß es nicht" erscheinen lieh. — Am 22. September erhalten auch die Büttner 21 Zunftsätze bewilligt. Das Tabaktrinken, d. h. das Tabakrauchen in Ratskellern und Schenken, welches durch das fremde Kriegsvolk Verbreitung gefunden hatte, wird am 25. Mai 1653, nachdem am 25. April dadurch in Leipzig ein Feuer entstanden war, Bürgern und anderen streng verboten. — Der neue Taufstein, ein ansprechendes Barockwerk, gestiftet von Georg Wlldvogel, Caspar Wiesener zu Halle, Jeremias Gumprecht zu Dresden, kam am 7. September 1653 hier an und wurde am 8. in der Kirche zusammengesetzt. — Für seine dem Kurhause Sachsen geleisteten Dienste wurde dem Oberkammcrherrn von der Taube Rittergut Reichstädt als freies Ailodlal- und Erbgut übereignet. Am 17. Januar 1654 wendet sich der Rat an den Amtsschösser wegen der durch den Geheimschreiber der Kurfürstin, Büttner, gesuchten Erb- gerichte auf sein Gut zu Reinholdshain, durch welche derselbe sich den