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A ageszettung im» Aazeiger jiir DIpK»iSisw«l0r, SchmieSeoer« LV AeU-ste ^eUuaq Aezivk^ Donnerstag den 21 September 1922 Nr 221 l e 88. Jahrgang Kieses Lia« enlhöst die amtlichen LekauntmachmiM« '-er Amlshauplmannschafl, -es Amlsgerichl» und -es Sla-lrals zu Dippol-iswalve Derandoorailber Redakteur Daul Sebne» - Druck and Verlag Lari Seime w Kiuvol-tswal-e. r"' - Dierteffährlich ^Mk.ohn«3«- ÄkAWS-lklS» »ragen. — Einzelne Nummem ,1 M — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde «r. ij Drmeindeverbands-Girokonto Nr. 3. — Voskscheck» , ", Konto: Dresden 12548. OertlicheS und Sachfisches Dippoldiswalde. Die Michaellsferlen beginnen bet unS am 80. September und dauern bis zum 14. Oktober, so daß die Schule vm 16. Oktober wieder beginnt. An den höheren Schulen beginnt Her Unterricht bereits am 9. Oktober — Noch in diesem Monat soll die staatliche l 00 000- Volt-Starkstromleitung, welche vom Umspannwerk Dresden- Süd nach dem Umspannwerk Silberstraße i. V. führt und auch durch unsre Amtshauptmannschaft bei Quohren—Groß- ölsa—Seifersdorf ihre Drähte spannt, unter Spannung gesetzt werden. 2m allgemeinen sind die Arbeiten an der Leitung im hiesigen Bezirk fertiggestellt. — Der Wert der Stenographie. Nach einer Ver ordnung des sächsischen Gesamlminifteriums vom 28. Juli d. 3. müssen in Zukunft sämtliche sächsischen Staatsbeamten steno graphiekundig sein. Auch für die Laufbahn im Gemeindedienst wird seit einiger Zeit die Kenntnis der Stenographie allgemein gefordert. — Die 5. und letzte Klasse der 181. sächsischen Landeslolterie wird vom 4. bis mit 28. Oktober gezogen werden. Die Erneuerung Ler Lose hat vor Ablauf des 25. September zu erfolgen. Es ist diesmal das erstemal, daß der Hauptgewinn 1 Million Mark beträgt. — In den Stern-Lichtspielen gelangt am Donnerstag abend Ler neue amerikanische Großfilm «Die Nacht der Einbrecher' nur einmalig zur Aufführung. Die beliebte Künstlerin Aud Egede Nissen, bekannt aus «Floh der Toten', spielt auch in diesem «rohen Werk die Hauptrolle. Hoffentlich erzielt das Werk auch hier einen großen Erfolg. — Für den Oktovertermin der Landesbrandkasse haben Wohn häuser 11 Pf., Objekte der Industrie und Landwirtschaft 90 Pf. zu zahlen. — Ab 15. August zahlt die Landesbrandkasfe «ne 65fache Mrandschädenvergütung. — In Glashütte beträgt ab 1. September der Gaspreis 80 M., der Strompreis 45 M. Schmiedeberg. Tagesordnung zur öffentlichen Gemeinderats sitzung Freitag den 22. September 1922 abends 7 Uhr in der alten Schule (Zimmer Nr. 9): Mitteilungen. — Festsetzung der Miet- ginszuschläge nach dem Reichsmietengeseh. — Rechnung der Volksbücherei aus 1921. — Gesuch der Heimbürgin um Gebühren- «rhöhung..— Festsetzung des Zinsfußes für Kredite der Girokaffe. sSrundstücksverkauf an die Baugenoffenschaft Groß-Dresden. — ßLine Wertzuwachssteuersache. — Etwa noch Eingehendes. Hierauf nichtöffentliche Sitzung. Grohölfa. Einen anderen Charakter als in Dippoldiswalde hatte hier der Vortrag des Missionsleiters Adolf Müller über hie «Deutsche Mitternachtsmisfion' am Sonnabend. Die Aufgabe des Vortragenden bestand hier hauptsächlich darin, zunächst zwischen sich und denjenigen Besuchern, die in Feindschaft der Kirche den Rücken gewendet haben und mit der christlichen Welt- anschauung zerfallen sind, Brücken zu schlagen, um für sein Werk wie in Hamburg und in anderen Großstädten Verständnis zu finden. Denn die Arbeit der «Deutschen Mitternachtsmission', die «egen Alkoholismus und Dirnentum kämpft, ruht ganz auf christ licher Weltanschauung, auf christlich-biblischem Glauben. Mit virtuoser Geschicklichkeit verstand es nun der Vortragende, zwischen sich und den Zuhörern, besonders auch zwischen sich und den Gegnern christlicher Weltanschauung Verbindung herzustellen. Wie er von Gott redete, gewaltig und erschütternd, von Christus, Innig und zart, wie er sogar von unserer Erlösung und Befreiung hurch Christi Tod und Blut sprach und mit all diesen doch recht ^dogmatischen' Dingen dennoch alle Zuhörer bis zum Schluß der Versammlung in starkem Bann hielt, das wird unvergeßlich bleiben. Das Geheimnis seiner Fähigkeit, auch den mit dem christlichen Glauben Zerfallenen zu fesseln und in ihm Ehrfurcht vot dem Höchsten, Wunderbarsten und Größten, vor Gott, Christus und Bibel zu wecken, liegt in der schlichten, aber auch wieder so schweren Kunst, die alten ewigen Wahrheiten in neuer Form, in zeitgemäßem Gewände bei Behauptung eines streng biblischen Standpunktes darzubielen. So wurden alle, die ihm lauschten, leine Freunde. Der einzige Versuch, der gemacht wurde, auch in dieser Versammlung gegen die Kirche zu Hetzen (sie habe den Krieg nicht verhindert, den Frieden nicht gepredigt usw.), wurde so schlagfertig vom Vortragenden zurückgewiesen, daß jeglicher weitere Versuch unterblieb. Redner wies u. a. darauf Hw, daß am Anfang des Krieges alle Parteien bis zur äußersten Linken für den Krieg stimmten, daß ferner sein Freund, Professor Uhde, auch ein Kirchenmann, schon 1915 in Genf energisch den Frieden gefordert hätte. Gestreift wurde auch die Schulfrage, auf die der Redner wunschgemäß etwas einging. Sein Standpunkt ist: Christ liche Lehrer für christliche Kinder, das heißt nichts anderes als: christliche Schulen für christliche Kinder. Zum Schluß führte er noch einmal wuchtig und groß aus, was unser Volk in seiner Not retten kann: Friede, innerer wie äußerer, stark ausgeprägter Ge meinschaftssinn, der uns sehend macht für die Nöte unseres Volkes and da helfen läßt, wo unbedingt geholfen werden muß (einer trage des anderen Last, wie Paulus so schön sagt), Kampf gegen dasjenige Kapital, das sich auf Kosten der Menschenfeelen und Menschenleiber bereichert und am Mark unseres Volkes saugt, wie z. B. das die Prostitution und den Alkoholismus unter stützende Kapital, endlich sei es die Ehrfurcht vor dem Großen, Hehren, vor dem ewigen Gott, die in unserem Volk wieder groß werden müsse, wenn es wieder glücklich werden soll. Tiefe Ein drücke hinterließ der vom christlichen Sozialismus stark durch setzte Vortrag. Möchte auch er etwas unserem Volke zum Frieden bienen! Kreischa. Bet der gm Sonntag nachmittag hier stattae- fundenen Elternrakswahl machten von etwa 600 Wahlbe rechtigten nur 205 von ihrem Stimmrecht Gebrauch. Es entfielen vuf die Liste Dr. Lohe 123, ruf die Liste Otto Böhme 82 Stimmen. Vas Verhältnis der Sitze ist 3 zu 2. Lauenstein. Das durch freiwillige Gaben gestiftete Ehrenmal für die Gefallenen unserer Gemeinde ist in den letzten Tagen aus gestellt worden, sodaß seine Uebergabe an die Stadt nach Fertig stellung des umgebenden Platzes nichts mehr im Wege steht. Zauckerode. Der Gasthof Zauckerode hat vor einiger Zeit seinen Betrieb eingestellt. Gegenwärtig dient er noch den Zwecken eines Volksklnos. Die Umstellung in einen Fabrlkbetrieb hat be reits begonnen. Mit diesem Wirtshaus geht wieder ein früher in voller Blüte befindliches Schankunternehmen zur Ruhe, das in folge der Verteuerung der Getränkepreise und der hohen Unter haltungskosten nicht mehr rentiert. — Zur Auffindung des Lebensmlktelsackes, worüber wir be richteten, wird weiter gemeldet, daß dle kostbaren Lebensmittel der Bezirksanstalt Saalhausen gehören und von dort entwendet worden sind, wahrscheinlich durch mehrere Personen. Dresden. Wie der Telunion-Sachsendienst erfährt werden die demokratischen Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in Sachsen dieselben sein wie 1920, also für Ostsachsen Dr. Dehne, für Westsachsen Dr. Seyfert. Auch die Abgg. Clauß und Jähnig werden wieder aufgestellt. Der Listenführer der Deutschnationalen Abg. Hofmann kandidiert wieder. Die Kommunisten werden in Ostsachsen voraussichtlich Lehrer Schrapel an erster Stelle bringen, ferner den Vertrauensmann der Moskauer, Abg. Renner. Da gegen dürsten Siewert und Ebert nicht wieder aufgestellt werden. In Westsachsen werden sie Böttger als Listenführer aufstellen. Die Landesleitungen der SPD. und USPD, haben beschlossen, den Wahlkampf gemeinsam zu führen und dementsprechend ge meinsame Kandidatenlisten aufzustellen. Die Bezirksleitungen beider Parteien in Ostsachsen fordern ihre Mitglieder zur Ab führung eines Stundenlohn-Beitrages als einmalige Spende für die Wahlen auf. — Vor dem Dresdner Schwurgericht fand ein Prozeß gegen die Gründer des „Turfkonzerns" statt. Haupt angeklagter waren der 50 jährige frühere Ziegelträger und spätere Handelsmann Bachmann, der bereits schwer mit Zucht haus vorbestraft ist, und der 45 jährige Bücherrevisor Brett schneider, gleichfalls vorbestraft. Beide Angeklagte hatten im vergangenen Sommer den „Turfkonzern" gegründet und mit raffinierter Reklame erreicht, daß zahllose Personen fast 23 Millionen Mark einzahlten. Mit diesem Gelde führten die beiden Inhaber ein üppiches Leben, schafften sich Automobile an, unterhielten Liebschaften usw. Bachmann mußte vor Gericht zugeben, daß seine ganzen Sportkenntnisse darin bestanden, daß er gerade noch wußte, „was beim Pferde vorn und hinten sei". Der famose Bücherrevisor hatte überhaupt keine Bücher geführt. Die beiden Angeklagten wurden zu je 1 >/r Jahren Zuchthaus und 60000 Mark Geldstrafe oder weiteren 400 Tagen Zuchthaus verurteilt, außerdem zu drei Jahren Ehrverlust. Sechs weitere in die Angelegenheit ver wickelte Personen kamen mit geringeren Strafen davon. — Der Schulausschuß von Zschachwih beabsichtigt die An gliederung eines 9. und 10. Schuljahres und leitet entsprechende Schritte ein. Die betreffenden Kinder wären von der Fort bildungsschule frei. Berggießhübel. 2n unserem Gebirgsstädtchen soll etwa Mitte November d. I. der erste Lehrgang einer sächsischen Bauernhochschule eröffnet werden. Elstra. Die «Elstraer Zeitung' wollte bekanntlich am 1. Oktober ihr Erscheinen einstellen. Durch außerordentliche An strengungen und weil er den Lesern seines Blattes das Heimat organ erhalten will, hat es nun trotz aller Schwierigkeiten der Verlag übernommen, die Zeiturm weiterhin herauszugeben. Mittweida. Im hiesigen Tageblatt' setzt ein Wohnungsloser 700 M. Belohnung für Beschaffung eines möblierten Zimmers aus. Wurzen. Nachdem die sozialistisch-kommunistische Mehrheit der Stadtverordneten gegen die bürgerlichen Stimmen den Rücktritt des Stadtrates Vr. jur Troitzsch wegen seiner Zuge hörigkeit zur Deutschnationalen Volkspartei gefordert hatte, hat der angegriffene Beamte beim Ministerium des Innern die Einleitung des Dienststrafverfahrens gegen sich selbst be antragt. Das Ministerium des Innern hat jedoch auf Grund der angestellten Erhebungen entschieden, daß ein Anlaß hierzu nicht vorliege. Geithain. Der Stadtrat veröffentlicht die Namen von 57 Landwirten, die bereit sind, an Minderbemittelte Kartoffeln zum verbilligten Preise zu liefern. Zum Schluß nennt er aber auch zwei Landwirte, welche die Lieferung solcher Notstandskartoffeln verweigern. Grimma. In der Anstalt zur Ausbildung von HaushaltungS- und Kochlehrerinnen der landwirtschaftlichen Richtung Theresen- haus fand in dieser Woche unter dem Vorsitz des staatlichen Prüsungskommiffars Schulrat Dr. Fritzsch die erste Koch- lehrerinnenprüsung statt. Alle 10 Kandidatinnen bestanden die Prüfung und wurden für befähigt erklärt, an Volks- und Fort bildungsschulen sowie an höheren Lehraifftalten in der Hanshal- tungs- und Kochkunbe zu unterrichten. Vier Prüslinge erhielten als Hauptzensur 2a, drei 2, zwei 2b, einer 3a. Schneeberg. Das Bezirksschulamt für Neustädtel versagte der Wahl des Lehrers Maucksch zum dortigen Schulleiter auf Protest des dortigen Schuldirektors Richter wegen Beeinflussung die Bestätigung und ordnete eine nnderweite Wahl an. Aue. Die geldliche Lage des hiesigen Kinderheims, das zum allergrößten Teil durch Mltgltedsbeiträg« und Spenden er halten wird, Ist In der letzten Zeit Infolge der Geldentwertung sehr schwierig geworden, und der Betrieb konnte nur durch nam hafte Zuwendungen der Stadt und Verwendung des Caßlerschen Vermächtnisses fortgesetzt werden. Ls müssen daher sowohl dir Mltgliedsbeiträge als auch die Verpflegsatze erhöht werden. Die Einnahmen betrugen im Jahre 1919 erst 29 600 M., im Jahr« 1921 aber 147 000 M. Die Ausgaben stiegen von 27 800 aus 137 000 Letzte Rachrichiev Die Sozialdemokratie gegen Erhöhung des Getreideumlagepreifes. Augsburg, 18. September. Auf dem sozialdemokratischen Parteitag in Augsburg wurde versichert, daß die Erhöhung des Umlagegetreides auf das Vierteljahr für das erste Drittel der Um lagemenge unweigerlich zum Austritt der Sozialdemokratie au« der Regierung führen werde. Eine akute Krisengefahr lasse sich aber vermeiden, wenn das Kabinett seine Zustimmung zu dem Be schlusse des Ausschusses verweigere und so einen Meg zu einer Kompromißlösung eröffnet. Das Reichskabinett wird sich, wie die «Voss. Ztg.' hört, mit dem Ausschußbeschlusse über dle Erhöhung des Gekreldeumlage- preises befassen. Kirchen-Nachrichten Mittwoch den 20. September 1922. Bäreasel«. Abends 8 Uhr Andacht im Diakonissenheim. Donnerstag den 21. September 1922. BSrenburg. Nachm. 5 Uhr Andacht in der Kapelle. Saubere Bistteutarlen druckt La« Jetzne. Mark. In den letzten drei Jahren wurde das Heim täglich durch schnittlich von 80 Kindern besucht. Neumark. Am Wege nach Oberneumark ist in der letzten Zeit ein Siedlungshaus erstanden, das dle Firma E. Grabner hat errichten lassen. Dasselbe ist bis auf einen niedrigen massiven Unterbau vollständig aus Holz gezimmert und umfaßt Erdgeschoß und Erkerstockwerk. Es war in allen Teilen bereits vorher fertig gezimmert und in Teilen von auswärts angeliefert worden und hier neu zusammengestellt worden. Man erinnert sich noch, daß solche blockhausartige, aus früheren Perioden der Armut lammende Holzhäuser viel in der Gegend zu finden und nament- ich weiter hinauf nach dem Oberlande zu gang und gäbe gewesen ind. Die nach dem 1870er Krieg erstanoene Zeit des Wohlstandes >at dann den größten Teil derartiger Wohnhausanlagen ver- chwinden lassen. Treuen i. V. Dem Stadtrat ist vom Ministerium des Innern eine Geldsammlung zur Errichtung eines Kriegerehrenmals ge nehmigt worden. Plauen i.V. Von einem angeblichen Sittllchkeitsverbrechen, das vorige Woche auf dem Wege von Oberlosa nach Plauen an einer 20jährigen Fabrikarbeiterin aus Obermarxarün verübt worden sein sollte, wußten verschiedene auswärtige Zeitungen zu berichten. Nach den gemachten Feststellungen ist daran kein wahres Wort. Der in den Verdacht der Täterschaft gekommen« Hausierer aus Plauen war mit der angeblich Vergewaltigten in einem Gasthaus in Oberlosa bekannt geworden und von dieser zur Bezahlung von Schnaps ausgesordert worden. Dem Verlangen ist auch stalkgegeben worden. Später gingen beide miteinander nach Plauen zu. Anscheinend hat das Mädchen aber von dem berauschenden Getränke mehr zu sich genommen als ratsam war, was zur Folge hatte, daß sie in den Straßengraben fiel und dort liegen blieb. Ein Sittlichkeitsverbrechen ist nicht an ihr verübt worden. Der verhaftet gewesene Hausierer ist bereits wieder frei gelaffen worden. Klingenthal. Nunmehr ist die Grenze gegen Böhmen im vollsten Sinne des Wortes undurchdringlich abgesperrt. Gendar merie und Landespolizei hat die Grenze beseht. Dle Posten stehen etwa 100 Meter voneinander entfernt, ko daß es ganz unmöglich ist, auf den verschiedenen Schleichwegen durch Hecken und Wälder, die bisher von den Schmugglern benützt wurden, die Grenze zu passieren. Zittau. Den seltenen Schritt von der Bühne herab ins prak tische Leben der Fabrik hinein hak in Zittau ein ehemaliges be liebtes Mitglied des Zwickauer StadkkheakerS, Josef Fery, getan. Seit dem 8. September steht er, wie die «Zittauer Morgenzeitung' meldet, in den Phänomen-Werken in Zittau als Arbeiter an der Bohrmaschine! Ein Zeichen der Zeit! Der Geistesarbeiter wi« der Künstler kann heutigentags verhungern, so gering ist zumeist die geldliche Bewertung seiner Arbeit. Die Gunst, die die Kunst bringen soll, ist nur da, wenn sie den anderen nichts kostet. So hat denn Fery bei den in Aussicht stehenden jämmerlichen Gagen an den Prtvaltheatern auf ein Engagement in diesem Winker verzichtet und versucht, sich lieber mit der Hand das wirtschaftlich« Auskommen zu erarbeiten. Ein nicht alltäglicher Schritt, der Energie verlangt. vermischtes. * Wohnungen schlimmer als Gefängniszellen. In Frankfurt a. Main sprach Professor Dr. Morgenroth, der Direktor des stati stischen Amtes in München, über Wohnungsnot. Er schildert« das grauenhafte Elend in manchen Wohnungen. In Berlin allein lebten 1139 Familien in Kellern, 22 800 Familien in Räumen, di« kleiner seien als eine Gefängniszelle. Die Statistik lasse in ge radezu unheimliche Wohnungsverhälknisse hinelnsehen. Woh nungsaufsichten, Mohnungspflege müßten gegenüber diesem Elend versagen. Das einzige Mittel gegen alle angezelgten Schäden sei erhöhte Bautätigkeit. * Eine eigenartige Warnung. Auf originelle Weile wendet sich in Althernsdorf ein Grundstücksbesitzer an Kartosfeldiebe, di« seine Felder heimgesucht haben. Er veröffentlicht folgende An zeige: «Alle Damen und Herren von der Zunft der Svihbuben und Felddiebe, die regelmäßig in meinen Kartoffelfeldern mausen, werden ersucht, sich bei unterzeichnetem zu melden. Wirklich Be dürftigen sollen verschiedene Furchen angewiesen werden, aber bas planlose Arbeiten nach System .Wildschwein' muß aufhören. Mer später beim Stöckeziehen anaetroffen wird, ohne nachweisen zu können, daß er Naturforscher ist oder Nachforschungen im all gemeinen Interesse anstellt, wird bestraft.' * Käuferstreik. Auf dem Schafmarkt in Weimar, wo Hammel und Iährlingslämmer angekrieben waren, kam es diesmal, obwohl zahlreiche Reflektanten sich elngefunden hatten, zu keinem Ge schäftsabschluß, weil die Käufer sich sämtlich weigerten, Preiss von mindestens 6000 M. für den Hammel anzulegen.