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Dresdner Journal : 29.01.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189101298
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18910129
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18910129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-01
- Tag 1891-01-29
-
Monat
1891-01
-
Jahr
1891
- Titel
- Dresdner Journal : 29.01.1891
- Autor
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M23 Donnerstag, den SS. Januar, abends. 1891. N«»o,»pr«t»: kür vr«»äo» viort«IM»rIjvi» » U. »0 kL, d«t <i»o Lni»»rl. <1«ut«ot»on koitnnitnlt«» viortol- jLUrUctl 1 1t; »uissrtuäb ä»o ä»nt»etl«n N«iet»«o tritt ko«t- nnä StmnpolenooUI»^ ku»u. Lio »»las Nuouvsrn: 10 kk. L»-Sn-Ixu»»»rvdül»ren: kür äon Louw »inor u«p»1tenen -toiner Kobalt tO ?L Hotor äi« 2«ils KO ?k Pol IHwIloo- unä LiLsrnsnt« «otopr. -uf»otil»g Lr»ck«luent ItlxUcd mit -mmnkmo U«r 8ooo - o. ksivrtsH« ndonä». korniprook-Lnsoliln»»: Nr. 1LVL. Dres-mrAmrual. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Dito Banck, Professor der (Literatur- und Kunstgeschichte. -»»-»» V», LntLnätgnog«» »»»vkrt», Lot^etU: F> Lran<ii<«tt«e, XouuoiniovLr Uv« I)re»än«r ^ourruU«; Lomdor«. I«rU» Vt,» - S»»»I Lr»,I»o kroo^kor« «. «.! Laa^i«t«»> <K kvAtrr, LrrUo Vi«> S»»idorU vr»U LotpoiU -rrooklart «. ». NLaed«»: L«<i TNo««,- k«»t» L»»ä«»-I«rUo Lr»»kk0rt ». H. >t«tt«»rr: Dau-« «1 Co , LorU»: /«ratxtruitant, Kr»«I»o: LmU Lakai-,' L»»ov«r: (7. Lc/»*i«t«r, Loll« o.».: Loret Co Uer»u»xeder« LSnigl. Lrp«äitioo äe, Vrvsöovr tourruä». Orssäeo, 2viag«r»tr. SO. konuproed-oieUu«: Nr. 1L-L. Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für die Monate Februar und März werden zum Preise von 1 M. 70 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für auswärts: bei den betreffenden Postanstalten zum Preise von 2 M. In Dre-deii-Neupadt können Bestellungen abgegeben werden in der Hofmusikalienhandlung deS Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2, woselbst auch Ankündigungen zur Be förderung an unser Blatt angenommen werden, und bei welchen ebenso wie bei Herrn Kaufmann C. Siegmeier, Cigarrenhandlnng am Albert theater), Herrn Kaufmann Emil Baege, PLll- nitzer Straße, Ecke Ziegelstr., dem Bahnhofs buchhändler Herrn Weigand (böhm. Bahnhof), Herrn Kaufmann Simon, Circusstr. 24, Ecke Pillnitzerstr., Herrn Kaufmann August Bensch, Schmiedezäßchen 2, Ecke der Hauptstraße, und Herrn Kaufmann Lebr. Wesser, Prager Straße 50, einzelne Nummerndes „Dresdner Journals" zu haben sind. Aukuudiguugen aller Art finden im „Dresd ner Journal" eiue sehr geeignete Verbreitung, und es werden die Gebühren im Anlündignn'gL- teile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter „Eingesandtes" sind die Gebühren auf 50 Pf. für die Zeile festgestellt. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. lZwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Amtlicher Teil. Dresden, 22. Januar. Mit Allerhöchster Ge nehmigung hat die auf die Zeit vom 1. März 1891 bis dahin 18SL-erfolgte Wahl des Professor- vr. Walther Hempel in Dresden zum Rektor der Tech nischen Hochschule hierselbst die erforderliche Bestätigung gefunden. Dresden, 26. Januar. Se. Majestät der König haben dem Nathe bei dem Oberlandesgericht Karl Adolf Weiske den Rang als Oberjustizrath zu ver leihen Allergnädigst geruht. Verordnung, das Bergschiedsgericht für die „Allgemeine Knappschafts-Peusionskasse für das Königreich Sachsen" betreffend; vom 24. Januar 1891. Kl. Da die „Allgemeine Knappschafts-Pensions kasse für das Königreich Sachsen", welche von dem Bundesräte zur selbständigen Durchführung der Jnva- liditäts- und Altersversicherung zugelassen worden ist, ihren Sitz in Freiberg hat, so wird unter Bezugnahme auf 8 68 des Gesetzes, die Ergänzung und Abänderung einiger Bestimmungen deS V. Abschnittes Kapitel II deS allgemeinen Berggesetzes vom 16. Juni 1868 be treffend, vom 2. April 1884 und auf die AussührungS- Lnust und Wissenschaft. Jessamine. Bon H. v. Boetzendorsf-Srabow-ki. rz (Fortsetzung.) Die alte Priscilla setzte ihre Tasse, welche sie soeben zum Mund führen wollte, mit zitternder Hand nieder. „WaS wissen Sie von ihm? Wer erzählte Ihnen von Mr. Harvay?" fragte sic mit einer Stimme, welche die Erregung ganz heiser und klang los machte. Mr. Clelius nahm eine wichtige Miene an. „Ich hatte das Vergnügen und die Ehre, Mr. Roland Harvay selbst zu sprechen, Mr. Sterne, so war es! Als die Tagesblätter ein so großes Aufheben von seinem Buch machten, versuchte ich natürlich, mir einige Kenntnis über den Inhalt desselben zu verschaffen, was um so leichter war, als man überall davon reden und daraus zitieren hörte." „Wo sahen Sie ihn denn, Mr. Tucker? Wie sah er aus?" fragte die alte Priscilla ungeduldig. „Nur gemach, Frau Nachbarin, dahin kommen wir schon. Ich liebe eS durchaus nicht, wenn man mich inmitten meiner Geschichten unterbricht, da ich eS für richtig halte, jeden Bericht ganz und vollstän dig zu geben. Klappere etwas weniger mit Deinen Stricknadeln, Emily, wenn es angeht! Also man sagte mir, Mr. Harvay habe den Professorrang und die Berufung an eine Universität erhalten. Da er wachte der Wunsch in mir, ihn, wenn möglich, vor Verordnung zu den 88 68 und 75 deS erwähnten Gesetzes vom 20. October 1884 (Gesetz- und Verord nungsblatt Seite 97flg. und 315 flg.) hierdurch ver ordnet, daß Streitigkeiten über die zu der genannten Pensionskasse zu leistenden Beiträge und über die von derselben zu gewährenden Unterstützungen von dem BergschiedSgenchte zu Freiberg zu entscheiden sind. 8 2. Die Klage ist entweder schriftlich oder münd lich zu Protokoll bei dem Bergamte anzubringen. Zur Annahme schriftlicher und zu protokollarischer Aufnahme mündlicher Klagen sind aber auch die Berginspectionen zu Freiberg, Dresden, Chemnitz und Zwickau, sowie die AmtShauptmannschafien und die Stadträthe mit Revidirter Städtcordnung, in deren Bezirk der Kläger beschäftigt ist, oder sich aufhält, verpflichtet. Die bei diesen Behörden angebrachten Klagen sind ungesäumt dem Bergamte zu übermitteln. 8 3. Gegenwärtige Verordnung tritt mit dem 1. Februar 1891 in Kraft. Dresden, am 24. Januar 189l. Die Ministerien des Innern nnd der Finanzen. Für den Minister: Böttcher. v. Thümmel. Löhr. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Berlin, 29. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Bei dem Verlassen deö Abgeordnetenhauses stürzte der Abgeordnete vr. Windthorst gestern abend einige Treppenstufen herab und zog sich mehrere Hauptabschürfungen besonders im Gesicht zu, doch ist das Allgemeinbefinden des greisen Herrn heute sehr befriedigend. Brüssel, 28. Januar. (W. T. B.) Se. Ma- jestät der König hat den Minister des Auswär tigen beauftragt, allen Regierungen und Staats oberhäuptern, welche den Wunsch ausgesprochen hatten, zu den Beisehungsfeierlichkeiten besondere Missionen zu cntsenden und welche auf den for mellen Wunsch deS Königs in Anbetracht deS schweren Unglücks, welches die königliche Familie betroffen hat, hierauf verzichtet haben, seinen leb- haften Dank auszusprechen. Wegen ihres ver wandtschaftlichen Verhältnisses zu dem Verstorbenen werden die Höfe von Preußen, England, Sachsen, Portugal und Rumänien bei den Beisetzungsfeier- lichkeiten vertreten sein. Se. König!. Hoheit Prinz Heinrich von Preußen, sowie Se. Königl. Hoheit der Prinz August von Sachsen, Prinz Heinrich von Battenberg und der ehemalige rumänische Ministerpräsident Rosetti sind bereits hier einge- troffen. London, 28. Januar. (W. T B ) Wie ein Telegramm deS „Reuterschen BureauS" auSLima vom 28. d. Mt«. meldet, had.n nach den letzten auS Chili dort eingeaangenen Nachrichten die Auf ständischen Pisagua, Coquimbo uid Laserena be setzt. Am 22. d. MtS. hat bei Pisagua ein Zu sammenstoß zwischen den Aufständischen und den RegierungStruppen stattgefunden, bei welchem die Aufständischen unterlagen. Nach einer weiteren Melkung auS Callao sind zwei englische Panzer schiffe nach dem Süden abgegangen. London, 29. Januar. (Tel. d TreLdn. Journ.) Lchatzsekretär Go!chen nieS in einer gestrigen feinem Scheiden von London noch einmal zu sehen, ihur mit einem letzten, guten Wunsch die Hand zu drücken. Wir standen stets auf angenehmem Fuß mit einander, Mr. Harvay ließ mich den Standesunter- schied niemals fühlen." „O, es giebt keinen Zweiten wie ihn! Niemand gleicht meinem teueren Mr. Roland!" stieß die alle Priscilla ungeachtet des Verbotes heraus. „Sehr wohl, Mrs. Stenre! Belieben Sie mich nun ausreden zu lassen . . . Vielleicht hätte ich die Dreistigkeit gehabt, Mr. Harvay sogar in seiner Be hausung auszusuchen, wäre mir nicht der Zufall in liebenswürdiger Weise zu Hilfe gekommen. Es war in der Regenistreet, wo wir eines Abends zufällig auf einander stießen. Mr. Harvay und ich Er erkannte mich auch sogleich und reichte mir in der alten freund lichen Manier die Hand." „Wie sah er aus, Mr Clelius? Ich bitte Sie!" „Ein wenig blaß, wie mir schien, sonst aber un verändert, soweit ich das im unsicheren Gaslicht be obachten konnte. Ich brachte meine Glückwünsche an und er dankte mit einem Lächeln, welches gar nicht heiter war, und sagte: „Ich bin zufrieden, mein Ziel erreicht zu haben, und dankbar dafür, daß man mein ernstes Streben verständnisvoll anerkennt." — „Sie sind ein Beneidenswerter, Mr. Harvay," er widerte ich ihm. „Noir euivis domioi eontiogit allire Ooriotdum!" „Wie soll ich da- verstehen, Mr Tucker, da ich kein Italienisch gelernt habe?" sagte MrS. Sterne empfindlich. „Es ist recht garstig von Ihnen, mich so auf die Folter zu spannen." „Mißdeuten sie meine gute Absicht, unserem kleinen Rede beim JahreSessen der Handelskammer i» LeedS auf die jüngste Kinanzkrise hin und be merkte, daß er beschäftigt sei, mit Hilfe der Bank von England einen Plan ausfindig zu machen, wodurch die Hilfsquellen deS Landes verstärkt uud eine finanzielle Katastrophe abgrwendet wer den könnte. Die gegenwärtige Goldreserve Eng- landS sei im allgemeinen unzureichend und sollte mindestens 25 Millionen betragen, vielleicht auf 26 oder 27 erhöht werden. Zur Herstellung einer zweiten Goldreserve befürwortete er die Ausgabe von 20 Millionen Einpsundnoten Auch sei die Au-gabt von 10 Schillingnotln gegen Silber deckung in Auesicht genommen. Belgrad, 28. Januar. (W. T. B.) Der Minister deS Innern, Dshaja, hat seine Entlassung genommen; der Justizminister Djordjewitsch über nimmt interimistisch daS Ministerium des Innern. Sofia, 28. Januar. (W. T. B.) Die im AuSIande verbreitete Nachricht, daß die bulgarische Regierung wegen Abschaffung der Kapitulationen bei den Mächten Schritte zu thun gedenke, wird in den hiesigen amtlichen Kreisen auf daS Be stimmteste dementiert. Dresden, 29. Januar. Sozialdemokratische Aussichten und Ziele. Die sozialdemokratische Presse führt in neuester Zeit eine Sprache, aus der hervorgeht, daß daS ge werbsmäßige Demagogcntum bereits vollständig Herr der Lage zu sein glaubt. Tagtäglich wird der end liche Sieg der Sozialdemokratie in den Blättern der Partei als ganz sicher hingestellt, mit gänzlicher Außer achtlassung der thatsächUchen Verhältnisse wird behaup tet, daß der Staat durch Aushebung deS Sozialisten gesetzes seine Ohnmacht eingestanden habe und mit Hohn werden die Träger der Staatsgewalt über schüttet. Daß diese großprahlerischen Behauptungen in den Kreisen der Anhänger der Sozialisten gläubige Ohren finden, ist begreiflich. Weniger verständlich dagegen ist es, daß von dieser Siegeszuversicht auch Kreise angesteckt werden, welche die abgesagtesten Geg ner der Sozialdemokratie sind. Es sind neuerdings aus solchen Kreisen Stimmen laut geworden, welche e.^»n, wenn auch nur vorübergehenden Sieg der sozial demokratischen Sache als wahrscheinlich bezeichnen und die Anschauung vertreten, daß die künftigen Geschlechter von einer Krisis bedroht seien, welche alle Errungenschaf ten unserer mühsam gewonnenen Kultur in Frage stelle. Man scheint demnach auch außerhalb des sozialistischen LagcrS hier und da daS bei den letzten Reichstags wahlen zu Tage getretene Wachstum der Soz'al- demokratie für unaufhaltsam anzusehen und der Mei nung zuzuneigen, die Bewegung werde nicht eher zum Stillstand kommen, bis sie die Mehrheit der gesamten Bevölkerung erfaßt habe. So steht es glücklicherweise doch noch nicht. Unaufhaltsam ist das weitere Um sichgreifen der Bewegung schon deshalb nicht, weil die Hälfte der deutschen Bevölkerung von der Landwirt schaft lebt und diese Hälfte schwerlich zu der Über zeugung gebracht werden wird, daß sie es im Dienste des von gewerbsmäßigen Agitatoren geleiteten sozia listischen „Zukunftsstaates" besser hätte, als im Dienste der heutigen Grundbesitzer oder gar als selbständige Bauern. Ohne Zweifel wird eS sich bald zeigen, daß die sozialdemokratischen Sendlinge, welche das platte Land bearbeiten sollen, bei der bäuerlichen Bevölkerung keine glänzenden Erfolge erzielen werden. Die Gefahren, welche durch das Umhcrziehen dieser Aufwiegler dem Lande erwachsen können, sind ja freilich durchaus nicht zu unterschätzen; daß der emgeleitete Kreis spielend ein wenig Belehrung zu teil werden zu lassen, nicht in so kränkender Weise, Frau Nach barin! Zur Übersetzung meines Spruches gehört übrigens kein Italienisch, sondern nur ein bißchen Latein (was meiner Ansicht nach heute jeder Schuster junge wissen müßte), und es heißt zu Deutsch: „Nicht ledem Menschen wird zu teil, nach Kurinth zu gehen," das will sagen —" „O, du meine Seele! Heißt jener Ort Korinth, wohin sie meinen teueren Mr. Harvay gerufen haben? Und wo liegt er, wenn Sie so gut sein wollen, Mr. Tucker? Hoffentlich nicht allzu fern von London!" Mr. Clelius schien am Ende seiner Geduld. „Ich will Ihnen die Privatadresse des Professor Harvay, welche ich mir in mein Taschenbuch notierte, genau aufschreiben, Mrs. Sterne! Dann können Sie ihn selbst nach allem fragen, was seine Zukunft anbetrifft. Vielleicht kommt er auch persönlich, um Ihnen Lebe wohl zu sagen." Damit mußte sich die gute Priscilla zufrieden geben und brach bald danach auf, da die innere Ünruhe ihr eine Konversation der gewöhnlichen Ar heute unerträglich machte. In PriScillaS Wohnzimmer brannte die kleine Hängelampe, dieselbe, welche ihr sanftes Licht auf die jugendlichen Gestalten der beiden niedergestrahlt hatte, die ehedem ihr ganzes Glück ausgemacht. In jenem tiefen, breitarmigen Lehnstuhl hatte Jessamine damals gesessen und — saß auch heute darin: träumerisch zu sammengeschmiegt, wie eS ihre Art war. Und die alte Dienerin schrie laut auf vor Überraschung und Schreck, denn sie wähnte im ersten Moment ein Spuk bild ihrer eigenen erregten Phantasie zu schauen! „Bauernfang" aber mit dem „Siege der Sozialdemo kratie- enden sollte, ist nicht zu besorgen. Und auch außerhalb der ländlichen Bevölkerung wird die Macht deS gesunden Menschenverstandes noch groß genug sein, um den Widersinn der sozialistischen Irrlehren zu erkennen. Auch in den Städten wird eS noch eine hinlängliche Anzahl von Vernünftigen geben, die sich nicht für einen Zustand begeistern können, der nur dort durchführbar wäre, wo niemand zu arbeiten braucht, oder wo, wie es im alten Sparta der Fall war, dieses Geschäft einer schütz- und rechtlosen Masse von Sklaven obliegt. Die große Mehrzahl der Anhänger der Sozial demokratie läßt sich durch die Vorspiegelung bethören, daß die von den „Verwaltern" des sozialistischen „Zu- kunftSstaates" geleitete Gütererzengung den mehrfachen Ertrag der heutigen Produktion liefern werde, daß jeder dort nur wenige Stunden zu arbeiten habe und daß der Ertrag dieser seiner Arbeit genüge, um ihm alle Genüsse des Lebens zu sichern. Er ist erklärlich, daß solche und ähnliche Verheißungen, die den Himmel auf Erden in Aussicht stellen, zahlreiche Gläubige fin den. Namentlich der „von des Gedankens Blässe an gekränkelte" junge Mensch läßt sich leicht dadurch fangen. Denn eS gehört immerhin schon etwas Über legung dazu, den groben Irrtum der sozialistischen Lehren zu erkennen. Aber mit der zunehmenden Bil dung der Menge werden die Agitatoren die Beweise für ihre Behauptungen beizubringen haben. Und daS wird ihnen einigermaßen schwer, am schwersten bei der Landwirtschaft werden. Bei der Landwirtschaft wäre ohne allen Zweifel durch die Einführung deS „genossenschaftlichen" Betriebes keine Produktionsver- mehrung, sondern eher das Gegenteil zu erwarten. Die elende Lage der russischen Landwirtschaft, iu welcher ctwa die Hälfte alles Landes in dem Besitz der Ge meinden ist, liefert hierfür den deutlichsten Beweis. An der Unvernunft ihrer eigenen Lehren also wird die Sozialdemokratie schließlich zu Grunde gehen - müssen. In einer vor kurzem erschienenen Broschüre „Unsere Sozialdemokratie auf dem Parteitag in Halle" beleuch tet ein durch seine Arbeiten auf sozialpolitischem Ge biete vorteilhaft bekannter Schriftsteller, Dr. HanS Blum, die Taktik und die Ziele der sozialistischen Führer in treffender Weise. Der Verfasser geht in wissenschaftlich gründlicher, zugleich eindringlicher, ja vernichtender Ausführung der Sozialdemokratie zu Leibe, deckt alle ihre Schliche, mit denen sie Leute ein fängt, auf und macht sie zu Schanden. Besonder- schlagend sind die Stellen, worin die ganze erbärm liche Sophistik erst der Aufstellung, dann der Beiseite setzung des sogenannten , ehernen Lohngesetze-", dann die Trugschlüsse der Marxschen „Werttheorie" und de- darauS hergeleiteten Anspruchs auf den ganzen Ertrag des Arbeitsprodukts für den Hand oder Fabrikarbeiter, endlich der Schwindel des sozialistischen ZukunstS« staates enthüllt und in ihrer ganzen Blöße ausaedeckt werden. Bezüglich des sozialistischen Zukunft-staate- wird ausgeführt, daß in demselben jeder Mensch nicht nur bloß so viel würde verbrauchen und genießen, wie viel daS Mackstgebot des Staats ihm gestattet, sondern auch nur das thun und treiben dürfen, was dieser ihm vor schriebe; daß aller Privatbesitz, alles Erbrecht dort aufhören, das Familienleben verschwinden, die Er ziehung der Kinder Sache des Staats werden und an Stelle der Ehe die „freie Liebe" treten oder mit an deren Worten die Menschheit zu einer Herde Vieh werden müsse. vr Blum zerstört zugleich mit sicherer Hand daS Blendwerk, welches die sozialdemokratischen Führer den noch nicht ganz Hartgesottenen unter ihren Anhängern oder Mitläufern neuerdings vorzuzaubern suchen, als ob der Übergang aus dem jetzigen in den sozialistischen „Erschrick nicht, Priscilla — tritt ruhig näher! Ich bin eS selbst," sagte da die sanfte, tiefe Stimme Jessaminens, und die Helle Gestalt löste sich auS dem Schatten der Kaminecke und trat in den Lichtrayon. „Bei allen Heiligen! Es ist meine Lady, mein teueres, lang entbehrtes Goldkind!" jubelte die Alte, küßte wieder uud wieder die Hände Jessaminens und wurde nicht müde, das süße, lächelnde Antlitz anzu schauen, über dem die Wiedersehensfreude wie blasser Mondesglanz lag. Als die erste freudige Erregung aus len Zügen der Herrin von Aramhall verschwand, gewahrte die alte Priscilla erst, wie schmal und farb los das schöne Gesicht geworden. Jessamine las ihr die sorgenden Gedanken von der Stirn. „Du findest mich zu meinem Nachteil verändert, liebe Alte", sagte sie. „Aber war willst Du? Jenes wunderkräftige Wasser, welches uns Sterblichen ewige Jugend verleiht, findet sich leider nur in meinem Märchenbuch vor. Erinnerst Du Dich noch dieses schönen Buches, liebe Alte? O, wer sie zurück, ufen könnte, die seligen, sorgenlosen Kindertage!" . Priscilla Sterne strich leise und liebkosend mit der Hand über die ihr zugeneigte weiße Stirn. „Die Jahre sind es nicht, welche ihre Spuren hier einzeich- neten, teuere Herrin", sagte sie; „irgend etwa- An deres ist cs, wüßte ich cS nur mit Namen zu nennen. Es heißt ja, daß böse Geister entweichen müssen, wenn man sie anruft und frommgläubig ein Krenz dazu schlägt." (Fortsetzung folgt.)
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