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WuiheritzZeikung Tageszeitung MS Anzeiger sür Dippol-iswal-e, SchmieSeberg v.R »»»»,»»«»»»»»»»«»«»««»«»<»„„»»«» »8 Blertellährlich ^JMK.ohnrZu» M-UVSsiiriS» ^agen. — Einzelne Nummrm 'M — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. Z. Temeindeverbands-GIwkonto Nr. 3. — DoWchrck- konlo: Dresden 12548. Aelleste Aelluug -es Bezirk« Meses Blatt enthält d!e amtlichen Dekanntmach«»Ae« -er Amlshaupimannschafl, -es Amtsgerichts und -es Sta-trats zu Dtppot-iswat-e VemmtwortlichW AedaLteun Daut Jehns» — Druck und Verlag- Larl Helme in Dippoldiswalde. Nr. 167 » ! »-N-7H- Donnerstag den 20 Juli 1922 88. Jahrgang ! O i'i ' ' I I ^ertliches und Sächsisches Dippoldiswalde. Wie tief die Temperatur bei uns in den letzten Tagen gesunken ist, wolle man daraus ersehen, daß Gemüsepflanzen, namentlich Bohnen, ein Aussehen zeigen, als feen sie erfroren, die Spitzenblätter sind ganz schwarz geworden. Auch vom Kartoffelkraut wird das berichtet. — Auf recht unleidliche Art haben sich die großen Sommerferien eingeführt. Fast scheint es, als ob die ominöse Siebenschläfer doch sein Stücklein machen wolle. .Immer neue Güsse bringt er schnell herein, ach, und hundert Flüsse stürzen auf mich ein.' An diesen Klageruf des Goetheschen Zauberlehrlings wurde man in den letzten Tagen unwillkürlich erinnert, wenn man die Regenmengen niederfallen sah, die bald dick, bald dünn, bald in feinen Nebelschleiern, bald in starken Bindfadenskrömen, aus allen Himmelsrichtungen kommend, konsequent in unserer Gegend niedergingen. Obs wirklich ein verregneter Sommer werden soll? Alle wünschen Sonnenschein. Der Landmann, damit die Kornreife rasch fortschreike, die Obstleuke für die gute Einbringung des besten, süßesten Teils der Kirschenernte, alle Sommerfrischler und Ferienfahrer zu rechter Ausnutzung ihres großen Urlaubs. Hoffentlich erfüllt sich bald ihr heißes Sehnen. Dippoldiswalde, 19. Juli. Gestern abend hielt der Haus besitzerverein im „Roten Hirsch" seine Jahresversammlung unter Leitung seines Vorsitzenden Kupferschmiedemeister Ge- meinert ab. Vor Eintritt in die Tagesordnung ehrte die Ver sammlung das Andenken der im verflossenen Jahre Heimge gangenen Mitglieder Otto und Kothe. Der vom Vorsitzenden vorgetragene Jahresbericht registrierte die inneren Vorkomm nisse im Verein und besonders seine wiederholten Be mühungen beim Miekeinigungsamke, die Genehmigung zu den so notwendigen Mieterhöhungen zu erlangen, die schließlich auch Erfolg hakten und eine Mietregelung gestatteten, die dem Hauswirt die Deckung der direkten Betriebsausgaben und die Vornahme wenigstens der notwendigsten Reparaturen ermög lichte. War das auch die nächstliegende und dringendste Auf gabe des Vereins, so verfolgt die Organisation als Ganzes doch auch höhere Ziele: die Erhaltung des Haus- und Grundbesitzes überhaupt. Durch die Mitgliedschaft beim Landes- und Reichsverband wirkt der Verein auch nach dieser Richtung und deshalb gehören in ihn nicht nur die Vermieter, sondern die Haus- und Grundbesitzer überhaupt. Die Mitgliederzahl stieg denn auch ständig und beträgt heute 126. Wenig Gün stiges zeigt der Bericht des Kassierers Pfutz infolge des weit hinter den Zeitverhällnissen nachhinkenden Jahresbeitrags, den man auf 4V M. festsehte. Das Eintrittsgeld erhöhte man auf 10 M. Jedes Mitglied erhält für den Beitrag die Haus besitzer-Zeitung mit. Zu Rechnungsprüfern wurden Redakteur Brandmeier und Zigarrenhändler Zimmermann, die aus scheidenden Vorstands- und Ausschußmitglieder Mehner, Anders, Götting und Nitzsche wieder- und an Stelle des ver storbenen Oekonomen Otto Stadtgutsbesiher Heeger neu ge wühlt, woran sich die Richtigsprechung der geprüften vor jährigen Jahresrechnung schloß. Nach einer Aussprache über das Reichsmietengesetz und die gesetzliche Mieke schloß der Vorsitzende die Versammlung mit dem Wunsche weiteren Erstarkens des Vereins, mit der Hoffnung, daß die Zahl derer die mit ernten, ohne zu säen, immer kleiner werde. Nicht, wie manchmal angenommen wird, die Bewucherung der Mieter ist der Zweck des Vereins, sondern das Bestreben, auch dem Haus- und Grundbesitz die Luft zum Leben wieder za verschaffen und zu erhalten. — Strafbare Erhöhung aufgedruckter Kleinverkaufs preise. Amtlich wird mitgeteiki: Durch die Bekanntmachung über die äußere Kennzeichnung von Waren vom 19. Mai 1922 ist zwar die Verpflichtung zum Ausdruck des Kleinverkaufs preises auf die Packung der sogenannten Markenartikel weg- gefallen. Falls aber derartige Artikel auf der Packung noch den Aufdruck eines Kleinverkaufspreises aufweisen oder später hin in dieser Art zum Weiterverkauf geliefert werden, dürfen ie aufgedruckten Preise nicht nachträglich erhöht werden. Vergehen hiergegen sind nach wie vor strafbar. Schmiedeberg. Die nächste Mutterberatungsstunde findet Mittwoch den 26. Juli nachmittags 2—3 Uhr in der Schule patt. Dresden. Der Führer der sächsischen Landwirtschaft, Wirk!. Geh. Rat vr. Paul Mehnert, Exzellenz, Vor sitzender des Landwirtschaftlichen Kreditvereins und des Säch sischen Landeskulturrats, ist, wie wir hören, auf einer Er holungsreise in Norwegen an Herzschlag gestorben. Dr. Paul Mehnert wurde am 7. Mai 1852 als Sohn des be kannten Begründers des Landwirtschaftlichen Kredikvereins, Oeko- nomierat Karl Mehnert, auf dem Rittergut Klösterlein im Säch sischen Erzgebirge geboren. Anfangs besuchte er die Volksschule, dann erhielt er Privatunterricht und besuchte das Vihkhum-Gym- nasium in Dresden. Nach dem Abikurientenexamen studierte er an den Universikäken Leipzg und Bonn. Sein Einjährlg-Frei- willigen-Iahr leistete er bei dem 1. Sächsischen Reiterregiment Kronprinz, dem späteren Sächsischen Husarenregiment König Albert Nr. 18 in Großenhain. Am Anfang seiner juristischen Laufbahn war er in verschiedenen Rechtsanwaltskanzleien bei den Amtsgerichten Dresden und Schandau tätig. Dann übte er die Rechtsanwallspraxis aus und beteiligte sich am politischen Leben Sachsens. Besonders eifrig trat er für die landwirtschaft lichen Berufs- und Standesinkeressen ein. Er wurde ein hervor ragend tätiges Mitglied der Kon ervativen Partei, die sich bald immer mehr seiner Sachkenntnis und Führung anyerlraute. 1885 wurde er zum Vorsitzenden des Direktoriums des Landwirtschaft lichen Kreditvereins im Königreich Sachsen und im selben Jahre zum Mitglied der sächsischen Zweiten Kammer gewählt. Von 1890 bis 1893 gehörte er dem Reichstag als Mitglied an, 1894 übernahm er den Vorsitz des Landtagsausschusses zur Verwaltung der Staatsschulden im Königreich Sachsen und von 1899 bis 1909 bekleidete er das Amt eines Präsidenten der sächsischen Zweiten Kammer. Seit dem Jahre 1909 war Dr. Mehnert Mitglied der Ersten Kammer. Er war außerdem seit 1903 Vizepräsident des Deutschen Landwirkschaftsrates und des Sächsischen Lanoeskultur- rates, seit 1919 dessen Vorsitzender, ferner Mitglied des Landes- Versicherungsamtes und seit 1885 Direktor des Landwirtschaft lichen Kreditoereins für das Königreich Sachsen. Dr. Mehnert wurde zum Wirklichen Geheimen Rat mit dem Titel Exzellenz ernannt. Die Universität Leipzig verlieh ihm die Würde eines Dr. med. h. c. Dr. Mehnert bewohnte sein Rittergut Medingen bei Hermsdorf. Seine Tätigkeit für die wirtschaftliche Festigung Deutschlands im Kriege als Vorsitzender der Zentralstelle zur Beschaffung dec Heeresverpflegung und als Leiter der Reichs- fuktermittelstelle, als Vorsitzender des Kriegsausschusses der deut schen Landwirtschaft und später des Reichsausschusses der deutschen Landwirtschaft haben wir schon gelegentlich seines 70. Geburts tages gewürdigt. Als Krönung seines Lebenswerkes kann seine hervorragende Mitwirkung an der Organisation des Hilfsvereins der deutschen Landwirtschaft angesehen werden. — Vom 7. bis 10. August findet in Dresden der 12. Inter- nakionale Skenographenkongreß statt. Das Pro gramm umfaßt Allgemeines sowie Vorträge über Parlamenks- und Verhandlungsstenographie, Theorie, Geschichte und Unterricht. Freiberg. Am dritten Verhandlungstage wurde der 21 jährige Bergarbeiter Max Otto Voigt aus Hilmersdorf bei Marienberg dem Wahrspruche der Geschworenen entsprechend kostenpflichtig verurteilt unter dauernder Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte und Stellung unter Polizeiaufsicht wegen Mordes zum Tode, wegen versuchten Totschlags zu lebenslänglichem Zuchthaus sowie wegen versuchter räube rischer Erpressung, teilweise in Verbindung mit Marterung, wegen versuchten und vollendeten schwersten Raubes in Wiederholungsfällen, wegen schweren Diebstahls und ver suchten Mordes zu einer Gesamtstrafe von 56 Jahren Zucht haus, die aber auf das zeitlich begrenzte und bedingte höchste zulässige Strafmaß von 15 Jahren Zuchthaus zurückgeführt werden muß. Von den Raubzügen des Verurteilten wurden heimgesucht am 31. Juli 1921 die verwitwete Wirtschafks- besitzerin Gleisbrg in Fischheim, die hierbei schwer gemartert wurde, am 31. März 1922 und am 3. April 1922 der Wirt schaftsbesitzer Groß und dessen Ehefrau in Gersdorf bei Hohen stein-Ernstthal, am 7. April 1922 der Wirtschaftsbesiher Günther in Brünlos, der hierbei von Voigt, um ihn als ein enkgegengekretenes Hindernis zu beseitigen, mit Vorsatz, aber ohne Ueberlegung niedergeschossen wurde, wodurch der Tod Günthers einkrat, am 27. April 1922 der Gutsbesitzer Loh mann in Wechselburg, wo sich der Verurteilte u. a. des ver suchten Mordes schuldig machte, am 6. Mai 1922 der Wirt- schafksbesitzer Schmieder in Schönerstadt und am 9. Mai 1922 der Gutsbesitzer Israel in Kirbach bei Oederan. In diesem letzteren Falle wurde Israel von dem Verurteilten beraubt und ermordet, an Israels Ehefrau wurde van dem Ver urteilten ein Mordversuch unternommen. Den Geschworenen waren 40 Fragen zur Beantwortung vorgelegt worden. Der seinerzeit mitverhafteke und sehr schwer belastete Raubgenosse Voigts, der Bergarbeiter Czech aus Oederan, ist in der ersten Nacht nach seiner Einlieferung ins hiesige Untersuchungsge fängnis am Herzschlag gestorben. Czech und Voigt wollten durch ihre Beutezüge, die sie vornehmlich auf alleinstehende Gehöfte erstreckten, Geld in Höhe von 100 000 M. zum Aus wandern erhalten. Freiberg. Die Freiberger Stadtkapelle hat -- wie be richtet — den vom Stadtrat zum Kapellmeister gewählten Lehrer Dehnert nicht anerkannt. Da der Rat überdies die vom Stadtorchester erbetene monatliche Beihilfe von 4000 M. für jedes einzelne Mitglied der Kapelle nicht bewilligt hat, hat nunmehr das Stadtorchester bis auf weiteres aufgehört zu bestehen. Pirna. Die ersten Kornpuppen sind seit Sonnabend auf den Fluren des Elbtales, insbesondere in der Gegend von Heidenau und Zschachwitz, zu sehen. Auch auf einem Feld in der Nähe des Vogelwiesenplatzes in Copitz steht das Korn bereits in Puppen. Das Sturm und Negenwetter, das wir seit Sonntag haben, ist der Ernte nicht günstig; auch für die nächsten Tage sind die Wetteraussichten nicht erfreulich. Meißen. Die Stadtverordneten beschlossen, die Straßen bahntarife von neuem zu erhöhen. In Zukunft kostet jede Teilstrecke 2 M. Der Tenerungszuschlag im Güterverkehr wird von 4,5 auf 5,8 v H. erhöht. — Eine Probeeinschätzung für die eventuelle Einführung iner Wohnungslurussteuer hat in Meißen ergeben, daß zurzeit 124 Wohnungen mit 166 Wohnräumen steuerpflichtig wären, die einen Gesamtertrag von 23 800 Mark ergeben . würden. In Anbetracht dieses geringen Ergebnisses, bei dein nach Abzug der Ausgaben für die Einbringung der Steuer von einer ertragreichen Steuerquelle nicht mehr gesprochen werden kann, sahen die Stadtverordneten von der Einführung der Steuer ab. Leipzig. Der Schriftleiter der „Leipziger Lehrerzeitung", Lehrer Kurt Wehner von der 53. Volksschule, wurde ad 1. Oktober zum Bezirksschulrat ernannt. — Die Straßenbahnfahrtarife sind auf 5 M. für die Einzelfahrt, 6 M. für Umsteigckarte erhöht worden. Ab 9 Uhr abends und 12 Uhr nachts treten Zuschläge hinzu. Leipzig. Die am 13.7. vom Leipziger Schwurgericht wegen Ermordung des Kürschners Conrad zum Tode ver urteilte Frau Berta Hoffmann hat durch ihren Verteidiger Rechtsanwalt Di. Bruck gegen das Urteil Revision beim Reichs gericht einlegen lassen. Leipzig. Der Expedient Arthur Pechstein, zuletzt bei der Speditionsfirma Ehrhard Schneider hier tätig gewesen, ist mit 60 000 M. flüchtig geworden. Chemnitz. In einem hiesigen Gasthaus gerieten am Sonnabend abend zwei Gäste miteinander in Streit, in dessen Verlauf der eine dem anderen, einem jungen Manne, ein leeres Bierglas an den Kopf warf, wodurch der junge Mann einen Schädelbruch mit Bluterguß in das Gehirn erlilt. In der derauffolgenden Nacht erlag er den Folgen des Wurfes. Der Täter, ein hier wohnhafter 47 Jahre alter Handelsmann, wurde festgenommen. Annaberg. Zur Hebung des Warmbades Wiesenbad im Erzgebirge hatten vor einiger Zeit eine Anzahl Kurgäste die Generaldirektion der Eisenbahnen gebeten, die qualmenden Lokomotiven nicht in der Nähe der Bade- und Logierhäuser halten und das oft sehr störende Pfeifen und Lärmen beim Rangieren etwas einschränken zu lassen. Daraufhin ist von der Generaldirektion sofort angeordnet worden, daß diesen berechtigten Wünschen der Kurgäste von jetzt ab Rechnung getragen werde. Lärm und Qualm sollen soweit herabge mindert werden, als es betriebstechnisch möglich ist. Der Bahn hof Wiesenbad hat Anweisung bekommen, die Innehaltung dieser neuen Verordnung streng zu überwachen. 3m Interesse des Aufblühens dieses schönen Badeortes ist ein solch prompter Entgegenkommen nur zu begrüßen. Kirchberg. Als Schulleiter wurde hier Kantor Reichert mit 6 Stimmen gewählt. Der bisherige Schuldirektor Magen erhielt nur 5 Stimmen. Plauen t. V. 3n einem großen hiesigen Fabrikbetriebe wurde dieser Tage die Feststellung gemacht, daß der Benzin verbrauch mit den ausgeführten Fahrten nicht im Einklang zu bringen ist. Die Ermittelungen ergaben nun, daß ein bei der Firma beschäftigter Krastwagenführer sich an den Benzin vorräten vergriff und nach und nach gegen 2000 Liter dieses tenren Betriebsstoffes gestohlen hat. Der Wert desselben dürfte mit 100000 M. nicht als zu hoch angenommen sein Der Kraftwagenführer verkaufte den Benzin an hiesige 3nteressenten, die sich aller Wahrscheinlichkeit nach wegen Hehlerei zu verantworten haben werden. Wilthen (Lausitz). Anläßlich der 700-Jahrseier der Ge meinde Wilthen fand hier am Sonntag ein glänzend ver laufenes Heimatfest statt, das mit einem Festgottesdienst am Vormittag eingeleitet wurde. Dann versammelten sich die zahl reichen Festteilnehmer zu einer Gedenkfeier am Heldendenkmal. Ein großer historischer Festzug um 2 Uhr wird für Wilthen ein Ereignis von seltenem Eindruck bleiben. Mit Festkonzert um 5 Uhr und abends mit der Ausführung eines Heimat- sestspiels, verfaßt vom Gemeindevorstand Kurt Kubig, Wilthen, wurde der denkwürdige Tag geschlossen. Vermischtes. * Die 1» 000. tzanomag-Lokomokioe. In den Werkstätten der Hanomag, Hannover-Linden, wurde die 10 090. Lokomotive fertig- gestellt. Es handelt sich bei dieser Lokomotive um die erste sechs fach gekuppelte Tenderlokomotive Europas, die mit dem größten Lokomotiozylinder des Kontinents ausgeskaltet ist. Sie dient dem Hilfsnachschub und zur Beförderung 300 Tonnen schwerer Züge auf Strecken von 28 v. T. Steigung. Ihre Höchstgeschwindigkeit beträgt 45 Kilometer.