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Weitzeritz-Jeitung Tageszeitung m- Anzeiger sür Di-pvl-iswal-e, SchMe-eberg ».L Dlerteüährlich '^JMK. ohneZu» tragen. — Einzelne Nummer« " Pf. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. S. Vemeindeverbands-Girokonlo Nr. 3. — Postscheck» Konto: Dresden 12548. Netteste Zettuug -e» Bezirk» Dieses Blatt enlhSN die amllichen DekanAlmachmsE« -er Amlshauplmannschafl, des Amlsgerichl» und des Sladlrals zu Dippoldiswalde »»»»»ee»» e «Iti-GGDOW-WMWWVM HlinMptMivNe* o- l«dvw°am» «M»-» Z bauplmamckbckv Vo, tm amWcha, HM h» I «» Bedürf die Zeil» 7^Psa.-Et»»ckMt»M K vckckmea^DPIS U i ",im»»»»»»» »"IN, Verantworllicher Redakteur: Paul Jebne^ — Druck und Verlag Earl Sehne tu KtzwoVlswalde» Mittwoch den 7. Juni 1922 »-»«2SSS-SNE-SSSSSSU Nr. 130 IE»! 1 88. Jahrgang Amtliche Mmtmachiliig. Stimmabgabe für das Volks- begehren auf Auflösung des k' Die Eintragungslisten für ein Volksbegehren auf Auflösung des Landtages liegen von Dienstag den 6. bis mit Montag den 19.Juni ds.Js.im Rathause Zimmer Nr. 14 (2. Obergeschoß) aus. Die Unterschriften in die Eintragungslisten können Va<rk«n*sgen vormittags von 7 bis V> > Uhr und an ie«Lick«n 8o»rn*av««» (11. und 18. M§^M^UJuni) vormittags von 9—12 Uhr abgegeben werden. . Zur Eintragung wird nur zugelassen: , 1., wer in die hiesige Wählerliste für die Landtagswahl vom 14. November 1920 eingetragen ist, es sei denn, daß sein Stimmrecht inzwischen verloren gegangen ist oder während der Eintragnngsfrist ruht, oder jdatz der Stimmberechtigte während dieser Frist an der Ausübung des Stimmrechts behindert ist. Als in der Liste eingetragen gilt auch der, der wegen ^'7-^» Ausstellung eines Wahlscheines bei der Landtags- wähl sr. Zt. darin gestrichen worden war. 2., wer einen Stimmschein abgibt, 7'/ . 3., wer in die hiesige Wählerliste nicht eingetragen ist, und keinen Stimmschein hat, aber sein Stimmrecht nachweist. >. W Stimmberechtigte, die sich während der Stimmabgabe in einem anderen sächsischen Orte aufhalten, können die Aus stellung eines Stimm scheines im Ralhause Zimmer Nr. 14 beantragen. »7^7' 3m übrigen wird auf die Verordnung des Gesamt ministeriums vom 13. Mai ds. Js. (Sachs. Staatszeitung Nr. 112 v. 14. Mai) Bezug genommen. 7-—7^—-... Dippoldiswalde, den 30. Mai 1922. s üvr LKtälrkt. OerMchcs «n- TächfisÄeS Dippoldiswalde. Die Gewitter, die am Sonnabend teils am Horizont gestanden, teils sich auch, die Skromunter- brechung war davon Zeuge, entladen halten, hatten sich am Pfingsonnkag-Morgen noch nicht verzogen. Grau und trüb schaute der Himmel herab und gegen 7 Ähr begann es wieder zu regnen, mal fein, mal heftig, aber es regnete. Biele hatten sich nicht abhalten lassen, den geplanten Ausflug auszuführen, die Züge aufwärts wurden V-8, wie um 11 Uhr in zwei Teilen gefahren und waren voll beseht, viele aber blieben doch zu Haus und für die Inhaber der Ausflugsorte, für die doch gerade Pfingsten die Haupteinnahmequelle bildet, war das Fest verdorben. Erst gegen Mittag hörte es zu regnen auf und wurde es nachmittags Heller und Heller. In mancher Wirtschaft, besonders in der Nähe der Eisenbahn, herrschte denn auch noch recht reger Verkehr. Anders war der zweite Pfingsttag. Golden stieg am blauen Himmel die Sonne empor, und prächtig blieb der Tag bis zum Abend. Wer sich am 1. Feiertag durch den Regen hatte zurackhalten lassen, unternahm nun doch noch, und sei es auch nur in die nähere Umgebung, eine Partie. Auf der Eisenbahn und in den Gartenwirtschaften herrschte reger Verkehr. Die Abend- Züge abwärts aber konnten die Fahrgäste kaum alle auf- uehmen. Trotz höchster Achselzahl waren Gänge und Platt formen dicht beseht und selbst die Trittbretter muhten noch Sitzgelegenheit oder Stehplatz bieten. Doch der Verkehr wickelte sich überall glatt ab. Und hat das diesjährige Pfingst fest auch nicht allen Erwartungen entsprochen, so endete es doch noch bester, als man nach dem Sonnabend nachmittag hoffen durfte. — Eine längere Unterbrechung in der elektrischen Strom- zusührung gab es wieder einmal anisvergangenen Sonnabend, mittags von >/ri bis^ gegen Or 6 Uhr abends. Wegen Maschinenschadens in der Elbtalzentrale Pirna sollte das Netz auf Lichtenberg umgescholtet werden, und ausgerechnet zu gleicher Zeit unterbrach ein Blitzstrahl die Leitung nach Reichenau. Mieder ein Beweis dafür, das, wir auck mit der zweiten Leitung nicht viel gebessert sind, daß die Elektrizitätsversorgung nicht nur unserer Stadt, sondern des größten Teiles des Be- zirts nach wie vor jämmerlich ist. — Auch wir hatten unter dieser Unterbrechung sehr zu leiden. Wenn es uns möglich war, der Mehrzahl unserer Leser die Zeitung zur rechten Zeit zuzustellen, so gelang dies nur durch die Selbstlosigkeit und williges Entgegenkommen unseres Personals einerseits und durch Einschränken des Zeitungsumfanges anderseits. Die zwei zurückgelassenen Seiten geben wir in dieser Nummer als Beilage. Die geringe Zahl unserer Leser, die die Zeitung jedoch nicht rechtzeitig erhalten hat, bitten wir, das Vorkommnis uns nicht entgelten zu wollen, es war nicht unsere Schuld. — Auf einzelnen Feldern unserer Umgebung steht das Korn bereits in Blüte. — Der neue Sommerfahrplan — ein Zahresfahrplan. Der neue Fahrplan der deutschen Reichsbahn soll nach den auf der europäischen Fahrplankonferenz in Bern getroffenen Vereinbarungen bis Ende Mai 1923 Geltung haben, wird also erstmalig ein Zahresfahrplan sein. — Die Gewinnliste der 5. Sächsischen Landes-Wohlfahrts- Geldlotterie, am 16. bis 23. Mai in Dresden gezogen, ist erschienen und liegt in unserer Geschäftsstelle zur Einsicht nahme aus. Seifersdorf, 5. Juni. Heute vor 75 Jahren ermordete der Sohn des Gutsbesitzers Fischer eine bei seinen Eltern be dienstete Magd. Dorfhain. Gutsbesitzer Gustav Geißler bezog für den landwirtschaftlichen Verein zwei Wagen künstlichen Dünger, verteilte ihn aber nicht an die Mitglieder, sondern verkaufte ihn an einen Händler weiter. Um großen Gewinn zu erzielen, gab er auch noch fälschlich höheren Phosphorsäuregehalt an. Das Schöffengericht Tharandt verurteilte ihn zu 3000 M. Strafe und Einziehung des Uebergewinns von 2999,85 M. Bannewitz. Der Fortbildungsschulverband beschloß, seine Schüler wöchentlich an einer Turnstunde des Turnvereins Bannewitz tcilnehmen zu lassen, da die Schule selbst dazu nicht in der Lage ist. Ein Zwang wird aber nicht ausgeübt. Dresden. In einer Versammlung des Zenkralverbandes der Angestellten sprach Ministerpräsident Buck über Ver fassung und Volksentscheid. Er war der Meinung, daß man etwa im Herbst mit der Auflösung des Landtages und den daraus sich ergebenden Neuwahlen zu rechnen habe. Es sei aber auch nicht ausgeschlossen, daß die Sache noch einen anderen Verlauf nimmt. Hierüber sagte er: .Sie wissen, daß wir bei der sozialistischen Partei unsichere Kantonisten haben, nämlich die Kommunisten, die im Siebenmeilenkempo der Ent wicklung vorauseilen wollen. Denen gefällt verschiedenes nicht, was wir in den Etat hineinverarbeitet haben. Lehnen sie den Etat ab, dann werden sie die Kabinettsfrage zu stellen haben. Wir wollen aber der Entscheidung des Volkes nicht vorausgreifen. Wenn aber der Landtag — und er hat das Recht dazu — es für zweckmäßig hält, die langwierigen Formalitäten des Volksentscheids nicht erst vornehmen zu lasten, dann kann er die Sache sehr vereinfachen, indem er sich selbst auflöst . . . Wir haben nicht den Munsch, den Vorwurf auf uns zu lasten, daß wir an unseren Minister seffeln kleben, und wir haben auch nicht den Munsch, den Landtag bis zu seinem natürlichen Ende durchleben zu lassen, aber wir wollen den neuen Männern fertige Arbeit über geben.' — Aus den Dresdner kommunistischen Verhandlungen mit den beiden sozialistischen Parteien wegen des Fortbe stehens der sozialistischen Regierung verlautet, daß über die Ausdehnung der Amnestie keine Verständigung erzielt worden fei. Die Forderung, alle wichtigen Gesetze einer Be- lriebsrätevollversammlung vorzulegen, wurde von den beiden sozialistischen Parteien abgelehnt, sie erklärten, dafür das Arbeitnehmerkammergesetz einbringen zu wollen. Auch bei der Polizei sei eine vollständige Einigung nicht erzielt worden. Die Kommunisten knüpfen daran erneute Drohungen und be tonen, daß die Aussichten für eine Verständigung sehr gering geworden seien. Die endgültige Abstimmung über den Etat im Plenum werde die Entscheidung bringen. — Baurat Molf—Hannover, der wegen Nichterfüllung seiner Gehaltsforderungen die Wahl zum Dresdner Stadt baurat abgelehnt hatte, hat sich jetzt bereit erklärt, das Amt zu übernehmen. Zfchachwitz. Bei der hiesigen Onäkerspeisung müssen die Kinder 80 Pf. für die Portion bezahlen.! O- Heidenau. Reife Kirschen kann man in einem Grund- ! stück in Heidenau-N. auf großen Bäumen bereits sehen. Es handelt sich um frühtragende Sorten, die unter der Sonnen- j glut der letzten Wochen schnell herangereift sind. i Pirna. Der Stadtrat setzt mit Wirkung ab 1. Juni den Preis für Lichtstrom aus 6 Bi. und sür Krastsirom 5,40 M. > fest. (Also nicht rückwirkend!) -^7. ^ ^.! *7^ 7"^ j Pirna. Zur Verbilligung von Kartoffeln' für Minder- bemittelte stellte derjBezirksverband 1 Million und^im Dezember j eine halbe Million den Gemeinden zur Verfügung, die gleiche Beträge aus eigenen Mittteln zu demselben Zwecke auf wendeten. — Wendische Wallfahrer berührten auf ihrer Fahrt nach Mariaschein am Freitag Pirna. Es handelt sich um eine Jahrhunderte alte Sitte, die nach dem Kriege wieder auflebte. Alljährlich pilgern diese wendischen Katholiken, die aus der Gegend des Klosters Marienstern im Wendischen stammen, nach Mariaschein, auf der Hin- und Rückfahrt Pirna berührend. Den ersten längeren Aufenthalt nahmen die Wall fahrer in Berggießhübel, wo sie übernachteten. Sonnabend stütz brachen sie von Berggießhübel wieder auf, und zwischen 4 und 5 Uhr nachmittags trafen sie in Mariaschein ein. Der Aufbruch von dort erfolgte am 2. Feiertag früh, und abends waren sie in Pirna, wo hellte Dienstag stütz 5 Uhr in der katholischen Kirche die letzte Wallfahrtsmesse stattfand. Bon da aus erfolgte dann die Heimreise. Meißen. Die Ausstellung des sächsischen Gastwirtsge- werbes und der heimischen Industrie, eine für das sächsische Gastwirts- und Hotelwesen wirtschaftlich bedeutsame Unter nehmung, wird vom 18. bis 25. Juni in Meißen abgehalten. Die Ausstellung erfolgt in einer der größten Zeltstoffhallen der Hallenbaufirma Tränkner L Würker, Leipzig-L, die seinerzeit auf der Deutschen Landwirtschaftsausstellung in Leipzig in Benutzung war. Mit dem Hallenbau ist bereits begonnen. Die Vergebung der Plätze an die Aussteller ist erfolgt. Neustadt. Hier wurde der Preis für Lichtgas auf 5,50 Mark, für Motorengas auf 5 M., für Lichtstrom auf M. 7 und für Kraftstrom auf 6,40 M. erhöht. Leipzig. Am 1. Juni vormittags ging vom Hauptbahnhof auf der Eisenbahnstrecke Leipzig—Halle der erste elektrisch betriebene Zug ab. Zurzeit sind etwa 25 elektrische Maschinen in Betrieb, die in der Hauptsache dem Güterverkehr dienen. Die Bauart der Güterzugslokomotiven weicht von derjenigen für Personenzüge insofern ab, als diese äußerlich die Form eines Tanks haben. Leipzig. Gemeinsamer Nachforschungen der estnischen und der hiesigen Kriminalpolizei ist es gelungen, in einer hiesigen Buchdruckerei eine Werkstatt falschen estnischen Geldes zu ent decken und auszuheben. 160 000 Mark falscher 5000-Mark» scheine wurden beschlagnahmt. Ein Kaufmann aus Estland, der Druckereibesiher und sein Sohn wurden verhaftet. Die Hersteller des falschen Geldes haben zugegeben, seit zwei Monaten 5000-Markscheine in einer Gesamtsumme von 1 600 000 Mark fabriziert zu haben. Birkenhain. Der Gemeinderat beschloß die Lehrmittel freiheit für die Schule. Mittweida. Am 1. Juni ist das Erholungsheim Schloß Neu sorge bei Mittweida, das vom Fürsorgeverband der Kreishauptmannschaft Leipzig für diese Zwecke ausgebaut worden ist, mit 96 Kindern eröffnet worden. Oelsnih l.V. Ein geriebener Schwindler setzte sich am Freitag nachmittag durch den altbekannten Telephonkick in den Besitz einer großen Menge Wurstdärme im Werte von etwa 1200 M. Im angeblichen Auftrage eines Fleischer- Meisters wurde eine hiesige Darmhandlung telephonisch um Ueberlassung einer größeren Menge Därme gebeten, mit dem Bemerken, daß er sie durch einen Gesellen abholen lassen werde. Gleich darauf erschien auch der Geselle, dem die Därme anstandslos ausgehändigt wurden. Am anderen Tage stellte sich der Schwindel heraus. Plauen i. V. 35 Millionen Mark Defizit im städtischen Haushaltplan. Die Beratung der städtischen Haushalkpläne wurde in gemeinschaftlicher Sitzung des Rakes und der Stadt verordneten nach reichlich zehnstündigen Verhandlungen mit 292 123 420 M. oder 187 739 000 M. mehr als 1921 in Schlußsumme zu Ende geführt. Es entsteht ein Defizit von etwa 35 Millionen Mark. Vermischtes. * Ein VorkrleaSmMIonSr Heuke ein kleiner Mann. Ein Millionär aus dem Zahre 1914 Halle bei dem damaligen Zinsfuß ein Einkommen von 40 000 M., gewiß eine hübsche Summe, deren Genuß ihn auch als einen reichen Mann mit Recht erscheinen ließ. Nach dem Kriege sind die Kuponsleuer, das Reichsnotopfer und die sonstigen Abgaben gekommen, und da ist der reiche Mann aus der finanziellen Leiter immer weiter und weiter herunter gerutscht, bis er denn heute kaum das halbe Einkommen eines gut bezahlten Arbeiters hat. Wenn er 600—700 M. in der Woche hat, so hat er viel, und dabei stehen die Zwangsanleihe und Son stiges in Aussicht. Das Wort von den .reichen Leuten' in dem Sinne, in welchem es früher gatt, ist völlig hinfällig geworden. Dis Reichen sind nur reich an Steuern, aber nicht mehr an Ein nahmen.