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Netteste Zettung -e« Dezir»» Deranlworalcher Dedakkevr: Vaul Sebne. — Druck und Verlag- Earl Jehne in Dlvvol-lswalde. Freitag den 7. April 1922 88. Jahrgang Konto: Dresden 12S48. —me Nr. 83 Usl7sl Dieses Blast enihöN die amtlichen Dekannkmachmsg«» -er Amlshauplmannschast, -es Amtsgericht» un- -es Sta-trats zu Dippot-iswat-e Mertellährllch ^JMK-ohneZw- tragen. — Einzelne Dummem LS Pf. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 3. Vemelndeverbands-Girv Konto Ar. 3. Postscheck* Weiheritz-Zeitung Tageszeitung un» Anzetger siir DipM-iswalde, Schmiedeberg ».« Altliljk t>kk«Wt»chW. Der auffichtsbehördlich genehmigte n Afaedtr»r rar V-r>»rt»Nllar»or«1t>ave (Erhöhung der Anlieger- beiträge betr.) liegt 14 Tage lang zur Einsichtnahme im Rathause, Zimmer Nr. 14, aus. 8t»6lrr1 vlppolölrwülck», am 5. April 1922. Oertliches «nv Sächsisches . — Fürsorge für landwirtschaftliche Arbeitskräfte. Die Nachrichtenstelle der Staakskanzlei schreibt: Am 1. April haben die vom Landesamke für Arbeitervermitklung ange stellten Fürsorgerinnen für landwirtschaftliche Arbeitskräfte tn den Kreishauptmannschafken Dresden und Leipzig ihre Tätigkeit ausgenommen. Der Dienstsih der Fürsorgerinnen ist bei dem Zenlralarbeiksnachweis Dresden bezw. dem Städti schen Arbeitsamt Leipzig. Der Dienstbezirk Dresden umfaßt die ganze Kreishaupkmannschaft, der Dienstbezirk Leipzig den kreishaupkmannschafklichen Bezirk mit Ausnahme der Amts hauptmannschaft Rochlitz, deren Anschluß für die vorliegenden Aufgaben an den Bezirk der Kreishauptmannschafk Chemnitz vorgesehen ist. Boraussichtlich werden am 15. April auch in den übrigen Kreishauptmannschaften die Fürsorgerinnen ihre Arbeit aufnehmen können. Das Ziel der Fürsorgetätigkeit ist: in engster Zusammenarbeit mit den Arbeitsnachweisen, den Berufsverbänden der Landwirtschaft, sowie allen von Fall zu Fall in Frage kommenden Wohlfahrlseinrichkungen durch Prüfung der landwirtschaftlichen Arbeitsstellen und Ab stellung von Mängeln in bezug auf Unterkunfksverhältnisse, Berpflegung, Behandlung usw. eine laufende Betreuung landwirtschaftlicher einheimischer Arbeitskräfte einzurichken und durch allmähliche Ausgleichung der für deutsche Land arbeiter nicht geeigneten Bedingungen der Lebenshaltung an zeitgemäße berechtigte Forderungen ein beide Teile des land wirtschaftlichen Arbeitsverkrages befriedigendes, stetes Arbeitsverhältnis zu schaffen. Zeder Erfolg auf diesem Wege wird eine Minderung des Mangels an Arbeitskräften be deuten, unter dem die Landwirtschaft leidet, und somit dazu beitragen, die notwendige Ernährung der Dolksgesamtheit zu sichern. — Alle Fahrkarten lochen lasten! Nach einer Zeikungs- meldung werden vom 1. April an bei der Kontrolle alle Fahr karten, die nicht das Lochzeichen der Reiseantrittsstakion kragen, als ungültig behandelt. — Die von der Landesbrandversicherungsanstalk im Brandfalle zu zahlende Entschädigung beträgt mit Wirkung ab 15. März das 25 fache der Friedensversicherungssumme. Der Teuerungszuschlag beträgt also 2400 A. Bor dem 15. März festgesetzte Schädenvergütungen werden nur mit dem 18 fachen vergütet. Ml-Oberhäslich. Am Dienstag hielt der Frauenverein Reinholdshain im hiesigen Gasthofe einen recht gut besuchten Familienabend ab, der als wohlgelungen bezeichnet werden darf. Er wurde durch gemeinsamen Gesang und herzliche Begrüßungsworte des Herrn Superintendenten Michael ein- geleitet. Schulkinder und Jungfrauen trugen mit guter Be tonung verschiedene Gedichte vor, während der Jungfrauen verein und ein Chor von Schulkindern abwechselnd durch frischgesungene Volkslieder' erfreuten. Herr Pastor Mosen trug tonschön 2 Sätze für Cello vor, wozu ihn Frl. Hellriegel auf dem Harmonium verständnisvoll begleitete. Im Mittel punkte des Abends stand der Vortrag des Herrn Sup. Michael: „Die Frau, die Seele des Hauses". In seinen lebenswahren Ausführungen zeigte der Vortragende die ausschlaggebende Bedeutung der Frau für die Kindererziehung innerhalb der Familie und das ganze häusliche Glück, aber mit seinem Humor auch die Grenzen, die dem weiblichen Einflüsse gezogen sind oder doch gezogen sein sollten. Eine Geschenkverlosung er brachte 428,75 M., eine Sammlung zum Besten der eoang. Wolga-Deutschen 300 M.jj > — Großölsa. Am Donnerstag fand wiederum ein von der Lehrerschaft einberufener Elternabend statt, der sich mit der Mahl eines Elternrats befaßte. Nach Erläuterungen durch den Borsitzenden, Schulleiter Richler, über Zweck und Nutzen des Elternrats folgte die Abstimmung, die 70 Stimmen für und 18 gegen die Wahl ergab. Der Elternrat soll aus neun Mitgliedern bestehen. Es wurde ein Wahlausschuß gewählt. Beim Bericht über das neue Schuljahr gab der Borslhende ! bekannt, daß der schon lange gewünschte fünfte Lehrer vom Ministerium bewilligt wurde und Lehrer Matthäus sein Lehramt am 1. April niederlegte. Ab Ostern soll der neue Lehrplan der Neuzeit entsprechend ausgestellt und der Heimat- > Kunde, dem Zeichnen usw. mehr Beachtung geschenkt werden. In der Diskussion wurden verschiedene Wünsche vorgebrächk, denen die Lehrerschaft nachzukommen verspricht. Dresden. Wie verlautet, wird in Landtagskreisen eine neue Erhöhung der jetzt 30 000 M. betragenden Aufwands entschädigung für die Landtagsabgeordneken betrieben. Es ist damit zu rechnen, daß eine entsprechende Borlage noch vor dem Beginn der Osterferien im Landtage eingebracht wird. In Aussicht genommen ist eine Erhöhung der Aufwandsent schädigung um 1000 M. für den Sihungsmonat. — Neuer Kredit für die Bewirtschaftung der Staatsgüter. ' Eine am Mittwoch dem Landtage zugegangene Regierungs- Vorlage fordert die Ermächtigung der Regierung, zur Auf nahme eines Kredits von 6 Millionen Mark für die Bewirt- » schaftung der landwirtschaftlichen Betriebe des Wirtschafls- ! Ministeriums über die für den gleichen Zweck im Staatshaus- ! haltplan für 1922 schon eingesetzten 8 520 000 M. hinaus. ! Zur Deckung des im Hinblick auf die anhaltende Steigerung ! aller Preise als besonders dringlich bezeichneten Geldbedarfs ! sollen Darlehen bei den drei landwirtschaftlichen Instituten Sachsens unter hypothekarischer Beleihung der bewirtschaf teten Güter ausgenommen werden. — Nachdem der 1. Mai und der 9. November nach der Regierungsvorlage zu gesetzlichen Feiertagen bestimmt wor den sind, haben sich die Fraktionen der Deulschnationalen Bolkspartei und der Deutschen Bolkspartei entschlossen, einen Antrag einzureichen»: «Der Landtag wolle beschließen: Der Landtag wird aufgelöst!' Damit rufen die beiden Rechts parteien des Landtages die Wählerschaft des Landes zu einer Entscheidung auf. Die Borgänge am Mittwoch im Landtage bei der Berhandlung des Zustizetats beweisen aufs neue die Ilnhaltbarkeit der Verhältnisse in Sachsen. Die Kommu nisten hatten zuerst den Zustlzekat abgelehnt, erklärten aber einige Stunden später ihr Berhalten als einen Irrtum und be kundeten die Absicht, das Gehalt des Zustizministers bewilligen zu wollen, eine Erklärung, die geschäftsordnungsgemäß nicht angenommen werden konnte. — Tschechische Staatsangehörige bemühen sich tn letzter Zeit, in Dresden und anderwärts Grundstücke zu kaufen. Der hohe Kronenkurs reizt dazu. Verschiedentlich wurde die be hördliche Genehmigung versagt, in anderen Fällen ein Valuka- zuschlag verlangt. — 50 Meißner Zuchtschwelne werden am 3. Mai tn Meißen versteigert. — Weit über 1009L Dividende mehr als im Borjahre. Das Sachsenwerk Licht und Kraft Niedersedlitz bei Dresden zahlt für das abgelaufene Geschäftsjahr seinen Aktio nären nicht weniger als 14 080 000 M. Dividende (im Vor jahre 6 400 000 M.). Also weit über 100 A mehr! Die Tantiemen, Rücklagen, Abschreibungen usw. dürfen ebenfalls sehr erhebliche Summen betragen, so daß man sich ungefähr ein Bild machen kann von den Riesengewinnen dieses Merkes. Dohna. Einen bemerkenswerten Beschluß faßte der hie sige Gemeinderat. Danach sind zuziehende unverheiratete Personen gleich bei der Anmeldung zu verständigen, daß sie unter 10 Zähren keine Aussicht haben, eine Wohnung zu er langen, wenn die mißlichen Wohnungsverhältniste weiter an dauern. Pirna. Im .Pirnaer Anzeiger' lesen wir u. a.: Das kürzlich gefeierte Stiftungsfest des Männergesangvereins von Weißig erfreute sich eines guten Besuchs. Der gesang liche Teil des Programms wurde durch Tabakqualm sehr be einträchtigt: einige der Festteilnehmer hielten es sogar für angebracht, mit langen Pfeifen zu erscheinen. (Da fehlte nur noch der Schlafrock.) Leipzig. In den letzten Monaten verhafteten die deutschen Behörden an den Grenzen zahlreiche Reisende, die mit falschen Pässen ausreisen wollten. Trotzdem die Dienststellen die amtlichen Stempel nach geheimen Verabredungen oft ver änderten, wurden immer wieder Besitzer falscher Pässe er tappt, die die erst eben wieder eingeführten Aenderungen auf- wlesen. Die Festgenommenen verrieten nichts, sondern er klärten nur, daß ihnen ein unbekannter Berliner die Pässe für 1500 M. verkauft habe. Die politische Abteilung der Berliner Polizei entdeckte zufällig in einem Hause Neukölln einen regen Fremdenverkehr. Am Sonnabend nahm man dort alle Fremden fest und entdeckte bei allen falsche Pässe und amtliche Bescheinigungen aller Art. Sie stammten näm lich von einem .Generaldirektor' Hauser, der vor einem halben Zahre ohne einen Pfennig Geld aus dem Osten nach ! Berlin gekommen war. Durch einen Gummistempelarbeiter § hatte er sich Amksstempel und Formulare anfertigen lassen > und diese nun verkauft. Das Geschäft ging so gut, daß er I bald Agenten anstellte und eine Filiale In Charlottenburg er öffnete. Seine Vertreter erhielten 10?L der Einnahiyen, wo bei ihnen monatlich mindestens 20 000 M. garantiert wurden. Hauser ernannte sich bald zum Generaldirektor und eröffnete Zweigstellen in Leipzig, Düsseldorf, Hannover und Aachen. Er reiste nur Schlafwagen 1. Klasse und verhandelte mit den Provinzvertretern in den ersten Hotels. Bald hatte er auch Schwestergesellschafken in Brüssel, London, Paris, Warschau und Kopenhagen eingerichtet. Kuriere fuhren ununterbrochen hin und her, und ein besonderer Schuhdienst und ein Ueber- wachungsdezernat sorgte für Schuh vor Nachstellungen der Behörden. Als man Hauser feslnehmen wollte, war er ver reist, angeblich nach Leipzig. Die dortige Polizei verhaftete nun, wie das .Leipziger Tageblatt' meldet, die Leipziger Filialleiter und beschlagnahmte Geld, Dokumente und Stempel. Am Sonntag telephonierte Hauser aus Lichterfelde nach seiner Zentrale und fragte, warum ein verabredetes Signal nicht komme, zum Zeichen, daß alles in Ordnung sei. Ein Kriminalbeamter versuchte sich zu verstellen, aber Hauser hängte schnell ab. Als er am Montag jedoch auf seiner Bank erschien, um vor der Flucht sein Geld abzuheben, konnte er verhaftet werden. Es stehen noch zahlreiche Verhaftungen bevor. Schöneck. Mik 10 gegen 8 Stimmen beschloß der Skadt- gemeinderat, Bürgermeister vr. Lange in Anerkennung seiner Verdienste um die Stadt auf Lebenszeit zu wählen. Kirchberg. Ein für die Gemeinde Kirchberg denkwürdiger Tag war der 1. April, an dem die Eingemeindung von Kirch berg nach Lugau Tatsache wurde. Der feierliche AKI wurde im Saale des Heilmannschen Gasthofes in Kirchberg vollzogen. Erschienen waren die Gemeindevorstände Rauner, Kirchberg, und Knoth, Lugau, ferner Vertreter der beiden Ge meinderäte usw. Gesang und Begrüßung eröffneten die Feier, worauf die Verpflichtung der Kirchberger Gemeindeange- stellken erfolgte. Der Amtshauptmann verpflichtete den bis herigen Gemeindevorstand Rauner als Verwaltungslnspektor und 1. stellvertretenden Standesbeamten von Lugau. Er überbrachte die Glückwünsche der Amtshanptmannschaft und» zollte Gemeindevorstand Rauner anerkennende Morte für seine Tätigkeit. Anläßlich der Eingemeindung wurde an sämtliche Unterstützungsempfänger von Kirchberg und Lugau eine Festgabe von 20 M. je Kopf ausgezahlt. Die Ein wohnerzahl erhöht sich auf über 10 000. Schönheide. Etrafmaßnahmen sind gegen zwei hiesig« Hausbesitzer ergriffen worden, die trotz freistehender Woh nungen die ihnen zugewiesenen Obdachlosen des letzten Brandes nicht ausgenommen haben. Schneeberg. Hier gibt es zurzeit keine Erwerbslose« mehr. Oberwiesenthal. Der hiesige Stadlgemeinderat hat -i« Errichtung einer Zentralschule geplant. Ebersbrunn. Bei der Beratung des Haushalkplanes der Gemeinde sind 50 000 M. für das kommunale Beerdigungs wesen mit 8 gegen 5 Stimmen eingesetzt worden. Löbau. Der Bezirksausschuß der Amtshauptmannschast Löbau hat 60 000 M. als Beitrag zu den Kosten der Revl- bezw. Oberrealschule in Löbau zur Verfügung gestellt. Sächsischer Landtag. Als der Landtag am Mittwoch vormittag 11 Uhr zu seiner vorletzten Sitzung vor den Osterferien zusammentrat, ahnte der Tribünenbesucher noch »nicht, Satz die heutige Sitzung eine ver hängnisvolle Bedeutung für die sächsische Politik erhalten würde. Die Sitzung begann mit zurückgestellten Abstimmungen. Der Etat des Justizministeriums wurde mit den Stimmen der Bürgerlichen und der Kommunisten abgelehnt. Daraufhin wird morgen ein Ministerrat stattfinden, der über die durch diese Abstimmung ge schaffene Lage beraten wird. Es sind Stimmen vorhanden, die mit einem Rücktritt des Iustizministers rechnen, wenn er nicht von seiner Partei zum Bleiben veranlaßt wird. 3a, selbst die Frag« der Auslösung des Landtages ist in sichtbare Nähe gerückt. Warle» wir ab, was die folgenden Tage dem Volke in dieser Angelegen- Helt bescheren werden. Erlitt der Iustizminister im Landtage eine Niederlage, so konnte das-Wirtschaftsministerium mit der Stim mung im Hausx zufrieden sein. Der Etat des Wlrtschaflsminl- steriums wurde angenommen, wenn auch nur mit der üblichen «überaus großen Mehrheit der Linken' des Hauses. Zum dritten Male beschäftigte sich darauf das Haus mit der Feiertagsfrage. Eine ganze Äeonergarnitur hat sich auch heute wieder zum Work gemeldet. Abg. Wagner (D. V.) bezeichnete den 1. Mai als einen Tag des Klassenkampfes und den S. November als Tag der deutschen Geschichte. Einen solchen Tag zum Feiertag zu machen, sei für den, der sein Volk liebe, undenkbar. Auch der volkS- parkeiliche Abg. Blüher, dem man wegen seines Fernbleibens der letzten Landlagssitzung eine bezeichnende Stellungnahme für dl« Feiertage andichtete, gab auch heule seiner Meinung dahin Aus druck, daß zur Sache nichts mehr zu sagen sei. Der Elandpunk- der Deutschen Volksparkei sei aus früheren Beratungen gena« bekannt. Die Linke setzte sich wiederum für die Feiertag« mtt aller Energie ein. Die Abstimmung ergab dann auch del AnnahwD