Volltext Seite (XML)
Waterloo-Bahnhof In London. Täglich rönnen dme ^1200 Züge mit 140 000 Passagieren abgefertigt wen den. Der Bahnhof verfügt über die modernsten tech Nischen Einrichtungen. Der offiziellen Eröffnung de» Bahnhofes wohnte die englische Königin bei, da Köniz Georg erkrankt ist. Er leidet an einer heftigen Ev kältung, und man befürchtet, dah es sich um einer Grtppeanfall handelt. ** Beschlagnahm« der Kirchenschätze in Sowjetr«^ land. Die Schätze der Kirchen und Klater in Rutz sand werden gegenwärtig beschlagnahmt. Allein n einein Kloster in Nowgorod wurden Gold, Silber Brittanien im Werte von einer Million Goldrube Ungezogen. Zahlreiche Kirchen und Klöster wurde, von Diebesbanden geplündert. * Hindenburg im Allgäu. AuS Kempten im All gäu wird gemeldet, daß der Generalfeldmarschall vo, Hindenburg in diesem Frühjahr in einem Orte tr der Nähe von Kempten einige Zeit Aufenthalt neh, men werde. * * Tie kommend« Einheitsstenographie. Die in Staatsminifierium des Innern geführten Verhandlun gen über die Schaffung einer Einheitsstenographi, für ganz Deutschland stehen vor dem Abschluß. Dei aus Vertretern der Systeme Stolze-Schrey und Ga- belsberger bestehende Einigungsausschuß wird demnächf zusamme„treten, um dem Einheitsentwurf zuzusttin. men. In dieser Sitzung werden die langjährigen Kämpf, um das Einheitssystem abgeschlossen werden. * * Beschwörung Grnpens dnrch Spiritisten. Jr Berlin fand in einer Privatwohnung eine spiriti- stisv e Sitzung statt, in der durch ein Medium de> Falt Grupen, insbesondere das Verschwinden der Fra« Grusen, aufgeklärt werden sollte. Ter Versuch ip jedoch zunächst mißlungen. Die Berichte über die merk würdige Sitzung besagen nur, daß das Medium zu. sammenhanglose Vorstellungen ausgeplaudert habe, di« ?um Teil gewisse Aehnlichkeiten mit den Kleppelsdor- ser Ocrtlichkeiten hatten. Der dramatische Höhepunkt der Sitzung war, als das Medium einen Brunnen und darin Leichentelle sah. Wie dazu der Verteidiger Gru- Pens, Rechtsanwalt Tr. Poppe, bemerkte, habe ein Wassersucher schon früher einma? behauptet, daß er in einem Brunnen Leichenteile vermute. Die spiri tistischen Sitzungen sollen fortgesetzt werden. " Großfcii'r in einem englischen BesatznngSlager In den Barackenanlagen des englischen „American Instituts" in Köln-Riehl brach ein großer Brand aus, der durch den anhaltenden Wind eine große Aus dehnung annahm. Die englische Militärkirche hat durch das Feuer großen Schaden erlitten. Das englisch« Etappenblatt hebt in ihrem Bericht das aufopfernde Verhalten der Kölner Feuerwehr hervor. " Gefälschtes französisches Gel- im Rheinland. Im Rheinland sind seit einiger Zeit falsche Tausend- franksckeine im Umlauf. Die deutsche und franzö sische Polizei befassen sich eifrig mit der Angelegen heit und verfolgen gewisse Spuren, die nach Genf führen. In der Angelegenheit sind in Frankfurt be reits acht Personen verhaftet worden. * * Vatermor» eines 16 jährigen Mädchens. Die 16 jährige Käthe Knoll in Schwegenheim bei Ludwigs- Hasen vergiftete ihren Vater, den Maurer Georg Knoll, weil dieser ein Verhältnis des Mädchens mit kmem jungen Burschen nicht dulden wollte. * * Zwei Mörder verhaftet. Die Mörder des Ober landjägers Hensel aus Schlawe, die diesen bekannt lich bei ihrem Transport ins Gefängnis niederschossen, find verhaftet worden. Es handelt sich um die Brüder Valter und Paul Horn aus Leipzig-Volksmarsdorf. oeide haben die Tat eingestanden. Paul Horn hat drei, Walter Horn einen Schuß abgegeben. Die bei der Verhaftung noch bei ihnen vorgefundenen zwei Re volver haben sie bei einem Einbruch in Eilenburg i. Sa. erbeutet. , * * Selbstmord im Bergwerk. Auf der Zeche „Hol stein" in Dortmund machte ein Markenkontrolleur durck Sturz in einen Schacht seinem Leben ein Ende. Tei Beweggrund der Tat ist unbekannt. * * Die Aussperrung d«r bayerischen Metallarbeiter Die angekündigte Aussperrung der Metallarbeiter ir den Betrieben der bayerischen Metallindustrie ist nun mehr allgemein erfolgt. In Nürnberg trat sie tr sämtlichen Betrieben, die dem Verband bayerischer Ms tallindustrieller angehören, bereits in Kraft. Mit Aus nähme von drei kleinen Betrieben wurde sie auch ir Augsburg durchgeführt. — Die Mehrheit der Arbeite, in den Daimler-Werken bei Stuttgart hatte sich füi Annahme der 48-Stunden-Arbeit erklärt. Durch aus wärtige Streikposten wurden die Arbeiter am Betre ten des Werkes gehindert. Die Daimler-Werke lie> gen still. * * Tie Ursachen des Revakteurstreiks in Detmold Dem Feuilleton-Redakteur der ^Lippischen Tageszei tung" wurde durch die Verlagsleitung mitgeteilt, das er sich wegen „Vernachlässigung seines Dienstes" ali Fristlos entlassen betrachten müsse. Die Vermittelunk des politischen Redakteurs mit den Herren des Vor- standes und Aufsichtsrates blieb erfolglos, so daß sick die anderen Kollegen entschlossen, den Dienst nieder- zulegen. i ** Der Leipziger Zwischenfall ansgeklärt. Ter an- ' gebliche Ueberfall auf den französischen Konsulatssekre. tär Dubillon ist nunmehr völlig geklärt. Es hat sick ergeben, daß Dubillon nach dem Wortwechsel mit seb »er Begleiterin wiederholt versucht hat, sich diese, Dame doch wieder zu nähern. Bei diesem Versuch ist Dubillon von einem der Herren, die sich schützend der Dame angenommen hatten, beiseite gezogen wor den. Dieser Herr, ein Schwede, wurde von Dubillon In herausfordernder Weise zur Rede gestellt, und er wehrte sich daraufhin. " Rieseubrand in der Türkei. In Konstanti nopel zerstörte ein riesiges Schadenfeuer die neue« Anlagen der „Standard Oil Company" (amerikanisch« Oelfirma) am Bosporus. * Sommermuffs. Das Zubehör der modernen Frühllngs- kollette umfaßt nicht nur Hut, Schal und Schirm, sondern auch «,nen — Muff, der mit den anderen Toilettedingen harmonieren «uh. Diese Muffs für die warme Jahreszeit find natürlich frühlings- oder sommermäßtg ausgestatte». Das Material besteht «ms Samt oder Seide, die in den zartesten Tönen gehalten sind. And ln der Mitte leuchtet ein Strauß von Parmaveilchen. Bänder und Blumen ersehen die Federn und sonstigen Besähe des Winker- mukss. Solch ein .Sommermuff', so wird behauptet, verleiht dem einfachsten Kostüm eine besondere Eleganz. Die Muffs sind rund in Melonenform und werben verschwenderisch mit Blumen gar niert. Bei verschiedenen vornehmen Hochzeiten haben die Braut jungfern schon statt der sonst üblichen Buketts Sommermuffs ge tragen und damit viel Aufsehen erregt. * Der -kostbare' Brillant. Aus E-, einem kleinen Städtchen der Mark Brandenburg, wird das folgende hübsche Histörchen er zählt: Ein Bursche aus der Umgegend, seines Zeichens Fuhrmann, hatte feine kleinen Ersparnisse benutzt, um einen längst sehnsüchtig ins Auge gefaßten Plan zu verwirklichen: er fuhr nach Berlin. Als er zurüchkank, nahm natürlich das Erzählen kein Ende, und besonders fiel seinen Landsleuten ein haselnußgroßer .Brillant' ln der Krawatte des Helden auf. .Zst der echt?' fragten sie ihn. Da kam aber der Fuhrmann in Rage. .Na, det wollt ick dem Koofmich in de Friedrichstraße och seraten haben, dat er mich nlch um die zwelf March suffzig betriecht! Jawoll, zwelf March fuffzig kost der Steen!' * Der versteuerte Vorname. Der .Freiberger Anzeiger' schreibt: Seit das Reich durch die Vereinheitlichung des Steuer wesens den Gemeinden fast alle steuerlichen Einnahmequellen vor der Nase weggenommen hat, ist es eine der Hauptaufgaben der Stadtväter uno Gemeindeväter in den deutschen Lanoen, nach neuen Möglichkeiten der Besteuerung ihrer geplagten Mitbürger zu suchen. Der Gemeinderat von Kreischa ist dabei auf einen genialen Einfall gekommen. Er hat beschlossen, bei atzen neuge borenen Kindern, die mehr als zwei Vornamen bekommen, jeden weiteren Vornamen mit einer Steuer zu belegen. Da man sich von dieser Maßnahme einen Erfolg und damit auch Ertrag ver spricht, so scheint man daraus schließen zu dürfen, daß die guten Kreischaer dem Ehrgeiz huldigen, ihren Kindern eine endlose Kette von Namen anzuhängen, etwa der Art, wie es bei regierenden fürstlichen Häusern üblich ist, in denen kein unschuldiger Täufling ohne seine 20 Vornamen megkommk. Aber, wird dieser Ehrgeiz auch oer Not des Geldbeutels slandhalten, oder wird nicht der ganze Erfolg der neuen Steuererflndung des Gemeinderates von Kreischa der sein, daß künftig kein Krei chaer Säugling mehr als zwei Namen erhält? Der Beschluß er chewt also unvollständig. Einen greifbaren Zweck hätte er gewiß nur dann gehabt, wenn er durch einen anderen Beschluß dahin ergänzt worden wäre, daß künftig kein Kreischaer Kind weniger als 4 Vornamen haben darf. , Dann hätte man wenigstens mit sicheren Einnahmen aus der Be steuerung des dritten und des vierten Vornamens rechnen können. * Auf wlevlel verschiedene Arlen kann man einen Brief zu 2 M. frankieren? Diefe Frage hat einer, der die ihm durch den Eisenbahnerftreik auferlegte unfreiwillige Muße dazu benutzt hak, einer gründlichen Untersuchung unterzogen und kommt zu folgen dem Ergebnis: Es gibt gegenwärtig von 2 M. an abwärts ge rechnet 15 verschiedene Briefmarkensorten, mit deren Hilfe ein gewöhnlicher Brief innerhalb Deutschlands frankiert werden kann, mit der Marke zu 1,50 M. ergeben sich 27 Möglichkeiten, mit der zu 1,25 M. deren 7S, mit 1,20 M. kann man schon auf 114, mit der zu 1 M. gar 177 Möglichkeiten gewinnen. Kommt man aber an die 80-Pf.-Marke, so kann man ihn auf 476 Arten, mit der 75-Pf.-Marke auf 578, mit der zu 60 Pf. auf 756, mit der zu 50 Pf. auf 883 und mit der zu 40 Pf. gar auf 1306 ver schiedene Arten frankieren. Von 30 Pf. an sinkt die Zahl der Möglichkeiten auf 730, bei 25 Pf. auf 364, bei 15 Pf. auf 133, bei 10 Pf. auf 20, während man mit Hilfe dec 5-Pf.-Marke nur eine einzige Möglichkeit hat, nämlich 40 Marken aus den Brief zu kleben, was ja boshafte Menschen — die ehrlichste Freude ist bekanntlich die Schadenfreude — schon wiederholt ausgeführt haben sollen. 3m ganzen aber ergeben sich mit unseren zurzeit geltenden Birefmarkensorten zu 200, 150, 125, 120, 100, 80, 75, 60, 50, 40, 30, 25, 15, 10 und 5 Pf. nichk weniger als 5601 Möglichkeiten zur Frankierung eines einfachen Briefes innerhalb Deutschlands. Und wenn man vollends noch die Zahl der Möglich keiten ausrechnen wollte, die sich ergibt, wenn man die verschie denen Arten von Marken noch innerhalb der Gruppe variiert, so dürste wohl leicht eine sechsstellige Zahl herauskommen. Kleine Nachrichten. j " Der ehemals regierende Fürst Leopold IV. zur Lippe hat sich mit der Prinzessin Anna zur Lippe-Wetßenfetd, Prinzessin zu Isenburg und Büdingen in Büdingen auf Schloß Notenburg an der Fulda verlobt. " Zwischen Walsum uno Hamborn wurde ein deutscher Polizist von einem Agenten des belgischen Sicherheitsdien stes niedergeschossen. * Der Aetna ist seit einigen Tagen in Tätigkeit. ?lb und zu schleudert er vulkanische Schlammassen von über 300 Meter aus dem Krater. . * Die Krankheit, an der Lenin leidet, soll Krebs sein. Der berühmte Bildhauer Zochi, Schöpfer des Dante- Dcnlmals in Trient und zahlreicher anderer Monumente, ist im Alter von 70 Jahren gestorben. . * Der gesamte Redaktionsstab (5 Mann) der deutsch» ! nationalen „Lippischen Tageszeitung" ist wegen Differen zen mit dem Vorstand und Aufsichtsrat in den Streit getreten. f Gerichtssaar. ! 7^ Unerlaubtes Notgeld. Ein interessanter Pro- zeß führte die Häupter der bayerischen Gemeinde Sollnhosen in Balzern vor Gericht. Die Gemeind« bat im vorieen Jahr Notgeld heransgegeben, ohm staatliche Genehmigung einznholen, und hatte von die sem Gelde für 12 600 Mark in Umlauf gebracht. Du Strafkammer verurteilte den Bürgermeister und ach Gemeinderäte wegen Vergehens gezen das Reichsbank gesetz zu je 126 000 Mark Geldstrafe oder ein Jahi Gefängnis. Das Urteil in dem Prozeß gegen den Schlosser Adalbert Arndt und den Stud.-Jng. Arthur Schneider, die wegen Erschießung zweier Galizier in den Märztagen 1919 vor den Geschworenen in Berlin standen, lautet« auf eine Gesamtstrafe von je anderthalb Jahren Zuchthaus. Volkswirtschaft. ' H Saatenftandsbericht des Deutschen Landwirt- schaftsrats. Die Saatcnsdandsberichterstatter bekunden ziemlich übereinstimmend, daß in diesem Jahre di« Aussichten im großen und ganzen ungünstige, sind als im Vorjahre. Der Stand der Wintersaaten bei Weizen und Roggen kann als eben mittelmäßig bezeichnet werden, insbesondere scheinen die spätge- säten Schläge gegenüber den frühgesäten zurückzu- slehen. Sehr schlecht ist der Stand des Winterraps in vielen Gegenden sind die Winterrapsschläge voll ! kommen erfroren. Der Umfang der Auswinterung ' läßt sich zurzeit noch nicht vollkommen übersehen < jedenfalls ist er örtlich sehr verschieden. Im allgemei- nen scheinen die Saaten verhältnismäßig gut den Fros im Winter überstanden zu haben. Die Nachtfröste in März dagegen haben wohl an mehreren Stellen Scha- j den angerichtet. Die Vegetation entwickelt sich in die sem Jahre wesentlich später als im vorigen Jahre ' Ein großer Mangel an Arbeitskräften macht sich ir den Betrieben bemerkbar, die auf unverheiratet, ' Knechte und Mägde angewiesen sind. H Die " : u «n die Sutent« Abgesehen von den auf Grund des Waffenstillstand» Vertrages abzuliefernden 5000 Lokomotiven und 150 00t Eisenbahnwagen, die bis auf wenige Teile übergebe» sind, hat Deutschland gemäß Artikel 238 des Versailler Vertrages bis zum 28. Februar 1922 abgelieferv An Belgien 16 267, an Frankreich 7361, an RumS nien 2003, an Serbien 277, an Italien 160, tnSg» samt 26 076 Eisenbahnwagen. H Vertin, 23. März. (Börse.) An der Börse war dft Note der Reparationsrommission das Tagesgespräch. Ma« hält die glatte Ablehnung der Ententeforderungen für selbst, verständlich. In Devisen und Dollar (im freien Verkehr 334 hatte die Note eine neue große AufwärtSbew^ung zur Folge Der Dollar hat fetzt den höchsten Stand vom vorigen Iah« überschritten. Aber die Effektenbörse folgt dem Dollar schor lange nicht mehr. Man verfolgt die Äustvärtsbewegung vo« Dollar und Devisen im Gegenteil sogar schon längst mV wachsender Besorgnis. Natürlich war die Tendenz der BörH auf die Neparationsnote hin gedrückt. H Berlin, 23. März. (Warenmarkt.) Amtlich« Notierungen für 50 Kilo ab Stationen: Weizen Märkische« 805—810. Roggen Märkischer 602—612, Pommerscher 594 bis 610, Mecklenburgischer 604. Sommergerste 690—710: Hafer Märkischer 600—610, Pommerscher 590—600. Matt März-Avril 540—553. Weizenmehl (100 Kilo) 1920 bU 2060. Roggenmehl (100 Kilo) 1350—1470. Weizenklei« 440—455. Raps 1055—1070. Biktoriaerbsen 660—880. Kleine Speiseerbsen 560—590. Futtererbsen 550—560. Ackerbohnen 600—620: Seradella -1200-1300. Rapskuchen 480—492. — Heu und Stroh. Großhandelspreise für 50 Kilo ab Station: Drahtgepreßtes Roggen- und Weizen stroh 68—76, drahtgepreßtes Haferstroh 72—79, bindfaden- gepreßtes Roggen-- und Weizenstroh 61—67, loses und g» bündeltes Krummstroh 44—50, Häcksel 82—86, handels übliches Heu 170—187, gutes Heu 190—216 Mark. l Scherz und Ernst. Ä tk. DaS Testament eines Sonderlings. In NlzP starb ein reicher Holländer namens Kips, der die Stadl zur Universalerbin seines Vermögens, das auf ein, Million Francs geschätzt wird, eingesetzt hatte. Dal Testament enthielt die Bestimmung, daß der aus 3t Mitgliedern bestehende Nat der Stadt gehalten sei» sollte, in nicht mehr und nicht weniger als 20 Lan dauern dem Leichenzug zu folgen. Nach der Beerdi gung sollten sich die Stadträte im ersten Hotel z» Nizza zu einem Frühstück versammeln, für das de» Erblasser, der bei der Abfassung des Testaments vo» der kommenden Teuerung noch keine Ahnung hatte haben können, den Preis von 15 Francs für das Ge deck ausgesetzt hatte. Die Stadt war ferner verpflich tet, für den Verstorbenen ein prächtiges Mausoleum zu erbauen, in das die Leiche jetzt überführt worde» ist. Der Feier wohnten denn auch die sämtliche» Stadträte mit dem Hilfspersonal in den vorgeschriebe. nen 20 Wagen bei, und in Erfüllung der Vorschrift Les Testaments versammelten sie sich dann zu dem Frühstück, das trotz der bescheidenen Preisfestsetzung eine üppige Speisenfolge aufwies, und bei dem auch Ler Champagner nicht gespart wurde. . Der Herrenreiter. Roman von Robert Misch. ^i^.^ (ö. Fortsetzung.) Zwei Helle, blinkende Tränen liefen ihr langsam über die Wangen. Wie durch einen Nebel sah er oaS alles vor sich. „Nun ja — e- ist au». Niemand kann mir helfen — du auch nickt." „Dietrich — ich haoe doch mein Vermögen. Da» wird doch reichen." „Haha" — er lachte bitter — „glaubst du, daß tch das annehmen kann'? Ach nein, mein gutes Kind, — das tut der Dietrich nicht. .. wenn er auch el» wortbrüchiger Schuft ist." , „Dietrich, bitte - sag' das nicht! Tu hast dich fortreißen lassen... Ich werde dir Helsen, der »ater wird dir helfen..." j „Er wird es nicht tun — und ich will auch nicht." „Ist es denn — so — so viel'?" fragte sie zag haft. „Na. jedenfalls mehr als dein kleines Vermögen. Sonst würde ich ia nicht gleich daS Aeußerste . . ES würate ibn in der Kehle — es war stärker als er. . . In faks«na«lakem Kammer erstickte er sein wilde« Schlugen in leinen Armen, die ausgebreitek auf v-r Tischplatte laaen. Sie fubr ihm sankt über den Kaps, die Stirne: er fübste ibre weichen, warmen Hönde. „So fasse dich dach! — Latz uns nachdenken . . - «L wird ia alles noch gut werden." „Nicht? kann ant werden. Ali"? ist au». Und ich wiN anch so nicht mehr leben" Plötzlich lag kie vor ibm. flehend, schluchzend, den Kopf an seine Knie geschmiegt: „Dietrich, Dietrich — dann ist auch für mich alle» aus. Mir zuliebe, wenn du es schon deinem alte» Vater nntun willst. . .!" Er starrte kie an — ungläubig, verwundert — und dann lag sie in seinen Ärm"n Gr killte ihr die Tränen fort. ES war wie ein Rausch, aus dem er Plödttch erwarte. Mit bitterem, grellen Lachen fliest er sie von sich. , „Tn Gute — du Eln-iae! Du hast dick und dein kleines Herzcken verschwendet, an eln-n elenden Kerl, der nicht wert ist. daß ibn dl? Sonne bescheint." „Du wirst's wieder gut machen . . . alles wlrd noch aut werden." „Ia. wie denn? Ick sehe keinen Ausweg. Und wenn ich an Vater denke —" „Ich werde zu ihm aeben — gleich setzt! — Ve» sprich mir. daß du hier bleibst — ganz still, ohne dich zu rühren!" Er überließ ihr willenlos die Hand, spürte de» warmen Druck der ihren . . . Dann war sie verschwunden — wie ein schön« Traum... Zerbrochen, müde, regungslos wartete er — war tete . . . auf sein Urteil — und doch dämmerte «D wie eine leise Hoffnung in ihm auf. !