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zu beginnen, die 1890 veröffentlicht wurde und in unserer heutigen Aufführung erklingt. In der „Dritten" zeigt sich deutlich das ganz eigene Verhältnis Bruckners zu Wagner. Obwohl es in der Sinfonie reichlich „wagnert", kann man in gar keinem Falle von Epigonentum, Abhängigkeit, höchstens von einer musikalischen Geistesverwandtschaft sprechen. Immerhin hat Bruckner ja die instrumentatorischen und har monischen Errungenschaften Wagners auf die Gattung der Sinfonie übertragen. Am Beginn des ersten Satzes steht — vor dunklem Streicher hintergrund — ein sich zu kraftvoller Männlichkeit steigern des frompetenthema, dem ein zweites gesanglich-idyllisches Thema folgt. Heroisch, in Oktaven, schreitet das dritte Thema einher. Daneben wird ein Zitat aus der d-Moll-Messe wichtig, das Bruckner noch einmal in seiner letzten, unvoll endet gebliebenen, neunten Sinfonie einsetzte, ein Um stand, der ein bezeichnendes Licht auf die innige, gefühls mäßige Katholizität des Komponisten wirft. Dennoch ist die ser Satz nicht etwa so „christianisiert", daß nicht auch aus gesprochen heidnische, naturhaft-schwärmerische Elemente Eingang finden konnten. Im Gedenken an den Geburtstag seiner Mutter schrieb der Meister den zweiten Satz mit seiner überwiegend elegischen Stimmung der drei Themen (im vollen Streichersatz das erste, in den Bratschen das zweite, geheimnisvoll-verklärt wirkt das dritte). Wie im ersten Satz kommt es auch im lang samen Teil der Sinfonie zu ausgesprochenen dramatischen Ausbrüchen. Das Scherzo ist zweifellos von einem österreichischen Bauerntanz beeinflußt worden. Aus spielerischen Geigen figuren und dem Pizzicato der Bässe entfaltet sich das ein gängige Hauptthema, das an das Hauptthema des ersten Satzes erinnert. Anmutig ist der Kontrast, den das Trio bie tet, das ebenfalls der österreichischen Volksmusik verpflich tet ist. Das Finale wird mit einem monumentalen Bläserthema ein geleitet. Das folgende gesangliche Doppelthema (als Choral in den Bläsern, tänzerisch-beschwingt in den Streichern) deutete Bruckner selbst: „So ist das Leben. Die Polka be deutet den Humor und den Frohsinn in der Weit — der Choral das Traurige, Schmerzliche in ihr." Doch alles Schmerzliche ist am Ende der Sinfonie überwunden (ein drittes kämpferisches Oktaventhema trägt dazu bei). Sieg haft-strahlend erklingt zum Ausklang des Werkes das Hauptthema des ersten Satzes, gleichsam als optimistisches Bekenntnis zum Leben. Dr. Dieter Hartwig XIX BERG- UND HÜTTENMÄNNISCHER TAG KONZERT dER DRESDNER PHILHARMONIE Dirigent: Kurt Masur, Dresden Solistin: Elfrun Gabriel, Klavier, Leipzig 111/11/2 Kß 533 68 £45 0,850 Dienstag, den 2. Juli 1968, 20 Uhr Kreiskulturhaus „TIVOLI" Freiberg, KülzstraSe